Ich bin wieder "ganz unten" :-( - sorry, lang.

Austausch persönlicher Erfahrung mit der Depression/Psychose vor und nach der Geburt

Moderator: Moderatoren

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Martina

Ich bin wieder "ganz unten" :-( - sorry, lang.

Beitrag von Martina »

Und ich habe ein sehr "kompetentes Kind", das mal wieder merkt, dass ich nicht mehr präsent bin.

Des Nachts liege ich wach und denke an meine Uroma, die sich und ihren jüngsten Sohn erschossen hat und wünsche mich auch tot. Mein Kind fühlt es und ruft die ganze Nacht MAMA MAMA MAMA, lässt mich nicht schlafen und so entsteht ein Teufelskreis. Ich falle von Wut in absolute Hoffnungslosigkeit.

Ich gehe zur Therapie, überlege aber, ob ich jetzt nicht außerdem mit Antidepressiva anfangen soll.

Seit längerem ging es mir wieder ziemlich gut, nur habe ich seit etwa einem Monat einen "Rückfall". Diese neue depressive Phase fing genau da an, wo ich eine Magen-Darm-Grippe hatte und der Vater meiner Tochter so sauer war, dass ich ihn bat, sie nachmittags 2h zu nehmen.

Heute Morgen war ich bei der Therapie und es scheint so zu sein (so die Theorie), dass ich einen permanenten Groll auf ihn (und seine Familie) habe, die "mir das Kind aufgedrängt und mich mit allem sitzen gelassen haben", dass ich nicht trennen kann zwischen Lydia und ihm und sie somit meinen Groll ständig als Ablehnung spürt. Ich weiß zwar vom Kopf her, dass ich ihn streichen kann und muss, aber ich schaffe es anscheinend nicht, gefühlsmäßig damit abzuschließen.

Sie meinte, ich sollte versuchen, es "nur" als MEIN Kind anzusehen und nicht als von außen aufgedrückte Pflicht, über die ich mich ärgere (was ich ja nicht bewusst tue, denn ich liebe mein Kind ja!).

Lydia spürt meine fehlende Präsenz und ist darum wieder so klammerig wie in den Zeiten schlimmster Depression.

Falls jemand Fragen hat, dann bitte einfach fragen. Vielleicht ist das alles nicht verständlich für Leute, die den ganzen Hintergrund nicht kennen. Sorry.

Aber Danke fürs Zuhören,
viele Grüße aus Griechenland
Martina
Blancanieves

Beitrag von Blancanieves »

Hi du!!!

Sei nicht soo traurig... wie du es selber geschrieben hast, dir ging es besser... jetzt bist du wieder down.. so ist es wenn man an Depris leidet...

Man muss stark bleiben und versuchen in solchen Momenten keine entgültigen Entscheidungen zu treffen...

Was deinem Kind angeht.. guck mal, ich liebe meinen Mann nicht mehr so wie ich mir das wünsche.. trotzdem liebe ich meine Kinder sehr... weil sie kleine Personen sind, die mich und meinen Mann gebraucht haben um zu existieren.... aber sie sind sie, und nicht ich oder mein Mann.. die werden sich zu Menschen entwickeln.. und werden total unabhängig von uns sein...

Wie schlecht es dir jetzt geht, so wirst es dir langsam auch besser gehen... Geduld, Geduld und nochmal Geduld.. das muss man auch noch haben....

Bleibe stark... es lohnt sich...
Hier schicke ich dir meine Hexe, sodass du nicht so alleine bist
Bild
Xine

Beitrag von Xine »

hallo Martina

Ach mensch Mist! Aber wir wissen ja wie heimtückisch eine PPD sein kann.Man denkt man hats grad so geschafft und "rums" gehts wieder abwärts.Gerade wenn äussere Einflüsse auf uns einprallen und einen runterziehen ist das fies :?

Ich bewunder jeden der es ohne Medis schafft,und du hast es schon einmal geschafft.Du wirst es auch wieder schaffen! Heb dir die Möglichkeit der Medikation als letzte Flucht auf.Du kennst den Grund für deine derzeitige Situation,und kannst daran arbeiten.Es ist schwer und mühsam....ich weiss.Kannst du vielleicht öfter zur Therapie?

Ein paar Mädels hier kennen sich doch super aus,was die natürlichen Mittelchen betrifft.Vielleicht kann dir da wer einen Tip geben.Ausprobieren wäre doch erstmal eine Alternative.

Ich bin nicht extrem Contra "chemische Medis",aber so lange es ohne irgendwie geht,rate ich ab.Die Zeit des Einschleichens bringt nochmal Nebenwirkungen mit sich.Und vom Ausschleichen mag ich gar nicht sprechen :?
Alles Gute! und schreib hier weiterhin was dich bedrückt! Es hilft.


liebe Grüsse
Anja
Petra

Beitrag von Petra »

liebe martina,

diese rückfälle gehören leider zu unserer krankheit dazu und sie sind so etwas von gemein, denn kaum wiegt man sich in sicherheit dass es einem gut geht, schlagen sie auch schon wieder zu. aber sieh es mal so, dass diese rückfälle uns ganz bewußt aufmerksam darauf machen, dass eben noch nicht alles geklärt und aufgearbeitet ist was den oder die auslöser der ppd betrifft. du bist nun schon soweit gekommen, dass du ganz gut zuordnen kannst wieso es dir plötzlich wieder schlecht geht. das war am anfang der depression sicher nicht so. da herrscht reinstes gefühls- und gedankenchaos und nichts nimmt wirklich wahre gestalt an. erst durch den schwierigen weg der therapie lernt man nach und nach alles zu richten. du hast sicher schon viel über dich gelernt und weißt warum es dir so schlecht manchmal geht und jetzt mußt du einfach sehr viel geduld haben und an dir arbeiten, dass du das auch für dich und deine tochter umsetzen kannst. das wirst du sicher schaffen! ich kann dich auch sehr gut verstehen was medikamente betrifft, ich hab selbst keine genommen aber sehr oft meinen therapeuten danach gefragt. vielleicht setzt du dir ein zeitlimit in dem du versucht noch ohne sie auszukommen und wenn du bis dahin keine wirkliche besserung durch deine therapie alleine spürst, kannst du immer noch damit anfangen!

alles liebe
petra
Milla

Beitrag von Milla »

Hallo liebe Martina! :D

Ich kenne in der Tat nicht die Hintergründe deiner Geschichte,wollte dir aber Folgendes empfehlen:NIMM EIN ANTIDEPRESSIVUM!

Ich habe auch 7 Monate lang geglaubt,ich schaffe es ohne AD, fühlte mich immer wieder gut, hatte wieder Rückfälle und eines Tages ging es mir so schlecht (extrem selbstmordgefährdet nach einem Ehestreit), daß ich mich endlich entschied, professionelle Hilfe zu holen.

Mein Hausarzt hat mir eine Überweisung zum Psychiater gegeben,welcher mir 2 ADs und eine Psychotherapie verschrieben habe.Die chemiche ADs habe ich zwar nicht genommen,ich wollte es zuerst mit Johanniskraut probieren,immer mit dem Hintergedanken:"Wenn die Phytotherapie nicht klappt,dann nehme ich die Chemie!".Mein hochdosiertes Johanniskrautpräparat ,das ich seit ca.3 Wochen einnehme,scheint zu wirken,denn ich fühle mich von Tag zu Tag besser (mit allerdings eine Erstverschlimmerung in der ersten Woche,die aber eventtuell an einem prämenstruellen Syndrom lag).Damit fühle ich mich sehr ausgeglichen,meine typische Gereiztheit,die zu monströsen Wutanfällen regelmäßig geführt hatte,ist so gut wie weg ,die depressiven Gedanken auch und ich schlafe meist wie ein Baby!

Wenn du Angst vor den chemischen Ads hast,dann wäre es vielleicht ein Versuch wert für dich?Ich habe ganz leichte Nebenwirkungen am Anfang gehabt (leichter Schwindel,leerer Kopf),die aber schon weg sind.

Zusätzlich versuche ich so oft wie möglich leichten Ausdauersport zu treiben (Radfahren auf meinem Heimtrainer oder Walking mit meiner Tochter im Buggy),das hilft mir sehr.

Die Schlaflosigkeit ist übrigens ein Symptom der Depression.Ich würde diese nicht unbehandelt lassen!

LGMilla
Martina

Beitrag von Martina »

Hallo ihr Lieben alle,

Danke sehr für eure Antworten!

Ach, bezüglich des Antidepressivums weiß ich einfach nicht, wie ich mich entscheiden soll. Einerseits denke ich, es ist jetzt einfach genug, andererseits hoffe ich, doch einfach nur noch kurz vorm Ziel zu sein. Außerdem ging es mir IMMER wenn, dann im Februar am schlechtesten (auch schon vor der PPD). Die Ratschläge gehen da so auseinander. Und irgendwie hoffe ich, es noch auszuhalten bis zum Sommer, denn dann wird es mir mit Sicherheit besser gehen.

Heute ist mir klar geworden, warum ich eigentlich in Griechenland auf einer Insel lebe: damit meine Seele Frieden findet. Ich bin zwar noch nicht ganz so weit, aber ich hoffe, dass es irgendwann sein wird. Ich habe heute Nachmittag mit Lydia "Eigentherapie" gemacht; wir sind auf die andere Seite der Insel gefahren, um einzukaufen und bei einer Freundin im Café Kaffee zu trinken, und dort war es wirklich lustig. So echt griechisches Dorfleben halt. Immer sehr erfrischend.

Johanniskraut habe ich vor Jahren mal genommen, aber das reagiert mit Licht (und hier ist bekanntlich viel Licht) und da habe ich so Schuppenflechte von bekommen. Das war sehr unangenehm.

Danke, dass ihr einem zuhört und einen wieder aufbaut. Ich möchte auch gern auf viel mehr Beiträge hier im Forum antworten, habe aber meist leider weder die Zeit noch (eher) die Kraft.

Liebe Grüße an alle
Martina
Micha

An Martina

Beitrag von Micha »

Hallo Martina,

schön mal wieder von dir zu hören, wenn auch unter schlechten Umständen.

Du schleppst die Depressionen doch schon so lange mit dir rum - geb dir einen Ruck und versuch es mit AD. Was ist schon dabei? Viele Leute nehmen Medikamente und es muß ja auch niemand wissen, wenn du nicht willst.

Schlaflosigkeit kann wie Folter sein, auch ich litt daran, doch kaum nahm ich die Tabletten, konnte ich wieder schlafen. Eine Erlösung .........

Eine unbehandelte Depression kann auch chronisch werden, sagte zumindest mein Arzt. Ich bin jetzt nach 3 Jahren am Ausschleichen der Tabletten.

Es ist deine Entscheidung aber ein Versuch ist es wert oder?

Liebe Grüße nach Griechenland, Micha
Martina

Beitrag von Martina »

Nochmal Danke.

Zur Schlaflosigkeit muss ich sagen, dass es eher daran liegt, dass Lydia mich weckt. Bis vor kurzem hatten wir die ersten ca. 2-3 Monate ihres Lebens, in denen sie meistens durchschlief oder nur 1-2x aufwachte. Zur Zeit ist sie wieder völlig durch den Wind. Letzte Nacht war sie mit nichts in ihr Bett zu kriegen und hielt die ganze Nacht meine Hand fest. Ich hatte ne Schlaftablette genommen, um nicht die ganze Nacht geweckt zu werden, weil ich sehr leichten Schlaf habe.

Ich habe so ziemliche Abneigung gegen jede Art von Tablette, da eine sehr enge Bezugsperson von mir immer tablettensüchtig war und ist. Und ich möchte halt die Ursachen bekämpfen, nicht die Symptome.

LG
Martina
Sas

Beitrag von Sas »

Hallo Martina,

Kopf hoch, das ist eine von diesen blöden Schwankungen, die leider typisch sind für unsere Krankheit. Ich lag vorgestern so total auf der Nase. Es gehört leider dazu.

Ich gebe den anderen recht, versuche es doch mal mit einem Antidepressivum, wenn diese Phase jetzt noch länger anhält. Vielleicht hat es bei Dir nicht nur familiäre Gründe, sondern auch organische. Bei mir war irgendwie beides der Fall. Diese Verantwortung auf einmal, der Schlafmangel, die Schilddrüse, alles spielte verrückt. Mit Antidepressiva schwebst Du nicht auf Wolke sieben und Du wirst auch nicht abhängig davon. Bei mir wurde nur der Kopf freier und ich war besser in der Lage mit der Verhaltenstherapie an mir zu arbeiten. Ohne Gespräche geht es natürlich auch nicht, aber Du bist ja schon in Therapie. Ich hasse Tabletten auch, aber ohne sie hätte ich es nicht geschafft.

Also halt die Ohren steif, Saskia
Xine

Beitrag von Xine »

hallo Martina

Hab dir ja schonmal geschrieben,dass ich eine Familientherapie mache.Vielleicht hast du ja auch die Möglichkeit dazu? Weiss ja nun nicht wie es bei euch gehandhabt wird.Frag doch mal deine Therapeutin.

In so einer Therapie werden speziell die Verhältnisse zu den verschiedenen Familienmitgliedern aufgearbeitet.Gerade wo du doch so Probs mit Lydias Papa hast.

Ich hätte im Leben nie gedacht,dass mir so eine Therapie weiterhelfen würde,da ich immer dachte ich hätte keine Probleme mit meinen Verwandten.
Jetzt möcht ich diese Therapieform nicht missen :wink:


liebe Grüsse
Anja
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