Erkenne mich selber nicht wieder

Austausch persönlicher Erfahrung mit der Depression/Psychose vor und nach der Geburt

Moderator: Moderatoren

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Melli

Erkenne mich selber nicht wieder

Beitrag von Melli »

Hallo,

ich bin neu hier und weiss momentan einfach nicht mehr weiter, vielleicht kann mir ja eine von Euch helfen:

Meine Tochter ist jetzt 8 Monate alt und nachdem die Geburt nicht unproblematisch war und sie schwere Herzprobleme hatte, ging es mir trotzdem erstmal gut. Jetzt aber sollte sie eigentlich für ein paar Stunden in der Woche betreut werden, damit ich ein bisschen arbeiten kann. Sie fremdelt sehr stark und die Eingewöhnung bei der ersten Tagesmutter ist so komplett gescheitert.

Schon währenddessen bin ich irgendwie in einen Gefühlszustand abgedriftet, den ich bei mir so nicht kenne: ich habe sehr häufig geweint, mich absolut hilflos gefühlt, hatte extreme Schuldgefühle, sie überhaupt abzugeben und es häufen sich Tage, an denen ich es nicht schaffe etwas zu essen, weil ich den verqueren Gedanken habe, dass ich meine Schuldgefühle dadurch abbauen kann, dass ich hungere.
Irgendwie weiss ich selber, dass das kompletter Schwachsinn ist, aber es fällt mir enorm schwer, dann auch entsprechend zu handeln.
Und auch gegen das Weinen kann ich nichts tun, es gibt eigentlich keinen äußeren Grund und trotzdem fange ich an und habe dann das Gefühl, nicht mehr aufhören zu können.

Nun habe ich Angst, dass sich das alles immer mehr verstärkt, wenn ich nichts dagegen tue, denke aber andererseits, dass ich mich nur pupsig anstelle und mich nur ein bisschen zusammenreissen müsste.

Vielleicht kennt die eine oder andere ja eine ähnliche Situation und kann mir einen Rat geben, was ich tun soll?

Vielen Dank & liebe Grüße,
Melli
valentina

Beitrag von valentina »

:) Liebe Melli
Willkommen im Forum! Ich kenne das auch, das schlechte Gefühl ein Kind wegzugeben, das sich schlecht von einem lösen kann. Während meiner PPD hatte ich das Gefühl viel stärker. Es war seltsam, irgendwie war ich überfordert , aber wenn ich die Kinder nicht bei mir hatte, gings mir immer schlechter. Hast du noch andere Symptome, die auf eine PPD hinweisen? Ich würde einfach wachsam sein, und dir raten, wenn dein Zustand sich verschlechtert, einen Arzt aufzusuchen. Du kannst hier im Forum jederzeit alle Fragen stellen, die du hast! :!: Wenn du irgendwo verstanden wirst, dann hier! Liebe Grüsse Valentina :)
die Sandra

Beitrag von die Sandra »

Liebe Melli,
ich denke auch, dass muß noch nicht unbedingt "krankhaft" sein. Also ich hatte auch früher Phasen, in denen ich einfach nah am Wasser gebaut war. Und wie viele Frauen gebe ihre Kinder weinend im Kindergarten ab, weil es ihnen so weh tut, sich zu lösen.
Sei einfach gut zu Dir und steh Dir diese Schwachheiten ein. Aber wenn DU das Gefühl hast, dass es Dich und Dein Leben negativ beeinträchtigt, dann hol Dir Hilfe. Um so schneller man etwas tut, um so schneller wird man es -glaube ich- auch wieder los.
Ich drück Dir die Daumen, alles Gute
Sandra
P.S.: Und selbst wenn es PPD o.ä. sein sollte, das wird man auch wieder los :)
Melli

Beitrag von Melli »

Vielen Dank für Eure lieben Antworten! Es stimmt: ich fühle mich zwar nicht richtig überfordert, wenn ich den Tag mit ihr verbringe, denke aber häufig, dass ein paar Stunden ohne sie auch mal nicht schlecht wären. Sie dann aber wirklich abzugeben fühlt sich an, als würde mir das Herz herausgerissen und ich habe das Gefühl, ich kann das einfach nicht. Und egal für was ich mich entscheide habe ich Schuldgefühle: im einen Fall bin ich die "Rabenmutter", die ihr Kind "weggibt", im anderen Fall kriege ich es nicht auf die Reihe eine moderne, berufstätige Mutter zu sein

Dazu kommt, dass ich mein ganzes Leben schon unter relativ starken Verlustängsten leide, weil mein Vater früh gestorben ist und ich glaube, dass es mal not täte, das vielleicht aufzuarbeiten - ebenso wie den Tod meiner Oma, die mir sehr nahe stand und ganz plötzlich verstorben ist.
Möglich, dass das alles zusammenhängt oder?

Ob das wirklich eine PPD sein kann, darüber bin ich sehr unsicher, ich werde auf jeden Fall beherzigen, wachsam zu sein und im Zweifel über meinen Schatten zu springen und mir Hilfe zu suchen.

Nocheinmal herzlichen Dank für Eure Antworten,
Melli
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Marika
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Beitrag von Marika »

Liebe Melli!

Ich möchte dir auch noch antworten! So wie die beiden Mädels vor mir geschrieben haben - achte auf dich!!!! Versuch zu essen - dieses "nicht essen" um die Schuldgefühle abzubauen, ist nicht gut - weißt du ja selber. Gerade dieser Satz hat mich ein bissl aufhorchen lassen. Nicht dass sich das verschlimmert.

Auch ich litt sehr unter Verlustängsten - von meiner Kindheit an schon. Daher fiel es mir auch immer schwer, meinen Kleinen abzugeben, obwohl ich es mir doch manchmal wünschte. Heute habe ich das gelernt - in meiner Psycho/Verhaltenstherapie.

Sein ein bissl wachsam und achte auf dein Wohlbefinden. Komm immer hier her wenn dir danach ist - wir sind für dich da!!!

Ganz liebe Grüße - und Essen, gell!!!!
Liebe Grüße von
Marika

Diagnose:
schwere PPD 2005
heute völlig beschwerdefrei mit 10 mg Cipralex
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