meine zwangsgedanken sind wieder mal da

Austausch persönlicher Erfahrung mit der Depression/Psychose vor und nach der Geburt

Moderator: Moderatoren

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Petra

meine zwangsgedanken sind wieder mal da

Beitrag von Petra »

hallo,

wie die überschrift schon sagt, nerven mich meine feinde wieder etwas! ich hab so komische schnell vorbeiziehende gedanken, wo ich nicht mal genau sagen kann um was es geht, nur dass es irgendwie negativ und angstmachend ist! kennt das jemand?
die zg sind nicht mehr wie ein ganzer film sondern nur ausschnitte! ach, ich weiß leider nicht genau wie ich sie beschreiben kann! auslöser ist wohl, dass ich seit drei wochen kaum mehr als zwei stunden am stück schlafe weil mein sohn zähne bekommt und ich bin dadurch ganz schön fertig!
ich weiß, ich muß stark sein und darf mich nicht reinsteigern, aber manchmal denk ich mir echt wie lange muß ich noch kämpfen, bis ich mich endlich wieder ganz normal fühle! ich grüble auch soviel nach über das leben, den sinn vom leben, über die menschen. ich würd mir sogern ein bißchen mehr leichtigkeit in mein leben zurückholen und stattdessen sehe ich wieder so vieles negativ. nach außen gebe ich mich immer fröhlich und stark und niemand, nichtmal mein mann merkt dass es mir gar nicht so gut geht! teilweises kommen dann so gedanken, dass ich wohl nicht mehr ganz normal ticke und schon hab ich heftige angst dass ich den verstand verliere! es ist bei weitem nicht so arg wie am anfang der ppd und ich kann mich auch relativ rasch wieder aus einer paniksituation herausziehen aber diese schwankungen nerven mich nur mehr!

lg petra
Muschelkalk

Beitrag von Muschelkalk »

Huhu, Petra!

Also, was ich kenne, ist, dass manchmal Gedanken unterbewusst ablaufen. Dann geht es einem von der einen auf die andere Sekunde schlecht, und man weiss erst mal nicht, warum. Dann denkt man nach und stösst auf einen dieser fiesen Kobolde, die im Untergrund ein Loch schaufeln...kennste das?

Über den Sinn der Krankheit habe ich schon hundert Jahre nachgedacht. Ergebnis: zero! Aber ich hätte eine Idee für dich. Du beschreibst ja eine relativ ausgeprägte "Kopfangelegenheit". Wenn das andere depressive Zeugs nicht mehr so im Vordergrund steht (...ich bleib jetzt bis an mein Lebensende auf dieser Couch liegen...) und die Gedanken dominanter sind, solltest du deinen Arzt mal auf die Behandlung der ZG's ansprechen. Wenn du bereits ein AD nimmst (hoffentlich ein SSRI), kann man die Dosis erhöhen. Das hat in vielen Fällen einen superguten Effekt auf die Terror-Kobolde...so ist es jedenfalls bei mir. Mir gehts mit 40mg Fluctin besser, als es mir mit 20mg ging.

LG
Muschelkalk
Petra

Beitrag von Petra »

hallo muschelkalk!

ich habe eine ppd mit angststörung und zwangsgedanken. depressive anteile hatte ich kaum. also phasen in denen ich nichts schaffte weil es mir so schlecht ging oder so. das schlimmste waren für mich die zwangsgedanken gegen meinen kleinen sohn. ich mache jetzt seit einem halben jahr, also kurz nach ausbruch der krise eine tiefenpschologische therapie, nehme aber keine medikamente. ich komme auch sehr gut klar damit, denn auch durch therapie alleine lernt man mit den gedanken umzugehen und die angst auszuhalten und abzubauen. ich habe auch schon große fortschritte gemacht, kann aber leider sehr schlecht mit diesen für eine ppd typischen schwankungen umgehen. da steht mir meine eigene ungeduld im weg.

lg petra
Muschelkalk

Beitrag von Muschelkalk »

Huhu, Petra!
Da sieht man mal wieder, wie weit man mit Vorurteilen kommt. Also ich hätte geschworen, dass die Tiefenpsychologie (und keine Medikamente) die Situation nur verschlechtert. Ich finde es ganz toll, dass du im Prinzip sagen kannst, der von dir eingeschlagene Weg ist hilfreich. Das hängt mit Sicherheit auch damit zusammen, dass du Vertrauen zum Therapeuten hast. Und das ist wahrscheinlich das Wichtigste überhaupt.
Nichtsdestotrotz: Meine ZG's sind durch das SSRI ganz leise geworden. Ich kann mein Leben wieder viel mehr geniessen.

Also, wenns mal wieder schlimm ist: Es gäbe da noch eine Möglichkeit!

Ganze liebe Grüße
Muschelkalk
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Marika
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Beitrag von Marika »

Liebe Petra!

Lass dich mal knuddeln!!! :wink: Diese gemeinen Biester! Ich kann dich gut verstehen. Auch kenne das, dass die ZG nicht mehr als "Film" ablaufen, sondern eher als kurzer "Blitz". Man weiß nur so instinktiv, dass es ein ZG war, aber nicht mal genau, worum es ging. Ich weiß dann z.B. ein paar Minuten später gar nicht mehr, was die "Handlung" war. Ist das bei dir auch so, dass dieser ZG dann aber nicht mehr kommt, sondern nur einmal? Wenn ja, dann wäre das ja ein Erfolg, denn am Anfang kommen sie ja immer und immer wieder. Ich denke, dass wir ganz nahe da dran sind, wo wir, wie "Gesunde" hin und wieder so was "Seltsames" denken und es dann aber in den Weiten des Gehirns verschwindet.

Liebe Petra, ich glaube auch, dass dir der momentane Schlafmangel zu schaffen macht. Es gibt wohl kaum was Schlimmeres für den Menschen, als anderender unterbrochener Schlaf. Da gehts mir auch immer schlechter.

Versuch dir immer vor Augen zu halten: Jeder Mensch hat solche seltsamen Gedanken hin und wieder. Nur wir bleiben (noch) daran hängen. Und jede Zwangserkrankung ist ja der Versuch, sich Sicherheit zu holen. Ich habe für mich erkannt, dass ich mit meinen ZG mich immer wieder kontrolliere, ob ich vor diesen Dingen Angst habe - ja habe ich - heißt also für mein Gehirn: Sicherheit, dass ich sowas nicht mache. Aber bald schon kontrolliert man sich wieder und wieder und wieder = ZG! Und was bekommt man dafür? Genau - Unsicherheit, Angst, Panik und KEINE Sicherheit. Wenn man nun an seiner Angst arbeitet, nehmen die ZG ab - jetzt könnte man ja meinen, ja wenn ich keine Angst mehr habe, tue ich es vielleicht doch? Nein, eben nicht - denn ohne Angst, gibt es keine ZG und ohne ZG erlange ich Sicherheit, gutes Gefühl, Zuversicht. Also genau das, was man mit dem Zwang eigentlich ereichen will. Ist gemein, der Zwang, gell!!!

Vielleicht hilft dir das ein bissl, liebe Petra. Nicht aufgeben - auch diese Schwankung geht wieder vorbei. Und vielleicht kann dein Mann am Wochenende mal eine Schicht übernehmen, damit du schlafen kannst!

Einen ganz lieben Gruß schickt dir
Liebe Grüße von
Marika

Diagnose:
schwere PPD 2005
heute völlig beschwerdefrei mit 10 mg Cipralex
Petra

Beitrag von Petra »

liebe marika!

ich freu mich sehr von dir zu hören! hoffe es geht dir gut und du hast das wochenende in marburg schon gut verarbeitet!?

du hast es ganz genau auf den punkt gebracht! meine zg laufen so ab wie du sie beschrieben hast! sie machen mir auch nicht mehr richtig angst sondern stören mich halt sehr! ich habe auch heute meine periode bekommen, es war zwar die letzten zwei monate so, dass mir das keine schwankung gebracht hat, aber möglich, dass mich die hormone auch mal wieder durchgerüttelt haben!
dieses gedanken kontrollieren kenne ich. auch wenn es überhaupt um nichts geht wovor man angst haben muß, prüfe ich mich gleich ob eh alles klar mit mir ist!

ganz lieben gruß
petra
Petra

Beitrag von Petra »

liebe muschelkalk!

durch die tiefenpsychologische therapie werden die zwangsgedanken die ja ihren ursprung in einer massiven angst haben, erst mal stark an die oberfläche gezerrt. man geht der angst die meist in tief in der kindheit verschüttet liegt auf den grund und paralell dazu lernt man seine zwangsgedanken schonungslos kennen und geht die schreckensszenarien bis zur letzten konsequenz durch. das ist tatsächlich ein schlimmer und schmerzhafter prozeß und verlangt einem sehr viel kraft ab. aber nur so lernt man sich mit den gedanken auseinanderzusetzten und es ist bei sehr wirksam gewesen, denn die angst und panikattacken sind dadurch verschwunden!
aber du hast recht, man muß sich seinem therapeuten 100% anvertrauen und den glauben an ihn und seine therepiemethoden haben. denn tiefenpsychologie oder verhaltenstherapie oder familienaufstellung usw... diese formen haben schon vielen hier im forum bei der bewältigung der angst geholfen.
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