Lange mitgelesen.........

Austausch persönlicher Erfahrung mit der Depression/Psychose vor und nach der Geburt

Moderator: Moderatoren

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Madeleine

Lange mitgelesen.........

Beitrag von Madeleine »

Hallo, liebe Frauen.Habe lange mitgelesen und möchte nun auch etwas schreiben.Ich bin schon 42 und habe zwei Kinder, 16 und 13.Auch ich war damals schwerst erkrankt, habe meinen zustand aber erst selbst nach 2 Jahre bemerkt, als ich ein Schlüsselerlebnis mit dem zweiten kind hatte.Ich war stark zwangserkrankt und in Schüben depressiv.es war über Jahre die dunkelste hölle, die ich bis dato erlebt hatte und teilweise wollte ich nicht mehr leben.Auch ich dachte, in mir schlummert ein Monster oder sonstwas e.t.c., der Zwang fand immer schlimmere Ansätze, dazu kam der Alltag mit zwei kleinen Kindern, eins davon krank.Nie wieder möchte ich das erleben.Aber auch ihr kommt dadurch, mir haben damals , ich muß das einfach so klar sagen, vor allem MEDIKAMENTE ( Fluoxetin ) geholfen, auch heute schlucke ich noch eine Erhaltungsdosis.Schön, daß es dieses Forum für euch gibt, ich dachte damals, ich bin die einzige.Das wars erstmal.
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Marika
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Beitrag von Marika »

Liebe Madeleine!

Ich freue mich sehr, dass du dich bei uns hier meldest. Deine positive Erfahrung mit der PPD - auch wenn es lange Hölle war - macht mir und sicher auch allen anderen hier sehr, sehr viel Mut.

Vor so vielen Jahren, war es ja sicher noch viel schlimmer, eine PPD zu haben. Da es ja heute sogar noch ein Tabuthema ist, möchte ich mir gar nicht ausmalen, wie sehr du wohl gelitten hast. Denn wenn man denkt, man ist die einzige Frau, die so seltsam denkt und fühlt, treibt einen das in die schlimmste Verzweiflung, die man sich vorstellen kann. Ich dachte auch, 2 Wochen lang, ich sei total verrückt und abartig - die einzige Frau und Mutter, die so "durchgeknallt" ist. Dieses "Sich alleine Fühlen" ist schon für sich alleine die Hölle - die Zwänge dann dazu - das zerstört einen fast!!!

Daher ist dieses Forum hier für mich erstens die "Erste Hilfe" und auch Rettung gewesen - und schlußendlich sind die Mädels hier für mich die besten Freundinnen geworden, die man sich vorstellen kann.

Danke dir nochmal für deinen lieben Bericht. Ich hoffe, du läßt noch viel von dir hören!!!! Ich freue mich darauf!

Liebe Grüße von
Liebe Grüße von
Marika

Diagnose:
schwere PPD 2005
heute völlig beschwerdefrei mit 10 mg Cipralex
Madeleine

Beitrag von Madeleine »

Danke für die nette Begrüßung, werde sicherlich noch öfter schreiben.
valentina

Beitrag von valentina »

:-) Liebe Madeleine
Auch ich möchte dich hier recht herzlich willkommen heissen! :!: Ich finde es sehr gut, wenn Frauen schreiben, die es hinter sich haben. Bei mir ist es auch schon fünf Jahre her, und es dauerte sehr lange, weil ich auch nicht von Anfang an die richtige Hilfe hatte. Ich wusste ja auch erst nicht mit was ich es zu tun habe. Da fühlt man sich schon sehr alleine. Bei dir wars wohl noch schlimmer, weil damals, nehme ich mal an, die Ärzte bestimmt noch weniger über die Krankheit wussten als heute. Hattest du deine PPD beim ersten Kind? Bei dir ist es noch länger her als bei mir, und doch, irgendwie wird man sie nicht mehr los, diese Krankheit. Damit meine ich nicht, dass man nicht gesund wird, sondern, dass die PPD einen prägt, man verändert sich, lebt bewusster, hat mehr Verständnis für andere. Und ich glaube, auch wenn es dreissig Jahre her ist, wenn man die Geschichten von Betroffenen liest, fühlt man total mit, man kann es nachvollziehen und hat das grosse Bedürfnis zu helfen! :!: Hei, wenn ich das so lese, werden wir ja alle richtig gute Menschen! :!: Ich sende dir liebe Grüsse ! :!: Valentina
Madeleine

Beitrag von Madeleine »

Hey Valentina, also 30 Jahre ist es noch nicht her, sondern ca.16 Jahre und die Krankheit hat Jahre gedauert, auch wurde damals nicht so präzise der begriff PPD diagnostiziert, sondern eher Depressionen, zwänge e.t.c., aber es war eben ausgelöst vor allem durch Geburt und das Leben mit und BESONDERS die VERANTWORTUNG für ein Kind .Ich habe auch heute noch Einbrüche, aber ich weiß wieder , wer ich bin.Damals hatte ich fast meine Identität verloren, hab über Jahre nur funktionniert, wenn ich nicht gerade zusammengebrochen bin.Hätte ich nicht einen tollen Mann und eine Freundin gehabt, wäre ich jetzt tot.Aber auch die, die das nicht haben, haben die Möglichkeit, sich von außen Hilfe zu holen.das einzig sträfliche an dieser furchtbaren Sache wäre nämlich nur, NICHTS ZU TUN UND ALLES LAUFEN LASSEN.NICHTS WIRD EINFACH VON sELBST BESSER, MAN MUß IM LEBEN FAST IMMER UM ALLES KÄMPFEN, DAS IST
UNGLAUBLICH ANSTRENGEND,GIBT EINEM DANN ABER IRGENDWANN EINE AURA VON REIFE; LEBENSERFAHRUNG UND STÄRKE; DIE AUF ANDERE POSITIV ÜBERSPRINGT:

ENORM ANSTRENGEND, GIBT ABER AUCH IRGENDWANN EINE AUSSTRAHLUNG; EINE REIFE; DIE ANDERE ACHTEN UND anziehend finden
Madeleine

Ergänzung

Beitrag von Madeleine »

Sorry, hat am Ende nicht so gut geklappt, hörte sich auch ein wenig geschwollen an, obwohl das gar nicht so gemeint war.
Zu der Frage, wann ich die Symptome bekam:Eigentlich 4 Wochen nach dem ERSTEN Kind, aber ich konnte es nicht einordnen, hatte Ängste, Kontrollzwänge gegenüber dem Kind, irgendwann agressive Zwangsgedanken, die ich durch gewisse Kontrollen wieder und wieder ENTKRÄFTIGEN !!! musste, wahrscheinlich versteht das jetzt keiner.Mir war das nicht mal bewusst, bis zum besagtem schlüsselerlebnis mit dem zweiten Kind. da begriff ich erst, wie krank ich war und bin 2 Tage später als totales seelisches Und körperliches Wrack zum Psychiater gegangen.Trotzdem habe ich danach noch lange gekämpft und mir nicht mehr über den eigenen Weg getraut-schrecklich.Meine beste Freundin sagt immer:Ein kleiner roter , harmloser Maikäfer, der glaubte, ein MONSTER zu sein.
valentina

Beitrag von valentina »

:-) Hallo Madeleine
Nein, dreissig Jahre ist es natürlich nicht her, das weiss ich. Ich hab das nur als Beispiel gemeint, so im Sinne, auch wenn es dreissig oder vierzig Jahre her ist, werden wir uns noch daran erinnern, weil es so einschneidend und intensiv war. Ich denke, du hast dir auch das Positive aus der Krankheit mitgenommen. Du bist daran gewachsen. Man kann es nicht glauben, wenn man drinnsteckt, aber später sieht man es mit anderen Augen. Obwohl ich nicht gerade sagen kann, dass ich froh bin, über diese Krankheit. Es war die Hölle! Aber ich empfinde heute manchmal richtige Glücksgefühle, dass ich mein Leben wieder habe, dass ich noch am Leben bin, und nicht in irgendeiner Anstalt stecke. Dort habe ich mich nämlich vor fünf Jahren noch gesehen. LG Valentina
Madeleine

Beitrag von Madeleine »

Ich war zweimal in einer Klinik, als mein zweites Kind eins und zwei war.Ich habe mich einweisen lassen, beide Male, völlig am Ende.Dort konnte ich dann erstmals über die für mich damals so furchtbaren Gedanken, Ideen e.t.c. sprechen, und damit waren sie zum <Teil auch schon nicht mehr so gefährlich-klar, Der zwang denkt sich was neues aus, ist ja nicht blöd-am besten noch schlimmer und die Angst ist wieder da.Klasse.Gründe für meine Macke habe ich nie erfahren, waren irgendwann auch nicht mehr wichtig für mich.Ich erinnere mich, schon als Kind ein sehr ausgeprägtes Gewissen und leichte erste Zwangsanwandlungen gehabt zu haben.Ich persönlich denke, gerade die Bereitschaft zu Zwängen ist ein bißchen genetisch verankert, da streiten sich aber sogar die Psychiater.Ich hatte nie und habe kein problem damit, in einer klinik gewesen zu sein, habe dzgl.auch niemals negative Reaktionen aus dem Umfeld bekommen, im Gegenteil, viele Menschen vertrauen mir komischerweise sehr schnell vieles an.Ich muß aber sagen, daß man schon genau schauen sollte, in welche Klinik oder an welchen Arzt man sich wendet, man ist in solch einer phase so schnell zu demoralisieren und kaputt zu machen, das wäre fatal.LG, Madeleine
valentina

Beitrag von valentina »

:-) Ja, die Zwangsgedanken, das war das Schlimmste. Da siehst du dein Kind an und wie ein Blitz schiesst dir ein furchtbarer Gedanke durch den Kopf. Das machte mich fertig. Ein solcher Gedanke und ich war den ganzen Tag krank. Und vor allem, wenn man nicht weiss, was das ist. Man denkt , jetzt bin ich durchgedreht, und das fühlt sich scheusslich an, und ich verstand jeden Menschen, der sich wegen einer psychischen Krankheit umbringt. Aber dann hatte ich wieder Angst, weil ich so dachte, hatte Angst, ich bringe mich auch um , ach ich muss aufhören, du weisst ja wovon ich spreche. Das ist das Schöne hier im Forum, alle verstehen, was man meint. Was deine Freundin gesagt hat, vom kleinen, roten Käfer finde ich so süss. Aber wie ein Monster bin ich mir auch vorgekommen. Das kann jemand, der einen schon vorher gekannt hat, irgendwie nicht nachvollziehen, jemand, der noch nie so etwas gehabt hat. Ich konnte übrigens auch mit keinem über meine ZG reden, nur bei meinem Arzt. Und das mit grösster Angst, weil ich dachte, dass der mich für total wahnsinnig erklärt. Hätte ich damals so ein Forum gekannt, wäre mir wohl einiges erspart geblieben. Aber eben, hätte, wäre.......... Es war halt jetzt wie es war. Ich habe viel über mich gelernt und doch, manchmal verfluche ich diese Krankheit, weil sie mir gezeigt hat, welche schlechten Gefühle es gibt, Gefühle, die ich vorher noch nie gehabt habe. Dass es das nackte Grauen gibt, echt und nicht nur im Horrorfilm. Und die schlimmste Angst, ist die vor sich selbst. Aber wir habens geschafft, und darauf dürfen wir stolz sein finde ich, und alle, die am kämpfen sind werden es auch schaffen. Es braucht halt viel Zeit! :!: Ist wieder lang geworden, sorry! :!: LG Valentina
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