Erst "aha-Erlebnis" und dann Gedankenwirrwarr

Austausch persönlicher Erfahrung mit der Depression/Psychose vor und nach der Geburt

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susi69

Erst "aha-Erlebnis" und dann Gedankenwirrwarr

Beitrag von susi69 »

Hallo Mädels,

ich will Euch nicht immer mit meinen Sorgen belasten, aber es muß jetzt mal sein.

War doch gestern bei meinem Thera. Gestern Abend hatte ich dann nach einigen Ãœberlegungen, die ich aus der Therapie mitgenommen ahbe, wie ein "aha-Erlebnis", nachdem es mir richtig blendend ging.
Ich glaubte zu wissen, warum die negativen ZG gekommen sind.
Ich hatte doch im Urlaub den Ausbruch der Angststörung, der den Ursprung jetzt nicht durch den Kleinen hat. In dieser extremen Angstphase sagte ich zu meinem Mann, daß wir doch sollten noch ein Kind haben (hatte vor dieser Krise immer gezweifelt - Kind ja oder nein und! sogar vor diesem Urlaub mit 2. Kind so gut wie abgeschlossen). Ich hatte mich dann die ganze Zeit da (im Urlaub) in diesen Gedanken mit dem 2. Kind hineingesteigert. Bums am nächsten Tag waren die ZG (erst gg. alle Menschen - nur nicht gg. meinen Mann - und dann ausschl. gg. mein Kind).

Da kam mir gestern wie gesagt die Ereleuchtung - vielleicht will ich ja unbewußt kein 2. Kind, schiebe es nurn wie ein "Vorwand" vor mich her. Mein Unterbewußtsein hat mich mit den ZG aufmerksam gemacht - STOPP! Vielleicht braucht mein 1. Kind die volle Aufmerksamkeit, vielleicht ahnt mein Unterbewußtsein hier kommt noch was, er wird noch Deine volle Kraft brauchen - weil er mal krank wird, vielleicht würde das unserer Familie nicht gut tun, vielleicht würde bei der 2. Schwangerschaft was schlimmes passieren oder das 2. Kind wäre behindert, vielleicht will ich nicht wirklich ein 2. Kind, weil ich froh bin, daß der 1. aus dem Gröbsten raus ist, dann habe ich wieder mehr Zeit für mein Leben. Dazu muß ich sagen, daß ich eh sehr spät das Kind bekommen ahbe und aus dem Grund, weil ich mich einfach nicht bereit gefühlt habe, meine Freiheit haben wollte, etc.. Ohne Kind wollte ich nicht leben, aber bin jetzt nicht die Mutter, wie es vielleicht andere sind. Am Ende wäre ich nicht in der Lage 2 Kinder optimal zu versorgen, gerecht zu behandeln oder genügend Liebe für 2 zu geben - wie auch immer. Ich bin auch mal froh, wenn der Kleine mal eine Weile außer Haus ist, damit ich auch mal "abhängen" oder meinen Kram machen kann. Aber bitte nicht falsch verstehen, ich möchte den Kleinen nicht mehr hergeben. Das ist mein Schatz! Vieleicht wollte es mir auch sagen ein 2. Kind ja, aber nicht mit diesem Mann? (weil gg. ihn nichts gerichtet war)

negative ZG = ich "töte" (sinnbildlich) das gute Verhältnis zu meinem 1. Kind, bzw. das gute Weiterkommen oder Zuneigung zum 1. Kind, wenn noch ein 2. kommen sollte

UND!!! Es kann auch Einbildung sein, aber die Zweifel und die ZG waren wie weggeblasen. Ich hatte auch seit langem wieder mal das gefühl - es paßt. OK das mit der Angst hat wie gesagt einen anderen Ursprung, aber eben durch die ZG wurde sie verstärkt.

ABER!!!

Heute morgen, ich mache meine Arbeit.... kommt mir der Gedanke, wenn diese Theorie nun nicht stimmt? Ich wollte immer nie ein Einzelkind haben, weil ich selbst eines bin und das meinem Sohn nicht "antun" wollte. Diese ewige Einsamkeit, etc. Dazu muß ich sagen, daß ich zur Zeit komische Empfindungen ggüber schwangeren habe. Total neidvoll und da kam es in mir hoch, was wenn ich jetzt kein 2. Kind bekomme und dann nicht darüberhinweg komme und mein Leben dadurch total aus den Fugen gerät. Ich mal wie eine durchgeknallte keine Kinder mehr anschauen kann, alle KInder und Schwangeren hasse und vielelicht böses anstelle? oder weil ich es gedanklich nicht schaffe mich selbst von der Bildfläche lösche........ Vielelicht sind diese Empfindungen auch nur der Neid wie bei einem kleinen Mädchen - ich will das auch haben und bekomme es nicht! Weil ich es nicht kann, nicht über meinen Schatten springen kann oder sonstiges...
Noch was - Seit Ausbruch der Krise war bei mir bei dem Gedanken an eine Schwangerschaft wohlig ums Herz. Ich dachte-ach ja schwanger - toll. Ein 2. Würmchen. Da wird alles besser (ich meine mit der Krise, bzw. Krankheit).

Jetzt sitzte ich hier mit meinem Gedankenwirrwarr und natürlich wieder totale Panik und Zweifel und, und.......

Was meint Ihr dazu? Nach was siehts für Euch aus?

Danke wieder mal fürs Zuhören. Ich brauche Euch jetzt - mein Thera ist doch 3 Wochen nicht da :cry:

Hat die Therapie schon etwas ausgelöst? Sieht das dann so aus, wie ich es jetzt erlebt habe?

DAnke, danke, danke Eure Susi

PS. Oder ist es doch die Übersorge um mein einziges Kind, daß sich bei einem 2. Kind "verteilen" würde? :?
Zuletzt geändert von susi69 am 08:02:2006 15:54, insgesamt 1-mal geändert.
valentina

Beitrag von valentina »

:) Liebe Susi
Ich glaube, was du jetzt brauchst, ist Zeit. Du darfst dich im Moment zu keiner Antwort drängen, weil du sie ja einfach nicht kennst. Du bist dir überhaupt nicht sicher. Das Alter der gebärenden Frauen steigt ja laut Statistik sowieso. Du kannst dir Zeit lassen mit deiner Entscheidung. Ich denke, wenn du wirklich aus vollstem Herzen noch ein zweites Kind haben willst, merkst du das . Da gibt es kein Wenn und kein Aber. Wenn das Kind erst da ist, hat man die Verantwortung für lange Zeit, und das muss man wirklich wollen. Ich würde mich nicht von Dingen wie dem Alter oder dass dein Kind kein Einzelkind bleiben so unter Druck bringen lassen. Es gibt sehr glückliche Einzelkinder! Villeicht spürst du in einem Jahr wirklich einen dringenden Kinderwunsch, vielleicht auch in einem halben Jahr, und vielleicht auch nie mehr.Es muss einfach stimmen, und zwar für dich! :) Ich hoffe, dass ich dir ein wenig helfen konnte. Alles Liebe! :!: Valentina
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Marika
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Beitrag von Marika »

Hallo Susi!

Heute kann ich dir leider nicht helfen, weil es mir im Moment haargenau gleich geht - willkommen im Club also!!!

Auch ich hatte vor kurzem so ein AH-HA Erlbniss bzgl. meiner ZG und ich habe mich total gut gefühlt. War mir ja sicher, dass ich ZG nur habe, weil ich einfach will, das ja nix meinem Noah geschiet und deshalb kontrolliere ich mich mit ZG immer wieder selber, ob ich noch Angst habe, also noch keine Bestie geworden bin - darauf verschwanden sie auch. Mein Therapeut sieht das auch so. Ich wachte Morgens schon mit einem Lächeln auf und es fühlte sich an, als ob dieser große schwarze Schatten auf meiner Seele nie da war. Aber seit gestern Nachmittag - pengggg - lieg ich wieder auf der Schnauze und montiere in Gedanken an meiner Theorie so lange rum, bis ich sie anzweifel. Apropo: Weißt du, dass man jede Zwangserkrankung auch die "Zeiflerkrankheit" nennt? ... wie wahr, wie wahr.....

Ich verstehe auch nicht, was da grad in mir vorgeht. Warum ich jetzt alles wieder anzweifle, was mir ja auch in der Therapie gesagt wird. Es ist zum Mäuse melken - wir wissen alles und können es trotzdem nicht recht glauben. Ich sags dir, ich war gestern frustriert, wütend, traurig und hatte wieder Schuldgefühle. Dabei glaubte ich schon, einen Wendepunkt erreicht zu haben... na, das wars wohl noch nicht...

Hoffe, wir bekommen vielleicht doch noch eine Antwort auf unser Gedankenkarusell. Bis dahin zitiere ich jetzt einfach mal meinen Vater: "Ist das Leben noch so trübe - immer hoch die Gelbe Rübe" Also Kopf hoch, ich versuchs auch!

Liebe Grüße von
Liebe Grüße von
Marika

Diagnose:
schwere PPD 2005
heute völlig beschwerdefrei mit 10 mg Cipralex
snoopy

Beitrag von snoopy »

Liebe susi69!
Was in dir momentan vorgeht kann ich dir sehr gut nachempfinden. Ich will dir kurz erzählen wie das mit unserem 2, Kind war.
Nachdem der Juli 2001 im Januar auf die Welt kam war ich erst mal froh die Schwangerschaft überstanden zu haben und dachte mir damals schlimmer kann es nicht mehr kommen, dann begann es mit meinen "Zuständen" , Juli schlief nicht , Juli aß nicht, Juli entwickelte sich nicht so schnell wie er sollte, ich war nur noch fertig, gestreßt und verunsichert. Nach seinem 1.Geburtstag kamen die ersten Fragen vom Umfeld, Na wie siehts denn mit einem Geschwisterchen aus ???
Für uns eigentlich noch lange kein Thema aber es arbeitete in mir. Außerdem war ich dann in einer MuKi Gruppe wo lauter Geschwisterkinder mit meist nur 1 Jahr Abstand waren. Ich fühlte mich zu dieser Zeit überhaupt nicht in der Lage ein 2. Kind zu bekommen. Physisch noch psychisch. Aber was bin ich für eine Rabenmutter wenn ich
es nicht mal schaffe ein zweites Kind zu bekommen. Ich fühlte mich so mies. Jedesmal wenn ich eine Mutter mit 2 Kindern sah fühlte ich mich als totale Versagerin.Es war auch ständig Thema dann mit meinem Mann. Wir bzw.mehr ich überlegte hin und her und je nach Tagesverfassung beschloß ich dann wir bekommen doch kein Kind mehr der Juli reicht ,vor allem weil es mir eh so schlecht geht. 3 Tage später wenns wieder besser ging eröffnete ich ihm daß wir doch noch eins kriegen sollten aber erst in einem Jahr, und so ging das die ganze Zeit dahin bis ins Frühjahr 2004 wo es mir sehr sehr schlecht ging und ich komplett mit dem Thema Kind abschloß weil ich damals froh war den Zeitpunkt zu erreichen meinen Alltag mit einem Kind zu meistern und wieder zu arbeiten. Im August ging es mir nach einer Auszeit vom Beruf wieder einigermaßen gut und wir fuhren nach Italien in Urlaub .Anfang September am 1.Arbeitstag auf den ich mich riesig freute machte ich einen SS-Test da ich überfällig war und er war positiv. Ich wußte nicht sollte ich lachen oder weinen. Ich suchte mir sofort in den nächsten Tagen eine Hebamme und einen neuen FA um mich zu wappnen für alle Eventalitäten die auftreten könnten und dachte mir egal wies kommt jetzt muß ich sowieso durch. Mich verfolgten auch sämtlich Horrorvisionen daß ich bei der Entbindung sterbe wenn ich es überhaupt soweit schaffe, denn vorher gibt es ja schon soviele Gefahren und dann hat der Julian keine Mama mehr. Jetzt kamen die Schuldgefühle warum ich mit einem Kind nicht zufrieden sein konnte und und und....
Die Schwangerschaft verlief ohne Komlikationen außer den Komplikationen in meinem Hirn die mal stärker mal schwächer da waren , auch mit den PA gings einigermaßen gut. Die Entbindung war ganz OK.
In der Klinik kamen auch schon die ZG wieder aber ich hatte es einigermaßen im Griff. Dann waren die Ängste daß ich im Wochenbett verblute, sah mich schon am Boden liegen usw. .Die nächsten Wochen gings mir dann recht gut bis zum Abstillen dann war Hormonchaos pur
und seit Oktober sitz ich wieder ziemlich unten. AAAAAABER!
Wenn ich den Luca sehe geht mir das Herz auf und ich weiß für wen ich das alles wieder in Kauf nehme und möchte ihn KEINE Minute mißen.
Außer dem habe ich mir damit selbst bewiesen daß ich was ich nie für
möglich gehalten habe geschafft habe .Ich habe mich meinen Ängsten wiedersetz und meine ärgsten Befürchtungen sind nicht eingetreten. Der Juli freut sich total über sein Brüderchen und ich bin sooo
stolz auf mich.
Ich hoffe ich konnte dir ein bisschen weiterhelfen mit meiner Geschichte.
Liebe Grüße snoopy
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