Warum morgens so schlimm?

Austausch persönlicher Erfahrung mit der Depression/Psychose vor und nach der Geburt

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Vanessa81

Warum morgens so schlimm?

Beitrag von Vanessa81 »

Guten Morgen Ihr Lieben,

ich habe mich gestern bereits vorgestellt

Nächste Woche geht es in die Psychiatrie, erst einmal ohne Kind. Das Warten bis dahin ist furchtbar auch wenn mir natürlich klar ist, dass dann das Grübeln nicht aufhören wird.

Warum geht es mir morgens so extrem schlecht? Liegt das am wenigen Schlaf? Abends denke ich recht positiv und es fühlt sich teilweise auch ein bisschen normal an. Aber morgens? Das ist die Hölle für mich.

Danke für Eure Antworten.

Vanessa
Inga
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Re: Warum morgens so schlimm?

Beitrag von Inga »

Liebe Vanessa!

Das ist leider ziemlich typisch für diese Erkrankung.
Bei mir war es auch morgens am schlimmsten.
Gegen abend wurde es dann besser.
Das ist das typische Morgentief.
Nimmst du schon ein Medikament ein?
Diagnose:
10/2012 erstes Kind
schwere PPD mit massiven ZG
09/2017 zweites Kind
gesund und glücklich
Vanessa81

Re: Warum morgens so schlimm?

Beitrag von Vanessa81 »

Ich nehme seit ca. 10 Wochen eine Tablette Valdoxan. Nach 2 Wochen Einnahme war alles wie vorher! Ich fühlte mich wie die Alte, konnte wieder schlafen.

Ein fataler Fehler, dass ich es darauf beruhen lassen habe. Schade, dass Herten (MuKi-Klinik) das auch so gesehen hat. Als ich allerdings eine Verschlechterung merkte, habe ich schnell einen Termin bekommen und hätte auch tagesklinisch starten können. Dazu ist es ja nun leider nicht gekommen. Gehe jetzt im ersten Step alleine in die Allgemeinen-Psychiatrie. Habe aber schon gelesen, dass das richtig ist (also ohne Kind). Damit ich erstmal mit mir selbst klarkomme. Grübel natürlich viel ob das so richtig ist. Die Ärztin in Herten hat mich darin aber bestätigt. Ich denke einfach zu viel nach, was wäre wenn...
Sanna
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Re: Warum morgens so schlimm?

Beitrag von Sanna »

Ich glaube, dieses Morgentief kennen viele von uns. Das liegt am Botenstoffwechsel im Hirn. Wenn ich es richtig in Erinnerung habe ist der Serotoninspiegel am Morgen am niedrigsten und baut sich im Laufe des Tages auf, so dass man sich gegen Abend dann besser fühlt. Marika, du darfst mich gerne korrigieren.

Mit der Zeit wird das Morgentief aber besser und verschwindet dann ganz.

LG; Sanna
schwere PPD 2012, heute komplett symptomfrei
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Marika
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Re: Warum morgens so schlimm?

Beitrag von Marika »

Hallo,

Sanna hat genau recht: Das Serotonin wird natürlicher weise bei jedem Menschen Nachts abgebaut und hat dann morgens seinen Tiefstand. Das ist bei "gesunden Menschen" kein Problem, bei uns aber fatal - es bringt das bekannte "Morgentief". Über Tag baut es sich wieder auf, daher geht es uns dann meist besser.
Liebe Grüße von
Marika

Diagnose:
schwere PPD 2005
heute völlig beschwerdefrei mit 10 mg Cipralex
Shanjana

Re: Warum morgens so schlimm?

Beitrag von Shanjana »

Mir geht es morgends auch immer soooo schlecht das ist furchtbar. Erst am Nachmittag geht es langsam besser. Nehme jetzt aber allerdings schon 40mg Citalopram. Warum ist es dann trotzdem so? Heute ist es wieder ganz schlimm. Lg, Shanjana
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Marika
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Re: Warum morgens so schlimm?

Beitrag von Marika »

@Shanjana: Weil du das AD erst kurz nimmst - es dauert ein paar Wochen, bis du eine positive Wirkung hast. Was ist denn schon besser geworden? Da gibt es sicher etwas - konzentrier dich auf DAS!
Liebe Grüße von
Marika

Diagnose:
schwere PPD 2005
heute völlig beschwerdefrei mit 10 mg Cipralex
Vanessa81

Re: Warum morgens so schlimm?

Beitrag von Vanessa81 »

Dieses Morgentief ist die absolute Hölle. Bin so froh, wenn ich nächste Woche in die Klinik gehe. Auch wenn ich weiß, dass ich Geduld brauche bis ich medikamentös gut eingestellt bin.

Ist das normal - bzw. kennt Ihr das:

Ich habe richtig Angst vor zu Hause (bin ohne meinen Sohn bei meinem Vater, er wird von meinem Mann und Schwiegermutter betreut). Angst darum, weil die letzte Zeit wie ein Gefängnis dort war und mich dort alles an mein altes Leben erinnert). Möchte erst wieder nach Hause, wenn ich stabiler bin.

Und was ich noch schlimmer finde: Will für meinen Sohn da sein, aber ich habe im Momente Angst vor ihm - das hört sich jetzt schrecklich an und ich schäme mich. Aber ich habe ja auch gemerkt, dass der Kleine immer nervöser wurde durch mich. Das möchte ich ihm derzeit ersparen. Ich bin der Meinung, dass ich erstmal stabiler sein muss. Mein Mann steht da voll hinter, meine Schwiegermutter auch.

Aber wo sind denn die Muttergefühle? Müsste ich ihn nicht vermissen? Bin ich feige, weil ich jetzt im ersten Schritt alleine therapiert werde? Es fühlt sich so schrecklich an...

Mein Mann rief gerade an. Er hat lange überlegt ob er mir das sagen soll: der Kleine ist in der Tat schon etwas entspannter geworden (bin seit Mittwoch weg). Das bestätigt natürlich meine "Theorie" und bestätigt meinen Schritt. Baut mich sogar auf!
Glu

Re: Warum morgens so schlimm?

Beitrag von Glu »

Hallo du,

Auch ich kenne das Morgentief (sehr milde ausgedrückt, für mich was es morgens eine Zeitlang die Hölle). Das wurde mit der Zeit und natürlich den Medi wirklich besser und ist eigentlich ganz weg. Wieso das so ist, haben Sanna und Marika ja bereits geschrieben. Habe Geduld mit dir, es wird besser, auch wenn man es in dieser Situation nicht glauben mag.

Auch die Beziehung zu deinem Kleinem wird wieder. Ich hatte teilweise Angst vor meinem Kleinem, als er geschlafen hat und ja nichts von mir wollte. Das ist nun zum Glück Vergangenheit. Es wird, glaube uns. Du machst das richtige, nicht nur für dich, sondern auch für deine Familie.

Alles Gute und viel Kraft :)
LG Glu
suzilizzy

Re: Warum morgens so schlimm?

Beitrag von suzilizzy »

Hey,
die Angst vor zuhause und vor meinem Sohn kenne ich auch zu gut!
Du hast Recht, wenn du erst mal von daheim weg bleibst. Ich habe es immer auf Biegen und Brechen versucht und bin kläglich gescheitert. Das war für alle Beteiligten immer sehr schlimm!

Ich war auch erst ohne Kind auf Station, allerdings nur eine Woche. Das war auch immer ein Wechsel Bad der Gefühle, auf der einen Seite war ich froh, meine Ruhe zu haben und gleichzeitig habe ich mich so wie die schlimmste Mutter der Welt gefühlt.
Vielleicht beruhigt es dich, wenn ich dir sage, dass die Bindung zwischen uns jetzt richtig gut ist und ich nicht das Gefühl habe, dass ihm die Zeit geschadet hat. Du bist dir ja sicher, dass es deinem Kind bei deinem Mann gut geht!

Trotzdem wuerde ich dir raten, den Kleinen ab und zu mal zu sehen. Ganz ohne Erwartungen und Druck. Vielleicht nur für ne halbe Stunde oder so. Geh mit deinem Mann zusammen an einem neutralen Ort spazieren. Ihr braucht trotzdem kleine Momente als Familie. Nicht das deine Angst vor dem Baby immer groesser wird!
Ich hatte immer panische Angst vor solchen Besuchen, habe sie aber gebraucht, um mich langsam wieder anzunähern. Sonst wäre es eindeutig zu krass geworden, als er mit auf Station kam.

Ich drücke dich unbekannter Weise!
Es wird alles wieder und du gehst genau die richtigen Schritte!
Vanessa81

Re: Warum morgens so schlimm?

Beitrag von Vanessa81 »

Du hast vollkommen Recht. Generell bin ich auch der Meinung, dass man versuchen sollte, sich seinen Ängsten zu stellen. Natürlich im Rahmen des Machbaren.

Bin vorhin in der Klinik aufgenommen worden. Seltsamer Weise geht es mir seit gestern Abend erstaunlich gut. Kann klar denken, ohne große Ängste. Vielleicht weil sich jetzt endlich was tut. Heute morgen sogar ohne Morgentief. Echt tückisch diese Krankheit...

War heute vor der Aufnahme noch zu Hause. Habe mich um meinen Sohn gekümmert, gefüttert etc. Ganz ohne Druck und es war goldrichtig. Und jetzt vermisse ich den Kleinen total, weiß aber, dass ich das Richtige tue!
suzilizzy

Re: Warum morgens so schlimm?

Beitrag von suzilizzy »

Es freut mich riesig, dass du einen guten Tag hattest!
Bestimmt fühlt es sich jetzt besser an, weil der Druck erstmal weg ist und du in "Sicherheit" bist!
Wünsche dir ganz viel Kraft für die Therapie und das es weiter aufwärts geht!
Lass dir alle Zeit die du brauchst!
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