wieder wie gelähmt

Austausch persönlicher Erfahrung mit der Depression/Psychose vor und nach der Geburt

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katl0607
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wieder wie gelähmt

Beitrag von katl0607 »

Hallo!

Seit ca 3 Monaten hatte ich heute einen richtig besch.... Tag.
Seit drei Tagen grübel ich wieder ziemlich viel und oft. Meinen Krankheitsverlauf gehe ich in Gedanken immer wieder durch. Ich habe das Gefühl, dass ich die letzten Monate im Moment verarbeite. Immer wieder kommt mir mein Klinikaufenthalt in den Sinn. Ich denke an die Zeit zurück und erinnere mich immer wieder an so manche Gespräche und Situationen an denen ich beteiligt war. Was mich auch wieder vermehrt zum grübeln bringt, ist mein Entlassungsbefund aus der Klinik. Diesen habe ich auf Wunsch letzte Woche zugeschickt bekommen. Ich habe ihn mir einige mal durchgelesen und auch so manche ausdrücke gegoogelt. Ich habe mich also in Gedanken in meine Akutphase zurückgefühlt. Und das macht mir große Angst. Ich will gesund sein. Könnt ihr mich etwas aufbauen bitte?! Meine Medis nehme ich nach wie vor.
Ich weiß ja, dass Schwankungen Normal sind... doch heute war es schon wieder ziemlich stark...
Ansonsten war ich in den letzten Wochen sehr zufrieden mit dem positiven Krankheitsverlauf. Aber heute habe ich wieder Ängste und depressive Gefühle. ...
Ich hab so schiss, für immer krank zu bleiben.
Achja, meinen Entlassungsbefund habe ich heute komplett durch den Schredder gelassen.
Ich will nicht mehr in der Vergangenheit leben, sondern das hier und jetzt geniessen.

Liebe grüße an euch! :wink:
1. Kind geboren 7/14
Ab der Geburt schleichend Ängste und Panikattacken.
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Eule86

Re: wieder wie gelähmt

Beitrag von Eule86 »

Hey..
Du hast geschrieben, dass du nach einer ganzen Weile nun in einen depressiveren Strudel rutscht.
Erstmal: richtig gut, dass es eine ganze zeitlang schon so gut ging!!
Meine Therapeutin sagte letztens, dass es nicht nur gut sein wird, sondern dass auch die negativen Gefühle mal wieder kommen werden und dass sie auch gelebt werden wollen, weil das Leben aus beidem besteht. Wir können die nicht ganz wegdrängen. Ich glaube, dass was man mit solcher Erkrankung erlebt hat ist eine Art Trauma oder zumindest ein ziemlich krass einschneidenes Erlebnis im Leben und wie bei allen solcher Dinge reflektiert man diese Sachen von Zeit zu Zeit. Dazu gehört vielleicht auch nochmal diese Bericht zu lesen, wie du es gemacht hast. Ich weine manchmal über das was mir da passiert ist. Ich tue mir quasi selbst leid. Nehme mich selbst liebevoll in den Arm und weine über diese (gedanklichen) Schmerzen , die ich da ertragen musste und immer noch muss. Es schmerhaft was uns da passiert ist, da darf man auch nochmal hingucken. Und dann auch wieder ablenken und im Hier und Jetzt weiter machen. Aber genau das ist bei dir ja auch schon passiert. Du hast das Ding geschreddert und dir gesagt:" ok, das war jetzt erstmal genug Blick in die Vergangenheit". Bin mir sicher, dass dein Gefühl dann bald hinter her kommt...
lotte

Re: wieder wie gelähmt

Beitrag von lotte »

Hey Du,

Du bist nicht mehr in Deiner Akutphase, deshalb musst Du vor ihr auch keine Angst mehr haben. Und googlen im Netz nach den Fachbegriffen ist keine gute Idee. Dann frag lieber Deinen Arzt ;)

Auch, wenn Du den Befund zerschreddert hast, diese Zeit bleibt ein Teil von Dir, Du kannst sie nicht wegzaubern. Zumal 3 Monate noch keine Ewigkeit her sind.
Und keiner von uns kann jeden Tag zu 100% angst- oder grübelfrei sein, sprich: auch die negativen Gefühle, Gedanken wollen gehört und gelebt werden. Das hat nichts damit zu tun, dass man in der Vergangenheit gräbt, aber Du solltest diese irwie annehmen statt sie zu vernichten.

Es kann immer mal wieder blödere Tage geben, das weisst Du ja.

Diesen Druck, ich muss jetzt für immer beschwerdefrei sein, sonst bin ich unglücklich hält man nicht lange aus. Muss man auch nicht, wenn man sich mit seiner Vergangenheit quasi aussöhnt.

LGL
Sanna
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Re: wieder wie gelähmt

Beitrag von Sanna »

Hallo!

Du darfst und sollst dich mit dieser Phase deines Lebens auseinander setzen. Dass es dich noch sehr berührt ist nach der kurzen Zeit von drei Monaten keine Überraschung. Für mich gilt der Spruch "Wenn man darüber reden kann, ohne zu weinen. Dann ist man darüber hinweg." Der Zeitpunkt kommt, ganz sicher. Es kann aber noch ein bisschen dauern. Meine akute Phase ist heute noch eine Erinnerung, mehr nicht.

Wenn du schon einen positiven verlauf hattest, wird es auch so weitergehen. Diese kleinen Schlag löcher auf dem Weg gehören dazu. Aber mehr sind sie nicht. es wird eine Weile rumpeln und unangenehm sein, wenn du durch diese Löcher durch musst, aber wenn du es geschafft hast, gehst du auf deinem Weg der Gesundung ganz locker weiter.

LG, Sanna
schwere PPD 2012, heute komplett symptomfrei
katl0607
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Re: wieder wie gelähmt

Beitrag von katl0607 »

Hallo!

Wisst ihr eigentlich wie toll ihr seit? Ihr gebt mir immer wieder Mut!

Ich kann diese Krankheit nicht annehmen. Ich wehre mich dagegen immer wieder. Habt ihr die PPD annehmen können? Wie lange hat das ungefähr gedauert? Und vorallem wie habt ihr sie annehmen können?
Ich bin reglm bei meiner Gesprächstherapeutin. Doch irgendwie spüre ich dadurch nur wenig Verbesserung.
Warum wurde mir diese Krankheit auferlegt? Das frage ich mich sehr. Und kann man diese Erkrankung auch mit seiner persönlichen Einstellung und Ansicht beeinflussen?
Ich sage mir schon immer wieder dass ich auf dem besten Weg bin und freue mich über mein Leben als Ehefrau und Mutter.
Genau das war mein Lebenstraum!
Und jetz wo ich in genau dieser Situation bin, geht es mir nicht immer gut. Ich weiss, dass es einem nicht immer gut gehen muss und kann, aber mir geht es halt am besten, wenn ich diese PPD Gefühle nicht spüre. Genauso wird es euch ja auch gehen..
ich hab heute schon schiss, wenn unsre Maus in den kindergarten kommt... da ist zwar noch über ein Jahr hin, doch ich habe Angst, dass ich sie nicht in fremde hände geben möchte. Ich vertraue ja fast niemanden...ich habe heute schon angst, dass wenn ich wieder arbeiten gehe, diese spagat zwischen Muttersein, Angestellte und Hausfrau nicht packe. Obwohl ich dort auch nur wenige Stunden in der woche arbeiten werde...
oh mann, ich habe schiss vor der Zukunft und auch die Vergangenheit hängt mir hinterher...
Wie gehts euch damit?
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Eule86

Re: wieder wie gelähmt

Beitrag von Eule86 »

:-)
Also ich brauchte sogar eine 2. Phase jetzt umzu verstehen, dass diese "Krankheit" offensichtlich ein Teil von mir ist.
Oder sagen wir das Symptom was meine Seele und mein Körper am wirkungsvollsten erachten um mich auf Stress hinzuweisen. Damit meine ich Stress nicht im Sinne von vollen Terminkalender oder so. Das kann alles mögliche sein..von Erkältung, Periode, Streit, wichtige Termine bis hin zu unverarbeiteten Erlebnissen.
Wenn dieser Stress an vielen Stellen zu groß wird..mehreres zusammen kommt, dann nutzt mein Körper/Seele diese "Krankheit" um mich aufmerksam zu machen. Es ist echt mies und es tut weh und ich würde manchmal einfach schreien: "WAS willst du denn jetzt schon wieder? Was ist denn jetzt schon wieder das Problem? Ich hab jetzt keine Lust es herauszufinden..ich will grad eigentlich einfach nur leben, ohne ständig von diesen scheiß Gefühlen heim gesucht zu werden!"
Das ist dann in dem Moment zwar vielleicht kurz befreiend, ändert aber dann irgendwie wieder garnichts. Weil die scheiß Gefühle und Gedanken da sind.
Nachdem es jetzt nach der Geburt meiner Tochter wieder so kam, war ich erst mega verzweifelt, weil ich dachte "Scheiße, ich dachte es wäre weg:( Für immer" und dann kam ziemlich schnell :"Ok, irgendwie hab ich keine Wahl. Dieses ganze Erlebnis, diese ganze 'Krankheit' verdrängen und vergessen hat nichts gebracht. Dann muss jetzt wohl irgendwie dazu stehen und gucken, was man noch alles so machen kann um den Zustand anzugehen und zu verbessern und wie ich damit vielleicht auch ein stückweit leben lernen kann."
Weil irgendwie mach ich mir grad nicht mehr die Illusion, dass es für alle Zeit weg sein wird und nie mehr wieder kommt. Wenn es so kommt, super! Aber erstmal bin ich grad auf dem Boden der Tatsachen angekommen, dass mir nichts und niemand die Sicherheit geben kann, dass es nie mehr mal wieder so kommen wird. Und auch wenn es mich ein stückweit runter gezogen hat..so ne Art "ich resigniere"- ist es andererseits auch eine Erleichterung.
Es ist als hätte man zwei verletzte Beine und wehrt sich ständig dagegen mit Krücken zu gehen. Weils besser aussieht ohne;) Und weil man denkt : Hä, es ging doch vorher auch super ohne.. warum muss das jetzt so sein?!

Und was an dem Bild auch so gut ist. Es sind VERLETZTE Beine..keine amputierten! Verletzte Beine können auch mal wieder heilen und man kann wieder ohne Hilfe laufen. Je nach Schwere können aber auch Narben und Schäden zurück bleiben, die mal ab und zu zwicken und man kann sich auch mal wieder die Beine verletzen;)

Keine Ahnung, ob sich das alles wirklich so bewahrheitet, ich bin ja noch nicht am Ende meines Lebens angekommen und blicke auf 60 Jahre Leben mit psychischer Labilität zurück;) Aber so in etwa stell ich mir das vor. Aber das beste an allem ist: Das man nie ganz alleine sein wird auf seinem Weg. Allein hier sieht man ja, es geht soo vielen so! Auch wenn man es in seinem kleinen Kämmerlein zuhause nicht für möglich halten kann, dass es wirklich so ist.

Sorry für so viel Text;) Hoffe, das bringt dir was bzgl Annahme dieses "Zustandes"
Eule86

Re: wieder wie gelähmt

Beitrag von Eule86 »

Ich hab auch noch ein Blumenbeispiel (die Natur lehrt uns ja oft was).
Mir ist aufgefallen, dass ich 2 Blumen (derselben Sorte) habe, die ziemlich deutlich anzeigen, wenn ihnen Wasser fehlt. Die lassen schneller die Blätter hängen. Dann guck ich bei den anderen und die sind auch trocken, haben aber nix "gesagt" ;) Vielleicht sind die härter, können länger ohne Wasser auskommen. Kann sein. Manche halten es so lange aus, dass ich es erst merke, wenn es schon fast zu spät ist. Wenn nur noch Umtopfen oder Düngen hilft. Die Blumen, die das schnell anzeigen, schnell auf das reagieren was nicht richtig ist, haben nehr Chance von mir gesehen zu werden und man hat die Chance schnell Abhilfe zu schaffen.
Und übrigens die anderen Pflanzen, die die lange aushalten können, sind meist sone harten, eher trockene Pflanzen..sowas wie Elefantenfuß;) Die, die es schnell anzeigen sind meist die schön saftigen, sehr grünen, verspielten :P
Hahaha.. ich hoffe, ich hab mit meinen Bildern jetzt nicht zu weit aufgeholt.
Die Pflanzen haben keine Wahl darüber nachzudenken ob sie gern eine andere Pflanze wären. Sie lassen die Blätter hängen, wenn sie einen Mangel haben und lassen sich versorgen und wenn es ihnen wieder gut geht blühen u strahlen sie fröhlich vor sich hin. Wir können denken und wehren uns dagegen auch einfach mal kaputt zu sein.. und sei es "nur im Kopf"
lotte

Re: wieder wie gelähmt

Beitrag von lotte »

Ganz genau, liebe Eule - so ist es ;)

Im Nachhinein bin ich meiner Angst dankbar, dass sie mich darauf hingewiesen hat, gewisse Traumen aus meiner Kindheit aufzuarbeiten. Richtig annehmen konnte ich das ganze erst, da war die mieseste Zeit schon rum.

3 Monate Therapie sind auch noch nicht die Welt, wenn man sich überlegt, wie lange man vorher krankmachende Muster drauf hatte. Ausserdem ist die Seele träge, das braucht alles seine Zeit.

Mit reiner Willensanstrengung ist es da nicht getan, wäre auch zu einfach, sich nur sagen zu müssen "Alles gut, stopp jetzt mit der Angst." Unsere Krankheit ist kein Schnupfen und selbst wenn die akute Zeit vorüber ist, bleibt sie in uns drin schlummern. Das klingt jetzt vielleicht gefährlich, ist es aber nicht. Denn wenn was unrund läuft, sendet Dir Dein Körper und Deine Seele wieder Signale, dass Du dich darum kümmerst. Warum gerade Du? Weil du diese und jene Voraussetzungen dafür hast, dies und jenes erlebt und noch nicht verarbeitet hast.

Bei Dir scheint es viel um Vertrauen bzw. keines haben zu gehen. Das ist ein Thema für die Therapie. Und da wird noch ein bisschen Arbeit vor Dir liegen. Die kann sogar iwann Spaß machen, weil sie zum Erfolg, also zum angstfreien Leben führt, indem Du vor allem einer Person vertraust: nämlich Dir ;)

LGL
katl0607
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Re: wieder wie gelähmt

Beitrag von katl0607 »

Guten morgen!

Bei mir ist Vertrauen ein großer Punkt. Ich vertraue mir selber nicht viel. Ich verlasse mich auch nicht immer auf mich. Genau so kann ich andren Personen schlecht vertrauen... den einzigen Menschen denen ich vertraue ist mein mann und meinen Eltern, meiner Schwester und zwei Freundinnen. Der Familie meines Mannes kann ich mich nicht anvertrauen... meine schwiema hat mein Vertrauen schon des öfteren missbraucht. Das tat und tut noch immer weh... ja und wenn ich eben daran denkte wieder arbeiten zu gehen und unsre Maus in den Kindergarten zu schicken und mein Mann für ein Jahr unter der Woche weg ist, kommen Ängste. Die Angst diese zeit alleine, also ohne meinen mann nicht zu packen... es werden diese drei großen Ereignisse auf ziemlich den selben Zeitpunkt fallen. Und davor habe ich echt megaschiss....
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lotte

Re: wieder wie gelähmt

Beitrag von lotte »

Hi Du,

bis dahin hast Du das sicher gepackt, also Dir solche Situationen selbst zuzutrauen und alleine zurechtzukommen. Du kannst ja dabei immer auf Deine Familie und Freunde zurückgreifen, wenn Du Hilfe brauchst.

Wichtig ist aber, wie gesagt, dass Du DIR vertraust. Denn Du bist jetzt erwachsen und Dein Mann ist nicht Dein Vater, um es mal überspitzt zu formulieren, der auf Dich aufpassen müsste so als wärest Du noch klein. Wenn er weg ist, ist das zwar doof, aber nicht Dein "Untergang".

Genau an diesem Punkt mit dem Vertrauen würde ich die nächste Zeit verstärkt mit dem Thera arbeiten.

LGL
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Marika
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Re: wieder wie gelähmt

Beitrag von Marika »

Hallo,

zum Annehmen meiner "Besonderheit" (ich mag dieses Wort so viel lieber als "Krankheit): Das hat auch bei mir gedauert. Damals nach 3 Monaten konnte ich nicht sagen - "mei ich bin so dankbar, dass ich das durchmachen darf".... :roll: Das kam erst viel, viel später - ich würde sagen so nach 1,5 Jahren. 1 Jahr lang hatte ich genau solche "Schlaglöcher" auch immer mal wieder, das kommt tatsächlich auch daher, weil man anfängt an sich zu arbeiten, sein bisheriges Leben anschaut.

Aber: Diese Tiefs bleiben nicht, sie werden immer weniger und milder. Eines Tages hat man dann ganz normale gute und weniger gute Phasen wie jeder Mensch. Man fällt dann nicht mehr in ein Loch, wenn eine Schwierigkeit auftritt.

Setz dich nicht unter Druck, wenn du deine "Besonderheit" jetzt noch nicht annehmen kannst. Geh einen Schritt nach dem anderen und mach so weiter wie bisher. Der Prozess des Annehmens kommt dann fast von alleine! :wink:
Liebe Grüße von
Marika

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Re: wieder wie gelähmt

Beitrag von Sanna »

Hallo!

Es hat ca. 2 Jahre gedauert bis ich meine Erkrankung annehmen konnte. Da ging es mir schon deutlich besser. Als ich noch akut krank war, habe ich mir ähnliche Fragen gestellt wie du. Warum ich? Warum so schwer? Werde ich jemals wieder gesund? Ich habe auch mal meinen Therapeuten gefragt, womit ich das bloß verdient habe. "Das hat keiner verdient." Hat er geantwortet. "Das ist einfach Pech." Damit meinte er, dass man sich nicht aussuchen kann, ob mehrere ungünstige Faktoren zusammen kommen, so dass man erkrankt.

Fakt ist aber, dass man da wieder rauskommt. Und irgendwann kannst auch du zurück blicken und gelassener damit umgehen. Freu dich darauf. Bis dahin gehst du Schritt für Schritt. Was machst du dir denn heute Gedanken, was in einem Jahr ist?? Überleg lieber, was du HEUTE tun kannst, damit es dir ein bisschen leichter fällt durch den Tag zu gehen. Ein Spaziergang, Treffen mit einer Freundin, was auch immer. Es gibt sicher was.

LG, Sanna
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Re: wieder wie gelähmt

Beitrag von katl0607 »

Hallo Leute!

Also ich hatte ja 2009 schon einmal eine Depression. Und seither habe ich mich davon schon wieder erholt. Es gab auch viele Tiefs und auch hochs. Und ich hatte immer das Gefühl, dass mich diese Erkrankung nochmal erwischt. Und genauso wars auch. Ich hatte so schiss, dass ich nochmal daran erkranke, dass ich eine angsterkrankung bekam und dazu eine Depression.
Ich empfinde diese Erkrankung als was unheimliches... aber was mir jetzt schon immer mehr bewusst wird, dass diese Erkrankung und diese Gefühle ein teil von mir sind. Ihr habt schon recht, dass ich diese Erkrankung auch annehmen kann und dann nehme ich sie und mich anders wahr.
Ich bin ja mitte November aus der tagesklinik entlassen worden. Da wurde ich ja schon auf Medikamente eingestellt, und nach der Klinik von meiner Ärztin nochmal angepasst. Also nehme ich meine momentane Medikation seit ca 4 Monaten. Also noch nicht sehr lange... ja und seitdem spürte ich schon immer wieder eine Besserung. Doch leider auch wieder kleinere Einbrüche. ..
1. Kind geboren 7/14
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katl0607
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Re: wieder wie gelähmt

Beitrag von katl0607 »

.... und die jahre seit 2009 hatte ich immer gegen meine Erkrankung gekämpft und immer angst gehabt dass es mich wieder erwischt. Regelrecht darauf gewartet dass sie zurück kommt.... das macht für meine Ängste und depressiven Gefühle ja gar nichts... ich ging damals schon für drei Jahre in Gesprächstherapie. Dort lernte ich mich neu kennen. Ich entdeckte neue Seiten an mir und bekam ein tolles selbstbewusstsein. Doch im Nachhinein kann ich sagen, dass ich seitdem meine Erkrankung nicht als ein Teil von mir gesehen habe. Sondern mich immer gewehrt habe und die Erkrankung nicht angenommen habe- weil ich sie einfach nicht haben wollte...
Naja, lange rede kurzer Sinn : ich werde mich bemühen, diese Erkrankung anzunehmen....

Lg
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Graureiherin
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Re: wieder wie gelähmt

Beitrag von Graureiherin »

Hallo Du liebe,

es wird Dir (uns) gar nichts anderes übrig bleiben als die Erkrankung anzunehmen.

Für mich ist das Annehmen bis heute immer wieder ein Thema (also nach ca. 3,5 Jahren mit Therapie und Medis). Ich hadere (wenn auch viel seltener) damit, dass gerade ich an einer psychischen "Besonderheit" (hallo marika :wink: ) erkranken musste. Ich war nämlich sehr stolz darauf, dass ich als einzigste in meiner Familie eben scheinbar "gesund" aus der ganzen Familiengeschichte heraus kam. Alle anderen Mitglieder meiner Familie (auch Onkels, Cousinen... die ganze Bagage eben) leiden an Ängsten, Zwängen, Depressionen, Alkoholproblemen... und dann hatt es mich soch auch erwischt...

Aber das hadern nutzt gar nicht, sondern verschlechtert die Situation. So versuche ich immer wieder mit allem was zu mir gehört freundschaftlich umzugehen.

Hätten wir die ganzen Symptome nicht, dann hätten wir ja gar keinen Grund unser Leben zu verändern. So wie es ist, ist es eben und wir sollten das aller Beste daraus machen.

liebe Grüße die Graureiherin
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