Weiter in der Tretmühle

Austausch persönlicher Erfahrung mit der Depression/Psychose vor und nach der Geburt

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Astrid77

Weiter in der Tretmühle

Beitrag von Astrid77 »

Gestern vor einem Jahr war der schlimmste Tag in meiner Depression (da hat es angefangen), irgendwie hat sich der 7.1. so bei mir eingespeichert. Gestern ging es mir aber ok. Andererseits zieht man dann auch so ein Resümee, und ich kam drauf dass das ganze letzte Jahr irgendwie total verschwendet war. ich hab jeden Tag gezählt, in der Hoffnung, dass die Zeit irgendwas ändert. 3 Medikamente ausprobiert und wieder abgesetzt. Über Weihnachten jetzt war der Kindergarten 14 Tage zu und es war für mich Horror. Alle Babysitter auch in Urlaub, und an den Weihnachtsfeiertagen sind wir zu meinen Eltern gefahren, mein Mann "natürlich" krank geworden und hat sich bei meinen Eltern nur auf der Couch und im Bett aufgehalten, sodass ich 2 Kinder und Hund dann auch noch alleine versorgen durfte. Am 3. Tag dachte ich beim Abendspaziergang mit dem Hund, ich binde den Hund jetzt am Gartentor fest und lege mich einfach auf die Bahnschienen in der Nähe bis endlich ein Zug kommt. Als wir wieder zu Hause waren in Wien gab es ständig zwischen den Kindern und mir und meinem Mann Zoff und ich dachte, wenn sich einmal ein Nachbar beschwert dass wir so laut sind, dann stürze ich mich irgendwo runter. Denn ich kann das alles nicht ändern oder verbessern.
Gestern hatte dann der Kindergarten wieder auf, mein abendlicher Schwimmkurs hat auch wieder begonnen, und schon geht es mir besser. Daher auch an dich liebe Pustblume falls du das hier liest - ich bin mir sicher deine Verzweiflung und Grübelei entstehen aus dem Stress, dass dir niemand mal die Kinder abnimmt.
Heute war ich dann bei meiner Ärztin und sie hatte die Idee, mir Mirtazapin zu verschreiben. Auch weil ich nachts nicht schlafen kann ohne Schlafmittel. Ich probiere das jetzt aus in der Hoffnung, dass es was bringt. Dass ich nach einem Jahr immer noch so in der Tretmühle festhänge, hätte ich aber nicht gedacht.
Sanna
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Re: Weiter in der Tretmühle

Beitrag von Sanna »

Liebe Astrid,

meinst du ich hätte gedacht, dass ich 2,5 Jahre brauche bis es mir wieder gut geht??? Obwohl es mir die Ärzte prophezeit hatten, habe ich doch immer gehofft, dass es schneller geht. Fakt ist aber, dass es mir wieder gut geht. Da kannst du auch hinkommen.

Gut, dass du ein neues Medi ausprobierst. Ich hoffe sehr für dich, dass es endlich der Durchbruch ist. Halt uns doch da auf dem Laufenden. Würde mich sehr interessieren, wie es dir damit geht. Und wundere dich nicht, die erste Dosis haut dich um. Das vergeht aber nach 1-2 Wochen.

LG, Sanna
schwere PPD 2012, heute komplett symptomfrei
Astrid77

Re: Weiter in der Tretmühle

Beitrag von Astrid77 »

Jetzt habe ich 2 Nächte das Mirtazapin genommen (ganz geringe Dosis, 7,5 mg). War und bin sehr müde. Völlig ausgeschaltet hat es mich nicht, habe nachts die Kleine gehört und war sogar auf, das ist aber ok. Was mich gerade anstrengend ist, ist dass ich tagsüber apathisch bin, und bestenfalls total aggressive Phasen habe. Keine Geduld, alles fällt mir auch schwer wegen der Müdigkeit. Ich erinnere mich beim Einschleichen von Sertralin an die Apathie, also hoffe ich, das geht wieder weg.
Sanna
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Re: Weiter in der Tretmühle

Beitrag von Sanna »

Hallo!

Ich hatte das auch, aber nach ca. 10 Tagen war es weg. Ich habe auch bei der Erhöhung bis auf 45mg keine weiteren NW gehabt. Allerdings sind wir da wohl eher unterschiedlich. Ich hatte fast nie NW beim Einschleichen, bis heute. Ich drück dir die Daumen, dass es bald besser wird.

LG, Sanna
schwere PPD 2012, heute komplett symptomfrei
kajaba

Re: Weiter in der Tretmühle

Beitrag von kajaba »

Hallo Astrid,

Mir geht es genauso. Es gibt gerade wieder total schwere Tage, wo ich manchmal nicht mehr will. Oder in die Klinik gehen will, Hauptsache weg und Ruhe haben. Durch die Arbeit meines Mannes bin ich mehr oder weniger "alleinerziehend". Und den ganzen Tag meine Tochter zu betreuen, raubt mir teilweise jeglichen Nerv. Aggressivität, Ängste und Panikattacken sind momentan mein täglicher Begleiter. Die Ärzte in der Klinik damals meinten zun 1. Geburtstag wäre man dann aus dem Schneider. Halte ich für ein Gerücht. War zwischenzeitlich alles schon mal besser und jetzt seit Weihnachten wieder mies. Aber da es schon mal besser ging, hoffe ich das es auch ohne Klinik mit Medikament und Psychologin geht. Drück dir die Daumen, dass sich alles stabilisiert. Und es bergauf geht.

LG Katja
Eule86

Re: Weiter in der Tretmühle

Beitrag von Eule86 »

Also bei mir ist das Stichwort "Entlastung"- Stressoren abbauen, wenn es wieder so aufflammt. Ich weiß, dass hört sich leichter an als getan, aber ich muss dann zum Hörer greifen und meine Schwiegermutter bitten zu kommen.
Ich habe mit meinem Mann den Deal, dass er die Nächte macht, weil ich das einfach nicht leisten kann, ohne dass es dann wieder schlimmer wird.
Ich habe da natürlich 2 gute Ressourcen und wir haben auch genug Geld, sodass ich mich auch nicht scheuen würde einen Babysitter "einzukaufen". Aber Stress ist echt das, was die Kette ins Laufen bringt.
Mein Arzt sagte gestern, als ich meinte :" Ja ich verstehe garnicht, was mein Problem ist, es wären doch nur die 2 Termine an dem Tag gewesen. Das kann man doch schaffen. Warum fällt mir das so schwer?"
Und er sagte: "Weil sie krank sind! 2 Termine sind klar nicht schwer, aber wenn sie 40 Grad Fieber hätten, dann wären diese Termine für sie auch schwer. Also nehmen sie an, dass sie krank sind und Hilfe brauchen!"

Das hat mir irgendwie die Augen geöffnet.
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