Panik- ein neuer aggressiver Zwangsgedanke

Austausch persönlicher Erfahrung mit der Depression/Psychose vor und nach der Geburt

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Marika
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Re: Panik- ein neuer aggressiver Zwangsgedanke

Beitrag von Marika »

Hallo,

ich finde es gut, dass du für dich erkannt hast, dass du mehr Hilfe brauchst, als die Therapie und danach handelst. Bei Zwängen ist es leider immer noch sehr schwer ohne medikamentöse Hilfe wieder stabil zu werden.

Zum Thema "Positives": Mein Leben ist durch das Überwinden der PPD (mit Therapie und Medikament) so schön, wie nie zuvor. Das ist keine Übertreibung, denn meine Zwänge und ZG haben schon als 12 Jährige ihren Anfang genommen und mein ganzes Leben immer mal wieder überschattet. Nur habe ich nicht gewusst, dass das eine "Erkrankung" ist - es hat aber mein Leben immer stark negativ beeinflusst. Ich war überängstlich, pessimistisch, grüblerisch und eben auch phasenweise stark zwanghaft - ohne es wirklich zu merken. Erst als die ZG mich wie ein Tsunami im Rahmen meiner PPD überrollten und ich mir helfen ließ, merkte ich, was für eine Lebensqualität sich mir da bietet. Dank der Therapie konnte ich Verhaltensmuster erkennen, mit denen ich mir mein Leben selber schwer gemacht habe und die Zwänge ständig genährt habe. Ich habe gelernt, diese Muster mit positivem Verhalten zu ERSETZEN, quasi mein Gehirn "umtrainiert" - daher war für mich die Therapie ganz, ganz wichtig. Aber ohne AD wäre das nur die halbe Miete gewesen - denn es hat mir eine Grundstabilität gegeben, auf der ich dann in der Therapie aufbauen konnte. Da meine Zwänge schon in der Kindheit da waren, habe ich eine Art "chronische" Zwangserkrankung die es nötig macht, auch heute noch einen Mini - Dosis AD zu nehmen - und das wohl für immer. Aber von ehemals 3 Medis ist nur eines in kleiner Dosierung geblieben, das ist für mich ein Riesenerfolg und für meinen Arzt auch.

Ich bin heute ein positiver Mensch, selbstbewusst und mag mich selber richtig gerne. Meine Ängste laufen heute in ganz normalen Bahnen - also einfach so, wie sie jeder Mensch hin und wieder hat. Irgendwie bin erst in der Therapie aus meiner zwanghaften Kindheit entwachsen und endlich mit damals 34 erwachsen geworden.

Hab keine Angst vor einem Medikament, denn es heißt nicht dass du es für immer brauchst, wie ich. Du warst ja 3 Jahre ohne stabil und deine Vorgeschichte ist eine ganz andere als meine. Aber es kann die deinen Weg raus dem Zwang so viel leichter machen!
Liebe Grüße von
Marika

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schwere PPD 2005
heute völlig beschwerdefrei mit 10 mg Cipralex
lenismama

Re: Panik- ein neuer aggressiver Zwangsgedanke

Beitrag von lenismama »

Liebe Marika,
es tut schon unglaublich gut, mal mit anderen Betroffenen zu schreiben und eure Worte helfen mir so sehr.
Ich kann dir gar nicht genau sagen wann meine Erkrankung anfing. Das kam so schleichend und irgendwann stand ich an dem Punkt wo ich mir Hilfe gesucht habe.
Ich habe aber trotzdem manchmal Angst,dass ich vielleicht verrückt bin. Kennst du diese Gedanken auch?
Was kann ich denn gegen diese Angst machen?
Lg
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Marika
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Re: Panik- ein neuer aggressiver Zwangsgedanke

Beitrag von Marika »

Die Angst dass man doch "verrückt" ist, hat glaub ich jeder ZG-Geplagte. Ich hatte das natürlich auch. :wink: Sie ist aber völlig unbegründet!

Sich über das ganze gut zu informieren - auch mit Büchern - hat mir geholfen, was Zwänge bzw. ZG sind, woher und warum sie kommen. Information war für mich eine der stärksten "Waffen" gegen diese Angst. Und so war ich auch immer wieder gestärkt in der Therapie am Zwang zu arbeiten.

Hast du Bücher zu dem Thema?
Liebe Grüße von
Marika

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schwere PPD 2005
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lenismama

Re: Panik- ein neuer aggressiver Zwangsgedanke

Beitrag von lenismama »

Ich habe zwei Bücher. Einmal "Kobold im Kopf" und "Zwangsstörungen verstehen und bewältigen" von Susanne Fricke und Iver Hand.
Kannst du mir noch andere Hilfreiche Bücher empfehlen?
Ich habe mit meiner Therapeutin gesprochen und sie meinte die Gedanken wären Ausdruck von einem ganz anderen Problem. Ich habe zwei Sachen im Verdacht. Die ganze Müdigkeit macht mir zu schaffen und irgendwie gibt es nie eine Möglichkeit einmal Auszuschlafen. Selbst wenn die Kinder weg sind ist mein Mann oder meine Schwiegereltern laut. Wir wohnen mit Schwiegereltern zusammen und tagsüber röddeln die immer irgendwie rum.
Und das zweite was mich ziemlich belastet ist,dass mein Mann mich eigentlich seitdem die Kleine da ist, irgendwie nur noch als Mutter sieht und nicht mehr als Liebhaberin. Das nagt sehr an mir, denn Gespräche ändern auch nichts.
Woher kann ich mir sicher sein, dass ich nicht verrückt bin?
Danke dir für deine Hilfe Marika. Wenn du in meiner Nähe wohnen würdest hätte ich dir als Dankeschön schon längst ein Eis spendiert.
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Marika
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Re: Panik- ein neuer aggressiver Zwangsgedanke

Beitrag von Marika »

Die Frage nach Sicherheit hat mein Psychiater mir damals so beantwortet: "Sie werden bzw. sind zu 99,9 % nicht "verrückt" - also im Sinne von "etwas Schlimmes tun, Amok laufen, ZG ausführen". 100 % gibt's nämlich für NIEMANDEN, die vermeintlich Gesunden haben "nur" eine Sicherheit von 99 % - Sie von 99,9 %."

ZG - geplagte haben einen überaktiven frontalen Kortex - der ist für die Impulskontrolle zuständig und der ist bei uns noch mehr am arbeiten als bei Gesunden - vereinfacht gesagt. Daher können wir noch weniger "verrückt" werden als eben Gesunde. Wenn man versteht was im Gehirn bei ZG passiert, dann erkennt man mit der Zeit, dass man 0,0 % gefährdet ist diese aus zu führen.

Es gibt viele Mitauslöser warum man ZG bekommt, das ist bei jedem sicher ein bisschen anders. Gleich bleibt aber die Arbeit an ihnen. Die Frage die du dir immer wieder stellst "wie kann ich sicher sein, dass ich nicht verrückt bin" ist eigentlich der Zwang der dich hier ebenfalls reinlegt. Auch hier geht es wieder darum, diese Frage wahr zu nehmen, sie dann aber zu stoppen, dir quasi selbst zu erklären warum du es eben NICHT bist und den Gedanken neben dir "stehen zu lassen". Du siehst - es geht immer um das gleiche: Zwang erkennen, ihn wahr nehmen, ihm sagen was Sache ist und dann einfach stehen lassen. Bitte nie: verdrängen! Das ist genau das verkehrte. Das ist mega harte Arbeit, weil der Erfolg auf sich warten lässt, daher ist ein guter Therapeut so wichtig, der dich dabei unterstützt.

Ich habe all mein Wissen aus Büchern und meinem Psychiater, daher kannst du "Sicherheit" auch hier wieder um meiner Meinung nach mit Informationen erlangen. Ich habe auch den "Kobold im Kopf" der ist super. Google am besten mal nach geeigneten Bücher, ich habe mir schon länger keine neuen mehr gekauft und ich glaube so hast du mehr Chancen die neuesten und besten zu bekommen.
Liebe Grüße von
Marika

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Marika
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Re: Panik- ein neuer aggressiver Zwangsgedanke

Beitrag von Marika »

P.S. Danke für das Eis - ich habe es auch virtuell genossen.... :lol:
Liebe Grüße von
Marika

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lenismama

Re: Panik- ein neuer aggressiver Zwangsgedanke

Beitrag von lenismama »

Ich setz mich jetzt mal dran und gucke nach Literatur.
Hast du denn ab und an auch noch Zwangsgedanken? Ich habe erst am Donnerstag einen Termin bei meinem Hausarzt wegen des Medikamentes. Im Momemnt behelfe ich mich mit Eigentherapie. Ich schaue mir Lenis Fontanelle ständig an. Also wirklich 10-15 Minuten am Stück und wenn ein negativer Gedanke kommt, sage ich mir immer, das ist nur ein Gedanke.
Es ist so hilfreich was du schreibst. Wie kann ich verrückt sein vom Zwang unterscheiden? Hätte ich dan die Dinge schon längst umgesetzt?
Danke und liebe Grüße
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Marika
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Re: Panik- ein neuer aggressiver Zwangsgedanke

Beitrag von Marika »

"Wie kann ich verrückt sein vom Zwang unterscheiden.... :lol: auch das kommt wieder vom Zwang und daher lass ich dich die Frage selber beantworten! :wink:

Menschen die wirklich solche Dinge tun, mögen ihre Gedanken, haben keine Angst, keine Selbstzweifel, sind gefühlskalt ... usw..... All das haben wir nicht, wir leiden "nur" an harmlosen ZG.

Ich habe heute hin und wieder solche Gedanken, nur OHNE ZWANG - genau so wie jeder andere Mensch auch. Es sind normale unwichtige Gedanken, die ohne Spuren zu hinterlassen an mir vorbei ziehen. Denn vergiss nicht: Nicht die Gedanken sind das Problem - die gehören zur menschl. Natur dazu - es ist der Zwang, die Angst und die Panik die damit verbunden sind, die man angehen muss.
Liebe Grüße von
Marika

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lenismama

Re: Panik- ein neuer aggressiver Zwangsgedanke

Beitrag von lenismama »

Weißt du Marika, du erklärst das so gut und bist bei jeder Frage so geduldig, daß hilft sehr. Ich weiß nicht was du beruflich machst, aber ich könnte mir dich gut in einer Beratungsstelle vorstellen. Du kennst dich so gut aus und ich finde grad wenn so Gedanken kommen und man in Panik gerät rauht man wen der einen so beruhigt.
Alice2304

Re: Panik- ein neuer aggressiver Zwangsgedanke

Beitrag von Alice2304 »

Hallo
Wie geht's? Auch ich war nach meiner 2 Tochter von Zg geplagt.
Es kamen ständig neue dazu, mittlerweile sind sie in den Hintergrund gerutscht.
Meinen Kindern gegenüber zumindest, mittlerweile betreffen sie mich selbst, das heißt ich könnte mir was antun und so das macht mir Angst. Habe mit sertralin begonnen, und warte noch auf die Genehmigung der Krankenkasse für eine Verhaltenstherapie.


Gruß
Alice
lenismama

Re: Panik- ein neuer aggressiver Zwangsgedanke

Beitrag von lenismama »

Hallo Alice,
Wie alt sind denn deine Kinder und sind die Zwangsgedanken deinen Kindern gegenüber von ganz alleine in den Hintergrund gerutscht?
Ich hatte zum Glück noch nie die Gedanken mir selbst zu schaden. Aber wer weiß was noch alles so kommt.
Zur Zeit habe ich meiner Tochter gegenüber ganz gemeine Gedanken, bzw.ist es irgendwie immer einer zur Zeit.
Lg
Alice2304

Re: Panik- ein neuer aggressiver Zwangsgedanke

Beitrag von Alice2304 »

Hallo
Nehme sertralin vielleicht sind sie davon in den Hintergrund gerutscht, oder eventuell durch die Gedanken die sich mittlerweile gegen mich selbst richten. Eine Erklärung hab ich dafür nicht wirklich.
Meine große wird im juni 5, und die kleine ist im Februar 3 geworden.

Lg
Alice
lenismama

Re: Panik- ein neuer aggressiver Zwangsgedanke

Beitrag von lenismama »

Mensch hoffentlich bekommst du die Therapie bald genehmigt.
Mich machen die Gedanken meiner Tochter gegenüber ganz irre. Ich liebe die Kleine so sehr und dann solche Gedanken. Morgen habe ich einen Termin bei meiner Hausärztin und ich hoffe, daß sie mir auch was verschreibt. Naja und momentan kämpfe ich trotz aller schlechten Gedanken gegenan. Also ich versuche daß was mir Angst trotzdem zu machen .
Wie lange leidest du schon an deinem Zwang?
Alice2304

Re: Panik- ein neuer aggressiver Zwangsgedanke

Beitrag von Alice2304 »

Ich hoffe auch das bald die Genehmigung kommt.
Es begann nach der Geburt meiner 2 Tochter da war sie etwa 8 Wochen alt, es kam nicht mal schleichend, nein wie ein Blitz und dann war es da, daraufhin bin ich mit den Kindern zu meinen Schwiegereltern gefahren die mich wirklich herzlich aufgenommen haben und die haben sich rührend um Leonie gekümmert sodass ich mich ausruhen konnte.
Bin dann zur Notaufnahme gefahren und wann dann dort in der PIA, die konnten bzw durften mich dann nicht weiterbehandeln da ich hier im Ort einen Psychiater gefunden habe der das dann übernommen hat.
Ich habe lange gekämpft und so plötzlich wie es kam war es dann auch erstmal wieder verschwunden.
Die Gedanken gegen mich hatte ich während der Zeit eigentlich hin und wieder auch schon, und mittlerweile haben sie sich extrem in den Vordergrund gedrängt,Vorallem wenn es stressig ist denk ich mir ich kann nicht mehr dass ist mir Zuviel.
Am Montag war ich in der nuklearmedizin um meine Schilddrüse abklären zu lassen, da ich damit immer mal wieder Probleme habe verstärkt es das ganze? Wer weis, sie ist zu groß blutergennisse kommen in ein paar Tagen.

Gruß
Alice
lenismama

Re: Panik- ein neuer aggressiver Zwangsgedanke

Beitrag von lenismama »

Guten Morgen,
gestern war für mich ein absoluter Horrortag. Ich sitze jetzt hier und könnte nur noch heulen.
Eigentlich fing alles gut an, die Kleine bei der Oma und ich habe ohne Probleme mein Fluoxetin bekommen. Dann war noch meine Freundin da. Irgendwann am Nachmittag habe ich so schleichend Angst wegen Lenis Fontanelle bekommen, dass ich da reindrücke. Es hat sich richtig angefühlt als würde ich das gleich machen (vielleicht Frage an Marika?Wieso fühlt sich der Gedanke manchmal an als würde man ihn ausführen).
Später am Abend wollte ich Leni dann ins Bett bringen. Meine Stimmung war da auf dem Tiefpunkt. Habe die Kleine noch ein bisschen an der Wange gestreichelt und aufeinmal brüllt sie ohne Grund los, wie von einer Hornisse gestochen. Also richtig krass. Mein Mann stürmte dann ins Zimmer und hat mir die Lütte dann abgenommen.
Ich sag euch, da war ich fertig, zumal ich noch gestreichelt habe. :( Ich fühl mich wie im Albtraum. Am liebsten wäre mir jemand anders würde mein Baby großziehen und ich würde weggesperrt werden.
Naja habe dann von 20.30 an geschlafen aber die ganze Zeit geträumt "Es sind nur Gedanken ".
Habt ihr Tipps was ich mache wenn so ein Angstschub kommt? Die Nähe meiner Tochter suchen oder mich ablenken?
Lg
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