Buchtipp Zwangsgedanken

Austausch persönlicher Erfahrung mit der Depression/Psychose vor und nach der Geburt

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Muschelkalk

Buchtipp Zwangsgedanken

Beitrag von Muschelkalk »

Hallo, ihr Lieben!
Ich bin ja soo froh, dass ich dieses Forum gefunden habe. Ihr sprecht mir in vielerlei Hinsicht aus der Seele. Ich leide seit einigen Jahren unter Zwangsgedanken. Leider haben das die behandelnden Ärzte nicht bemerkt (Alternativdiagnosen: Depression, Angst, PTBS,...) Mittlerweile habe ich einen neuen Arzt und der hat zielsicher auf eine Zwangserkrankung getippt. Habe von dem Moment an sehr viel zum Thema gelesen...und festgestellt, dass ich nicht alleine bin. Ein Moment grosser Entlastung.

Hier mein Buchtipp an euch:

"Der Kobold im Kopf. Die Zähmung der Zwangsgedanken". Autor: Lee Baer.

Dies ist das einzige erhältliche Buch, das sich sehr kompetent und ausschliesslich mit den Kopfkobolden beschäftigt. Es enthält auch ein umfangreiches Kapitel zum Thema Mutterschaft und ZD.

Mir hat es sehr geholfen. Vielleicht hilft es euch beim Kampf gegen diese heimtückische Krankheit .
Petra

Beitrag von Petra »

hallo!

herzlich willkommen hier im forum! ich und einige andere mamis die unter zwangsgedanken leiden haben auch den kobold im kopf gelesen. mir war es eine sehr große hilfe und ich kann es auch nur weiterempfehlen! leidest du auch an einer ppd?
lg petra
Muschelkalk

Beitrag von Muschelkalk »

Hallo, Petra!
Ich habe schon seit drei Jahren Zwangsgedanken. Leider wusste ich nicht, dass man das so nennt; man hat mich als endogen depressiv eingestuft. Das lag aber glaube ich auch daran, dass ich fast nichts von meinen Kobolden erzählt habe. Habe mehrmals versucht, die SSRIs abzusetzen...mit katastrophalen Auswirkungen. Das letzte Mal im letzten Herbst. Weisst du, wir wünschen uns ein Baby und ich bin immer so 100prozentig und habe eben gedacht, ich schaffe das schon ohne Tabletten. Als dann die Periode ausblieb, habe ich durchgedreht (ich hatte die Fantasie, mir ein Messer in den Bauch stechen zu müssen und konnte keine Messer mehr benutzen). Dann gings (Gottseidank) ratzfatz: Neuer Arzt, der hat mich endlich richtig als Zwangspatientin eingestuft. Wieder Fluctin, diesmal in der für Zwangspatienten adäquaten Dosis. Seitdem gehts jeden Tag bergauf. Schwanger war ich leider nicht...oder vielleicht besser nicht, denn die letzten Monate waren definitiv der Horror. So langsam kommt der Kinderwunsch zurück...immer ein bisschen mehr. Jedenfalls zucke ich nicht mehr so fürchterlich zusammen, wenn ich ein Baby in einem Buggy sehe... vieles von dem, was ich hier lese, ist mir mehr als bekannt. Mein Arzt hat mir erklärt, dass die Hirnstoffwechselstörungen, die nach der Geburt vorliegen können, denen bei einem Zwangspatienten sehr ähnlich sind. Jetzt weiss ich auch, dass ich mit meinen Tabletten schwanger werden darf. Weisst du, für mich ist es wie Balsam für die Seele, wenn ich lese, dass es auch anderen Frauen so geht wie mir. Wenn man nicht zu den Leuten gehört, die dauern den Lichtschalter an und aus machen, kommt man ja nicht auf die Idee, dass man eine solche Krankheit haben könnte. Ich kann mir sehr gut vorstellen, wie das sein muss, wenn man Zwangsgedanken in Bezug auf das Neugeborene hat. Ich fand ja schon meine "pseudopraepartalen" Gedanken unerträglich...
Sas

Beitrag von Sas »

Hallo Muschelkalk,

auch ich habe das Buch gelesen und ich finde es toll, dass Du Dich zu uns gesellst. Die Krankheit ist ätzend und Es ist schlimm, dass Du so lange mit den Zwangsgedanken kämpfen mußtest. Meine schlimmste Phase dauerte "nur" so ca. 6-8 wochen, und sie war kaum auszuhalten.

Ich finde, das Buch und die Übungen, die da drinnen stehen sind eine Große Hilfe.

Liebe Grüße, Saskia
Muschelkalk

Beitrag von Muschelkalk »

Liebe Saskia,
ehrlich gesagt war ich etwas ängstlich, ob ich als noch-nicht-Mama überhaupt bei euch "mitmachen" darf. Es ist einfach so, dass ich in diesem Forum so viele Dinge gelesen habe, die ich geschrieben haben könnte!

Als ich mich heute morgen angemeldet habe, war ich ganz aufgeregt. Und musste heute mindestens eine Million mal nachgucken, ob mir schon jemand geschrieben hat. Ich möchte ja niemand vor den Kopf stossen, aber es ist sooooo klasse, dass ich nicht mehr alleine bin! Es ist so schön, dass ihr auch eure schlimmsten Albträume preisgebt. Ich weiss, dass das viel Überwindung kostet.
Muschelkalk
Petra

Beitrag von Petra »

liebe muschelkalk!

ich war jetzt ganz erschrocken darüber, dass du schon seit drei jahren an diesen quälenden gedanken leidest und falsch diagnostiziert wurdest. da mußt du ja die hölle durchgemacht haben. ich weiß noch wie meine zwangsgedanken angefangen haben, dachte ich, ich verliere den verstand, mir werden meine kinder weggenommen und ich werde lebenslang in die geschlossene abteilung eingesperrt. es war dann so eine unglaubliche erleichterung als ich dann das erste mal bei meinem therapeuten war und er mir sagte was mit los ist. ich versicherte mich auch bei jeder sitzung aufs neue ob ich wirklich nicht verrückt bin. das ist jetzt fast 7 monate aus und mittlerweile geht es mir ganz gut. ich stelle nur fest, dass es mir, wenn ich über zwangsgedanken hier im forum lese, wieder schlechter geht und der unliebsame herr zwang bei mir anklopft ob er denn nicht hereinschauen darf;)
machst du eigentlich eine gesprächstherapie? mir hat das sehr, sehr geholfen da ich kein antidepressiva genommen habe. in meiner therapie konnte ich nachvollziehen warum ich zwangsgedanken habe, was sie mir sagen wollen und wie ich damit am besten umgehen kann. ich kann dir eine therapie nur wärmstens ans herz legen!

lg petra
Muschelkalk

Beitrag von Muschelkalk »

Huhu, Petra!
Weisst du, es ist ja nicht so, dass ich drei Horrorjahre hinter mir habe. Aber wenn man immer als depressiv diagnostiziert wird, aber genau weiss, man ist es nicht mehr, wirds schwierig. Ich habe fast nie über meine schlimmen Gedanken gesprochen. Ich wusste nämlich, dass diese Ideen nichts mit Grübelzwang zu tun hatten...Ich habe die ganze Zeit über eine Gesprächstherapie gemacht. Die Therapeutin habe ich mit Randgefechten beschäftigt, weil ich mich nicht getraut habe, die Karten auf den Tisch zu legen. Mein neuer Arzt/Therapeut vertritt aber trotzdem die Auffassung, dass es fast nicht zu glauben ist, dass einem so eine Zwangserkrankung "entgeht". Jetzt wird alles besser, denn ich bin weder verrückt, noch ein schlechter Mensch, noch pervers, noch brutal....ich habe einfach nur eine Zwangserkrankung, die sich zur Depri ausgeweitet hat. Und jetzt habe ich sogar schon wieder soviel Mut, dass ich anderen davon erzählen kann bzw. andere trösten kann.
Muschelkalk
fufufella

Beitrag von fufufella »

hallo muschelkalk :D

hier gesellen sich ja die schweizerinnen!!! schön!

ich lese hier viel von den zg. alles was ihr schreibt, handelt von diesen horror-gedanken.
gibt es auch zwangsgedanken, die nicht nur in diese "messer"-richtung gehen? also eben sonstige gedanken, die man in diese kategorie tun könnte?

versteht ihr was ich meine?
Muschelkalk

Beitrag von Muschelkalk »

Hmmm...ich würde sagen, es gibt vier Hauptkategorien.
a) aggressive Inhalte (Messer, Kind auf Boden werfen, Mann aus Fenster stossen, sich selbst vor Zug,...)
b) sexuelle Inhalte (eigenes Kind missbrauchen, homosexuell zu sein, Inzestgedanken)
c) blasphemische Inhalte (Jesus und Maria...na, ihr wisst schon)
d) Thema Beschmutzung (sich mit Bakterien infizieren, HIV bekommen, ganz sicher Krebs haben,...)

Die Leute, die zu d) tendieren, entwickeln oft Waschzwänge, um das vermeintliche Unglück zu vermeiden.

Ausserdem weiss ich aus eigener Erfahrung, dass ZG's auch immer sehr persönlich geprägt sind. Das, was ich am Schlimmsten finde, wird viel eher zum ZG, als das, was mich nur zu einem müden Lächeln veranlasst. Für mich sind blasphemische Inhalte beispielweise albern, ich verstehe und respektiere aber, wenn Menschen sich durch so was schrecklich gequält fühlen.

Muschelkalk
fufufella

Beitrag von fufufella »

hallo muschelkalk

vielen dank für deine erklärungen.
zwangsgedanken haben also nichts mit "sich gedanklich im kreise drehen" zu tun!
da finde ich mich eigentlich nirgends wieder. naja, zum glück :wink: , hab ja noch genug anderes zum rumschleppen.
Muschelkalk

Beitrag von Muschelkalk »

Hhhmmm...vielleicht doch. Dieses immer wieder in Endlosschleifen Denken ist glaub ich auch zwanghaft. Da sind aber die Übergänge zum typisch depressiven Grübelzwang fliessend. Grübelzwang verweilt stärker bei einem selbst: Ich bin nichts wert, das sieht man auch daran, dass ...und das heisst, ich bin ......wusste ichs doch...
Eigentlich ist es aber auch egal, was genau man hat. Die Medis sind in beiden Fällen gleich.
Liabä Grüss
Muschelkalk
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