Anpassungsstörung

Austausch persönlicher Erfahrung mit der Depression/Psychose vor und nach der Geburt

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Sabrina

Anpassungsstörung

Beitrag von Sabrina »

Hallo ihr Lieben,

seit der Erhöhung meiner Dosis Citalopram von 20 auf 30mg sind meine ZG's weniger geworden und ich kann sie auch besser verarbeiten, wenn ich welche habe. Mit meiner Therapie bin ich noch am Anfang. Meine Psychologin möchte herausfinden was der Grund meiner Erkrankung ist. Ich denke momentan viel darüber nach...so dass ich vermute, dass ich Schwierigkeiten habe mich anzupassen. Also damit meine ich, dass es für mich so krass...so "unreal" wirkt, dass ich nun eine Baby habe. Sie war auf einmal da. Vorher im Bauch. Entstanden aus einer Eizelle und naja ihr wisst schon...
Sie wachsen auch so wahnsinnig schnell. Meine Kleine sieht überhaupt nicht mehr so wie bei der Geburt aus. Ich kann mir auch nicht vorstellen, dass sie mal zu Schule geht oder so. Das ist so komisch für mich. Kennt jemand diese Gefühle? Könnte das ein Grund sein oder sind dass eher typische Symptome der Krankheit. Ich habe Angst iwann nicht mehr ich zu sein:-(
Kaum sind die ZG's etwas zurückgegangen, plagen mich jetzt diese Überlegungen.

LG
Sabrina
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Marika
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Re: Anpassungsstörung

Beitrag von Marika »

Hallo,

so ganz ähnliche Gedanken hatte ich damals auch. Alles war ganz unwirklich, plötzlich Mutter, ein kleines Baby dass zu 100 % von mir abhängig ist. Mir viel es ganz schwer, dass zu realisieren, aber mit der Zeit bin ich da quasi hinein gewachsen. Mein Therapeut hat übrigens nur kurz nach den Auslösern meiner ZG geschaut - es war wirklich so eine Art "Anpassungsstörung", aber ich war auch immer schon latent zwanghaft (schon in der Kindheit erste ZG) und konnte mich schon seit jeher nur schwerer an "Neues" gewöhnen. Der Großteil meiner Therapie zielte dann auch darauf ab, wie ich mich eben besser im Leben und auch auf Neues einstellen damit umgehen kann. Es war also eine Verhaltenstherapie - das hat mir extrem viel gebracht.

Das ist jetzt 10 Jahre her - so alt ist auch mein Sohn und geht bereits in die Mittelschule - unglaublich eigentlich und trotzdem komme ich damit klar. Das ist für mich ein ganz großes Wunder, denn früher hätte ich mir das nie und nimmer vorstellen können. Geschweige denn, dass ich damit umgehen kann! Aber: Ich kann und das ist herrlich erleichternd, auch wenn ich es mir hart erkämpfen musst!

Glaub mir, das wird auch bei dir noch!!! Es braucht nur Zeit und Geduld!
Liebe Grüße von
Marika

Diagnose:
schwere PPD 2005
heute völlig beschwerdefrei mit 10 mg Cipralex
Sabrina

Re: Anpassungsstörung

Beitrag von Sabrina »

Danke für deine Worte Marika. Du baust einen so unglaublich auf.
FreudFunken

Re: Anpassungsstörung

Beitrag von FreudFunken »

Hey Sabrina,

mir geht es da ähnlich.
Ich hab zwar schon zwei Kinder, aber für mich ist es noch total surreal, dass ich nun wieder eine "Neu-Mama" bin. Ich wollte immer noch ein weiteres Kind aber dadurch, dass meine Tochter so ganz ungeplant und überraschend in unser Leben kam, bin ich total überrumpelt. Ich musste mich sogar in der Schwangerschaft selbst dran erinnern, dass ich schwanger bin, weil es einfach so unglaublich war. Noch dazu mit einem Mädchen, dass ich ja eigentlich immer wollte.

Es wollte und will anscheinend noch immer nicht ganz in meinen Kopf. Ich mach mir auch täglich Gedanken wie es später sein wird und plane schon zig Jahre voraus, was mir dann Angst macht, weil ich Szenarien im Kopf habe, die so gar nicht passieren müssen.

Ich hab auch das Gefühl als wäre die Schwangerschaft und Geburt, die erste Zeit mit ihr einfach an mir vorbei gezogen. Die Erinnerungen daran sind schon so weit weg, obwohl sie grad mal 3 Monate auf der Welt ist. Das macht es mir irgendwie noch schwerer zu begreifen, dass sie wirklich mein Kind ist, das Kind, welches ich 9 Monate in mir getragen, gespürt und im Ultraschschall gesehen habe.
Zuletzt geändert von FreudFunken am 28:12:2015 0:08, insgesamt 1-mal geändert.
Pippilotta

Re: Anpassungsstörung

Beitrag von Pippilotta »

Mir geht es da genauso. Ich bin wie Marika bei meiner großen Tochter in die Mutterrolle reingewachsen. Jetzt bin ich seit fünf Wochen wieder Mama und es ist noch sehr irreal. Ich male mir auch dauernd Szenarios aus, in denen ich nicht weiter wissen würde. Oder plane jetzt schon, was wir nächsten Sommer alles machen oder was meine Kinder zu Ostern geschenkt bekommen. Das finde ich schrecklich, aber ich kann es nicht abstellen.
Ich hab auch schon so viel aus dem babyjahr vergessen (gutes genauso wie anstrengendes ;-) ) und wenn mir jetzt Aspekte einfallen, die für mich als Mama herausfordernd gewesen waren, bekomme ich gleich wieder Panik. Es fällt so schwer, im Moment zu leben, daran sollte ich arbeiten ...

Liebe Grüße

Pippilotta
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