Chronische Depression, Rückfall, Wiedererkrankung

Austausch persönlicher Erfahrung mit der Depression/Psychose vor und nach der Geburt

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Kuni

Chronische Depression, Rückfall, Wiedererkrankung

Beitrag von Kuni »

Hallo zusammen,
ich mal ne Frage an die Frauen, die sich mit dem Thema Depressionen schon länger beschäftigen:

Ich habe letztens in einem Bericht gelesen, dass wenn man von chronischen Depressionen spricht, die therapieresistenten Depression meint, also die bei denen keine Therapie anschlägt und sich die Symtome nicht deutlich bessern.
Ich dachte immer damit seien die gemeint, die dauerhaft AD nehmen müssen und damit gesund leben können.
Was ist denn nun richtig???
In den Bericht hieß es auch , dass man von einer Wiedererkrankung spricht, wenn man nach einigen Jahren wieder dep. Symtome aufweist (auch ggf. trotz AD-Einnahme)und ein Rückfall, sei eine Verschlimmerung der Symtome in der Akutzeit, also in der Zeit, in der man noch nicht die normale Stabilität erreicht hat.
Ich hoffe ich hab das verständlich wiedergegeben.
Vielleicht kann ja jemand diesbezüglich weiterhelfen. Ich empfinde das häufig als unklar wenn die Begriffe chronisch, Rückfall, Wiedererkrankung fallen.

LG
FreudFunken

Re: Chronische Depression, Rückfall, Wiedererkrankung

Beitrag von FreudFunken »

Hallo Kuni,

ich bin zwar kein Experte, hab mir aber Gedanken drum gemacht, weil ich mich schon länger mit dem Thema beschäftige.

Ich denke, dass eine chronische Depression nicht heilbar und nur mit Medikamenten und Therapie unter Kontrolle zu kriegen ist. Ein Rückfall würde ich definieren, wenn man zum Beispiel die Medikamente (zu früh) abgesetzt hat und die Depression dadurch wieder durchkommt, schlimmer werden. Und eine Wiedererkrankung wäre für mich, wenn jemand die Depression überstanden hat und dann (vielleicht) nach Jahren/Monaten (weiß nicht ab wann Heilung bei Depression definiert wird) erneut daran erkrankt.

Wie gesagt, das sind meine Überlegungen dazu und interessiere mich ebenso für Ergänzungen.
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Marika
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Re: Chronische Depression, Rückfall, Wiedererkrankung

Beitrag von Marika »

Hallo,

ich würde es auch so wie "Freud Funken" beschreiben, ob das in der Fachwelt auch so gilt, weiß ich nicht, ist mir aber heute nach all den Jahren gar nicht mehr so wichtig.. :wink:
Liebe Grüße von
Marika

Diagnose:
schwere PPD 2005
heute völlig beschwerdefrei mit 10 mg Cipralex
Eule86

Re: Chronische Depression, Rückfall, Wiedererkrankung

Beitrag von Eule86 »

Ich stelle mir meine Depression vor wie meinen Herpis Virus.
Ich weiß, dass dieser Virus in mir schlummert und wenn mein Immunsystem total angegriffen ist, dann bricht der manchmal aus. Dann muss ich mich schonen und Salbe drauf machen und viel Geduld und Kraft mitbringen, weil wer schon mal Herpis gehabt hat, weiß vielleicht, dass dieses kleine Mistding den ganzen Organismus mit nimmt und super weh tut. Und natürlich dauert das bis das wieder alles verheilt ist.
Ähnlich stelle ich mir das mit den Depris vor nur auf anderer Ebene. Mein seelisches Immunsystem ist angegriffen. .vielleicht wegen Altlasten, aktuellen Belastungen, größeren Aufgaben oder Herausforderungen, Stress in welcher Form auch immer und wenn das dann kippt, kann die Depri ausbrechen. Damit ich Gänge runter schalte, mir Hilfe hole und dann das gleiche Spiel wie bei dem Herpis.. Geduld, Kraft usw.

Ich hatte meine damalige Psychaterin mal gefragt bei meinem ersten depressiven Phase, wann ich denn weiß, dass ich wieder gesund bin.
Sie hat dann gesagt: "Wir bewegen uns ja immer zwischen krank und gesund. Ich würde sagen, man ist gesund von etwas, wenn dieses etwas einem im Alltag und in den Dingen, die man gerne machen möchte, nicht mehr beeinflusst bzw. einen nicht mehr großartig daran hindert."

Wie seht ihr diese Gedanken? Könnt ihr damit konform gehen oder wie würdet ihr es noch anders sagen?
lotte

Re: Chronische Depression, Rückfall, Wiedererkrankung

Beitrag von lotte »

Huhu Eule ;)

ich würde gerade den letzten Satz Deiner Ärztin voll und ganz unterschreiben wollen. Genau so ist es.
Ich lebe jetzt seit fast 5 Jahren eine Leben ohne Angst, will sagen, ich kann alles machen, was ich möchte. Das war früher in meinen Akutphasen anders.

Meine seelischen Wunden sind also verheilt bzw ich habe viel daran gearbeitet, dass sie es konnten. Und heute sind da eben "nur" noch die Narben übrig. Trotzdem oder gerade deswegen muss und werde ich (das macht mir aber mittlerweile Spaß und Freude, mich liebevoll um mich selbst zu kümmern) immer achtsam sein, damit diese Narben auch zubleiben.

In die Zukunft kann ich nicht sehen, das heisst, sicher gibt es irgendwann Momente, die mich mehr fordern, Trauerfälle, Trennungen usw. Und da hilft mir dann mein Bewusstsein, dass ich eben kein "Haudegen" bin, der das alles locker wegsteckt, sondern meine Narben von früher habe, die dann verstärkt schmerzen können.

LGL
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