Gibt es Gefühlsschwankungen über mehrere Monate hinweg?

Austausch persönlicher Erfahrung mit der Depression/Psychose vor und nach der Geburt

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netti

Gibt es Gefühlsschwankungen über mehrere Monate hinweg?

Beitrag von netti »

Hallo,

ich habe Ende letzten Jahres bis Mitte diesen Jahres ziemliche Schwierigkeiten gehabt, was mein Gefühsleben betrifft. Zeiweise konnte ich mit meiner Tochter (3 Monate) kaum reden. Derzeit habe ich eine Therapie bei einer Psychologin angefange und es ging mir ca. 4 Wochen ganz gut. Seit ein paar Tagen ist es aber wieder schlimmer geworden. Meine Gefühle schwanken am Tag sprunghaft von himmelhochjauchzend zu total betrübt. Hört das irgendwann auf? Hat jemand so etwas auch mit erlebt?



Netti
valentina

Beitrag von valentina »

:) Liebe Netti
Schön, dass du dieses Forum gefunden hast! Es hilft sehr vielen Frauen und macht die Krankheit etwas erträglicher! :)
Wurde bei dir eine PPD diagnostiziert, oder hast du einfach Stimmungsschwankungen? Hast du das schon vor der Schwangerschaft gehabt? Ich kann dir gar nicht viel sagen, weil ich zuwenig weiss. Ich weiss nur, und das hast du hier im Forum bestimmt schon oft gelesen, dass die Schwankungen der PPD sehr lange dauern können. Was meint deine Psychologin dazu?
Ich freue mich auf deine Antwort! :!: Valentina
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Marika
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Beitrag von Marika »

Hallo Netti!

Ich grüße dich ganz lieb und freue mich, dass du dich uns angeschlossen hast.

Valentina hat es eh schon auf den Punkt gebracht: Die PPD (falls das bei dir diagnostiziert wurde) verläuft leider mit diesen Schwankungen nach unten. Auch ich kenne das nur zu gut. Aber vielleicht magst du uns ein bissl mehr von dir erzählen? Hast du noch andere Symptome neben diesen Stimmungsschwankungen - z.B. Angstgefühle?

Diese Tiefs sind ganz gemein und oft schwer aus zu halten - besonders wenn man sich schon besser gefühlt hat. Und leider kann niemand genau sagen, wie lange das dauert. Aber irgendwann hat es ein Ende - versuch Geduld zu haben!

Ich würde mich freuen, wenn du dich wieder meldest!

Liebe Grüße von
Liebe Grüße von
Marika

Diagnose:
schwere PPD 2005
heute völlig beschwerdefrei mit 10 mg Cipralex
netti

Beitrag von netti »

Hallo Valentina und Marika,

danke, dass ihr geantwortet habt. Eine PPD ist bei mir unter diesem Namen nicht diagnostiziert worden, d.h. die Psychologin hat es nicht deutlich gesagt. Als es mir Ende letzten Jahres so schlecht ging, habe ich mich im Internet versucht zu informieren, ob diese Situation normal ist und ob ich die Einzige bin. Bei meiner Suche bin ich auf diese Seite gestoßen und habe mich bei der Symptombeschreibung wiedererkannt. Der Kinderwunsch bestand bei mir schon über mehrere Jahre. Durch diesen Druck sind bei mir psychosomatische Symptome, wie Angstgefühle, Übelkeit, innere Unruhe, Niedergeschlagenheit, Panikgefühle, Ausweglosigkeit u. a. eingetreten. Als dann die Schwangerschaft kam, hatte ich in dieser Zeit 2 Abschnitte, die auch diese Symptome zeigten. Die Geburt war auch nicht sehr schön (Notkaiserschnitt) und weitere stationäre Behandlung meiner Tochter. Als ich dann wieder zuhause war,ging es die ersten Wochen auch gut, aber kurz vor Weihnachten ging es mit mir bergab. Da ich schon eine Psychotherapie hinter mir hatte, habe ich diesen Weg wieder gewählt. Das hat mir in denersten Wochen auch gut getan, aber in der letzten Woche kam wieder ein Einbruch. Nicht so schlimm wie zu Weihnachten aber doch unerträglich. Ich trage mich mit dem Gefühl:`Soll ich abstillen, damit ich Psychopharmaka nehmen kann oder nicht?´Wie habt ihr es denn erlebt?



Gruß Netti
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Marika
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Beitrag von Marika »

Hallo Netti!

Ich freue mich sehr, dass du dich wieder gemeldet hast. Da hast du ja auch schon so einiges mitgemacht. Ich hatte übrigens auch einen Notkaiserschnitt. Aber meinem Sohn ging es nach der Geburt zum Glück gut.

Wegen dem Stillen und Antidepressiva: Es gibt ja auch Medikamente, mit denen du weiterstillen kannst. Es gibt hier einige Mädels, die das so gemacht haben. Ich selber habe 8 Wochen nach Noahs Geburt mich für Medikamente entschieden und noch ein paar Tage damit weiter gestillt. Aber ich rutschte in innerhalb von ein paar Tagen so sehr ab (die AD wirken ja erst nach 2-4 Wochen), dass ich stärkere Medis zur Überbrückung brauchte und abstillen mußte. Das habe ich auch sofort gemacht, weil der Leidensdruck für mich unerträglich war.

Ja, ein bissl ist es schade, dass ich das Stillen aufhören mußte, weil es von Anfang an super geklappt hat - ich hatte nicht einmal ein Problem. Ich war sogar stolz, dass nach dem Kaiserschnitt, "wenigstens" das Stillen so toll lief. Aber ich bekam einfach solche Angst - und Panikattacken, dass ich nur noch ein Wrack war. Es war für mich - trotz ein bissl Wehmut, die beste Enscheidung abzustillen. Ich denke, es hätte meinem Schatz nix genutzt, wenn er wohl die MuMi bekommen hätte, aber seine Mama nicht im Stande gewesen wäre, sich um ihn zu kümmern.

Er hat das Fläschchen problemlos akzeptiert und ich konnte mich erholen. Wir haben heute trotzdem ein soooooo inniges Verhältniss - es ist einfach wunderschön. Und ob ich heute schon so weit wäre, wenn ich keine Medis genommen hätte um weiter zu stillen - das glaube ich absolut nicht. Die Medis waren meine Rettung!!!

Aber frag mal deinen Arzt - wie gesagt, es gibt auch Antidepressiva, mit denen du weiterstillen kannst.

Liebe Grüße von
Liebe Grüße von
Marika

Diagnose:
schwere PPD 2005
heute völlig beschwerdefrei mit 10 mg Cipralex
netti

Beitrag von netti »

Hallo Marika,

schön, dass Du Dich gemeldet hast. Mit den Antidepressiva war nd ist so ene Sache. Als ich beim Arzt war, hatte er mir ein Medikament gegeben, bei dem ich erst den Kinderarzt fragen mußte, ob dieses beim Stillen verabreicht werden darf. Der hat natürlich sofort "Nein" gesagt, da schon in der Packungsbeilgane stand, dass es beim Stillen nicht angewendet werden darf. Das war für mich in der Situation ein herber Tiefschlag, da das Stillen auch sehr gut geklappt hat und ich für meine Kleine nur das Beste wollte. Da es mir später besser ging, hatte ich den Gedanken an das Abstillen weggeschoben, aber jetzt wieder der Rückschlag; da bin ich total verunsichert. Übrigens, das Medikamnet heißt Fluexitin Sandoz.



Liebe Grüße

Netti
valentina

Beitrag von valentina »

:) Liebe Netti
Ja, ich habe hier auch schon oft gelesen, dass es AD gibt, die man während des Stillens einnehmen darf. Ich würde dir sehr raten, dich zu erkungigen und Medikamente zu nehmen, da es dir jetzt so schlecht geht. Offensichtlich hilft dir die Psychotherapie alleine da nicht wieder raus. Die AD können dir eine echte Stütze sein. Machs nicht wie ich und warte zulange. Bei mir sind dann immer neue Symptom dazugekommen und du schreibst ja, dass es schon jetzt unerträglich ist. Mein Arzt damals war auch nicht so gut informiert, dass er mir stillverträgliche AD verschrieben hat. Ich musste leider auch abstillen, ( tränenreich, mein Kleiner war fünf Monate alt) . Aber er hat es gut verkraftet und war auch mit Fläschchen ein glückliches Baby. Wenn es dir gut geht, gehts deinem Baby auch gut! :!: Alles Liebe Valentina
TKKT

Beitrag von TKKT »

Hallo,

ich gehöre zu den Frauen, die weiterstillen und Antidepressiva nehmen. Ich nehme seit 2 Wochen Sertralin 50 mg und bin dabei es auf 100 mg zu steigern. Dieses Medikament kann man bedenkenlos nehmen lt meiner Neurologin und auch lt. Embrytox.

Erkundige dich bitte und frag weiter. Bei mir wäre abstillen nicht ratsam, da es mir hilft. Mir geht es beim Stillen gut, da kann ich Gefühle zum Kind aufbauen.
Milla

Beitrag von Milla »

Hallo Netti! :D

Ich glaube ,daß du tatsächlich an eine PPD leidest.Ich habe ähnliche Symptome gehabt!


Diese kann meiner Erfahrung nach nicht von allein verschwinden.Ich habe 7 Monate lang versucht,alles allein ohne Medis und Psychotherapie auszuhalten,in der Hoffnung,daß es mir endlich besser gehen würde,bis ich in ein tiefes Loch geraten bin,aus dem ich nicht allein herauskommen konnte.Dann habe ich mich entschieden,professionelle Hilfe zu holen.

Ich bin am 4.Februar zu einem Psychiater gegangen,der mir 2 Antidepressivas verschrieben hat und dazu eine Überweisung für eine Psychotherapie gegeben habe.

Die 2 ADs habe ich nicht genommen,weil ich es zuerst mit einem hoch dosierten standardisiertem Johanniskrautpräparat (Jarsin 300-3x300mg pro Tag)versuchen möchte .

Ich nehme es seit ca. 13 Tagen und mir geht es langsam besser,aber ich muß noch 2 bis 4 Wochen warten,um feststellen zu können,ob es mir wirklich hilft,denn 4 bis 6 Wochen insgesamt braucht dieses pflanzliche AD , um seine volle Wirkung zu entfalten.Falls ich aber nach dieser Zeit nicht mit der Wirkung zufrieden werde,werde ich ein synthetisches AD einnehmen.

Hier kannst du dich über ADs informieren,die mit Stillen vereinbar sind.
Mein Tipp:drucke die Seite aus und nimm sie mit zum Psychiater,um das Ganze mit ihm besprechen zu können.

http://www.frauen-und-psychiatrie.de/frameset.php

Ein ganz wichtiger Tipp:warte nicht,um Hilfe zu holen.Gehe am Montag gleich zu deinem Hausarzt,lass dir eine Überweisung zu einem Psychiater geben und nimm baldmöglichst einen Termin.Vielleicht kann dein Hausarzt einen schnellen Termin für dich aushandeln.

Dann nehme so bald wie möglich die verschriebenen Medis ,denn sie brauchen (egal ob pflanzlich oder synthetisch) mindestens 2 Wochen Zeit,bis sie anfangen zu wirken,meist entfalten sie ihre volle Wirkung erst nach 4 bis 6 Wochen.Darum bedeutet eine Woche ohne Medis eine Verschiebung der Genesung,also eine Verlängerung der Qual!

Du mußt auch wissen,daß die synthetischen ADs Nebenwirkungen haben können,die aber nach 1 bis 2 Wochen wieder abklingen werden.Manche Frauen aber haben gar keine oder sehr geringe Nebenwirkungen!Dazu kommt, daß die Depression in diesen ersten beiden Wochen sich verschlimmern kann.Es heißt also,am Anfang durchhalten,nach 2 Wochen wird es dann besser!Vielleicht kann sich dein Mann in diesen ersten Wochen Urlaub nehmen,um dich zu unterstützen?

Es kann sein,daß du 1, 2 oder 3 Ads ausprobieren mußt,bevor du das richtige AD findest,man muß also ein wenig Geduld in diesem Fall haben.Aber vielleicht ist das erste AD schon das Richtige für dich!

Der Arzt verschreibt zuerst eine niedrige Dosis,damit der Körper sich daran gewöhnen kann,dann erhöht er die Dosis langsam,bis die erwünschte Wirkung eingetreten ist.

Sehr wichtig auch:ADs müssen langfristig eingenommen werden-mindestens 6 Monate lang,meist aber 1 Jahr oder sogar mehrere Jahren -um Rückfälle zu vermeiden.Sie dürfen nie auf eigene Faust abgesetzt werden,denn dann droht ein Rückfall der Depression,der sogar schlimmer als die erste Depression sein kann!ADs müssen deswegen nach einer langen Einnahme sehr langsam reduziert werden und nur in Absprache mit dem Artz!

So,mein Rat also:handle schnell und du wirst schneller wieder gesund!

Und noch was:lasse dich vom Arzt auf eine Schilddrüsenunterfunktion und ein Progesteronmangel untersuchen,beiden können eine Depression auslösen bzw. aufrechterhalten.

So, es war der letzte Stand meines Wissens über das Thema!

Ich wünsche dir ,daß diese schlimme Krankheit so schnell wie möglich aus deinem Leben verschwindet und für immer! :D

LGMilla

PS Ich fahre für eine Woche nach Frankreich,bin also erst am 27.Februar wieder online!
netti

Beitrag von netti »

Ihr Lieben,

ich danke Euch, dass Ihr so viele schöne Tips für mich hattet. Das hat mir sehr viel weitergeholfen. Ich bin richtig froh, dass ich Euch gettroffen habe. Das macht alles etwas erträglicher.

LG Netti
Antworten