Und was nun?

Austausch persönlicher Erfahrung mit der Depression/Psychose vor und nach der Geburt

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hope

Und was nun?

Beitrag von hope »

Hallo ihr Lieben,

ich habe mich in den letzten Wochen und Monaten ganz schön rar gemacht. Hab einfach nur versucht zu überleben und irgendwie klar zu kommen. Der Alltag klappt gut, wenn nur diese blöden Gedanken und Selbstzweifel nicht wären...

Vor ein paar Tagen hatte ich nun endlich einen Termin bei einer Psychiaterin. Sie war sehr nett und hat mir viele Fragen gestellt. Es ging auch wieder um meine Vergangenheit, es gibt viele Erlebnisse, die ich nicht aufgearbeitet habe und die alle eine Rolle spielen. Ich habe auch die „dunklen“ Momente in meiner Vergangenheit nicht verschwiegen. All das gehört zu mir und meinem Leben, das bin ich.

Die Ärztin sagte, ich habe ein „dünnes Fell“. Dinge, die andere einfach wegstecken, bleiben an mir hängen und belasten mich.

Sie hat mir nun Sertralin verschrieben. Ich werde damit am Wochenende anfangen. Zum einen, weil ich ein bisschen Angst vor den Nebenwirkungen habe und zum anderen, weil ich bis vor drei Tagen noch Johanniskraut genommen habe und das verträgt sich wohl nicht. Am Besten soll ich zu einem Psychotherapeuten gehen, das ist hier nicht so leicht, alle sind schon voll. Vielleicht habe ich Glück bei einem, der neu aufmacht. Oder 6 Wochen in die Tagesklinik. Ich weiß nicht, was ich machen soll. Es wäre so verlockend nach diesen 6 Wochen halbwegs „gesund“ wieder zu kommen und wieder „normal“ leben zu können. Da meldet sich aber auch wieder mein Gewissen. Was ist mit der Arbeit? Darf ich das wollen?

Ach herrje…

Liebe Grüße von Hope
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Marika
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Re: Und was nun?

Beitrag von Marika »

Liebe Hope,

ganz toll, dass du diese Schritte schon eingeleitet hast und dir helfen lässt.

Bzgl. der Tagesklinik kann ich dir sagen: JA - du solltest das auf jeden Fall FÜR DICH TUN, es geht um DICH UND DEINE GESUNDHEIT! Du darfst das nicht nur wollen - du SOLLST das wollen!!!! Ich habe gerade eine Frau begleitet, die ebenfalls für einige Wochen in der Tagesklinik war. Zuerst war sie sehr skeptisch - sogar fast ablehnend. Doch dann hat sie gemerkt, wie gut ihr das tut, in einem sicheren Rahmen zu sein, Therapieangebote aus zu probieren und auch mit der Medikamenteneinstellung jeden Tag einen Ansprechpartner zu haben. Es ging ihr sehr, sehr schlecht - jetzt nach 3 Monaten ist sie schon tageweise zu Hause und ist soweit stabil, um in einer "normalen" Therapie weiter zu machen!

Wenn du also die Möglichkeit auf eine Tagesklinik hast: NIMM SIE UNBEDINGT AN, es kann dir nichts Besseres passieren!
Liebe Grüße von
Marika

Diagnose:
schwere PPD 2005
heute völlig beschwerdefrei mit 10 mg Cipralex
Sanna
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Re: Und was nun?

Beitrag von Sanna »

Liebe Hope,

auch ich möchte dir da wie Marika raten, das Angebot der Tagesklinik wahrzunehmen. Ich wurde auch u.a. tagesklinisch behandelt und es hat mir nur gut getan. Du kannst dort unter Aufsicht dein Medikament einschleichen, Therapien machen und bist doch trotzdem noch zuhause angebunden, so dass du deinen Mutterpflichten nachkommen kannst. Besser geht es doch nicht! Und wenn dir nach all den Monaten noch kein rechter Fortschritt gelungen ist, sollte es doch den Versuch wert sein, dass es dir danach besser geht, oder?

Überleg dir das nochmal! Und was die Arbeit angeht: Ich habe 2,5 Jahre gebraucht um wieder arbeitsfähig zu sein. Eine lange Zeit, aber als ich es letztes Jahr übers Kniw brechen wollte, ist der Schuss gründlich nach hinten losgegangen. Also nimm dir erstmal die Zeit zu gesunden und stabil zu werden. Erst dann ist das Thema Arbeit aktuell. Und das ist auch nicht schlimm. Ich habe auch z.B. noch nie jemanden gesehen, der akut Krebs hat und nach der Chemo zur Arbeit geht. Du bist (noch) krank!!! Nur weil man das körperlich nicht sieht, ist das kein Grund sich zu überfordern.

LG, Sanna
schwere PPD 2012, heute komplett symptomfrei
suzilizzy

Re: Und was nun?

Beitrag von suzilizzy »

Liebe Hope,

kann mich meinen Vorschreiberinnen nur anschließen!
Super, dass du diese Möglichkeit hast! In der Tagesklinik kannst du wirklich viel engmaschiger betreut werden, als mit einer Psychotherapie einmal pro Woche.
Wenn du wieder ganz gesund bist, proftierst du auf der Arbeit auch viel mehr. Das Gleiche gilt für deinen Chef!

Liebe Grüße
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