Wochenbett-Psychose

Austausch persönlicher Erfahrung mit der Depression/Psychose vor und nach der Geburt

Moderator: Moderatoren

Antworten
Marlene

Wochenbett-Psychose

Beitrag von Marlene »

Hallo,
ich war gestern bei meinem Frauenarzt und der meinte ich hätte eine Wochenbett-Psychose. Letzte Woche war ich bei der Hausärztin und die meinte, ich hätte eine Wochenbett-Depression. Hab also keine richtig Ahnung was ich hab. Hab jetzt aber mal von diesen Zwangsgedanken gelesen und das hab ich noch nie jemandem erzählt. Aber manchmal denke ich, was wäre jetzt, wenn ich meinen Sohn einfach so fallen lassen würde oder richtig auf dem Boden aufknallen lassen würde? Wenn ich das schreibe, tut mir das richtig weh. Ich habs dem Arzt nicht erzählt weil ich nicht wusste dass das wichtig ist. Zur Zeit nehme ich Tabletten der FA meinte ich bräuchte keine Therapie. Meine Hebi und meine Hausärztin sehen das anders. Jetzt wo ich weiss, dass diese Zwangsgedanken was mit der Depression zu tun haben möchte ich doch vielleicht eine Therapie machen.
glg Marlene
Muschelkalk

Beitrag von Muschelkalk »

Ich bin keine Fachfrau, aber ich denke, es wäre jetzt erst mal sehr wichtig, rauszufinden, ob du eine Depression oder eine Psychose hast. Ich glaube, ein gutes Kriterium ist: Stelle dir die Frage, ob deine Ideen von dir selber kommen oder ob sie dir irgendwie eingegeben werden. Menschen mit Zwangsgedanken (sehr viel häufiger als psychotische Menschen) wissen irgendwo tief in ihrem Inneren, dass sie das, was sie denken, selbst produzieren und gaaaanz schrecklich finden. (Das klang doch genau so in deinem Text) Und die Furcht, es doch in die Tat umzusetzen ist übermächtig.

Wie auch immer: Ich würde zu einem Psychiater gehen, der Erfahrung mit der Behandlung von Zwangserkrankungen bzw. Wochenbettdepressionen hat. Sobald die Diagnose steht (und vermutlich sind es "nur" ZG im Rahmen einer postpartalen Depri), solltest du dich für eine Verhaltenstherapie entscheiden. Es geht glaub ich gar nicht so sehr darum, rauszufinden, warum du das denkst...(ich habe mich monatelang gemartert mit der Frage nach dem Warum). Wichtig ist, dass man lernt, mit diesem geistigen Müll umzugehen.

Ich nehme zusätzlich ein SSRI (Selektiver Serotonin-Wiederaufnahme-Hemmer, macht nicht abhängig, Nebenwirkungen überschaubar, nur selten Gewichtszunahme). Dieses Medikament verhindert bzw. mildert diesen pingpongpingpong-Effekt der Gedanken. (Was wäre, wenn ich das Baby fallen lasse, dann stirbt das Baby, mein Mann verlässt mich, ich komme ins Gefängnis, dort sterbe ich einsam und wahnsinnig....) Man kann endlich wieder mit dem Leben beginnen.

Viel Glück!
Muschelkalk
Blancanieves

Beitrag von Blancanieves »


======================================
Hi du!!!

Du hast uns gefunden und ab jetzt werden wir für dich da sein... keine Panik... wir schaffen es gemeinsam...

Nein, ZG haben mit einer Psychose nicht zu tun... die gehören zu einer PPD... Beim Psychosen glaubst du es wirklich... bei ZG weißt du, dass es unsinn ist, nur der Gedanke macht dich fertig...und zieht dich runter.. aber du hast immer noch einen Bezug zu deiner Realität, bei Psychosen nicht... Z.B... Frauen, die darunter leiden, glauben und sind davon überzeugt, dass jemand ihnen oder dem Baby etwas antun will, haben auch noch Verfolgungswahn. usw. usw... ganz schlimm du... diese Frauen müssen dann stationiert behandeln werden und werden auch gesund.

Das ist was ich so bis jetzt darüber gelesen habe. Hier kannst du vieles zu seelischen Krankheiten lesen...

http://www.psychosoziale-gesundheit.net ... chose.html


So, jetzt muss du dich um deine Genesung kümmern... dafür brauchst du viel Geduld, Kraft und deinen Menschenvertand - der ist immer noch da, obwohl es ab und zu so aussieht, dass man bald durchdreht...
Wir alle kennen diese Gefühle, wir haben gekämfpt und es hat sich gelohnt...

Alles Gute, wünscht dir
======================================
Zuletzt geändert von Blancanieves am 15:03:2006 12:09, insgesamt 1-mal geändert.
Marlene

Liebe Blancanieves,

Beitrag von Marlene »

ich hab gerade Deine Antwort gelesen. Hast Du denn eine Depression? Gehst Du zum Therapeuten? Ich habe gesehen dass wir das gleiche Medikament nehmen. Hast du dadurch irgendwie zugenommen oder so???
glg Marlene
Blancanieves

Beitrag von Blancanieves »

Hi!

Zur Zeit nicht, da ich das Citalopram nehme. Ich habe gar keine Nebenwirkungen mit dem Medi... und tut mir sehr gut.

Ich habe aber trotzdem vor, es ab Ausgust abzusetzen und es mit Blüten-Essenzen versuchen...Ich mache zur Zeit auch Fitness und vieles was mir gut tut...

Ich habe mich für die Einahme des ADs sofort nach der Geburt meines Babys entschieden, da ich am Ende der SS ganz plötzlich und ohne Grung starken Stimmungsschwankungen, Schlafstörugen, ZG und innere Unruhe bekam... es war ab und zu zum Durchdrehen...

Als es mir in der SS schlecht ging habe ich im Internet nach Antworten und Lösungen gesucht und dieses Forum gefunden... So habe ich erfahren, was mir passieren kann, wenn ich nicht vorbeuge...Die Gefahr eine PPD oder PPS zu bekommen beteht auch, wenn man als Schwangere unter Depris und co. gelitten hat...

Zur Zei mache ich eine Therapie um herauszufinden, was mit mir los war...Ich leide aber unter starken Stimmugsschwankungen schon seit meinem 13. Lebensjahr... genau seit Anfang der Pupertät...Jetzt bin ich 38 Jahre alt...
So, das sind meine Antworten... falls du mehr wissen möchtest frag ruhig...

Übrigens: Was dein FA dir gesagt hat, finde ich nicht ok... Man muss mit solchen Diagnosen, sehr vorsichtig sein... man muss immer daran denken, dass depressive Menschen, sehr, sehr empfindlich sind und vieles anders aufnehmen können, als Menschen, die nicht depressiv sind...
Zuletzt geändert von Blancanieves am 03:03:2006 20:13, insgesamt 2-mal geändert.
Muschelkalk

Beitrag von Muschelkalk »

Hallo, Marlene!
Ich finde das auch sehr problematisch, dass dein Arzt dich mit so einer Diagnose heimgeschickt hat. Es gibt deutschlandweit Kriseninterventionszentren speziell für Menschen mit Zwangsgedanken. Vielleicht rufst du einfach mal eine Hotline an und holst dir eine weitere Meinung. Das ist sicherlich nicht der Weisheit letzter Schluss, aber es bringt dich vielleicht ein bisschen durch den Tag.

Muschelkalk (Ich weiss, das klingt dämlich, aber ich wollte meinen Namen nicht nennen, da ich noch nie in Foren aktiv war und irgendwie skeptisch bin... :D
valentina

Beitrag von valentina »

:-) Hallo Muschelkalk
Ist doch ein origineller Name! :!: Übrigens schön mal jemanden aus der Schweiz zu treffen. Ich komme auch aus der Schweiz. Wir Schweizer haben wohl irgendwie mehr das Bedürfnis etwas Anonymität zu wahren, weil die Schweiz so klein ist und man wirklich manchmal das Gefühl hat, überall ist einer, der dich kennt. Wenn nur die Forumsfrauen die Berichte lesen würden, wäre es anders. Aber ich vermute stark, dass noch ganz andere Leute auch mal hier reinschauen. Ich walte auch lieber etwas Vorsicht im Internet.
Wie ist deine Geschichte? Leidest du schon lange an PPD? LG Valentina :-)
Muschelkalk

Beitrag von Muschelkalk »

Hoi Valentina!
Das, was du mich gefragt hat, habe ich vorhin schon mal beantwortet. Und zwar als Replik auf den Beitrag zum Thema Buchtipp Zwangsgedanken.

Adeee
Muschelkalk
Sas

Beitrag von Sas »

Hallo Marlene,

Also, bei mir war es auch so, dass die Ärzte sich nicht einig waren, ob ich wahnhaft bin oder nicht. Bei mir verschwamm das irgendwie alles so komisch miteinander. Es war anhand meiner Angaben nicht möglich eine zweifelsfreie Diagnose zu stellen. Man taufte das Ganze dann "schwere depressive Episode mit psychotischen Sympotomen" und stellte mich auf Risperdal und Zoloft ein. Es ist ja eigentlöich auch egal, wie das Kind jetzt getauft wird, die Behandlung ist die gleiche.

Letztendlich bist Du aber bei einem Neurologen an der richtigen Adresse. Ich würde Dir dringend empfehlen, dass Du dort mal hingehst. Der kann Dir am ehesten sagen, was Du hast, und Dich richtig behandeln.

Ich mache neben der medikamentösen Therapie auch eine Verhaltenstherapie und bin sehr zufrieden damit. Mir hat nur die Kombination aus beidem geholfen, aber das ist jedem seine eigene Entscheidung.

In der Verhaltenstherapie habe ich auch gelernt, wie ich mit meinen Zwangsgedanken umgehen kann.

Liebe Marlene, halte durch, diese Krankheit ist heilbar. Zusammen schaffen wir es!

LG, Saskia
Antworten