"immer diese Wut" oder "das bin ich"

Austausch persönlicher Erfahrung mit der Depression/Psychose vor und nach der Geburt

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Miakoda7

Re: "immer diese Wut" oder "das bin ich"

Beitrag von Miakoda7 »

machen Kinder eigentlich irgendwann mal das was wir von ihnen wollen in der in unseren augen angemessener zeit? ;)

Danke für die lieben Worte! Das Buch hat mir schon sehr geholfen! und ich weiß ganz genau das ich Hilfe brauche, aber trotzdem habe ich angst davor!

Ich bin ja selbst krankenschwester.... meine ganze Familie ist im medizinischen Beruf.... und wenn dann die eigene schwester meint "für mich gibt es sowas wie psychische krankheiten nicht..."..... dieser satz geht mir nicht aus dem kopf! immer wieder taucht er auf.... Immer wieder sehe ich die Patienten in der Akut-Geschlossenen-Psychatrie vor mir die ich betreut habe... denen ging es schlecht! dagegen geht es mir gut. ich ritze mich nicht, ich versuche mich nicht
umzubringen, ich bin nicht von irgendwelche medis, alk oder sonstiges abhängig. was will ich eigentlich?!?! daher kommt glaub ich auch der gedanke das ich nicht ernst genommen werde....
aber ich brauche hilfe, ich weiß das! eigentlich.....
Graureiherin
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Re: "immer diese Wut" oder "das bin ich"

Beitrag von Graureiherin »

Hallo Du,

dann tu was! Nicht "eigentlich" sagen... das ist verlorene Zeit! Das Leben ist kurz. Wir sollten es auskosten! Ich habe Deine Beiträge nicht mehr alle exakt im Kopf, aber dass es eingefleischte Verhaltensmuster bei Dir gibt, die dir selber bewußt sind, aber sich bisher nicht ändern liesen, daran kann ich mich erinnern... auch ich habe noch (wie Marika) im Kopf, dass Du glaub extrem hohe Ansprüche an Dich stellst... damit lässt sich doch arbeiten in einer Therapie. Was andere denken ist ganz egal. Du bist für Dich selber verantwortlich und entscheidest für Dich, was gut für Dich ist.

Denk nicht an die Akut Geschlossene, das ist etwas ganz anderes. Das weißt Du ja selbder! Bei Dir geht es um eine ganz normale Therapie, wie sie vermutlich noch viel mehr Menschen benötigen würden... dann kannst Du nach und nach an Dir Arbeiten... schön ein Puzzelteil nach dem anderen...


liebe Grüße

die Graureiherin
postpartale Zwangserkrankung 10/2012
Cipralex bis 2014
Rückschlag 2015, wieder Escitalopram bis 15mg
langsame Reduzierung auf 5 mg Escitalopram seit Juli 2017
Verhaltenstherapie beendet seit September 2017
Reginald

Re: "immer diese Wut" oder "das bin ich"

Beitrag von Reginald »

Hey ho,
ich kenne das auch!
Ich bin ein enorm ruhiger Mensch, eher ängstlich als das ich vornüber gehe. Aber seit meine Depressionen nach der SS wieder eingesetzt haben kenne ich auch diese Wut. Sie richtet sich bei mir auch gegen mein Kind. Ich habe ihr noch nie etwas getan oder sie wie du sagst geschlagen oder sonst was (einmal aber schon angebrüllt und ein paar Mal auch schreiend liegen gelassen bis mein Mann kam)
Ich habe mir so schnell wie ich konnte Hilfe gesucht und gehe nun balb mit der Kleinen in stationäre Behandlung denn ich bin der Meinung bei solchen Verhaltensmustern MUSS man etwas tun.
Das hört nicht von allein wieder auf, schon gar nicht wenn man wie du so einen stressigen Beruf hat und dann nie abschalten kann wenn man sich zuhause dann noch um die Kinder kümmern muss.

Ich möchte eine gute Mutter sein und diesen Anspruch stelle ich an mich. Wenn ich dafür Hilfe in Anspruch nehmen muss mache ich das denn ich habe gemerkt das es sich von allein nicht gelegt hat und nur noch schlimmer geworden ist.
Ich hasse mein Kind nicht, das denkt mein Kopf nur alzu oft! Aber diese Gedanken will ich steuern lernen und das solltest du auch denn so wie es in deinem ersten Post klingt lässt du dich doch oft mitreisen und gibst dich den schlechten Gedanken hin. Der Wut hin, aber die wird dadurch nur verstärkt!

Ich könnte nie wieder ruhig schlafen wüsste ich das ich meinem Kind ein paar geknallt habe....

LG und denk wirklich darüber nach dich behandeln zu lassen, Selbsthilfe ist ein harter Weg der lanng dauert und wenn Kinder die Leidtragenden sind vielleicht nicht gerade der beste Weg ist!
Miakoda7

Re: "immer diese Wut" oder "das bin ich"

Beitrag von Miakoda7 »

Danke für eure Antworten!!!

ich werde mich auch behandeln lassen! Ich habe am freitag erstmal einen termin bei meiner Hausärtzin damit ich eine überweisung bekomme, und am 21.1. habe ich dann den termin beim facharzt.
ich hoffe er kann auch eine verhaltenstherapie anbieten, oder mich an jemanden vermittlen.... ich hatte zwar schon eine verhaltenstherapeutin.... aber das hat einfach nicht funktioniert.... ich hab mich nicht wohl gefühlt und auch nicht verstanden....

ich hoffe nur das ich jetzt jemand finde wo es auch passt...

ich hab nur so eine dermaßen angst vor dem termin....

und ja, ich habe meiner tochter schon eine gescheuert, ich kann auch kaum damit leben!!! und das muss ich dem arzt auch unbedingt so sagen!!! aber ich habe angst!

einfach angst! aber ich weiß das ich hilfe bracuhe!!!


und wegen meinem Job: ich arbeite nur 30%, Diakoniestation, und es macht mir spaß! dort bin ich fröhlich, ausgelasse, ruhig und entspannt! das ist das einzigste mal wo ich so richtig abschalten kann!!!
ab und an kommen selbst dort angstgedanken, aber da muss dann schon was besonderes sein (silvester)....
es fällt mir unheimlich schwer daheim weg zu gehen, aber wenn ich dann ein paar minuten im auto bin kann ich entspannen....
Reginald

Re: "immer diese Wut" oder "das bin ich"

Beitrag von Reginald »

Aber das klingt so, wenn ich ehrlich sein darf, als wärst du mit irgendwas bei dir zuhause total unzufrieden.
Wie ist deine Beziehung? Wie war deine Mutter zu dir, vielleicht projizierst du das auf deine Kinder.
Die Pychiaterin heute hat was interessantes zu mir gesagt.
Sie fragte ob ich wisse wie meine Mutter damals mit mir umgegangen ist und ich verneinte und sagte ihr das meine Mutter darüber nicht spricht und ich mich nicht erinnern kann (im Säuglingsalter ja normal) und da meinte sie das Frauen die die Stärke ihrer Mutter von Geburt an gespürt haben das auch viel besser bei ihren eigenen Kindern anwenden können und der Instinkt viel intensiver ist.
Dem schenke ich viel Glauben denn meine Mutter ist ein sehr unsicherer Mensch.
Ich habe mir jetzt vorgenommen bis zu meiner Geburt zurück mit meiner Mutter über meine Kindheit zu sprechen. Sie wird sich bedrängt fühlen aber ich hoffe sie hilft mir.

Wie ist die Unterstützung von deinem Partner?
Das deine Familie das nicht ernst nimmt hattest du ja schon angedeutet.

Das mit der Angst kann ich sehr gut verstehen. Habe einen Monat mit mir gekämpft überhaupt Anrufe in die Richtung zu machen und jetzt bekomm ich auch Panik wenn ich zu der Pychologin gehe. Wollte auch auf keinen Fall alleine hin.
Aber ehrlich sein und das einem fremden erzählen tut auch sehr gut habe ich gemerkt!

Ich hoffe du kannst diese Erfahrung auch machen!
Ich wünsche es dir sehr.

Lg
Miakoda7

Re: "immer diese Wut" oder "das bin ich"

Beitrag von Miakoda7 »

ich bitte darum das ihr ehrlich seid! bauchkraulen bringt mir nichts....

ja, ich bin unzufrieden.... aber ich kann es nicht greifen!
ich fühl mich immer gestresst...
mein Mann schmeißt mittlerweile den KOMPLETTEN Haushalt... bis auf die Kinder, das ist mein job...
ich muss dazu sagen das mein mann von zuhause arbeitet.... er ist also 24/7 zuhause... ist auch nicht immer einfach...

ansonsten habe ich keine unterstützung... meine eltern wohnen 90km entfernt...

wie meine mutter in meiner kindheit war weiß ich nicht... ich bin die 3. Tochter... aber darüber werde ich nie mit ir sprechen können, das ist in meiner familie so.... ich weiß das mein papa viel arbeiten war (krankenpfleger) und meine mutter ab dem zeitpunkt wo ich 3 war nachtschichten im krankenhaus gemacht hat.
wir waren nie eine familie die viel gekuschelt hat, ehrlich gesagt kann ich mich kaum daran erinnern das wir uns gegenseitig in den arm genommen haben... ob das auch schon so war als ich ein baby/kleinkind war, weiß ich nicht....
zita

Re: "immer diese Wut" oder "das bin ich"

Beitrag von zita »

Hey Du,

zum Thema Stress: Du schreibst, Du hast "nur" die Kinder und Dein Mann mache alles andere. Das ist für mich auch der pure Stress, wenn ich mich ausschließlich um die Kids kümmern muss. Ich finde es ganz wichtig, dass man - und die Dinge müssen ja nun einfach getan werden - auch mal andere Dinge erledigt, im Haushalt oder mal bei der Bank, Post etc. und das eben mal ohne Kinder und seinem eigenen Tempo. Das hat ja nichts damit zu tun, dass man seine Kinder nicht liebt oder so, aber man kann ja nicht immer nur geben und sich kümmern, man braucht ja selber auch mal etwas Input, vielleicht auch etwas Austausch mit anderen. Wir machen es oft so, dass ich mal zur Post fahre, dort was erledige, und mir nachher noch 10 min für einen Kaffee nehme. Dann komme ich ganz erfrischt wieder nach Hause. Wir haben leider auch niemanden groß in der Nähe, für längere Auszeiten, aber mir helfen auch schon diese kleinen Pausen.

Vielleicht überlegt Ihr Euch nochmal andere Strukturen, so dass die Aufteilung der "Zuständigkeiten" etwas ausgeglichener ist.

Übrigens - mein Mann arbeitet auch sehr viel von zu Hause aus, und natürlich ist das auf der einen Seite sehr schön und hilfreich, aber ich finds manchmal auch wahnsinnig anstrengend :wink: - gerade dann finde ich es - zumindest für mich - unheimlich wichtig, dass man mal raus kommt...

Lg Zita
Miakoda7

Re: "immer diese Wut" oder "das bin ich"

Beitrag von Miakoda7 »

so, heute war ich bei meiner Hausärztin, ich hatte ja so angst!
sie fragte was sie für mich tun kann, ich hab gesagt das ich wieder depressionen habe und ich ne überweisung zum facharzt brauche (hatte mich schon auf unangenehme fragen eingestellt) und sie "ich finde es toll das sie es merken und hilfe suchen!"
ich war total baff!
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Marika
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Re: "immer diese Wut" oder "das bin ich"

Beitrag von Marika »

Na siehst du - super gemacht!
Liebe Grüße von
Marika

Diagnose:
schwere PPD 2005
heute völlig beschwerdefrei mit 10 mg Cipralex
Julikeks

Re: "immer diese Wut" oder "das bin ich"

Beitrag von Julikeks »

Hallo,

mir ist gerade sauer aufgestoßen, dass Dein Mann den Haushalt macht und Du "nur" die Kinder. Ich finde Du hast den deutlich anstrengenderen Part erwischt :x . Dein Mann "entspannt" beim arbeiten und beim Haushalt, kann da seinen eigenen Rhythmus leben und Du bist fremdbestimmt durch die Kinder und kannst nie machen was Du willst.
Denkt doch mal über eine andere Arbeitsteilung nach. Z.B. könnte er mal die Kinder übernehmen, während Du die Wäsche machst oder kochst. Auch solche kleinen Haushaltsarbeiten können solche "mini-Auszeiten" sein, mit denen man über den Tag kommt. Außerdem finde ich Du solltest Dir 1-2x in der Woche eine echte Entlastung gönnen. Könnt ihr vielleicht einen Babysitter engagieren, der Dir die Kinder mal für 2-3h abnehmen kann, damit Du mal alleine was machen kannst? Dann bist Du sicher auch entspannter und kannst wieder positiver auf Deine Kinder zu gehen.
Und die Wut an sich finde ich nicht schlimm, die darf da sein. Das Problem ist bloß, wenn man anfängt aggressiv zu reagieren, das zeigt einfach, dass Du in einer absoluten Überlastungssituation drin steckst.
Wünsche Dir einen guten Termin beim Facharzt!


Lg und halt die Ohren steif! :-)
Julikeks
Astrid77

Re: "immer diese Wut" oder "das bin ich"

Beitrag von Astrid77 »

Genau darüber (Arbeitsteilung daheim) sind heute auch hier die Fetzen geflogen. Mann kocht, serviert, räumt danach alles auf und verzieht sich nach getaner Arbeit zum wohlverdienten Kaffee am Computer. Wäre ja alles ok, wenn ich nicht 4x Windeln gewechselt hätte, Töpfchen ausgeleert, mein Kleid wurde als Taschentuch verwendet... habe mit den Kindern gespielt, nebenher Wäsche gewaschen & aufgehängt, Fläschchen gemacht und gefüttert... und keiner sagt Danke dafür. Aber fürs Essen kochen gibt's immer Lob & vielen Dank und danach hat Mann sich eine Pause verdient, während Frau weiter das Kinderzimmer aufräumt. Und wenn man sich beschwert ist meist der einzige Effekt, dass gestritten wird und auch keine Lösung herauskommt. Ich weiß ja dass unsere Männer hier nicht das Hauptproblem sind, aber auf die Palme bringt meiner mich oft genug.
Miakoda7

Re: "immer diese Wut" oder "das bin ich"

Beitrag von Miakoda7 »

astrid: du erzählst gerade meine beziehung.
mein mann verschwindet ständig zum putzen, lobt sich dann selbst was er nicht alles gemacht hat...
vor ein paar tagen wollte er nur kurz den papiermüll rausbringen während ich mit den kids beschäfftigt war.... das ende vom lied war das er die ganze obere stock aufgeräumt und geputzt hat.... nachdem ich meine kinder dann in der badewanne hatte (sie baden gerade getrennt weil es zusammen nicht klappt) habe ich ihm meinen sohn übergeben.... ich hörte ihn nur noch anhaltend brüllen, während mein mann die spülmaschine ausräumte.... dann bin ich ausgerastet, hab ihn angebrüllt das er nur noch das scheiß putzen im kopf hat und sonst nichts...
seine antwort: er wollte zu dir, sobald ich ihn hochnehmen wollte schrie er noch mehr....

ja, meine kinder hängen im moment sehr an mir.... was ich auch noch als sehr anstrengend empfinde....
Astrid77

Re: "immer diese Wut" oder "das bin ich"

Beitrag von Astrid77 »

Ist bei mir dasselbe, ganz wie bei dir! Ich seh aus wie eine Entenmama: hinter mir wackeln ständig beide Kinder (1 und 3 Jahre) plus Hund hinterher. Egal ob Küche, Dusche oder WC!!! Der Mann putzt entspannt durch die Gegend und telefoniert dabei oder surft im Internet. Was mich zum Überkochen bringt ist aber gerade mein Medikament Mirtazapin, es hat Aggressionen als Nebenwirkung und heute konnte ich mich auch nicht kontrollieren - war allerdings nur gegen meinen Mann.
Miakoda7

Re: "immer diese Wut" oder "das bin ich"

Beitrag von Miakoda7 »

lange nicht mehr hier gewesen...
seit 22 Tagen nehme ich jetzt Moclobemid 125mg (7:00 Uhr 0,5 und 14:00Uhr 0,5)
die geringste Dosis...
Manche Tage habe ich das Gefühl das es mir besser geht.... an den anderen Tagen ist alles wie gehabt...
Anfang März hab ich meinen nächsten Termin...

Im Moment wird mir aber immer bewusster das ich meine Tochter (4,5jahre) sehr häufig von mir wegschieben... dagegen sehr gerne mit meinem Sohn (knapp 2jahre) kuschele...
Auch kommen im Moment wieder sehr stark die Gedanken an die Geburt meiner Tochter zurück... Warum kann ich sie nicht einfach hinter mir lassen? Mein Kind ist gesund, die Geburtsverletzungen längst verheilt...
Ist das auch der Grund warum ich mein Kind von mir schiebe?!?!
Kein Wunder ist sie wie sie ist.... Wenn Mama einen Tag ganz arg lieb und verständisvoll ist und am anderen wieder ständig ausflippt wegen Kleinigkeiten... Ich habe Angst ihr einen "Schaden" zuzufügen!!!

@Astrid: Entenmama ist das perfekte Wort!!! Überall sind meine Kinder, selbst wenn mein Mann da ist heißt es die ganze Zeit "Mama" oder "nein, Mama soll das machen"... selbst mein Sohn macht das schon...
und meine Wut richtet sich auch meistens gegen meinen Mann...
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