auch Rückfall?

Austausch persönlicher Erfahrung mit der Depression/Psychose vor und nach der Geburt

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luraja

auch Rückfall?

Beitrag von luraja »

Hallo an alle!

Hab gerade den Beitrag von mei77 gelesen, das kommt mir doch alles sehr bekannt vor. Ich war 5 Jahre lang stabil, in den Weihnachtsferien gings dann los, mir gings immer schlechter bis ich Anfang Jänner für 2 1/2 Wochen in der Klinik gelandet bin. Diagnose: rezidiviertende Depression, gegenwärtig mittelgradige Episode. Also eigentlich auch kein Rückfall sondern eben was neues. Bei mir wurde auch ganz schnell hochdosiert, innerhalb von 5 Tagen von 25mg Quetiapin auf 200mg, die 100mg Sertralin wurden beibehalten. Nun ja, ganz langsam stellte sich Besserung ein, nach der Klinik war ich 2 Wochen daheim und bin dann für 6 Wochen in die psychiatrische Tagesklinik aufgenommen worden. Die Zeit war sehr intensiv und anstrengend, anfangs merkte ich dann eine Verbesserung meines Zustandes, ab der 3. Woche hatte ich eher den Eindruck, es wird schlechter. Ist aber auch nicht einfach, jeden Tag mit seiner Psyche konfrontiert zu werden.
Tja, die Tagesklinik ist nun für mich vorbei, bin mittlerweile schon 3 Wochen daheim. Hatte tatsächlich schon mehrere Tage hintereinander, an denen ich voll Energie war, mir gings richtig gut. Allerdings hatte ich Probleme mit dem Ischiasnerv und war beim Orthopäden, der schickte mich zum MRT. Der Befund hat mich total verunsichert, was da rausgekommen ist, liest sich furchtbar, es hat sich ein atypisches Hämangiom gezeigt. Das ist mit schon schwer im Magen gelegen, heute hab ich endlich den Termin zur Befundbesprechung, ich hoffe inständig, daß atypisch nicht zwangsläufig bösartig bedeutet!
Weiters war ich bei der Internistin, um die Schilddrüse kontrollieren zu lassen, Ultraschall war unauffällig, dennoch hegt sie den Verdacht auf Morbus Basedow, weil die Blutwerte nicht in Ordnung waren. Jetzt war ich neuerlich bei der Blutabnahme inkl. Antikörperbestimmumg, das Ergebnis ist noch ausständig. Die TSH Werte waren schon im Jänner in der Klinik auffällig, die fanden es aber nicht wert, auch die Antikörper zu bestimmen. Naja, mal schauen, was da rauskommt.
Seit Samstag geht es mir wieder nicht gut, bin weinerlich, dunkle Gedanken, müde, ich hoffe, das wird bald wieder besser. Jetzt dümpel ich trotz Therapie schon so lange in diesem Zustand herum, irgendwie geht mir das alles zu langsam, Geduld war noch nie meine Stärke. Ab morgen hab ich wieder regelmäßig Psychotherapie, hoffe es geht dann weiter bergauf!
Danke fürs zuhören!

luraja
Sanna
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Re: auch Rückfall?

Beitrag von Sanna »

Hallo!

Ich nehme mir mal das beste aus deinem Post raus: Es ging für schon ein paar Tage richtig gut. Das ist super, darauf kann man aufbauen.

Es ist natürlich doof, dass es dich wieder erwischt hat, aber klar ist, du warst fünf Jahre lang stabil!! Und so wird es such wieder, ganz bestimmt.

Dass es dir jetzt schlechter geht, wo du körperlich einige Baustellen hast, finde ich nicht verwunderlich. Wenn es dir körperlich wieder besser geht, wird sich such die Stabilität wieder einstellen.

LG, Sanna
schwere PPD 2012, heute komplett symptomfrei
Graureiherin
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Re: auch Rückfall?

Beitrag von Graureiherin »

Hallo Luraja,

mach Dich nicht im Vorfeld verrückt wegen dem Hämangiom. In der Regel sind diese harmlos und müssen lediglich dann und wann überwacht werden. Häm kommt grob gesagt von Blut und Angiom von Gefäß. Also eine "Gefäßveränderung". Bei Kindern recht häufig, bildet sich dann aber zurück.

Sicherlich kann auch die Schilddrüse mitbeteiligt sein an Deinem Zustand.

Welche Therapien hast Du denn in der Vergangenheit gemacht? Ich frage, weil ich bin ja im Dezember nach Absetzten des Cipralex auch in einen "Rückschlag" gerauscht. Allerdings habe ich das Gefühl, dass ich auch einfach noch nicht "so weit war" mit der Therapie, wie ich hätte sein können. Es stimmen einfach noch immer bestimmte Verhaltensweisen nicht bei mir, vieles läuft automatisiert/unbewusst und ist auf Dauer nicht gut für mich. Auch mit der Thematik "Achtsamkeit und Meditation" bin ich eher am Anfang.. es gibt also noch "was zu tun" ... und schlechte Lebensmuster ändern dauert sein Zeit... leider. Evtl ist es bei Dir ähnlich?

viele Grüße

die Graureiherin
postpartale Zwangserkrankung 10/2012
Cipralex bis 2014
Rückschlag 2015, wieder Escitalopram bis 15mg
langsame Reduzierung auf 5 mg Escitalopram seit Juli 2017
Verhaltenstherapie beendet seit September 2017
luraja

Re: auch Rückfall?

Beitrag von luraja »

Hallo und vielen Dank für die Rückmeldungen!

Ja, so wars auch, der Orthopäde hat gemeint, wir nehmen den Befund mal zur Kenntnis, wenn sich bei mir was ändert, können wir wieder Kontrolle machen. Gut, eine Sorge weniger! Auf die Schilddrüsenbefunde wart ich noch.
Also im letzten Jahr hab ich Psychosomatische Energetik und bei Bedarf Gesprächstherapie bei einer Psychologin gemacht, das setze ich jetzt auch wieder fort.
Das mit den eingefahrenen Verhaltensmustern stimmt sicher auch, mein jetziger Konflikt heißt "Hungrig", nämlich nach guten Gefühlen, nach Anerkennung, nach Ruhe. Stimmt soweit, ich bin immer nur am Tun und am Machen und schau, daß die anderen es gut haben, aber mich selbst vergess ich dabei. Ich muß lernen, was mir gut tut und das auch konsequent einfordern und umsetzen. Das ist meine größte Baustelle, ich weiß zwar, was mir gut tut, aber ich hab Schwierigkeiten damit, mir selber das auch zu gönnen, weil tief in mir der Gedanke nagt, daß mir eigentlich Freizeit/Erholung garnicht zusteht, weil ich ja nur daheim bei den Kindern bin und nicht arbeiten gehe. Das hat mir zwar so direkt noch niemand gesagt, aber den Leistungsgedanken hab ich schon aus frühester Kindheit mitbekommen, wenn ich was geleistet hab, wurde ich geliebt, wenn was schief gegangen ist, dann nicht.
Saublöd, eigentlich sollt ich da schon längst drüberstehen!
Wenigstens hab ich das Muster erkannt und kann das bei meinen Kindern anders machen. Aber bis ich das endgültig abgelegt hab, ist noch ein ganzes Stück Arbeit notwendig.

Liebe Grüße!
luraja
mei77

Re: auch Rückfall?

Beitrag von mei77 »

Hallo,

das tut mir sehr Leid, das es dich auch wieder erwischt hat. Ich konnte es irgendwie gar nicht fassen das es wiedergekommen ist. Ich hatte gehofft das es bei mir nur im Zuge einer Schwangerschaft oder nach einer Geburt auftritt.

Ich drücke dir fest die Daumen das es dir bald wieder besser geht!!!

LG Meike
Graureiherin
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Re: auch Rückfall?

Beitrag von Graureiherin »

Hallo luraja,

ich finde es spannend, dass Du das mit dem Leistungsdruck schreibst.

Genau das kenne ich auch. Im Inneren folgt man den tiefeingeprägten Glaubenssätzen, dass es einem nicht gut gehen darf... dass man sich nichts gönnen darf (zumindest bloß nicht zu viel)...

Ich versuche, genau wie Du, damit einen anderen Weg zu gehen... es fällt mir schwer! Jammer, denn ich muss immer etwas "tun", im schwäbischen gibt es den Spruch "schaffa, schaffa Häusle baua, bloß net nach de Mädle schaua"... meine schwäbische Sozialisation hat da augenscheinlich voll zugeschlagen. Diesen etwas "tun müssen" wird von mir dann vorgeplant und so verplane ich mir schon Tage vorher freie Stunden... meine Eltern waren auch immer schwerst beschäftigt und haben das auch von mir eingefordert. Anscheinend ist das typisch für meine Elterngeneration, da sie als Kind und Jugendliche die Nachkriegszeit wieder mitaufbauen mussten... mit allem was dazugehört.

Aber siehst Du, vielleicht sind es unter anderem genau solche Punkte, die noch nicht wirklich gut bearbeitet sind... und evtl. Rückschlage sind als Signale zu verstehen, dass wir noch an uns arbeiten sollten. Wäre zumindest ein positiv gemeinter Erklärungsversuch meinerseits.

mit lieben Grüßen an Dich

die Graureiherin
postpartale Zwangserkrankung 10/2012
Cipralex bis 2014
Rückschlag 2015, wieder Escitalopram bis 15mg
langsame Reduzierung auf 5 mg Escitalopram seit Juli 2017
Verhaltenstherapie beendet seit September 2017
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