Angstzustände/Panikattacken/Zwangsgedanen...

Austausch persönlicher Erfahrung mit der Depression/Psychose vor und nach der Geburt

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viva12

Angstzustände/Panikattacken/Zwangsgedanen...

Beitrag von viva12 »

Liebe Leute,

ich bin sehr froh, dass ich euch gefunden habe, ich fühle mich nicht mehr so allein!!!

Ich denke immer wieder, warum habe ich sowas? Womit habe ich das verdient, habe doch nichts schlimmes getan? Warum muss ich so leiden?

Während der Schwangerschaft habe ich keine Medis genommen, habe schon gedacht, dass ich die Krankheit besiegt habe....aber seit der Geburt meines Sohnes (4 Monate) habe ich starke Panikattacken und Zwangsgedanken. So schlimm war das noch nie!!!

Besonders schlimm ist es, wenn ich Nachts eine Panikattacke bekomme, ich weiß nicht wie ich mich beruhigen soll... Möchte am liebsten weglaufen/schreien... Hat das jemand gehabt?

Habe nach der Geburt mit Cipralex 10mg angefangen, da es nicht besser wurde habe ich auf 20mg erhöht... aber es wird nicht besser.

Da ich stille würde ich ungern auf 30mg erhöhen.

Welches Medikament würdet ihr mir empfehlen? Meine Ärztin sagt abstillen! Aber das möchte ich noch nicht...

Warum ist das so schlimm nach der Geburt? Sind das die Hormone?

Alles Liebe
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Marika
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Beitrag von Marika »

Hallo du,

schön, dass du hier bist und dich uns anvertraut hast.

Ich hatte auch ganz schreckliche ZG und Panikattacken - Nachts war es immer am schlimmsten.

Cipralex habe ich damals auch bekommen und tatsächlich erst bei einer Dosis von 30 mg verschwanden die ZG. ABER: ganz wichtig ist und bleibt eine VERHALTENSTHERAPIE, hast du da was im Auge? Du mußt nämlich aktiv lernen nicht mehr zwanghaft zu denken und dazu brauchst du einen guten Therapeuten. Ich habe insgesamt 2,5 Jahre VT hinter mir. Das war für mich genau so wichtig, wie das AD.

Die Fragen "warum ich, was habe ich den getan" sind verständlich, hatte ich anfangs auch. Nur sie bringen dir rein gar nix - davon kannst du dich aber lösen in einer guten Therapie.

Sehr lesenswert: "Der Kobold im Kopf - die Zähmung der Zwangsgedanken" von Lee Baer. Da wird genau erklärt as ZG sind, woher sie kommen und Übungen sind auch drinn. Über www.amazon.de kannst du es bestellen.

Cipralex ist generell wie alle anderen SSRI`s ein sehr gutes AD gegen ZG - da liegst du also richtig.

Sag mal, gibt es etwas dass sich seit der Einnahme von Cipralex verbessert hat? Evlt. müßtest du tatsächlich auf 30 mg gehen - bzw. Therapie ist halt enorm wichtig - mit AD alleine wirds schwierig!
Liebe Grüße von
Marika

Diagnose:
schwere PPD 2005
heute völlig beschwerdefrei mit 10 mg Cipralex
viva12

Beitrag von viva12 »

Liebe Marika,

vielen Dank für deine schnelle Antwort!

Es ist so, dass ich ca. 2 Wochen nach der Geburt starke ZG bekommen habe, konnte nichts essen/trinken, habe nur geschwitz, war sehr schwach, habe 5 kg abgenommen. Habe sofort Cipralex 10 mg eingenommen, der Zustand hat sich etwas verbessert, ich konnte wieder etwas essen/trinken, mehr nicht, die ZG waren trotzdem da. Habe die Dosis auf 20 mg erhöht, dann habe ich leichte Verbesserung bei den Zwängen verspürt, dafür habe starke Panikattacken bekommen. Seit ca. 2 Wochen haben sich die ZG wieder angekündigt, das ist ein Teufelskreis, man kommt da nicht raus :twisted:

Nächsten Mittwoch habe ich einen Termin bei meiner Psychiaterin, hoffe das sie mir weiter helfen kann :oops:

Ich würde sehr gerne noch stillen und bei einer Dosis von 30mg bin ich mir nicht sicher!!!

Wenn es nicht besser wird, dann gehe ich freiwillig in die Klinik, habe keine andere Möglichkeit... :roll:

Nimmst du noch Medikamente ein?
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Marika
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Beitrag von Marika »

Hallo,

es ist Anfangs oft so, dass die ZG trotz AD noch sehr mächtig sind, die Erkrankung verläuft in der ersten Zeit tatsächlich in Wellen. Also Hochs und Tiefs wechseln sich ab. Die Panikattacken kommen wohl von den ZG - bzw. kann dein Psychiaterin das dann nochmal besser abschätzen, ob du mit Cipralex rauf mußt. Es geht leider auch nicht so schnell, gerade mit ZG hast du leider einen längeren Weg vor dir. Aber es lohnt sich ihn zu gehen, denn mich hat das Auseinander Setzen mit den ZG in der Therapie auch zu einem Auseinandersetzen mit MIR SELBER geführt.

Ich habe genau das gleiche Grauen wie du erlebt - es ist jetzt 7 Jahre her, mein Sohnemann ist also schon "groß" und hat gerade die erste Klasse Volksschule schon fast hinter sich. Bei mir fing alles 5 Wochen nach der Geburt an - genau wie bei dir konnte ich nicht mehr essen, nahm ab, hatte schreckliche Albträume und dann die ZG - schrecklich. Ich war nur noch ein Schatten meiner Selbst. Gott sei Dank hatte ich einen sehr guten Psychiater von meinem Hausarzt empfohlen bekommen. Ich bekam Cipralex - zuerst 10 mg, dann 20 mg und als da immer noch ZG durch kamen, gingen wir auf 30 mg. Und da kam dann der Durchbruch. Natürlich arbeitete ich paralell dazu hart in der Therapie, mußte Übungen machen und die ZG so bearbeiten. Das war oft sehr schwer, weil man da lernt, die ZG aus zu halten und sie zu Ende zu denken. Oft grauslig, aber genau das wirkt!!!

Ich habe das dann 2,5 Jahre weiter gemacht: Therapie und 30 mg Cipralex. Dann durfte ich erstmals reduzieren, was auch recht gut verlief, ich ließ mir ganz viel Zeit dabei. Vor 3 Jahren wagte ich sogar den letzten Schritt, ich setzte das AD komplett ab. Das ging 9 Monate gut, dann erlitt ich leider eine erneute depressive Episode, auch ZG meldeten sich in leichter Form. Ich handelte sofort: Ich nahm wieder Cipralex ein, aber nur 10 mg und oh Wunder: Nach nur 2-3 Wochen war ich wieder stabil! Das ist jetzt genau 2 Jahre her, ich bin immer noch bei nur 10 mg Cipralex und so gesund, als wäre nie was gewesen!!!! :D Mein Psychiater ist auch positiv überrascht, dass nur 10 mg mich so stabil machen. Wir führen das auf die gute Arbeit in der Therpaie zurück. Denn oft ist es so, dass bei einem Rückfall die ursprünglich hohe Dosis benötigt wird. Daher bin ich dankbar obwohl ein Leben ganz ohne AD für mich wohl nicht stattfinden wird. Mein Psychiater sagt zwar, ich soll in 3 Jahren nochmal einen Absetzversuch machen, aber es möglich, dass ich für immer das AD brauche, um gesund zu bleiben. Oft können sich die Botenstoffe im Gehirn nach durchgemachter psych. Erkrankung ohne Stütze des AD´s nicht auf einem gesunden Level halten. Dann braucht man das AD für immer.

Aber ich habe kein Problem damit. Ich habe die Erkrankung akzptiert, ich hadere nicht mehr, es ist wie es ist, es hat einen Sinn. Und zwar sicher auch den, dass ich immer noch hier bin versuche zu helfen. Das ist meine Lebensaufgabe geworden.

Wie gesagt, mein Sohn ist heute 7 (mein süßes Mäuschen! :D ), mein Mann hat das alles mit mir durch gestanden und ich selber arbeite seit nun wieder 4 Jahren in einem Drogeriemarkt als Verkäuferin, was mir sehr viel Freude macht. An die Krankheit denke ich eigentlich nie, denn ich fühle mich sowas von gut, dass ich sie einfach vergesse. Höchstens bei der morgendlichen Einnahme von Cipralex - aber das wars dann auch schon.

Wenn du noch Fragen hast, nur zu - ich bin gerne für dich da!

Nochmal der Buchtipp: "Der Kobold im Kopf - die Zähmung der ZG!!!!"
Liebe Grüße von
Marika

Diagnose:
schwere PPD 2005
heute völlig beschwerdefrei mit 10 mg Cipralex
viva12

Beitrag von viva12 »

Liebe Marika,

es ist schön dass du noch hier im Forum bist, denn OHNE EUCH DICH (Allen, den es schon besser geht) wäre das ganz schlimm! Es ist schön!!!, dass es dir besser geht, das gibt einem wieder die Hoffnung weiterzukämpfen und nicht aufzugeben!!! DANKE Dir dafür!!! :P

Wahrscheinlich muss ich die Dosis von Cipralex auf 30mg erhöhen, bloß während der Stillzeit ist das bestimmt nicht ratsam. Was hälst du von Sertalin? Habe gelesen, dass das Medi in der Stillzeit erlaubt ist :roll: Habe Befürchtung das Cipralex nicht mehr wirkt...

Es ist auch so, dass ich auch immer gearbeitet habe, das hat mich immer von den Ängsten/ZG abgelenkt, nun bin ich den ganzen Tag allein, das baut die negativen Gedanken immer wieder auf, schlimm! Das ist ein Wunschkind, ich habe mich soooo auf die Elternzeit gefreut, wollte mich wie eine Vorbildmama um mein Baby kümmern. Nun es ist alles ganz anders gekommen, bin so schwach!!! Hoffentlich komme ich bald wieder auf die Beine!!! Mein Mann ist auch eine große Unterstützung für mich! Er baut mich auch immer wieder auf!

Vielen Dank für deine Buchempfehlung!!! :P
Juliane77

Beitrag von Juliane77 »

Hallo liebe viva12,

zu den Zwangsgedanken kann ich Dir nicht soviel sagen, weil ich da gerade noch sehr viel dran arbeite. Im Moment ist es auch nicht so extrem, es tritt bei mir Phasenweise auf. Nach der Geburt von meinem ersten Kind war es auch sehr schlimm. Nur soviel, mir wurde von mehreren Therapeuten und Psychiatern versichert, dass diese nie umgesetzt werden. Eltern, die ihren Kindern schreckliche Sachen antun, haben keine Zwangsgedanken, auch psychisch Kranke nicht. Ich habe auch bei jedem Bericht über Kindstötung gedacht, oh Gott, was wenn Du durchdrehst und das auch tust. Aber Du machst das nicht.

Es gibt sicher auch ein Medikament unter dem Du Stillen kannst. Da gibt es sogar eine ziemlich große Auswahl und ich finde Deine Ärzte sollten Deinen Wunsch hier berücksichtigen. Sie können sich auch für Dich bei Embryotox erkundigen, welches AD mit dem Stillen vereinbar wäre.

http://www.embryotox.de/

Wärend der Schwangerschaft kann man sich auch selbst mit Embryotox in Verbindung setzen, was ich auch selbst gemacht habe, aber ich glaube, in der Stillzeit ist das anders. Zumindest habe ich das hier irgendwo im Forum gelesen, dass es dann nur über den Arzt selbst geht, ich weiß aber nicht, ob das stimmt.

Liebe Grüße
viva12

Beitrag von viva12 »

Liebe Juliane,

vielen Dank für deine Unterstützung :P

Meine Zwangsgedanken sind etwas besser geworden, es ist beruhigend zu wissen, dass man diese ZG nie umsetzen würde. Manchmal denke ich auch, oh mein Gott bist bist doch krank, dann würde ich am liebsten weglaufen... oder mich freiwillig einsperren lassen, weil ich niemandem was böses möchte... Ich könnte normaleweise nicht mal eine Fliege totklatschen... Aber die ZG kommen immer wieder, schlimm!

Bei Embryotox habe mich bereits in der Schwangerschaft beraten lassen, weil ich noch in den ersten 4 Monaten Cipralex eingenommen habe. In der Stillzeit machen die leider keine Beratung, aber vielen Dank für deinen Tip!!!

Ich möchte meine Krankheit besiegen und endlich in den Griff bekommen :P

Alles Liebe
Anna
viva12

Beitrag von viva12 »

Hallo,
wollte mal kurz berichten, dass ich beim Psychiater war... Ich habe das erste mal von meinen ZG gesprochen... Hatte das Gefühl, das mein Arzt keine Erfahrung in der Angelegenheit hat. Er hat mich nicht richtig verstanden, wieso ich solche ZG habe. Er hat mich sehr verunsichert!!! Ich muss wahrscheinlich einen anderen Psychiater suchen, der sich speziell mit dieser Krankheit auskennt. Meine Frage jetzt, wie soll ich suchen?
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Marika
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Beitrag von Marika »

Hallöchen,

es kommt gar nicht so selten vor, dass Psychiater/Neurologen sogar manche Therapeuten nicht wirklich über ZG Bescheid wissen. Also da mußt du dir keinen Kopf machen, es ist sein Problem dass er sich nicht auskennt. Ganz blöd ist natürlich, dass er dich damit verunsichert hat und dir wohl das Gefühl gegeben hat du wärst "besonders zu betreuen" - das ist Quatsch. Du brauchst einen guten Verhaltenstherapeuten der sich auch mit Zwängen auskennt und da gibts genug von.

Du bist auch Deuschland, ja? Ich glaube es gibt bei euren KK Listen, mit Therapeuten, die man dann anrufen kann. Ich bin aus Österreich und da ist es ein bissl anders.

Wir haben auch hier bei uns eine Liste von Fachleuten die mit S&L zusammen arbeiten:

http://www.schatten-und-licht.de/joomla ... 82&lang=de

Es scheint, als wärst du mit deinem jetzigen Arzt ans "Limit" gekommen, sollte sich wohl mal weiter bilden lassen, der Gute. :wink: Es ist natürlich jetzt blöd, dass du Suchen mußt, aber es lohnt sich.

Hier noch die Liste von den Beraterinnen und Selbsthilfegruppen, die nach Orten sotiert sind. Evlt. ist jemand in deinem Ort dabei, die gute Therapeuten kennt:

http://www.schatten-und-licht.de/joomla ... 63&lang=de
Liebe Grüße von
Marika

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viva12

Beitrag von viva12 »

Liebe Marika,

vielen Dank, werde morgen die Liste durchgehen, vielleicht findet sich jemand der mich betreuen kann. Ich brauche jetzt dringend Unterstützung!!! Das fehlt mir schwer über meine Zwangsgedanken zu sprechen.
Darf ich fragen, wie das erste mal das Gespräch überwunden hast? Ist dir das schwer gefallen?


Alles Liebe,
Anna
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Marika
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Beitrag von Marika »

Hallo meine Liebe,

ja - das erste Gespräch bei meinem Hausarzt aber auch dann bei meinem Psychiater ist mir extrem schwer gefallen. Ich habe mich fast nicht getraut zu sagen, dass ich ZG habe, denn ich wußte ja nicht, dass die eigentlich harmlos sind. Ich habe das dann "umschrieben" mit "ich habe Angst dass ich eine Gefahr für mein Baby bin". Mein Psychiater hat mich dann natürlich gebeten etwas konkreter zu sein, da sagte ich dann schon, dass ich immer Bilder und Gedanken im Kopf habe, meinem Baby etwas an zu tun.

Er hat mich aber nie gezwungen die ZG konkret aus zu sprechen, weil mir es extrem schwer viel. Die harmlosesten über die reden konnte, hab ich dann aber mit der Zeit raus gebracht. Er hat mir dann mal eine Kopie aus einem Buch gegeben wo ALLE möglichen ZG drauf standen, bat mich sie zu lesen und dann zu sagen ob sie auf mich zutreffen. Das taten sie - wirklich alle - und ich braucht nur "ja" zu sagen. So wußte er Bescheid und ich war auch erleichtert.

Aber ich weiß noch sehr gut, wie groß die Angst war vor diesen beiden Arzt Besuchen. Wenigstens hatte ich das Glück, dass mein Hausarzt die Thematik kannte und mich so gleich zu einem sehr guten (privaten) Psychiater überwiesen hat, bei dem ich 3 Tage später schon einen Termin hatte - das ist der Vorteil von Privatärzten.

Es ist sooooo wichtig, dass man einen guten Arzt und Therapeuten findet. Leider gibts immer noch solche die sich mit Zwängen leider gar nicht auskennen und einen dann mehr verunsichern als helfen. Da fällt mir gerade noch was ein - schau mal hier - hier gibts speziell Therapeuten für ZG:

http://www.zwaenge.de/

http://www.christoph-dornier-klinik.de/ ... 3wod93BMUg

Das wären auch noch 2 interessante Links!
Liebe Grüße von
Marika

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viva12

Beitrag von viva12 »

Liebe Marika,

ich freue mich immer wieder von Dir zu hören oder zu lesen!

Ich werde beim nächsten Psychiater die ZG ansprechen, obwohl mir das auch schwer fällt. Bin sehr erleichtert, das man diese Krankheit in den Griff bekommen kann.
Vielen Dank für deine Links! Damals haben die Menschen so gelitten. Heutzutage können wir wenigstens einiges ''online''nachlesen und uns ''helfen'' lassen, das beruhigt schon etwas!!!

Ich habe meine ZGs ca. mit 14-15 Jahren bekommen und jetzt bin ich 31 und habe immer noch nichts dagegen unternommen. Es war natürlich nie so schlimm wie jetzt. Aber jetzt ist höchste Zeit gekommen was dagegen zu tun! Auch mit deiner Hilfe schaffe ich das!!!

Habe auch schon am Freitag einen neuen Termin bekommen!

Alles Liebe,
bis später
Anna
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Marika
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Beitrag von Marika »

Hey,

ich hatte in dem Alter auch erstmals ZG - nur wußte ich damals nicht, was es ist, hab niemandem was gesagt und immer gebetet, dass dieses "Böse" von mir weg geht. :shock: Es verschwand dann auch irgendwann, brach aber mit der Geburt völlig aus.

Es ist typisch für ZG-Menschen, dass diese sich schon in früher Jugend entwickeln. Du bist also nicht alleine Süße - ich habs auch gepackt, obwohl ich das ganze auch erst mit 32 (also vor 7 Jahren kurz nach der Geburt meines Sohnes) angegangen bin.

Mit dem richtigen AD UND EINER GUTEN VERHALTENSTHERAPIE schaffst du das auch!
Liebe Grüße von
Marika

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viva12

Beitrag von viva12 »

Hi Marika,
ja genau das gleiche habe ich auch erlebt, habe niemandem was gesagt, habe auch immer wieder gebetet, dass der Teufel von mir rauskommt. Bin am Sonntag öfters in die Kirche gegangen und gehofft, dass das aufhört!!! Habe dann natürliche Beruhigungsmittel (Johanniskraut, Melisse, Baldrian) eingenommen und etwas entspannter zu sein. Die ZG waren nicht komplett weg, sie kamen leicht wieder (2-3 mal im Jahr). Ich hatte machmal Angst einen Messer in der Hand zu halten, weil ich damit evtl. jemanden verletzen könnte...

Und nach der Geburt kam der Ausbruch, hatte erste Zeit Angst mit meinem Baby alleine zu sein, wollte ihn gar nicht anfassen vor lauter Angst!!! Jetzt geht es etwas besser... kann mich um ihn kümmern, habe aber trotzdem ZGs... ich wollte doch die Elternzeit so genießen, ich liebe mein Baby doch so sehr!!!

Alles Liebe
Bis dann...
Anna
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Beitrag von Marika »

Hi Anna,

ja genau - das kenne ich - in die Kirche gehen und beten, weil ich so schlecht und böse bin. Schlimm eigentlich dass wir so im stillen leiden mußten und auch noch dachten, wir seien "vom Bösen besessen". :shock: Abends wenn ich ins Bett ging, habe ich mir zur Buße immer viele Gebete auferlegt, aber ich schlief immer dabei ein. Zur "Strafe" zwang ich mich dann, dafür doppelt so viele zu beten. :shock: Mein Psychiater war damals erschüttert, als ich ihm das erzählte, weil es einfach extrem ist, wie sehr man unter ZG (besonders als Kind wenn man sie nicht als solches erkennt) leiden kann. Das mit dem Messer kenne ich auch auch mit allen anderen spitzen Gegentständen. Die ZG damals richteten sich gegen meine Mama, dich über alles liebe - für mich daher der Super Gau. Ausglöst wurden die Bieser damals wegen einem TV-Bericht, in dem ein Teenager seine Eltern ermordert hatte. :cry:

Und nochmal genau wie bei mir: erst die Angst mit dem Baby alleine zu sein, sich nicht trauen es anzufassen und dann plötzlich die ZG - grauenhaft. Ich muss euch ehrlich zugeben, dass das erste Jahr mit Baby ganz schwer für mich war. Die ZG besserten sich zwar nach und nach aber waren halt noch nicht ganz weg. Es hat mich oft fast um den Verstand gebracht wenn ich ZG gegen mein geliebtes Baby hatte, wo ich diese Maus so lieb gehabt habe... :cry: Aber ich weiß noch - da war er 4 Monate alt - er lag auf dem Ehebett im Sommer, es war heiß. Ich mit ihm und er hat gelacht und sich plötzlich das allereste Mal selber auf den Bauch und wieder zurück gedreht - und mich angestrahlt wie eine Sonne! Diesen Moment werde ich nie im Leben vergessen, denn das Gefühl das ich dabei empfand war wohl die reinste Mutterliebe die es gibt, ganz ohne ZG, ohne Angst. In diesem Moment wußte ich, dass ich ALLES tun würde, um für diesen Süßen Engel gesund zu werden. Mein Herz schlug mir bis zum Hals und ich verging in diesem Gefühl von Liebe und dem tiefen Wunsch dieses kleine Wesen bis ans Ende der Tage zu behüten und zu beschützen.

Diese Begebenheit hat mich von da an enorm beflügelt, bis heute tut sie das, wenn es mal schwieiriger wird mit meinem Sohnemann - denn er ist schon 7 und ein bissl "vorpubertär". :wink: Es gab zwar trotz AD und Therapie immer mal wieder Tiefs mit ZG, aber nach dem ersten Jahr gings bergauf weil ich da endlich die Dosis AD hatte, die mich stabil machte (waren 30 mg).

Es tut sehr weh, ich weiß Anna. Aber es lohnt sich weiter zu machen. Klar ist diese Zeit jetzt ganz anders, als du es verdienen würdest, dafür darfst du dich aber auf kommenden Jahre in denen es dir dafür gut gehen wird, jetzt schon freuen! Denn man weiß sein Glück dann ganz anders zu schätzen!
Liebe Grüße von
Marika

Diagnose:
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