Sorry, blöde Frage zu "Zwangsgedanken"

Austausch persönlicher Erfahrung mit der Depression/Psychose vor und nach der Geburt

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Martina

Sorry, blöde Frage zu "Zwangsgedanken"

Beitrag von Martina »

Hallo,

es tut mir Leid, wenn die Frage blöd klingt, aber ich lese hier immer wieder von "Zwangsgedanken", bin mir aber nicht wirklich im klaren darüber, was das ist? Ich habe auch die Suchfunktion benutzt aber finde da nicht wirklich was, was mich aufklärt.

Ist das sowas wie "man hat Angst, sein Kind aus dem Fenster zu schmeißen"? Ich kenne glaube ich keine Zwangsgedanken, nur Selbstmordgedanken.

Danke & LG
Martina
Zuletzt geändert von Martina am 02:03:2006 12:26, insgesamt 1-mal geändert.
Anke
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Beitrag von Anke »

Hallo Martina,

Zwangsgedanken sind solche Gedanken/Gefühle, die Du beschrieben hast. Sie äußern sich bei jeder Mutter anders. Auf jeden Fall sind sie sehr quälend und lassen einen oft lange Zeit nicht los. Bei mir haben die Zwangsgedanken auch sehr lange angehalten.

Es tut mir leid, dass es Dir (zur Zeit) nicht gut geht. Da Du bereits lange Zeit mit PPD zu kämpfen hast, kann ich es nicht ganz nachvollziehen, warum Du keine Medikamente nehmen möchtest (zumal Du von Selbstmordgedanken sprichst!) Natürlich beheben sie nicht unbedingt die Ursachen Deiner Erkrankung, aber Dein Zustand wird damit um einiges erträglicher sein und die Zeit, bis Du wieder gesund bist, verkürzt sich.

Gleich, wie Du Dich entscheidest, ich wünsche Dir alles Gute!
Viele Grüße von Anke

"Die Zeit heilt alle Wunden..."
elenaki

Beitrag von elenaki »

Hallo Martina,

schön dass du dich auf meinen Aufruf gemeldet hast. ERstmal vorweg, würde ich mich sehr freuen, wenn du dich für meine Interviewfragen zur Verfügung stellen würdest. Auf deine Frage: Ja ich bin eine in Deutschland geborene und lebende Griechin. Warum lebst du in Griechenland? Wie geht dein griechischen Umfeld mit deinen Depressionen um? (ich glaube die griechische Kultur ist etwas anders gestrickt als die deutsche, deshalb ist sicherlich interessant, welchen Einfluß deine Umgebung auf dein psychisches Wohlsein reagiert oder sogar Einfluß nimmt).
Bitte setze dich doch mit mir per Mail in Verbindung so können wir weitere SChritte besprechen: EleniDD@t-online.de

Auf deine Frage wegen den Zwangsstörungen kann ich dir folgendes schreiben. Zwangsgedanken und Zwangsvorstellungen beziehen sich meist auf bestimmte Objekte und Situationen. Sie treten oft spontan auf, und sind Verbunden mit Kontrollverlust. Zwänge funktionieren wie eine "Wenn-Dann-Formel". Als Beispiel könnte man annehmen, dass man sich vorstellt, jemandem verbal, körperlich oder sexuell GEwalt anzutun, jemanden zu verletzten oder zu töten, sich vor ein Auto zu werfen. Dabei ist nicht die Aufführung wichtig sondern nur der GEdanke.

Zwangshandlungen sind Auführungen der Zwangsdanken. Häufige Zwänge sind Wiederholungs- Kontroll-Reinigungs und Vermeidungszwänge sowie übertriebene GEnauigkeit.
Als Ursachen solcher Zwänge werde oftmals gelernte Angstreaktionen angenommen. Zwänge werden also als aktives Vermeidungsverhalten von Angst angesehen.

Vielleicht habe ich dir ein bißchen helfen können.

Also bis bald

eleni
bambam

Beitrag von bambam »

Hallo,

habe gerade Deinen Beitrag zu den Zwangsgedanken gelesen...

Die Zwangsgedanken, meinem Kind irgendetwas antun zu können (mit dem Messer beispielsweise) machen mich total fertig. Diese Gedanken machen mir Angst und ich weiss nicht, wie ich damit umgehen soll.
Meine Therapeutin sagt immer, ich soll den Gedanken bis zum Schluss weiter denken, aber das hilft mir ehrlich gesagt überhaupt nicht - eher im Gegenteil.

Wie kriegt ihr das in den Griff? Soll man sich immer einreden, das man das sowieso nicht macht? Wie kann man diese Gedanken überlisten?


Viele Grüße,

bambam
Blancanieves

Beitrag von Blancanieves »

Hi!

Hier wird über ZG berichtet:

http://www.psychosoziale-gesundheit.net ... erung.html


Was meint ihr??
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Marika
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Registriert: 04:06:2005 16:05

Beitrag von Marika »

Liebe Bambam!

Dein Therapeut hat recht - man muss sich den ZG stellen. Sobald man versucht, sie zu vermeiden, werden sie stärker und man leidet immer mehr.

Natürlich ist es nicht einfach, so schreckliche ZG zu ende zu denken. Auch ich habe mir am Anfang sehr sehr schwer getan damit. Aber genau auf diese Weise, wirst du sie früher oder später auch wieder los.

Und bedenke: Jeder Mensch hat solche seltsamen Gedankengänge, nur die Gesunden vergessen diese gleich wieder bzw. deren Gehirn sondert sie als "nicht wichtig" aus und sie verschwinden in den weiten des Gehirns. Bei uns funktioniert das unter anderem deshalb nicht mehr, weil meist auch der Serotonin Spiegel im Gehirn aus der Reihe geraten ist. Wir verbeissen uns an solchen Gedanken und so entsteht der Zwang.

Ich für mich habe heraus gefunden: Mit meinem zwanghaften Denken kontrolliere ich mich ständig, ob ich zu so schlimmen Dingen fähig wäre. Also: Ein ZG kommt - ich bekomme Angst - das heißt für mein Gehirn, das mache ich nicht. Diese Erkenntniss ist aber nur von kurzer Dauer, daher prüfe und prüfe immer wieder und der Zwang ist geboren. Das klingt, als ob ich das steuern könnte - aber leider geht das von ganz alleine, man ist machtlos dagegen. Aber man kann sich dem Zwang stellen, ihm in die Augen schauen.

Du schaffst das auch, liebe Bambam, nur Mut - schau ihn an den Zwang und sag ihm, dass du stärker bist als er!!!!

Liebe Grüße von
Liebe Grüße von
Marika

Diagnose:
schwere PPD 2005
heute völlig beschwerdefrei mit 10 mg Cipralex
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