Einbildung oder Realität?

Austausch persönlicher Erfahrung mit der Depression/Psychose vor und nach der Geburt

Moderator: Moderatoren

Antworten
InaK

Einbildung oder Realität?

Beitrag von InaK »

Guten Morgen,

zum zigsten Mal schreibe ich nun hier in der Hoffnung, Antworten auf meine Fragen zu bekommen, die mir seit Wochen im Kopf herum schwirren. Die Antwort ist wahrscheinlich immer die selbe. Mich beschäftigt kein Thema mehr als das Thema Depression und ich frage mich, ob man sich sowas auch "anlesen" kann.

Stehe ich morgends auf, habe ich einfach nur schlechte Laune oder bin verstimmt. Fange ich dann an zu lesen und mich mit dem Thema auseinanderzusetzen, bekomme ich immer mehr das Gefühl, daß ich wirklich krank bin.
Seit Monaten trete ich auf der Stelle und komme nicht vorwärts. Ich kann mich nicht einordnen und denke so langsam, daß ich mir alles nur einbilde.

Ich könnte doch morgends aufstehen und mich einfach nur freuen? Meine Kinder ansehen und lächeln? Den Tag positiv angehen?
Ich habe es so oft versucht, aber es scheitert immer wieder. Irgendeine Kleinigkeit macht mich nervös und wirft mich aus der Bahn. Dann falle ich in das alte Muster - worin ich mich schon seit Monaten befinde - und meine Laune sinkt von 100 auf 0.

Gestern fragte ich meinen Freund, ob er mich manchmal denkt, daß ich nicht mehr ganz richtig im Kopf bin. Er bejahte das ... Und ich selbst denke auch, daß ich nicht mehr ganz richtig im Kopf bin. Meine Reaktionen auf bestimmte Dinge sind völlig daneben. Ich raste aus, lasse meinen Frust an den Kindern aus, schreie sie an, bin genervt und möchte nur noch weg. Sie machen mich nervös, vorallem wenn sie schreien und ich kann nicht anders, als sie dann anzusehen und zu bereuen, daß ich sie bekommen habe.

Kann man sich das alles nur einbilden? Würde es nicht besser werden wenn man versucht, morgends schon mit einem Lächeln aufzustehen? Wieso klappt das denn nicht ...?

Liebe Grüße, Ina
Fanny

Beitrag von Fanny »

hallo ina!
ich hab grad keine zeit und kraft nochmal nachzulesen, was du alles so im alten forum geschrieben hast. (ich bin krank, hab nen infekt...)
auf jeden fall kann ich mir nicht vorstellen, dass man sich eine depression "einbilden" kann. ich kann mir vorstellen, dass die depression vielleicht nicht so schlimm ist und du das glück hast - wie ich auch - immerwieder gute momente erleben zu dürfen. ab und zu ein fünkchen freude und zuversicht. eigentlich ist das toll. aber ich kenn das. es macht einen auch fertig, weil man die ganze zeit sich selbst verflucht, dass man dann doch immerwieder in diese "depressionsschiene" rutscht. aber würden wir das denn freiwillig machen??? egal ob bewusst oder unbewusst oder aus was für gründen auch immer? würden wir unser leben so vermurksen, die schönste zeit mit unseren kindern aufgeben, nur um vielleicht "abwechslung" oder "auferksamkeit" zu bekommen. oder sogar nur, weil wir ständig im forum und sonst überall daran denken und drüber lesen? wohl kaum. wenn ich tatsächlich die wahl hätte, würde ich das alles aus meinem leben streichen und glücklich sein.
versuch es doch vielleicht einfach nocheinmal. schau weg, wenn du irgendwo etwas über depris hörst, geh nicht mehr ins forum, verdränge deine schlechten gefühle und gedanken und versuch glücklich zu sein. gib dir doch eine bestimmte zeit und dann wirst du sehen.
wenn es funktionieren sollte, dann würd ich mich einfach nur darüber freuen! und wenn nicht, kannst du dir -denke ich- sicher sein, dass es nichts damit zu tun hat, was du willst oder ob du dich vielleicht nur "zusammenreißen" brauchst!
lg
fanny
Sas

hallo ina

Beitrag von Sas »

Ich denke, es ist geradezu typisch für eine Depression, dass man sich gar nicht mehr auf was anderes konzentrieren kann und sich nur damit auseinandersetzen muss. Das ist ja gerade der Grund, warum man da nicht so leicht rauskommt. Das war bei mir auch so. Und es hat mich innerlich zerfressen. Ich konnte an überhaupt nichts anderes denken, für mich existierte nur dieses Thema. Ich habe nur darüber geredet, mich mit Fachliteratur vollgesogen. Du mußt lernen Dich mit anderen Dingen zu beschäftigen. Hast Du irgendwelche Hobbies, triffst Du Dich mit Freunden oder so? Wenn ja, dann versuch mal mit denen über alle möglichen Themen, aber nicht über die Depri zu reden. Ich kenne auch Leute, die z.B gute erfahrungen mit Bewegung gemacht haben. Sport lenkt auch ab. Oder gehst Du vielleicht in eine Krabbelgruppe? Da hättest Du auch Ablenkung.
Du darfst Dich nicht an diesen negativen Gedanken festklammern.
Mir ist dabei sehr wohl bewußt, dass das das Schwerste an der Sache ist.

Liebe Grüße,

Saskia
InaK

Beitrag von InaK »

Guten Morgen Saskia,

ich habe keine Hobbies - kümmere mich seit 2Jahren ausschließlich um meine Kinder. Wir gehen 1x die Woche 1h zum Kinderturnen und treffen uns dann nochmal mit einer Bekannten zum Kaffee. An den anderen Tagen gehe ich meistens allein spazieren.

Ich sage mir jeden Tag, daß ich endlich etwas für mich tun muß, sonst gehe ich unter. Oder, daß ich eine Auszeit brauche. Heimweh - klingt sicher bescheuert für eine Erwachsene - spielt auch eine große Rolle, ich fühle mich hier nicht wohl. Allerdings ist ein Umzug nicht möglich. Daran habe ich ganz schön zu knabbern und oft denke ich an meine Teenie-Zeit zurück und werde sentimental und heule.

Aber was solls, ich sollte nach vorn blicken und nicht in Erinnerungen schwelgen. Die Zeit kann man eh nicht zurückdrehen - oh wenn ich das könnte!!! - und so muß ich damit leben hier allein zu sein.

Liebe Grüße, Ina
Antworten