angst vor der Verantwortung

Austausch persönlicher Erfahrung mit der Depression/Psychose vor und nach der Geburt

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katl0607
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angst vor der Verantwortung

Beitrag von katl0607 »

Guten morgen!

Mein mann ist jetzt noch zehn tage von der Arbeit zu hause und dann muss er wieder in die schicht. Ich habe jetzt schon bammel wenn er für mich nicht mehr greifbar ist.
Ich werde zwar voraussichtlich noch für mind zwei Wochen zur tagesklinik fahren. Doch genau da fängt meine angst an. Mein mann hat mich jetzt fast jeden tag in die klinik gebracht, weil ich Angst habe alleine zu fahren. Und ich will dann immer nur von meinem mann gefahren werden. Mein Papa hätte auch zeit, aber bei ihm fühle ich mich nicht sicher. Ich bin so sehr auf meinen mann fixiert. Aber er kann nicht noch länger von der Arbeit zu hause bleiben. Ich habe abgst, die alleinige Verantwortung für unsere Tochter zu haben...
Was kann ich dagegen tun?
1. Kind geboren 7/14
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Marika
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Re: angst vor der Verantwortung

Beitrag von Marika »

Hallo,

stell dir die Frage mal so: Was kann ich dafür tun, damit ich mich sicherer fühle?

Folgendes fällt mir dazu ein:

- sprich mit deinem Mann und deinem Papa über deine Gefühle und Ängste

- hol dir jemanden mit ins Boot für die Zeit, wo dein Mann wieder arbeiten geht, damit du nicht jeden Tag alleine bist (Eltern, Freundinnen treffen usw....)

- strukturiere dir deine Tage: mach dir genaue Zeitpläne was du wann tun wirst - also richtig schriftlich wie einen Stundenplan

Was fällt dir selber noch ein? Was gibt dir mehr Sicherheit?

Wenn du die Frage so stellst wie oben, dann kannst du nämlich an Lösungen arbeiten. Hingegen Lösungen gegen etwas zu finden blockiert und ist destruktiv. Verstehst du was ich meine?
Zuletzt geändert von Marika am 25:10:2015 14:40, insgesamt 1-mal geändert.
Liebe Grüße von
Marika

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katl0607
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Re: angst vor der Verantwortung

Beitrag von katl0607 »

Hi marika!

Danke für deine hilfe. Das hört sich schon richtig an was du mir schreibst. Hattest du auch solche ängste?

Werde Ich diese ängste wieder los?
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suzilizzy

Re: angst vor der Verantwortung

Beitrag von suzilizzy »

Gibt es in der Tagesklinik eine Sozialarbeiterin? Wenn ja, dann sprich die mal an und erzähle von deinen Sorgen bzgl. Der Zeit nach der Klinik. Viele brauchen irgendeine Übergangslösung, bspw. In Form einer Haushaltshilfe. Die kannst du mit der Sozialarbeiterin beantragen. Vielleicht würde es dir helfen, wenn die ersten zwei Wochen jeden Tag noch jemand kommt, der dich ein wenig unterstützt.
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Marika
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Re: angst vor der Verantwortung

Beitrag von Marika »

Hallo,

ja ich kenne diese Ängste auch, daher konnte ich dir auch konkret schreiben, was man dafür tun kann, um mehr Sicherheit zu erlangen. Denn genau diese Dinge habe ich damals umgesetzt. :wink: Diese Ängste werden mit der Zeit weniger, ein bisschen musst du dich diesen aber auch stellen und ein wenig aushalten. Also z.B. so: Du bist 2 Stunden mit der Kleinen alleine, weißt aber danach kommt jemand und hilft dir im Alltag.

Die Idee von Suzi ist auch super!
Liebe Grüße von
Marika

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katl0607
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Re: angst vor der Verantwortung

Beitrag von katl0607 »

Danke für eure lieben antworten!

Ich werde mein bestes geben! War es bei euch auch so, dass ihr vor euren eigenen Gedanken angst bekommen habt? Wenn ich oft daran denke, wie unser leben ohne kind verlaufen wäre, bekomme ich schon angst, dass irgebdwann das Jugendamt vor unsrer türe steht und unsre tochter abholt. Wir hatten noch nie kontakt zum jugendamt
Ich habe angst vor mir selber
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Sanna
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Re: angst vor der Verantwortung

Beitrag von Sanna »

Hallo!

Ich gebe den beiden Recht. Du musst dir Hilfe ins Boot holen. Professionell z.B. über eine Familienhilfe, oder über Familie/Freunde. Bei der Familienhilfe sollte dir der Sozialdienst der Klinik eine Hilfe sein, wenn es um Anträge, etc. geht.

Hast du das Gefühl, dass die Tagesklinik hilfreich ist? Für mich hört es sich nämlich nicht so an. Hast du mal über den Aufenthalt in eine Mutter-Kind-Einheit nachgedacht? Dort lernst du Schritt für Schritt die Verantwortung für dein Kind zu übernehmen.

LG, Sanna
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katl0607
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Re: angst vor der Verantwortung

Beitrag von katl0607 »

Meine eltern sind tag und nacht für mich/uns da, wenn mein mann in der schicht ist. Meine mama übernimmt auch unsren Haushalt. In der klinik konnte ich bis jetzt nur kleine Fortschritte vorzeigen. Die angst vor dem alleinsein ohne meinem mann und mit unsrer tochter macht mir noch immer angst.
ich werde dieses Thema natürlich in der klinik noch bearbeiten.
Euer Zuspruch tut mir gut.
Eine psychotherapeutin habe ich nach der klinik schon. Zu ihr ging ich auch vor der klinik schon. Hat allerdings nicht mehr viel gebracht
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kitty

Re: angst vor der Verantwortung

Beitrag von kitty »

Hallo katl,

das was du schreibst kommt mir teilweise bekannt vor. Und zwar kenne ich die Angst mit meiner Tochter alleine zu sein sehr gut. Mir geht es genauso. Seit Mai 2015 habe ich eine Psychotherapeutin - hat aber bis jetzt auch noch nicht viel gebracht ....
Und ich bin derzeit auf einer Warteleiste für eine Mutter-Kind-Einheit. Bin unsicher und habe auch schon Angst davor dort mit meiner Tochter "alleine" zu sein.

LG
Sandra
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Marika
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Re: angst vor der Verantwortung

Beitrag von Marika »

Hallo,

auch meine Angst mit dem Kleinen alleine zu sein, war übermächtig. Ich litt ja unter starken Zwangsgedanken, ich könnte ihm etwas antun - und die waren natürlich dann am stärksten, wenn ich mit ihm alleine war. So quasi: jetzt bist du alleine mit ihm, niemand kann dich aufhalten wenn du "verrückt" wirst und ihm was antust. Ganz, ganz schrecklich war das. In den ersten 3 Monaten war jeden Tag jemand bei mir, meist meine Eltern oder liebe Freunde. Mit der Zeit erweiterten wir die Zeiten in denen ich alleine mit dem Kleinen war, aber wusste jetzt kommt dann bald meine Mama. Das war ein richtiges Üben die Angst und die ZG aus zu halten - denn es handelt sich ja um reines Kopfkino und nicht um eine reelle Gefahr die von uns ausgeht.

Scheu dich nicht, Hilfe im Alltag anzunehmen, es hilft wirklich sehr!
Liebe Grüße von
Marika

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Re: angst vor der Verantwortung

Beitrag von katl0607 »

Hi marika!

Danke für deinen lieben Zuspruch. Es beruhigt mich ungemein, dass es dir so erging wie mir im Moment. Ich kann ja kaum glauben, wieder mal gesund zu sein. Was mich immer wieder schockiert, dass unsere Tochter ein absolutes wunschkind ist und ich jetzt nicht die gefühle habe, die ich gern hätte. Warum kam nur diese furchtbare angst in mich?
Und warum krieg ich sie nicht los? Wie lange wird es noch dauern, bis ich wieder vertrauen in mich finde?
Oh mann, ich muss wirklich auch hilfe annehmen. Besonders meine eltern bitte ich sehr ungern um hilfe. Jedoch sind sie wiederum die einzigsten deren ich unsere tochter anvertraue...

Lg
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Marika
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Re: angst vor der Verantwortung

Beitrag von Marika »

Auch unser Sohn war ein absolutes Wunschkind, trotzdem schlug die PPD mit voller Macht zu. Aber die PPD bedeutet NICHT, dass du dein Kind nicht liebst, sie ÜBERLAGERT schlicht und einfach deine echten, wirklichen Gefühle.

Ein Kind zu bekommen ist eine Grenzerfahrung, behaupte ich jetzt mal. Wunderschön, aber auch mit extremen Ängsten verbunden, weil wir ja plötzlich zu 100 % für ein absolut von uns abhängiges Menschlein verantwortlich sind. Ein Fehler von uns könnte verheerende Folgen haben. Dann kommt der Hormonumschwung dazu ... das alles kann sich extrem negativ auf den Körper und eben auch auf Stoffwechselmechanismen im Gehirn auswirken. Es gibt ganz viele und verschiedene Gründe warum jemand an der PPD erkrankt - mangelnde Liebe zum Kind gehört aber nicht dazu. Es wird besser und besser, das verspreche ich dir, aber du brauchst viel Geduld mit dir und Nachsicht. Du musst lernen DICH SELBST ZU LIEBEN, gerade WEIL DU an der PPD erkrankt bist. Selbstvertrauen und Selbstliebe waren für mich 2 ganz essenzielle Dinge die ich aufbauen musste. Das wirst du auch in vielen anderen Beiträgen immer wieder lesen.

Spring über deinen Schatten und nimm Hilfe an. Ich habe mich zuerst auch geschämt, aber das ist nicht nötig. Und wenn deine Eltern für dich da sein können, das ist das das beste was dir/euch passieren kann!
Liebe Grüße von
Marika

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