Mein Kopf macht mich fertig - ZG?

[FreudFunken]

Hallo,

mein Probelm ist, dass ich 4 Wochen nach der Geburt meiner Tochter (Sep.15) angefangen habe an der Wahl ihres Namens zu zweifeln. Leider hat sich dieser Zweifel so eingebrannt, dass ich wirklich täglich 24 Stunden am Tag darüber nachdenke und überhaupt nicht mehr positiv denken kann.

Diese Grübellei zieht mich so runter, dass es mir schwer fiel, meinen Alltag zu gestalten und mich über meine Tochter zu freuen.

Dazu kommt, dass ich es wohl immer noch nicht wirklich verinnerlicht habe, dass ich nun nochmal Mama geworden bin, Mama einer Tochter (worüber mich sehr gefreut habe). Wir wurden sehr von der SS überrascht. Ein weiteres Kind war im Gespräch, aber erst einige Jahre später.

Alles ist jetzt auf einmal so fremd und ich hab Angst, dass es so bleibt.

Ich bin einfach traurig, dass die vorherige Freude auf einmal weg ist, und ich nur noch voller Zweifel und Traurigkeit bin.

[Astrid77]

Um halb 2 nachts (morgens) les ich deine Geschichte und finde du triffst damit so viel auf den Punkt.

" Warum hast du dir so sehr ein Mädchen gewünscht, waren es eher die Erwartungen der anderen, die du erfüllen wolltest?"
Ja welche Erwartungen

[FreudFunken]

Hallo Astrid.

Wahrscheinlich die Erwartung ein Mädchen zu bekommen. Vielleicht war das Gefühl etwas zu verpassen, oder nicht mitreden zu können, nicht gleichwertig zu sein.

Der Wunsch war ja auch real, ich wollte es unbedingt.

[Marika]

Hallo meine Liebe und Herzlich Willkommen!

Vielen dank für deine Geschichte, die ich sehr aufmerksam gelesen habe. Ich kann sehr gut verstehen, was für ein Leidensdruck diese Grübeleien auf dich ausübt. Das ganze hat schon zwanghaften Charakter - und das macht einen extrem fertig. Ich kenne all das sehr gut - ich litt an ganz schweren Zwangsgedanken, allerdings mit anderem Inhalt. Auch das Gefühl "hinter einer Scheibe" zu sitzen kenne ich - das ist eigentlich ein typisches Gefühl bei einer PPD.

Du schreibst, dass du bei einer Psychologin warst. Machst du denn eine Therapie, nimmst du ein Medikament? Oder ist es bei diesem einen Gespräch geblieben?

[FreudFunken]

Hallo Marika,

ich bin nun seit 5 Wochen bei der Psychologin. Jeweils einmal die Woche. Diese Woche war sie leider krank.
Ich hab mich auch an eine Klinik gewandt, die auf PPD spezialisiert ist und Kinder mit aufnimmt, aber leider ist eine Aufnahme frühestens nächstes Jahr möglich. Medikamente nehme ich keine.

LG

[Sabrina]

Hallo FreudFunken,

geh doch zu einem Psychater und besprich dort deine Situation. Er kann dir eine Medikament verschreiben, dass heißt aber ja noch lange nicht, dass du es nehmen musst, wenn du nicht willst. Ich bin jedoch heil froh, dass es die Medis gibt. Vor einigen Tagen ging es mir auch sehr schlecht...ich dachte das hört nicht mehr auf. Aber mein AD schlägt an und ich fühl mich viel viel besser. Meine ZG's haben so nachgelassen...das ich es fast kaum glauben kann.

LG
Sabrina

[cuervo_blanco]

Hallo FreudFunken,

ich wollte mal fragen, wie's dir geht? Ich hab in deiner Schilderung vieles wieder erkannt von dem, wie's bei mir gelaufen ist und läuft; insbesondere das mit dem Kreisen um den "falschen" Namen – das hat bei mir 3 Tage nach der Geburt angefangen und ist erst jetzt langsam wirklich viel besser geworden.
Ich hatte auch eine riesen Angst, dass ich keine gute Beziehung zu meiner Tocher aufbauen könnte, wenn ich sie ja nicht bei ihrem Namen nennen kann.

Eine Psychiaterin, die auf PPD spezialisiert ist, hat das übrigens "den Klassiker" genannt; hat offenbar schon viele Frauen erlebt, deren Krankheit sich am Namen "aufgehängt" hat.

Ganz viel Mut dir!

[Katharina21021980]

Hallo :)
Ich erkenne mich auch zu gut in deiner Schilderung. Ich hatte zwar kein Problem mit dem Namen, aber den Rest das sich das eigene Kind fremd anfühlt habe ich auch erlebt.
Bei mir würde es sogar so schlimm das ich stationär aufgenommen werden musste.
Den Gedanken mein Leben zu beenden hatte ich auch, aber es war eigentlich nur der Wunsch da weil ich endlich Ruhe in meinem Kopf wollte.

[FreudFunken]

cuervo_blanco:

Danke für deine Antwort. "Schön" zu lesen, dass ich nicht alleine "verückt" bin bzgl. der Namenssache. Leider schwirrt das noch immer in meinem Kopf rum, er findet immer neue Gründe mir elnzureden, dass ich einen anderen Namen hätte wählen sollen. Es ist sehr belastend, weil ich heute schon weiß, dass morgen der Gedanke wieder da ist und mich traurig macht. Ich bin jetzt nicht mehr ganz so gelähmt, wie noch vor einiger Zeit aber doch hab ich Phasen wo ich im Auto sitze und einfach gegen n Baum fahren möchte. Das doch Irrsinn. Dabei find ich den ja schön. Wenn ich die Welt um mich rum ausblende, dann ist alles gut. Das geht aber leider nicht dauerhaft, wenn mir das dann wieder bewusst wird, Fall ich erneut ins Loch und der Kreislauf geht weiter bzw. beginnt von vorn.
Ich ertappe mich auch selbst dabei den Namen selten auszusprechen, meistens nehm ich Kosenamen oder sag "Die Kleine". Dann zwing ich mich dazu ihn auszusprechen. Manchmal geht mir der Name auch total auf die Nerven und denke "boa, ich kann ihn nicht mehr hören" und würde am liebsten alles verbannen wo er drauf steht. Total irre Ich mach mir totale Vorwürfe.

Interessant zu lesen was die Psychiaterin darüber meint, hat sie auch ne Idee warum das so ist? Wie war das bei dir und hattest du eine Vorgeschichte? Also ich hab ja ewig vorher schon gegrübelt und tat mich schwer mit der Namenswahl. Vermutlich hat es mich deswegen an dem Punkt gepackt. Wie hat es sich bei dir bemerkbar gemacht und weiter entwickelt? Wenn du sagst 3 Tage nach der Geburt, warum hast du ihn nicht geändert bzw. einen anderen gewählt? Als das bei mir anfing hatten wir schon die Geburtsurkunde gemacht und dann ist das nicht mehr so einfach möglich, zumal ich eh keinen anderen parat hatte.

Wie alt ist denn dein Kind jetzt, weil du meinst, dass es jetzt langsam besser wird, woran merkst du es?

Katharina:

das mir dem Fremdheitsgefühl ist wirklich schrecklich. Ich hab sie lieb und alles, aber es fühlt sich nicht an als wäre sie mein Kind.
Ich wollte auch in eine Klinik aber die Plätze sind alle belegt für Mutter mit Kind. Alleine zu gehen würde ich nicht übers Herz bringen, die Angst der weiteren Entfremdung wäre zu groß. Zumal es auch nicht gehen würde, weil mein Freud arbeiten ist.

Ich möchte auch nur gegen n Baum fahren, damit mein Hirn mich ruhen lässt.

[cuervo_blanco]

Liebe FreudFunken,

ich hab grad einen ganz langen Post geschrieben, der nun futsch ist – so ein Mist! Ich war anscheinend doch nicht angemeldet oder so....

Bin jetzt sehr müde, und muss mal ins Bett, die Kleine wird wohl bald aufwachen.

Ganz kurz: dass du sagen kannst, dass dir der Name gefällt, wenn du alles Andere außen vor lässt, dass er sogar "der tollste Name" ist, spricht sehr dafür, dass der Name selbst tatsächlich nicht das Problem ist. Die Kreise, die du beschreibst, da war ich auch drin. Ich hab auch – mach ich immer noch sehr oft – hauptsächlich Kosenamen verwendet für die Kleine. Da fällt mir ein, eine Bekannte, die gar nix mit PPD am Hut hat, meinte auch, ihr fiele es auch nach ein paar MOnaten nicht leicht, den Namen ihrer Tochter auszusprechen, sich dran zu gewöhnen...

Bei mir hat wohl vor allem das AD geholfen, und auch die Therapie, die ich begonnen hab, wenngleich ich der gegenüber noch ein bisschen skeptisch bin. Sie hilft mir jedenfalls, einen freundlicheren Blick zu haben auf mich und mein Denken und Tun. Das Thema kommt manchmal noch auf, aber das Gedankenrad dreht sich nicht mehr mit einer solchen Macht.

Ich hab auch hauptsächlich Kosenamen verwendet, tu das immer noch, brachte den Namen nicht raus ohne lähmende Angstgefühle im Bauch, ohne dass das Gedankendrehn im Kopf losging, doch heute ist mir auf einmal aufgefallen, dass ich den Namen ganz beiläufig verwendet hab, sie damit angesprochen hab. Mir fällts manchmal noch schwer zu glauben oder darauf zu vertrauen, dass der Name jetzt ok sein soll, obwohl er ja derselbe geblieben ist; und dass sich meine Tochter immer mehr als meine TOchter anfühlt, obwohl sie dieselbe ist – die, die mir nach der Geburt so fremd vorkam und immer noch manchmal fremde Züge hat. Dass dieses schlimme Gefühl, dass alles nicht gut ist, nicht heißt, dass alles nicht gut ist, sondern dass in mir die Gründe liegen.

So. Mein Kopf macht nicht mehr mit...

Vielleicht hab ich morgen die Zeit und Ausdauer, nochmal genauer zu antworten...

[cuervo_blanco]

PS.: Kurz noch: Meine Tochter wird morgen 4 Monate; das AD nehm ich schon seit 3 Monaten. Die Psychiaterin meinte, es wären untschiedliche Geschichten gewesen, aber in allen Fällen hätte sich das Namensleiden aufgelöst. Genauer erklärt hat sies nicht – aber meine Hebamme meinte, dass das ja die erste große Entscheidung ist, die wir für unser Kind treffen – würde zu dem passen, was du gemeint hast, dass du dich viel beschäftigt hast mit dem Thema und es dich da gepackt hat..

Bei mir ists umgekehrt eher das Gefühl, mich zu wenig mit dem Namensthema beschäftigt zu haben bzw. den Namen nicht genug geprüft zu haben, nicht an alle Aspekte gedacht zu haben. Vielleicht zu abstrakt nachgedacht zu haben, zu wenig wirklich in Verbindung mit dem Baby gewesen zu sein beim Überlegen.

[FreudFunken]

Cuervo_Blanco,

du sprichst mir so aus der Seele. Das was du schreibst könnte 1:1 von mir sein. Mich würde noch interessieren was dir denn so Angst gemacht hat, bei dem Gedanken, dass sie diesen Namen nun unwiderruflich tragen muss?

Bei mir hat sich der Gedanke schon häufiger verändert. Erst fing es damit an, dass ich ihr keinen besonderen Namen DEN besonderen Namen geben konnte, den ich eigentlich wollte (keine Ahnung welcher das sein sollte, hab ja keinen gefunden). Das hing mit der Häufigkeit zusammen. Weil ich ständig gelesen habe, dass er ja so häufig ist und jedes zweite Kind so heißt. Ich dachte "toll, jetzt ist sie nicht mehr das besondere Kind, jetzt ist sie eins von vielen". Ich hatte ein total schlechtes Gewissen, weil ich ihr durch die Namenswahl nicht zeigen konnte was sie mir bedeutet und wie ich mich freue, dass mir das Schicksal ein Mädchen geschenkt hat. Zudem plagt es mich das Gefühl Erwartungen nicht erfüllt zu haben. Ich weiß grad nicht wer ich bin. Ei
Keine Ahnung. Bin da grad nicht klar.

Zum Thema, genug oder nicht genug mit dem Namem beschäftigt. Ich habe mich generell mit dem Thema Namen sehr intensiv beschäftigt. Hab wochenlang über Listen gehangen. Doch bei ihrem Namen hab ich recht kurzfristig entschieden, obwohl er schon immer ein Favorit war und nur der Häugigkeit wegen missfiel. Doch als ich die Entscheidung getroffen hatte, hab ich mir nicht mehr soviele Gedanken drum gemacht. Ein Fehler?

Ich komme manchmal gar nicht mehr mit dem Denken hinter her.

So, nun werd ich auch mal ins Bett.

[FreudFunken]

Was mir daran Angst macht, ist diese Ungewissheit ob das meine wahren Gedanken sind und ich immer damit leben muss, so dass ich meiner Tochter vielleicht das Gefühl gebe weniger wert zu sein, weil sie eben keinen besonderen Namen hat, oder mir mein Kopf die Dinge nur einredet. Im Moment fühlt sich alles so echt an, und wenn ich dann mal anders denke hab ich das Gefühl als würde ich mich selbst belügen.

[cuervo_blanco]

Was mir daran Angst macht, ist diese Ungewissheit ob das meine wahren Gedanken sind und ich immer damit leben muss, so dass ich meiner Tochter vielleicht das Gefühl gebe weniger wert zu sein, weil sie eben keinen besonderen Namen hat, oder mir mein Kopf die Dinge nur einredet. Im Moment fühlt sich alles so echt an, und wenn ich dann mal anders denke fühlt es sich an als würde ich mich selbst belügen.

Du beschreibst ganz genau das Gefühl, das auch ich hatte und hab!

[cuervo_blanco]

Es tut gut zu sehen, dass ich nicht allein bin mit dem Thema, und auch, dass es bei dir so gekommen ist, obwohl du dir mal sehr sicher warst mit dem Namen. Dass diese Sicherheit und die positive Sicht dennoch schwer greifbar sein kann.

(Ich hab das mit dem Namen schon in die Runde fragen wollen, weil's manchmal eben schon noch Thema ist – ich bin so froh, dass du das aufgebracht hast! Zugleich tut's mir leid zu hören, dass es dich so plagt..)

Das Ganze ist wirklich ziemlich paradox. Die Lösung ist wahrscheinlich mit Denken gar nicht greifbar; liegt eher im Umgang mit den Gedanken. Aber es scheint so falsch, den eigenen Gedanken und Gefühlen nicht vertrauen zu dürfen. Es ist wohl auch verständlich, dass wir nach dem Grund suchen, verstehen wollen, aber hilfreicher ist's bei mir, mich anderem zu widmen. Das war, so glaube ich, erst durch das AD möglich, davor war immer unterschwellig ein ANgstgefühl, das mich aufzufressen drohte, das Gefühl, ich kämpfte ums nackte Überleben.

(Ich schick's mal ab, damit's nicht wieder weg is...)