Zu viel gemacht, zu viel gewollt?!

Austausch persönlicher Erfahrung mit der Depression/Psychose vor und nach der Geburt

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Eule86

Zu viel gemacht, zu viel gewollt?!

Beitrag von Eule86 »

Hey ihr Lieben,

ich brauche gerade mal wieder etwas Zuspruch :(
In den letzten Wochen war immer wieder meine Schwiegermama für ein paar Tage da um mir mit meiner kleinen und im Alltag zu helfen. Dann ist sie wieder ein paar Tage gefahren.
Nun musste sie eine Woche bei meiner Schwägerin ausheöfen und meine Psychologin ist 2 Wochen auf Fortbildung.
Ich habe es 1,5 Wochen alleine geschafft und soweit auch ganz gut. Dann habe ich offensichtlich vorgestern ud gestern es übertrieben. Ich habe gemerkt, dass ich kaputt war, aber habe trotzdem weiter gemacht.
Am schlimmsten kriege ich es dann immer wenn die Erholung einsetzt, also nachdem ich etwas anstrengendes gemacht habe und mich dann ausruhe. Dann bricht die Depression voll zu.
Gestern Abend war ich total erschöpft und meine Mann hatte einen längeren Abendtermin und zack, ich konnte nur noch kotzen und es ging garnichts mehr.
Mein Mann musste den Termin absagen, wir haben schnell spontan meine Schwiegermutter wieder geholt..
Ich habe mich in Grund und Boden geschämt.
Ich komme mir so unfähig vor.
Unfähig einerseits einfach mein Kind zu versorgen, obwohl sie das pflegeleichteste kleine Baby ist, was es gibt. Und unfähig andererseits offensichtlich meine eigenen Grenzen richtig zu erkennen.
Ich wusste, dass ich erschöpft bin und dass es wahrscheinlich zu viel sein wird, aber ich war mir nicht sicher, weil es vorher auch ging.
Meine Freundin meinte, ich soll nicht so streng mit mir sein und dass ich in einem Lernprozess bin.
Nur mir war und ist es soooo peinlich was mir da wieder passiert ist. Das man für mich alles stehen und liegen lassen muss, weil ich mich übernommen habe.
Meinem Mann war der Termin gestern Abend wichtig und natürlich war er enttäuscht, aber er hat mir keinen Vorwurfgemacht, weil er gesehen hat, wie ich mir schon genug selber Vorwürfe mache.
Er hat mich stattdessen in dem Arm genommen und getröstet.
Trotzdem könnt ich mich selbst ohrfeigen..und gleichzeitig möchte ich mich auch selbst in den Arm nehmen.
Warum hab ich meine Grenzen nicht besser erkannt?
Mir passiert das immer wieder:(

PS.Ich muss dazu sagen, dass ich nur einen EisenHbWert von 4 hatte bei der letzten Blutabnahme, sowie Blutarmut. Habe letzte Woche eine Eiseninfusion bekommen, aber das dauert natürlich. Trotzdem frag ich mich, ob das nicht auch alles einfach daher geholt Gründe sind und ich gestern Abend hätte einfach anders reagieren sollen. Die Angst und das Kotzen aushalten?! Aber es ging nicht. Ich hab es nicht mehr kontrolliert bekommen, vorallem weil auch noch mein Baby unruhig war u geweint hatte. Hätte sie geschlafen, vielleicht hätte mein Mann dann gehen können.
Graureiherin
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Re: Zu viel gemacht, zu viel gewollt?!

Beitrag von Graureiherin »

Hallo Du,

ich stimme Deiner Freundin zu: sei nicht so streng mit Dir.

Grundsätzlich bin ich schon für die Konfrontation mit Ängsten etc. Aber bei Dir denke ich wirklich, dass Du zuerst einen normalhohen Eisenwert erreichen solltest bevor Du Dich quälst. Sei geduldig mit Dir.

Und dann stimme ich Deiner Freundin außerdem noch zu, dass Du in einem Lernprozess bist. Im Grunde ist es doch gut, dass Du wenigstens (wenn auch im Nachhinein gemerkt hast), dass Du über deine Erschöpfungsgrenze gegangen bist. Negative Verhaltensweisen sind hartnäckig, die lassen sich nicht einfach wegwischen, da muss man viel üben.

also gräme Dich nicht, sei dankbar, dass Dich Dein Mann in den Arm nimmt.

mit Grüßen die Graureiherin
postpartale Zwangserkrankung 10/2012
Cipralex bis 2014
Rückschlag 2015, wieder Escitalopram bis 15mg
langsame Reduzierung auf 5 mg Escitalopram seit Juli 2017
Verhaltenstherapie beendet seit September 2017
Eule86

Re: Zu viel gemacht, zu viel gewollt?!

Beitrag von Eule86 »

Liebe Graureiherin,

danke für deine Antwort! !
Man wartet wie ein ungeduldiger Dackel, wenn man hier geschrieben hat auf eine Reaktion..
Ich habe nun heute meine Tage bekommen und jedes Mal seitdem ich nach der Geburt wieder meine Tage bekommen habe, ist es kurz vorher wieder so extrem geworden. Nun kam vielleicht wirklich auch noch dazu, dass ich es übertrieben hab, aber das andere ist auch sehr auffällig. Ich werde zur Frauenärztin und sie da nochmal nach fragen und nach einer Überweisung zum Endokrinologen fragen, das man das auch mal überprüft.
Oder meint ihr, es reicht erstmal auf den Eisenaufbau zu warten?

Liebste Grüße..
Graureiherin
power user
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Re: Zu viel gemacht, zu viel gewollt?!

Beitrag von Graureiherin »

Hallo Eule,

das mit dem warten, wenn man geschrieben hat kenne ich auch :-)

Wäre ich an Deiner Stelle, würde ich es langsam angehen lassen. Erst den Eisenwert stabilisieren, dann schauen was sich damit verändert.

Weißt Du, wenn ich meine Tage bekommen bin ich auch sensilbler. Ich versuche aber den guten Rat meiner Therapeutin anzuwenden: ich weiß es kann zu negativer Stimmung/Gedanken vor meinen Tagen kommen (Antizipation, das Fachwort) und versuche gelassen und annehmend damit umzugehen (also nicht ins katastrophisieren zu verfallen).

Aber letztendlich, musst Du für Dich entscheiden, was Dir mehr Sicherheit gibt.

Liebe Grüße an Dich!
die Graureiherin
postpartale Zwangserkrankung 10/2012
Cipralex bis 2014
Rückschlag 2015, wieder Escitalopram bis 15mg
langsame Reduzierung auf 5 mg Escitalopram seit Juli 2017
Verhaltenstherapie beendet seit September 2017
Eule86

Re: Zu viel gemacht, zu viel gewollt?!

Beitrag von Eule86 »

Ich war nun heute bei meiner Frauenärztin und sie ist bei dem Eisenwert fast aus den Latschen gekippt.
Eigentlich würde sie mich gerne in eine Klinik schicken, wo ich richtig wieder aufgepäppelt werde. Aber ich würde es so gern noch von zuhause aus versuchen, bei meinem Mann und Hund.
Dann haben wir überlegt, ich könnte eine Haushaltshilfe bei der Krankenkasse beantragen, die mir auf jeden Fall jeden Tag ein ordentliches Essen kocht.
Das mache ich jetzt erstmal.
Und sie sagte, ich solle doch mal versuchen die Pille zu nehmen, denn bislang hat die mir immer ganz gut Stabilität gegeben. Ich hatte sie nun erstmal weg gelassen, weil ich dachte, synthetische Hormone würden es nur Verschlimmern?! Aber sie sagte, dass muss nicht unbedingt. Könnte mir auch helfen gerade.
Versuch ich das beim nächsten Zyklus.

Na ja, das Hauptproblem steckt ja woanders. Aber wenn mein Körper so am Boden ist, brauch ich da nicht mit anfangen. Der muss erstmal wieder auf Vordermann kommen.

Danke für eure Hinweise und Tipps!
Astrid77

Re: Zu viel gemacht, zu viel gewollt?!

Beitrag von Astrid77 »

Deine Hausärztin kann dir Eisen intravenös geben. In meiner Teenagerzeit wurde mir das per Spritze gegeben, da mir von den Präparaten immer schlecht wurde (kein Wunder, die sind total magen-unfreundlich). Heutzutage würde man dich wahrscheinlich eher an den Tropf hängen, jedenfalls habe ich das nach der Geburt im Krankenhaus so bekommen. Bin am Tag nach der Geburt beim Frühstück sitzend umgekippt.
Mit den Eisentabletten spürt man den Unterschied zwar schon nach ein paar Tagen, aber eine Infusion fand ich besser, denn dann hast du gleich das gröbste behoben und man fühlt sich wirklich tausendmal besser! Sogar wenn man die Infusion selbst zahlen muss ist es vielleicht sogar nicht mal teurer als die Tabletten, denn gute Eisentabletten, oder das Florabio Kräuterblut als Saft sind auch nicht gerade billig.
Eule86

Re: Zu viel gemacht, zu viel gewollt?!

Beitrag von Eule86 »

Habe schon vor 2 Wochen einmal eine Infusion bekommen. Aber mein Wert war ja wirklich so im Keller, meine Frauenärztin sagte, eine Bluttransfusion wäre bei dem Wert angebracht gewesen.
Ich habe mich nun abgedeckt mit Menschen, die für mich kochen. Das fühlt sich zwar echt bescheuert an bei Leuten anzurufen u sie zu bitten, dass ich zum Mittagessen kommen kann, aber wenn das Entlastung grad schafft und mir hilft.. ich würde das auch sofort für jemand anderes machen und auch gerne.
Oh...Hilfe annehmen ist echt schwer für uns Perfektionisten :wink:
Astrid77

Re: Zu viel gemacht, zu viel gewollt?!

Beitrag von Astrid77 »

Ja, bei mir haben sie auch gesagt, wenn die Infusion nichts bringt dann bekomme ich eine Blutkonserve. Das war mein Albtraum... der Gedanke das Blut eines anderen in mir zu haben ist irgendwie merkwürdig, gerade wenn es einem eh schon so schlecht geht. Das mit dem Kochen ist gut! Seit es mir so schlecht ging und ich eine Familienhelferin hatte, weiß ich wie wichtig das ist, und ich würde es auch jederzeit für andere tun.
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