Und jetzt?

Austausch persönlicher Erfahrung mit der Depression/Psychose vor und nach der Geburt

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arztan

Und jetzt?

Beitrag von arztan »

So nun is der Tag also da. Mein Mann muss wieder arbeiten und ich bin mit meiner Situation heillos überfordert. Ich werde sofort nervös, wenn der Kleine auch nur einen Ton von sich gibt, geschweige denn, er fängt an zu schreien. Dazu kommt, dass wir ihn vor zehn Uhr Abends nicht ins Bett bekommen und ich mind. Dreimal pro Nacht aufstehen muss um ihn zu füttern. Letzte Nacht hat die Große dazwischen auch noch Theater gemacht. Ich fühle mich völlig kaputt und erschlagen. In meinem Kopf dreht sich immer alles um den Gedanken, dass ich das nicht mehr will, nie wollte und eigentlich unseren Zwerg auch gar nicht will und er es woanders besser hat. Dieses Gedankenkarussell schlaucht auch....
Sanna
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Re: Und jetzt?

Beitrag von Sanna »

Hallo!

Du brauchst Hilfe. In jeder Hinsicht. Wirst du therapeutisch betreut? Machst du Verhaltenstherapie oder tiefenpsychologische Therapie? Bist du bei einem Neurologen/Psychiater in Behandlung, der die ggf. Medikamente verschreiben kann? Hast du Hilfe durch Familie/Freunde mit den Kids und dem Haushalt? All das wäre ganz, ganz wichtig, damit es dir besser geht. Du kannst auch eine Haushaltshilfe/Familienhilfe bei der Krankenkasse beantragen. Das muss allerdings ein Arzt unterzeichnen, der offiziell eine Diagnose stellt.

Auch wenn es schwer fällt, versuch dir Hilfe zu organisieren.

LG, Sanna
schwere PPD 2012, heute komplett symptomfrei
Astrid77

Re: Und jetzt?

Beitrag von Astrid77 »

Hallo!
Das, was du jetzt sofort tun kannst, ist dir Gesellschaft herbeizuholen. Ich war in der schwierigen zeit sogar froh, wenn meine Schwiegermutter, die mir gar nichts geholfen hat, wenigstens kurz da war. Sie stand nur in der Küche, hat Sekt getrunken und über Austrias Next Topmodel geredet, und ich war wütend weil sie mir nix geholfen hat. Aber TROTZDEM war das Gefühl zu wissen "ok, heute kommt jemand um 14:00" gut! Das hat mir schon geholfen, auch wenn sie wie gesagt nur eine halbe Stunde da war. Es hat die Gedankenspirale unterbrochen und die Angst. Ich habe dann irgendwann meine Mutter, zu der ich eigentlich kaum ein Verhältnis habe, "überredet" ein paar Tage bei mir zu wohnen wenn mein Mann auf Geschäftsreise war. Das war auch unerwartet gut, obwohl man sich ja um einen gast dann irgendwie auch immer noch mitkümmern muss. Das funktioniert alles am besten, wenn man mit offenen karten spielt und auch mal jemanden anruft mit dem man nicht so viel zu tun hat, und sagt, mir geht es nicht gut, magst du heute mal kurz das Baby schaukeln? Da sagt niemand nein, jeder hilft eigentlich gern. ich hab null Freunde und Verwandte hier in Wien wo ich wohne, halt nur die Schwiegermutter, aber irgendwie ging es. Um mir ein Netzwerk aus Müttern aufzubauen, war ich viel zu kaputt, weiß auch nicht wie andere das machen. Einen Geburtsvorbereitungskurs wo man Kontakte knüpft hab ich auch nicht gemacht usw. - das alles fehlt einem dann aber man kann es nicht ändern. Die Außenwelt denkt irgendwie immer, wir Mütter hocken immer zusammen im Cafe oder gehen ins Babyschwimmen. Vielleicht machen das gesunde Mütter auch, aber mit einer Depression isoliert man sich leider. Nimm dir doch wenigstens vor "heute um 15:00 gehe ich raus", oder so.
arztan

Re: Und jetzt?

Beitrag von arztan »

Ich war am Montag bei einer Psychotherapeutin und hab da jetzt auch Folgetermine. Bei einem Arzt war ich noch nicht, wg. Evtl. Einnahme von Medikamenten. Ich hab grad mit meiner Schwiegermutter gesprochen, die kommt morgens kurz vor Sieben um die Große fertig zu machen und zum Schulbus zu schicken, dann kann ich liegen bleiben. Das is zumindest etwas Hilfe. Aber das Karussell dreht sich trotzdem, weil ich einfach diese Angst nicht loswerde, das ich überfordert bin. Bei der Großen bin ich damals einfach wieder sehr früh zu Arbeit gegangen, dann gings mit besser.
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