Verarbeitung der Erkrankung

Austausch persönlicher Erfahrung mit der Depression/Psychose vor und nach der Geburt

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Inga
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Verarbeitung der Erkrankung

Beitrag von Inga »

Hallo ihr lieben!

Ich hab mal ne Frage an euch.
Kennt ihr diese schreckliche Angst, das die Erkrankung wieder ausbricht?
Ich bin schon eine weile recht stabil,arbeite wieder 25Std in der Woche und komme im Alltag gut klar.
Ich habe aber immer noch öfter Angst,das diese schreckliche Krankheit wieder ausbricht. Ich träume auch häufig von der Zeit nach der Geburt....ich möchte nie wieder in so eine schreckliche Situation kommen. Manchmal denke ich, das erlebte hat mich schon fast etwas traumatisiert...
Kennt ihr diese Gefühle?
Diagnose:
10/2012 erstes Kind
schwere PPD mit massiven ZG
09/2017 zweites Kind
gesund und glücklich
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Marika
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Re: Verarbeitung der Erkrankung

Beitrag von Marika »

Hallo,

ja, auf jeden Fall kenne ich das. Diese Gefühle hatte ich sicher noch 3-4 Jahre nach der Geburt meines Sohnes. Erst nach und nach kam immer mehr Sicherheit, dass schlechte Tage nicht gleich ein Neuausbruch der PPD bedeutet. Je öfter ich durch schlechte Tag durch musste und auch kam und es danach wieder aufwärts und sehr gut ging, um so gelassener wurde ich. Und mit jedem Jahr, dass wieder um ist und ich wieder toll gelebt habe (mich aber auch weiter entwickle!) gibt mir das Gefühl, aktiv meine Stabilität zu festigen.

Was mich nach so langer Zeit (mein Sohn ist gerade 10 geworden) eher beschäftigt: Wird mein AD nach nun schon 10 Jahren weiterhin so wirken, dass es ganz wesentlich zu meiner Stabilität beitragen kann? Aber ich kann mich da recht gut rausholen, da ich gerade in den letzten 2-3 Jahren sehr viel über die Achtsamkeit im "Hier und Jetzt" zu leben gelernt habe. Niemand weiß was morgen ist, auch die Gesunden ist. Und so genieße ich einfach jeden Tag in vollen Zügen!
Liebe Grüße von
Marika

Diagnose:
schwere PPD 2005
heute völlig beschwerdefrei mit 10 mg Cipralex
Seerose

Re: Verarbeitung der Erkrankung

Beitrag von Seerose »

Hallo,

ich habe zwar keine Angst, dass die Erkrankung wieder ausbricht (zumindest nicht solange ich noch kein zweites Kind bekomme), aber ich habe immer noch daran zu knabbern, dass mich damals 2013 diese Erkrankung nun mal erwischt hat. Ich verstehe einfach nicht, WARUM. Mich macht es traurig und auch wütend, dass es sowas überhaupt geben muss, gerade im Wochenbett und der Babyzeit, wo man nun wirklich anderes zu tun hat und so einen schwachsinnigen Scheiß nun wirklich nicht braucht. Ich beneide all die Mütter, die ungestört von sowas das Wochenbett und die Babyzeit genießen können, sich sorglos mit ihrem Baby beschäftigen können, usw. Ich plane dieses Jahr ein zweites Kind und wenn es wieder dazu kommen sollte oder gar noch schlimmer als beim ersten Mal werden sollte, dann dreh ich durch vor Wut, dass mich dieser Scheiß nicht endlich in Ruhe lassen kann, wenigstens in der Babyzeit.

Du siehst, ich bin auch noch nicht darüber hinweg und frage mich auch noch immer wieder, WARUM WARUM WARUM. Verarbeiten und damit abschließen werde ich wohl erst damit können, wenn ich noch mal ein Kind kriege und im Wochenbett und danach psychisch gesund bleibe und meine Kinder endlich ungestört genießen kann.

Liebe Grüße
Seerose
Graureiherin
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Beiträge: 530
Registriert: 07:01:2015 12:57

Re: Verarbeitung der Erkrankung

Beitrag von Graureiherin »

Hallo Inga,

ich kenne Deine Befürchtungen auch. An manchen Tagen mehr (wie zur Zeit gerade) an vielen Tagen wenig bis gar nicht.

Ich glaube tatsächlich, mit zunehmender Sicherheit und mit dem zunehmenden Bewusstsein, dass man solche Tage "gut" überstehen kann (also nicht in unnütze Denkspiralen gerät wie:"Oh Gott, jetzt geht es wieder los, alles ist schrecklich etc. etc. ) wird es immer besser werden. Allerdings ist das echt harte Arbeit und diese Anstrengung fordert einen heraus und manchmal fühlt man sich nicht kräftig genug der Anforderung zu trotzen.

Und die Frage "Warum" kann mürbe machen. In Teilen kann ein "Warum" erklärt werden (Altes aus der Vergangenheit, Hormonveränderungen etc. etc.) letztendlich müssen wir doch immer mit der jetzigen Situation (wieder) umgehen lernen. Oder was denkt ihr dazu?

mit Grüßen

die Graureiherin
postpartale Zwangserkrankung 10/2012
Cipralex bis 2014
Rückschlag 2015, wieder Escitalopram bis 15mg
langsame Reduzierung auf 5 mg Escitalopram seit Juli 2017
Verhaltenstherapie beendet seit September 2017
suzilizzy

Re: Verarbeitung der Erkrankung

Beitrag von suzilizzy »

Du hast so recht!
Das Warum bringt einen nicht weiter. Ist alles schwer zu akzeptieren, aber ich versuche mir immer zu sagen, dass ich mir die Zeit jetzt, in der es mir gut geht, nicht damit kaputt machen möchte, indem ich darüber nach denke, warum es mir so schlecht gehen musste.
Klappt manchmal, aber nicht immer...
Emmi3101

Re: Verarbeitung der Erkrankung

Beitrag von Emmi3101 »

Hallo Inga,

Ja das kenne ich auch. Im Moment träume ich ständig davon es ist zum Schreien!!
Ich hoffe das auch dieses irgendwann aufhört


Lg
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