Angst vor einem Rückschlag

Austausch persönlicher Erfahrung mit der Depression/Psychose vor und nach der Geburt

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katl0607
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Angst vor einem Rückschlag

Beitrag von katl0607 »

Die Angst vor einem Rückschlag begleitet mich fast täglich. Sobald ich eine negativwelle spüre, bin ich sehr schnell wieder in meinem Verhaltensmuster und meine gefürchteten Symptome wie Durchschlafstörungen, stuhldrang und durchfall, Gedankenkreisen und diverse Ängste sind wieder da.
Ich kann sie zwar schon etwas steuern indem ich mich ablenke. Aber es ist trotzdem sehr unangenehm. ..
Wird das noch besser?
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Sanna
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Re: Angst vor einem Rückschlag

Beitrag von Sanna »

Ja, das wird noch besser. Deine PPD ist noch sehr frisch, da darfst du diese Gefühle und Symptome noch haben. Je länger es dir gut geht, desto mehr verblassen diese Ängste.

LG, Sanna
schwere PPD 2012, heute komplett symptomfrei
katl0607
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Re: Angst vor einem Rückschlag

Beitrag von katl0607 »

Meine Eltern sind mir seit meiner 2. Episode im letzten Jahr sowas von wichtig geworden. .. sie waren mir schon immer wichtig, versteht mich bitte nicht falsch. Meine ganze Kindheit, Jugend und vorallem die Zeit nachdem ich von zu Hause auszog, versuchte ich immer mich von ihnen zu lösen und für mich alleine gerade zu stehen. Da mein ursprünglicher Lebensplan War, mit meinem damaligen Freund meine Zukunft zu teilen, verlor ich nach der überaschenden Trennung die Freude an meiner Zukunft. Ich fühlte mich total allein. In meiner Wohnung, in die ich dann alleine gezogen bin, machte ich mir selber was vor. Ich tat so, als ob ich mich total wohl fühlte, glücklich war, alleine gut zurechtkam und natürlich keine Geldsorgen habe. Das war nicht richtig so...
In der Wohnung fühlte ich mich nie richtig heimisch. Mein Glück hatte mich zu der Zeit verlassen. Ich hatte jeden Tag Angst von der Arbeit heim zu kommen- weil keiner da war. Und da ich einen Beruf erlernt habe, bei dem man nur etwas über 1000 Euro netto verdient, gab mein Geldbeutel oft nur noch sehr wenig her.
Während dieser Zeit habe ich eine Essstörung entwickelt. Ich achtete strikt auf meine Kalorien. Ich war sehr streng und überdiszipliniert. Damals hatte ich sogar das Gefühl, dass ich durch mein weniges Essen mir und meinem Geldbeutel was gutes tue. Dafür bin ich jedes Wochenende auf der Piste gewesen und liess mich in der Regel einladen - ohne Gegenleistung. Zu dieser Zeit war mein Tabakkonsum ziemlich hoch.. eine Schachtel täglich oder am Wochenende auch mal zwei. Da man ja vom Zigaretten rauchen nicht an Gewicht zunimmt, war es für mich ein Appetitzügler und Zeitvertreib in einem.
Um wieder auf mein ursprüngliches Thema zurück zu kommen :
Meine Eltern.
Ich liebe sie so sehr. Im moment haben sie beide gesundheitliche Probleme. Und deswegen habe ich wieder verschärft Ängste... ich hab so schiss, dass meine Eltern nicht mehr gesund werden können. Bei meiner mama wurde vor wenigen Wochen eine Herzkranzgefäßerkrankung festgestellt. Zwei Stents wurden implantiert. Mein Papa hatte seine jährliche Untersuchung beim Urologen. Seine Prostatawerte sind schon länger etwas über der norm. Der Urologe will deshalb eine Stanzbiopsie der Prostata durchführen. Einfach um nichts zu übersehen. ..
Habe Angst um die beiden :roll: :cry:
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katl0607
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Re: Angst vor einem Rückschlag

Beitrag von katl0607 »

Wollte euch mitteilen, dass meine Mutter heute beim Doc war, und es ist alles in Ordnung bei ihr. Seitdem ist mir ein großer Stein vom Herzen gefallen. ..
Jetzt hoffe ich noch, dass bei meinem Vater auch nichts schwerwiegendes festgestellt wird.
das hören wir erst in ca 2 Wochen.
Vielleicht könnt ihr mir bei einem anderen Problem weiterhelfen. ..
es geht um meine soziale Phobie.
In wenigen Tagen bin ich bei zwei alten Schulfreundinnen eingeladen zum Essen.
Ich habe angst dorthin zu gehen. .. habe angst davor, dass sie mich auslachen weil ich soviele kilos zugenommen habe... habe angst, dass mir etwas peinliches passiert... habe angst das ich dort Durchfall bekomme und dazu noch eine Panikattacke..
Wie geht ihr mit diesen sozialen ängsten um?
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*peggy*

Re: Angst vor einem Rückschlag

Beitrag von *peggy* »

Hallo Katl,
Ich kenne das leidige Thema allzu gut :
Auch ich war eingeladen für ein Essen bei meiner Freundin
und ich hatte zwar Lust aber durch die Medikamente ist mit Dauerübel
und ich war einfach ängstlich was der Abend bringen würde und
war schon kurz davor abzusagen aber dann erzählte ich meine Ängste
einer anderen Freunden die auch Ängste hat und sie riet mir
einen Plan B: ich sollte hingehen und erwähnen das ich kopfschmerzen
Habe und wenn diese schlimmer würden konnte ich wieder jederzeit
wieder nachhause und schon alleine mit diesem Tipp im Hintergrund ging
Ich erfreut hin und es war ein toller Abend weil ich wusste , ich konnte gehen
Wenn ich es nicht mehr aushalten konnte und das gab mir sicherheit.

Trotz unseren Ängsten dürfen wir das Leben nicht an uns vorbei
ziehen lassen und uns entgeht das Gefühl einmal wieder glücklich sein zu dürfen.

Jede Frau hat ihre Problemzonen glaub mir deine Schulfreundinnen auch
also mach dir keinen Gedanken zwecks deinen Pfunden so wie du bist
bist du ein einzigartiger Mensch :)

Glg

peggy
katl0607
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Re: Angst vor einem Rückschlag

Beitrag von katl0607 »

Guten Abend!

Morgen wäre der Termin mit meinen alten Schulfreundinnen.
Ich habe heute schweren Herzens abgesagt. Ich kann nicht über meinen Schatten springen...
Jetzt bin ich enttäuscht von mir. ..
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Nickolakala

Re: Angst vor einem Rückschlag

Beitrag von Nickolakala »

Hallo kati

nein sei nicht enttäuscht von Dir, damit machst Du Dich nur selbst fertig.
Es ist wie es ist. Du hast eine Entscheidung getroffen, da nicht hinzugehen, und gut ist. Fertig.

Es kommen auch wieder bessere Zeiten!

LG Nicole
katl0607
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Re: Angst vor einem Rückschlag

Beitrag von katl0607 »

Wie kann ich mich denn überwinden in Zukunft freunde oder verwandte zu besuchen ohne angst zu haben ?
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lotte

Re: Angst vor einem Rückschlag

Beitrag von lotte »

Du kannst Dich zwar überwinden, aber die Angst wird die ersten Male mit dabei sein.
Je mehr Du das übst (also rausgehen trotz Angst) desto besser wird es.

Was Du nicht machen solltest, ist Dich zukünftig mehr und mehr zurückziehen.
Also immer wieder probieren, Du kannst ja jederzeit früher gehen, wenn Du iwo bist, hast halt Kopfschmerzen oder so ;)

In kleinen Schritten gehts zum Ziel ;)

LGL
katl0607
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Re: Angst vor einem Rückschlag

Beitrag von katl0607 »

Morgen habe ich einen Termin bei meiner Gesprächstherapeutin. Ich werde ihr von meinen Ängsten erzählen.
Oft erinnere ich mich zurück an meine Gesprächstherapie. Damals ging ich auch schon zu der gleichen Thera. Es war wirklich doch oft der Fall, dass mich eine Therapiestunde von meinen Ängsten befreit oder weniger werden hat lassen. Z.b hatte ich angst vor dem Fliegen, wollte aber sogern in ein land reisen, dass mit dem auto unerreichbar ist.
Seitdem habe ich schon mehrere Flugreisen hinter mir. Und ich hatte vor dem Flug schon noch schiss. Doch meistens war es weg, sobald ich im Flieger sass.
Auch so manch andere Dinge konnte ich auflösen.
Und jetzt?
Frage ich mich, warum ich wieder krank wurde. Warum überkam mich die angst so schwer? Jetzt , wo ich in meinem Leben angekommen bin - dort wo ich immer sein wollte, bin ich jetzt.
Tollen Ehemann, wunderschönes und intelligentes kind, schönes Hause, alle aus der Familie soweit gesund.
Wieso lässt mich die angst nicht mehr los?
In der Klinik sagten zwei Ärztinnen unabhängig voneinander, ob ich die angst für irgendwas brauche...
Ich denke, dass ich die angst brauche dafür, nicht allein da zu stehen. ..
ich brauche irgendwie immer das Gefühl, dass irgendjemand gerade weiss, wo ich bin und was ich gerade tue. Nur dann fühle ich mich sicherer...
In meiner Kindheit bekam ich die liebevollste Zuwendung die ich haben konnte, wenn ich krank war (oder so tat als ob)
Dann wurden meine Eltern hellhörig und zugänglicher. Und ich wusste, das funktioniert.
Ja und wenn ich zurück denke, mache ich dieses Verhaltensmuster schon fast mein ganzes Leben.
... ein bisschen ängstlich nach aussenhin, bedrückt wirkend, bauchdrücken, und eine gebückte Haltung nach vorn.
Und jetzt wo ich selber erwachsen bin, komme ich von diesen Ängsten nicht ganz los.
In meiner aktuellen Therapie, komme ich nicht wirklich weiter.
In erster Linie ist die Schwangerschaft und die Verantwortung für ein Kind ein großes Thema.
Ganz oft mache ich mir das Leben selber schwer.
ich stehe mir oft selber im weg.

Kennt ihr das auch?
Wie geht ihr damit um?
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lotte

Re: Angst vor einem Rückschlag

Beitrag von lotte »

Du hast Dir die Antwort doch schon gegeben:
du brauchst immer jemanden um Dich, damit Du Dich Dich sicher fühlst.
Daher hast Du auch Angst vor der Verantwortung mit Kind, das traust Du Dir alleine nicht zu.

Und jetzt, wo Du selbst erwachsen bist, aber nicht so reagierst, bekommst Du die Angst. Die will eigentlich, dass Du Dich selbstständiger machst, nicht immer jemanden um Dich herum brauchst. Auch, wenn Du Deinen Mann liebst, vielleicht klammerst Du da sehr oder denkst eben, ohne ihn würdest Du das alles nicht schaffen.

Das stimmt so aber nicht. Und so komisch das klingt: es ist beinahe logisch, dass dich die Ängste jetzt einholen, mit Kind. Denn jetzt "stimmen" Deine alten Muster nicht mehr, Du "musst" zwangsläufig erwachsen werden.

LGL
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Marika
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Re: Angst vor einem Rückschlag

Beitrag von Marika »

Hallo,

das was Lotte gerade im letzten Beitrag geschrieben hat, habe ich eins zu eins am eigenen Leib erfahren. Genau so war es bei mir.

Ich habe gelernt, selbständig zu sein, Selbstsicherheit auf zu bauen und Selbstvertrauen zu entwickeln. Das waren meine persönliche Knackpunkte. In meiner VT bekam ich wirklich oft die Hausaufgabe bis zum nächsten Mal alleine in ein Cafe zu gehen, dort eine halbe Stunde aus zu halten (was trinken natürlich - mit Kind und auch mal ohne Kind), dann meine Gefühle dabei auf zu schreiben und in der nächsten Stunde mit dem Therapeuten zu analysieren. Es war spannend und aufbauend mit der Zeit zu erkennen, dass die Angst dabei immer weniger und es immer normaler wurde "alleine" was zu machen. Ich wurde von Mal zu Mal stärker bis ich mit der Zeit plötzlich alles alleine (bzw. mit Kind ohne "Beschützer") machen konnte.

Wie du das schaffst? In kleinen Schritten sich der Angst zu stellen (man nennt das auch Konfrontationsübungen) - am besten mit deinem Therapeuten.
Liebe Grüße von
Marika

Diagnose:
schwere PPD 2005
heute völlig beschwerdefrei mit 10 mg Cipralex
Sanna
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Re: Angst vor einem Rückschlag

Beitrag von Sanna »

Hallo!

Ich kann das alles nur betätigen. Ich hatte auch mir Durchfall während meiner akuten Zeit zu tun. Ich kenne auch die Angst davor, etwas zu unternehmen, weil man ja genau dann Durchfall bekommen könnte. Ich habe es einige Zeit gemieden in solche Situtaionen zu kommen, sprich ich bin nicht ins Einkaufszentrum, ins Kino oder zu Freunden. Dann habe ich beschlossen, dass ich mir von so einer ... (im wahrsten Sinne des Wortes :wink: ) nicht mein Leben versauen lassen will. Also habe ich einfach alles wieder gemacht. Von jetzt auf gleich. Das erste Mal, bei einer Familienfeier, bekam ich Durchfall und Erbrechen. Das war natürlich ätzend, aber ich habe es überlebt. Danach wurde es einfacher, denn ich hatte ja den "Super-Gau" schon erlebt und ich wusste, dass es schlimmer nicht mehr kommen konnte. Kam es auch nicht. Ich hatte danach NIE WIEDER unterwegs, bei Freunden oder sonstwo Durchfall. Ich habe es durchlebt und überlebt. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass davon die Welt nicht untergeht. Und als ich das wusste, hörte es auf.

Das heißt nicht, dass das für dich der richtige Weg ist. Du kannst auch klein anfangen in Begleitung deines Therapeuten. Nur, den Ängsten solltest du dich stellen. Nicht auf Dauer vermeiden! Dann wird es immer besser werden. Nur Mut!

LG, Sanna
schwere PPD 2012, heute komplett symptomfrei
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