Zwischenstand

Austausch persönlicher Erfahrung mit der Depression/Psychose vor und nach der Geburt

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Tribunus

Zwischenstand

Beitrag von Tribunus »

Hallo meine Lieben,

es ist ein paar Wochen her, dass ich das letzte Mal hier im Forum etwas geschrieben habe. Ich bin weiter auf dem Weg der Besserung. Momentan arbeite ich viel, was mir aber größtenteils große Freude bereitet. Ich nehme nach wie vor 20 mg Escitalopram, was mir sehr gut hilft.

Meistens ist es so, dass wenn ich keinen Stress mehr durch die Arbeit habe ich dann wieder leicht zu grübeln anfange und leichte zwickende ZG auftreten. Es ist aber so, wie viele hier schon beschrieben haben. Die Phasen in denen die Gedanken auftreten werden immer kürzer und die guten Phasen dauern immer länger.

Meine Frage an die Erfahrenen unter euch ist jetzt:

Geht der Heilungsprozess weiter oder muss man irgendwann mit Restsymptomen leben?
Welche Methoden habt ihr die gewonnene Stabilität zu festigen?

Allen, die noch mitten drin stecken möchte ich sagen, dass es wirklich besser wird und dass es sich lohnt hart an sich zu arbeiten. Man kann sehr, sehr viel durch Therapie und Medikamente erreichen. Das Leben wird wieder schön!!!

Alles Liebe und ich freue mich auf eure Tipps
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Marika
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Re: Zwischenstand

Beitrag von Marika »

Hallo du,

ich habe heute keine Symptome mehr - gar KEINE!!!! Dieser Heilungsprozess ging bei mir aber über Jahre und teilweise geht das noch heute weiter, weil ich immer eine noch höhere Lebensqualität erreiche. Es ist als hätte die PPD damals bei mir einen Knopf gelöst, der mir ständig beim inneren Wachstum im Weg stand.

Für mich ist das heute so: ich bin nicht irgendwann am Ende der Heilung angelangt, sondern DER WEG IST DIE HEILUNG! Das klingt jetzt leicht esoterisch, fühlt sich für mich aber genau so an - obwohl ich seit Jahren nun keine Symptome habe. Dafür ist mir aber ein kleiner Rest AD geblieben - damit meine Stabilität erhalten bleibt.

Wichtig: Stress vermeiden, bzw. eine gute Balance zwischen Aktiv und Passiv - Sein erreichen, Nein Sagen lernen, auf DIE INNERE Stimme hören, ACHSAMKEIT schon den kleinsten Dingen im Leben widmen und lernen im "Hier und Jetzt" zu leben und ganz fest zu GENIESSEN!!! :D
Liebe Grüße von
Marika

Diagnose:
schwere PPD 2005
heute völlig beschwerdefrei mit 10 mg Cipralex
lotte

Re: Zwischenstand

Beitrag von lotte »

Hey Du,

gebe Marika (wie so oft ;) vollkommen recht. Der Heilungsprozess ist eigentlich dann abgeschlossen, wenn Du Deinen Alltag ohne große Einschränkungen, sprich grübeln in Deinem Fall, lebst. Es gibt keinen Tag X, an dem alles ganz vorbei, so wie früher wäre. Das wäre auch genaugenommen unlogisch, denn die Krankheit hat uns ja zum Umdenken "gezwungen", hinschauen, was schief läuft, warum haben wir all das überhaupt entwickelt.

Mit Restsymptomen kann und muss man leben. Denn die Krankheit kann man nicht verdrängen oder ungeschehen machen. Es wird immer mal Momente geben, die uns wieder dran erinnern (wennn wir krank oder gestresst sind), aber anders als in der akuten Phase wissen wir dann genau, was wir machen müssen, um sie in unser Leben zu integrieren, keine Angst vor ihnen zu haben.

Nie aufhören sollte man daher mit viel Eigenliebe, das tun, was einem gut tut und Spaß macht (auch, wenn man Familie hat), auf sich achten, körperlich und mental. Der eine macht Yoga, der andere joggt. Eigene Bedürfnisse wahrnehmen und sie auch äußern, nix schlucken.

LGL
Sanna
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Re: Zwischenstand

Beitrag von Sanna »

Hey!

Toll, dass du dich nochmal meldest und anderen Mut machst! Und es ist schön zu lesen, dass es dir so gut geht. Weiter so!

LG, Sanna
schwere PPD 2012, heute komplett symptomfrei
Tribunus

Re: Zwischenstand

Beitrag von Tribunus »

Vielen Dank für Eure Antworten. Ich muss sagen, dass neben der Therapie und den Medikamenten mir vor allem dieses Forum sehr weitergeholfen hat, da man hier den Halt bekommt, den man braucht. In den akuten Phasen kann man einfach nicht glauben, dass es wieder gut wird und um so wichtiger ist es, dass es hier Menschen gibt, die genau das bestätigen können. Ich arbeite beim Fernsehen aber eigentlich im Unterhaltungsbereich. Ich überlege mir momentan aber immer öfter eine Dokumentation über psychische Besonderheiten zu machen. Was würdet ihr davon halten?
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