Selbstbestimmung / das "alte Leben"

Austausch persönlicher Erfahrung mit der Depression/Psychose vor und nach der Geburt

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Erendis

Selbstbestimmung / das "alte Leben"

Beitrag von Erendis »

Hallo zusammen,

wie in meiner Vorstellung ja schon kurz beschrieben, ist mein größtes Problem bzw. das was mich am meisten traurig macht, die fehlende Selbstbestimmung, das Gefühl nur noch für das Baby zu leben.
Ich vermisse mein "altes Leben" vor dem Kind wirklich massiv, wenn ich an bestimmte Dinge denke die mein Mann und ich zu zweit gemacht haben (z. B. Urlaube, Partys etc.) oder einfach nur ganz alltägliche Dinge wie einfach mal ausschlafen bis mittags könnte ich sofort anfangen zu heulen weil mir das so fehlt und ich den Gedanken nicht ertrage dass das jetzt alles vorbei ist.
Habe neulich versucht mit meinem Mann darüber zu reden, er versteht es nicht wirklich und versucht mich davon zu überzeugen dass das gar nicht stimmt, dass wir das doch noch alles machen können, nur eben anders. Aber auch der Gedanken dass das vielleicht stimmt, aber dass ich nie mehr so unbeschwert sein kann wie früher, immer Rücksicht auf mein Kind nehmen werden muss, deprimiert mich.
Jeden Tag wünsche ich mir mein altes Leben zurück, auch wenn ich natürlich weiß dass das nicht geht.

Was hat euch bzw. denjenigen die auch solche Gedanken hatten, geholfen sich mit der Situation anzufreunden? Einfach die Zeit / Gewohnheit? Haben Medikamente geholfen?

Würde mich sehr für eure Erfahrungen damit interessieren.

LG Erendis
Sabrina

Re: Selbstbestimmung / das "alte Leben"

Beitrag von Sabrina »

Hey...Sobald du nicht mehr stillst, hast du automatisch mehr Freiheit. Dann kannst du abends mal weg gehen während Papa daheim bleibt.
Dann könnt ihr auch probieren ob sie mal bei Oma schläft.
Mein Mann und ich anhaben es so: Samstag darf ich ausschlafen...Sonntag er. Super Sache:-) Wenn Mausi bei Oma schläft können beide ausschlafen.

Im Juni waren wir mit unseren Kleinen Maus das erste mal im Urlaub. Und es war toll.

Wie alt bist du denn? Seid ihr so oft auf Partys gegangen?
Graureiherin
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Re: Selbstbestimmung / das "alte Leben"

Beitrag von Graureiherin »

Hallo Du,

ich hatte auch Schwierigkeiten mit dem "neuen Leben" mit Kind. Ich habe gedacht, ach wäre es nur wieder so wie früher... ich hätte viel mehr weggehen sollen früher... hilfe ich habe mein Leben früher viel zu wenig genossen (Quatsch natürlich) etc., etc.

Bei mir war es glaub wirklich einfach die Zeit und das ganz einfache daran gewöhnen, dass eine kleine Person zusätzlich dabei ist.

Man macht andere Dinge mit Kind. Daran muss man sich gewöhnen und es dauert bis Du die neue Qualität daran erkennst. Ich habe versucht immer das Positive an den verschiedenen Phasen zu sehen. Als der Tagesschlaf meiner Tochter z. B. noch zweimal war, habe ich die Zeit genutzt um etwas für mich zu Hause zu machen (nicht putzen!). War der Tagesschlaf dann nicht mehr nötig, dann waren wir alle unabhängiger z. B. davon zum Mittagsschlaf ein Bett aufzusuchen etc. Damit war dann der Aktionsradius wieder größer.

Mittlerweile kann ich z. B. mit meiner vierjährigen Tochter auf Festivals und sie tanzt bis zum "Umfallen", mehr und ausgelassener als ich! Solcher erstaunlichen Erlebnisse kommen auf Dich auch zu und sie werden Dein Leben ganz neu bereichern.

Das wird bei Dir, das ist sicher! Such Dir evtl. Angebote wie Pekip etc, ich war nahezu "überall" mit dabei. Einfach um raus zu kommen und erstaunlich, erstaunlich wieviele gleiche Mütter ich immer wieder getroffen habe. Es geht nämlich den meisten nicht so ganz leicht von der Hand diese enorme Umstellung mit Kind.

liebe Grüße
die Graureiherin
postpartale Zwangserkrankung 10/2012
Cipralex bis 2014
Rückschlag 2015, wieder Escitalopram bis 15mg
langsame Reduzierung auf 5 mg Escitalopram seit Juli 2017
Verhaltenstherapie beendet seit September 2017
Athena

Re: Selbstbestimmung / das "alte Leben"

Beitrag von Athena »

Ohhhh liebe Erendis (übrigens hab deine PN endlich beantwortet :) ) ich KENNE ES ICH KENNE ES.

Mein Mann & ich waren am Wochenende & ich durch meine Arbeit ab 12 Uhr immmmmer schon Schnarchnasen gewesen. Wie gerne haben wir zusammen bis 2 Uhr Nachts filme geguckt, bis 11 Uhr dann im Bett gepennt und statt Frühstück wurde entspannt gebruncht.

Ich habe eine gute & eine schlechte (ok nicht ganz) Nachricht :mrgreen:

Solang die Mäuse noch klein sind, ist es relativ einfach sogar noch, man schlüpft aus dem Bett, das Baby ist versorgt und grade so früh schlafen sie relativ früh wieder ein. Grade am WE haben wir sie dann zwischen uns ins Bett gepackt und einfach uns wieder hingelegt.

Die schlechte Nachricht ist, wenn sie älter werden, dann stehen sie gerne mal um 7/8 je nach Kind allerdings auch, auf der Matte :P Das Organ Stimmband wird lauter und krähender. Man kann so halbwegs Komunizieren hehe und JAAAA es gibt keine Perfekte Mutter und keinen perfekten Vater, wenn wir mal, was wirklich nur noch selten vorkommt, ne durchzechte (im sinne von mal das Boot gucken bis 4 Nachts haha erst neulich) dann stehst du trotzdem auf, und es macht dir nichts mehr aus. :) Wir Frühstücken dann, und JAAA wir parken sie dann für ne halbe Stunde vor dem Kinderkanal und legen uns nochmal aufs Ohr. Gut, nicht jedes Kind ist da so Handzahm im Umgang. Auch wenns mir nicht gut geht und ich echt mal ne Stunde neben Kind richtig wegschlafe und der Mann ist nicht da, dann sitzt unsere Püppi total brav im Bett, guckt Bücher an oder spielt mit ihrem Playmobil. In der Hinsicht haben wir wirklich eine liebe Maus. Aber, nicht jedes Kind ist so Plfegeleicht.

Man wächst rein. Vor 3 Jahren nicht ganz dachte ich genauso wie du. Und ganz Ehrlich? Ich vermisse es heute wenn unsre Tochter mal bei meinem Papa schläft, und ich nicht zwischen 7 & 8 das Frühstück mache, ich kann liegenbleiben, aber ich bin wach, haha. So ist das :)
Ich komme nämlich mit veränderungen sehr schlecht klar und Mamasein ist eine enorme Veränderung, die aber nicht zu ändern ist, und was man ne Zeit gewohnt ist, ist man gewohnt. Wäre das Kind nicht mehr da gibts wieder ne Veränderung und dann? Genau, kommen wir, oder ich in dem Fall, schwer damit klar.

Und du kannst dir mal einen Babysitter holen, ihr könnt nach wie vor mal richtig einen Abfeiern. Das tun wir auch.
Erst neulich, wir gehen extreeeem selten was kippen, feierten wir das Examen meiner Schwester. Bis um 4 Uhr High life, Granate gehabt wie blöde. Die Sitterin fuhr nach Hause. Und ich, stand wie gewohnt um 8 auf. Wirklich fit war ich natürlich nicht, aber trotzdem geht es.
Ich dachte immer das wars jetzt mit mal weggehen, Kino, feiern etc.
Aber es gibt auch meist innerhalb der Familie jemanden der auch über Nacht mal das Kind nimmt. Mama, Papa, verwandte. Unsre hat bisher noch nie probleme damit gemacht, weil sie von klein auf immer wieder mal Opa-Wochenende geniest und wir dann etwas Eheleben :)

Das spielt sich ein, du kannst es JETZT nicht glauben, nicht Gedanklich umsetzen, das konnte ich genausowenig. Heute, fast 3 Jahre später kann ich sagen. UND WIE DAS GEHT :mrgreen: :mrgreen:
lenismama

Re: Selbstbestimmung / das "alte Leben"

Beitrag von lenismama »

Hallo Erendis,

ich habe zwei Kinder und hatte bei meinem Erik, der mittlerweile schon fast 11 ist, auch so ein Tief. Ich war damals 23 Jahre und es war eine sehr krasse Umstellung. Alle konnten noch das machen was sie wollten und ich war Hausfrau und Mutter. Ich habe mir dann damals eine Tagesmutter gesucht und bin stundenweise arbeiten gegangen. Das hat mir sehr geholfen.

Kopf hoch, mein Sohn war mit 6 Jahren schon so, daß er Feierlichkeiten mit besuchen konnte. Und die Zeit ist so rasend schnell vergangen.

Liebe Grüße
Jessica
Erendis

Re: Selbstbestimmung / das "alte Leben"

Beitrag von Erendis »

Vielen Dank für eure Antworten.
Zum Glück geht / ging es nur mir so, ich hatte schon das Gefühl dass das niemand versteht.
Dann muss ich wohl einfach abwarten bis ich mich an die neue Situation gewöhnt habe.

@ Sabrina: Ich bin 28, hatte also eigtl genug Zeit gehabt, mich freizeitmäßig auszuleben... dachte ichjedenfalls ^^. Es ist keineswegs so, dass wir früher jedes Wochenende Big Party gemacht haben, aber alleine der Gedanke dass das jetzt erst mal nicht mehr geht, macht mich traurig.
Auch gerade jetzt im Sommer, wo so viele Festivals sind... Da sind wir früher immer gern hingegangen. Ich hoffe bloß dass Mausi unseren Musikgeschmack geerbt hab, dann können wir sie in ein paar Jahren vllt auch mitnehmen :-)
Astrid77

Re: Selbstbestimmung / das "alte Leben"

Beitrag von Astrid77 »

Hi! Ich war 36, als ich mein 1. Kind bekam, und selbst in diesem Alter hatte ich mit der Umstellung zu kämpfen. Ich glaube, man ist entweder der Typ für "daheim bleiben" oder nicht. Alter egal. Ich hab nur Freunde ohne Kinder, und für die ging und geht das Leben weiter wie bisher. Man kann nicht mehr mithalten, und irgendwann wird der Kontakt dann weniger und weniger... wie man mir anhört hab ich auch heute noch damit zu kämpfen, ich kann einfach meinen Frieden nicht damit machen. Ich finde meinen Platz in der Mütter-Welt einfach gar nicht, ich passe nicht so dorthin, und so ist es. Ich versuche nicht so viel drüber nachzudenken, und das positive drin zu sehen.
LG Astrid
Erendis

Re: Selbstbestimmung / das "alte Leben"

Beitrag von Erendis »

Astrid77 hat geschrieben:Ich finde meinen Platz in der Mütter-Welt einfach gar nicht, ich passe nicht so dorthin, und so ist es.
Das ist ja schade :-(

Ich hoffe wirklich dass mir das nicht passiert und wünsche dir, dass es sich bei dir vielleicht doch noch ändert!

LG
Katinka

Re: Selbstbestimmung / das "alte Leben"

Beitrag von Katinka »

Hallo liebe Erendis,

dein Text und deine darin beschriebenen Gefühle könnten von mir stammen.
Genauso wie Du,fühle ich mich auch und weiss nicht, wie ich das in den Griff kriegen soll.
Meine Tochter war ein Wunschkind und ich habe mich riesig auf sie gefreut. Und jetzt??? Könnte ich einfach nur noch abhauen ..weg aus dieser Situation..weg von dieser enormen Verantwortung. Ich bin nicht mehr Herr der Lage und kann jetzt nicht mehr das tun,wonach mir der Sinn steht. Alleine diese Einschränkung macht mich verrückt.
Es ist keine Zeit mehr für die "schönen" Dinge im Leben. Einfach in den Tag hineinleben, einfach da hin fahren wo man will, mal eben schnell eine Freundin besuchen.
Stattdessen sitze ich hier und hüte das Kind und fühle betrogen um meine Freiheit.
Mein "altes" Leben vermisse ich ungemein und ich habe solche Angst, NIE wieder glücklich zu werden.
Hast du denn mittlerweile Hilfe bekommen und hat sich deine Situation gebessert? Würde mich freuen,von dir zu hören.

Ganz liebe und mitfühlende Grüße
Katinka
zita

Re: Selbstbestimmung / das "alte Leben"

Beitrag von zita »

Hallohallo, ich kann dich so gut verstehen, genau diese Gedanken hatte ich vor 8 Jahren auch und dachte damals auch, dass ich das nie packe und auch gar nicht packen will.... Naja, heute sieht die Sache anders aus: ich habe mich daran gewöhnt - es hat zwar länger gedauert - aber ich bin so in diese Mutterrolle reingewachsen, wie ich es mir nie vorstellen konnte. Heute schaue ich tatsächlich manchmal sogar mit so einer gewissen Wehmut meinen Sohn an und denke, dass er in zehn Jahren wahrscheinlich schon ans Ausziehen denkt. :wink:

Die Geburt eines Kindes ist ja tatsächlich einer der größten bzw. die größte Umstellung, die man im Leben so erlebt. Plötzlich ist die Unabhängigkeit vorbei, die Verantwortlung groß und ein spontanes Leben nicht mehr möglich. Kein Wunder, wenn man erstmal mit der Situation nicht klar kommt und das auch als Krise erlebt. habe gestern noch mit einer Freundin gesprochen, die immer sehr taff ist und sie sagte mir, dass sie ganz oft ihr altes Leben - ohne 6 monatigen Sohn - vermisst und oft einfach ausbrechen möchte. Ich will damit sagen, dass es definitiv ein ganz Stück "normal" ist, wenn man diese Umstellungen als belastend erlebt.

Manchmal hilft es ja schon, wenn man sich mit anderen Müttern austauscht, die ähnlich ticken, und man merkt, dass man nciht alleine ist. Ich hatte damals ganz massive Probleme,auch schon psychische Probleme vor und in der Schwangerschaft und hinzu kam, dass wir wegen einem Job temporär mit dem Baby im Ausland gelebt haben und ich absolut alleine und einsam war. Ich habe dann immer mit meiner Psychiaterin in Deutschland telefoniert und schließlich dann auch ein Medikament genommen, dass bei mir die absolute Wendung brachte. Ich wurde wieder stabil und belastbar und kam mit der neuen Situation besser klar. Natürlich spielt da auch der Zeitfaktor eine Rolle, man gewöhnt sich auch immer mehr an die neue Situation.

Du solltest unbedingt dir auch praktische Unterstützung suchen, jemand der mal ein, zwei Stündchen aufpasst, damit Du einfach mal rauß gehen kannst, Kaffee trinken, oder in die Badewanne oderoder... DAs hat bei mir ganz viel gebracht. Ich hatte zwar keine Familie vor Ort, aber wir haben dann zweimal pro Woche eine Studentin engagiert - das war das Geld definitiv wert - und ich hatte wieder zumindest temporär das Gefühl von Selbstbestimmtheit und einmal eine kleine Pause von der ganzen Verantwortung, :wink:

Ich würde an Deiner Stelle vielleicht auch versuchen, mir psychologische Unterstützung zu holen und sei es am Anfang nur in einer Beratungsstelle. Eine ärztliche Abklärung/unterstützung ist ja auch immer möglich.

Sei Dir nur gewiss, Du bist ganz bestimmt nicht allein mit deinen Gedanken und es wird definitiv besser, auch wenn Du Dir das im Moment nicht vorstellen kannst.

Liebe Grüße! Zita
Uma

Re: Selbstbestimmung / das "alte Leben"

Beitrag von Uma »

Hallo zusammen,

ich habe hier reingelesen, weil mich der Betreff des Threads sofort angesprungen hat. Schon in der Schwangerschaft habe ich kommen sehen, dass ich mit diesem "neuen Leben" meine Schwierigkeiten haben werde, und es ist auch so gekommen. Wenn ich Astrids Kommentar dazu lese, habe ich das Gefühl, dass sie mir aus der Seele schreibt: Ich habe nur ein Kind und es ist erst 16 Monate alt, aber ich habe genau wie sie das Gefühl, dass ich meinen Platz in dieser Mütterwelt einfach nicht finde (und nie finden werde). Vielleicht treffe ich auch die falschen Mütter, die nicht zu mir passen, aber ich frage mich, wie ich andere kennenlernen soll.
Hinzu kommt, dass ich jetzt wieder arbeite und die ganze Organisation rund um Arbeit, Kind etc. mich zusätzlich stresst und einfach nur nervt. Ich bin froh, endlich wieder arbeiten zu können, eben weil ich dann mal "rauskann" aus der Mutterrolle und mal wieder andere Themen im Fokus stehen, aber irgendwie ist das Ganze nur eine Hetzerei. Ich habe sogar das Glück, dass ich einen Teil meiner Arbeitszeit flexibel und von zu Hause gestalten kann (was mir z.B. zeitlich ermöglicht, meine Therapie zu machen), und trotzdem ist es unbefriedigend. Weiterentwicklung auf der Arbeit in welcher Form auch immer bleibt völlig auf der Strecke, allein schon wegen der begrenzten Zeit. Sich auf der Arbeit mal spontan wegen einer Sache zusammen setzen ist nicht, weil man schon wieder los muss. Und dann sitzt man zuhause oder woanders mit irgendwelchen Müttern zusammen und fühlt sich völlig im falschen Film, während die anderen Mütter darüber sinnieren, wo man welche Klamotten, Windeln, whatever am besten im Angebot kaufen/bestellen kann … Auch die Mütter, die wieder arbeiten, sind irgendwie nur mit solchen Themen befasst.
Wenn ich dann Astrids Kommentar lese, denke ich mir nur "ok, es kann also tatsächlich sein, dass es nicht besser wird" - mein Gefühl trügt mich evtl. also nicht und ich passe einfach nicht in diese Rolle …
LG, Uma
engel-07

Re: Selbstbestimmung / das "alte Leben"

Beitrag von engel-07 »

Hallo zusammen,

ein kleiner Denkanstoß:
In der heutigen Zeit stehen sehr viele Möglichkeiten und Wege offen. Das Angebot ist schier nicht überschaubar. Alleine die Entscheidung im Supermarkt. Lieber die Birnen von hier, oder aus Italien, Spanien, Südafrika, ect. Nehm ich lieber den Stromanbieter, oder einen anderen. Die Versicherungsgesellschaft, oder doch nicht? Wenn einem etwas nicht gefällt, oder nicht passt, dann wechselt man eben. Klar wechselt man nicht "einfach" mal so die Arbeit - aber es ist immerhin möglich, wenn man total unzufrieden ist. Wenn es mit dem Partner nicht klappt, dann trennt man sich eben.... Ganz "normaler" Alltag.

Tja und nun hat man ein Kind..... das schränkt einen ein. Plötzlich ist da jemand der dich voll für sich beansprucht. Und du kannst nicht aus der Kiste raus.... Egal wie sehr du dir das wünschst. Niemand lebt uns heute vor, wie es ist ein Kind großzuziehen. Wir sind auf uns alleine gestellt.
Mir ging es genau so. Ich fühlt mich total überfordert, wusste einfach nicht wie ich damit umgehen soll.
Es ist schwierig gerade den Spagat mit Arbeit, Haushalt und Kind zu schaffen und dann wäre ja auch noch die Partnerschaft...Irgendetwas bleibt da zwangsläufig auf der Strecke. Alles auf geht einfach nicht, dafür hat der Tag zu wenig Stunden.

Ich denke es ist sehr wichtig sich klar darüber zu werden, was man wirklich im Leben will. Und dann danach zu handeln

Lg
Filomena

Re: Selbstbestimmung / das "alte Leben"

Beitrag von Filomena »

Hallo zusammen,

mich spricht das Thema auch sehr an, daher gebe ich jetzt auch noch meinen Senf ab ;-)

Ich stimme euch in vielem zu, die Umstellung mit Kind ist enorm, und wenn man das alles vorher wüsste, hätte sich vielleicht nicht jede Frau noch mal so entschieden. Andererseits: Was ist, das ist, und man sollte wirklich das beste daraus machen.
Aus eigener Erfahrung kann ich berichten, dass ich auch erst in die Mutterrolle hineinwachsen musste. Zum Thema Mutterrolle: Astrid77 schreibt, dass sie sich nirgendwo dazugehörig fühlt. Das ist sehr schade, und ist für mich eigentlich ein Hinweis, dass sie Gleichgesinnte einfach noch nicht gefunden hat!? Denn: Wie sieht denn die Mutterrolle überhaupt aus? Wie hat man als Mutter und als Familie zu sein??
Es gibt bestimmte Vorstellungen in uns, durch unsere Herkunftsfamilie, die Medien etc., aber ist es nicht so, dass jede für sich ihren Weg und ihren Weg als Mutter finden muss? Da gibt es doch kein richtig oder falsch! Ob man jetzt eher häuslich ist oder mit seinem Kind auf Festivals geht - es muss einfach für einen selbst passen! Die Kinder machen das, was einem selbst Freude macht, liebend gerne mit.

MeinSohn wird bald 6, und ich finde es kein Vergleich mehr zu seiner Kleinkindzeit: Er kann auch mal ein paar Tage bei den Grosseltern sein, oder zu einem Freund zum Spielen. Er schläft durch. Man kann tolle Sachen mit ihm spielen und unternehmen. Man kann sich toll mit ihm unterhalten.
In dieser Hinsicht kommt ganz viel Selbstbestimmung wieder zurück! Und noch mehr als das - nämlich aufrichtige Liebe.
Also, meiner Meinung nach lohnen sich die langen Zeiten des Verzichts. Und eines Tages fliegen sie aus dem Nest und spätestens dann hat man wieder sehr viel Zeit für sich. Wenn man dann noch ausschlafen kann... :-)

Liebe Grüsse
lotte

Re: Selbstbestimmung / das "alte Leben"

Beitrag von lotte »

Hi Ihr,

gaaaanz wichtiger Hinweis von Filomena: wie sieht sie eigentlich aus, die "richtige" Mutter? Welche Rolle soll sie spielen? Die, die zu Hause bleibt und sich ganz dem Nachwuchs widmet? Oder lieber die einer Mutter, die schnell wieder in den Beruf zurück will? Eine, die vielleicht beides möchte?

So eine war ich zb. Nun hatte ich das Glück, freiberuflich neben den Kids arbeiten zu können, weil auch mein Mann selbstständig ist und wir uns das quasi geteilt haben. Trotzdem habe ich gerade bei meiner 1. Tochter viel Kritik einstecken müssen: "Was, schon wieder arbeiten"? Oder "geniesse doch die Babyzeit". Tja, als ginge das so auf Knopfdruck. Ich konnte auch immer mehr mit ihnen anfangen, je älter sie wurden.

Sprich: damit es nicht zu Ängsten und Depressionen kommt, sollte man ehrlich in sich hineinhören: WAS will ich und was kann ich umsetzen, wenn die Kids noch so klein sind? Es gibt immer Optionen, auch wenn keine familiäre Hilfe da ist (manchmal ist das sogar besser, siehe Schwiegermutter und Frau im gleichen Haus, da habe ich auch schon schreckliche Stories erfahren).

Und: nichts bleibt so, wie es ist. Die Zeit ist mit uns, auch wenn das vielleicht ein eher schwacher Trost ist ;)

LGL
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