Wo bleiben die Gefühle?

Austausch persönlicher Erfahrung mit der Depression/Psychose vor und nach der Geburt

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Kathi1801

Wo bleiben die Gefühle?

Beitrag von Kathi1801 »

Obwohl es mir nach 4 Monaten etwas besser geht fehlen mir trotzdem meine Gefühle, ich spiele ich kuschel ich erzähle meiner Tochter Geschichtenicht doch es wollen sich keine Gefühle einstellen.
Ich weiß nicht woran es liegt das es nicht mal einen Funken Liebe oder Freude gibt....Das einzige was mich tröstet ist das ich nicht nur für mein Kind keine Gefühle habe sondern auch für die Familie/Partner.
Habe auch das Gefühl ich trete auf der Stelle.
Wann habt ihr eure Gefühle wieder bekommen?
Kathi1801

Re: Wo bleiben die Gefühle?

Beitrag von Kathi1801 »

Niemand der mir noch irgendwie Hoffnung machen kann das ich kein Monster bin und mein Kind jemals lieben werde? :(
Astrid77

Re: Wo bleiben die Gefühle?

Beitrag von Astrid77 »

Hi! Doch! Es gigt hier viele Mütter, die am Anfang keine Gefühle für ihr Kind hatten. Ich hatte sogar Angst vor meinem Wurm. Der Anblick eines kleinen Babys im rosa Strampler, friedlich schlafend auf der Couch hat bei mir jeden morgen eine Panikattacke ausgelöst. Danach kam die Gefühllose Zeit, und... bei mir gabs nicht so nen Knall und auf einmal war die Überwältigende Liebe da. Das geht/ging so schrittweise. Also, auf diesen Knall würde ich nicht warten, weil, bei manchen Müttern ist es so, bei anderen nicht. Fakt ist, dass ich meine Kleine erst ein wenig lieben konnte, als es MIR besser ging. Ich glaub also, dass der Weg zur Liebe manchmal bei der eigenen Gesundheit beginnt. Und glaub mir, du WIRST gesund! Es gibt also Hoffnung! Es dauert halt bei dir sehr lang, und ich erinnere mich, dass es bei dir auch einen Kampf um das richtige Medi gibt. Was und wieviel nimmst du aktuell?
LG Astrid
Kathi1801

Re: Wo bleiben die Gefühle?

Beitrag von Kathi1801 »

Danke das du mir antwortest.
Jaa ich verzweifel langsam wirklich habe das Gefühl ich muss so bleiben.Für immer!
Ich kämpfe seit 9 Monaten....Und bin nicht mal annähernd an guten Tagen oder Freude empfinden dran.
Mir geht es besser aber eher so als Roboter ohne Gefühle.
Ich bekomme 375mg Venlafaxin und 50mg Valdoxan und 1000mgLithium.
Bin jetzt bei der Uni und dort sagen sie auch das zu wenig passiert und wir denken über einen Medikamentenwechsel nach.
Wie geht es dir momentan?
Astrid77

Re: Wo bleiben die Gefühle?

Beitrag von Astrid77 »

Hallo!
Also vielleicht liegt es ja auch am Lithium, dass es deine Gefühle dämpft? ADs wird ja eh oft nachgesagt, dass sie einen zu "Zombies" machen. habe gerade letztens den (kritischen) Bericht eines Zivildienstleistenden aus der Kinderpsychiatrie gelesen, der geneau beschrieben hat, wie mit Hilfe von Medikamenten aus einem neugierigen, aufgeweckten Kind ein teilnahmsloser Zuseher wurden, weil die Ärzte mit Hilfe von Medikamenten Aggressions-anfälle bändigen wollten. Da hatte ich auch Bedenken bei mir, doch ich war damals an dem Punkt so ich dachte, alles besser als Panik und Depression. Ich hab mir sogar gewünscht, betäubt zu sein. Aber so war es nur in den ersten 3 Tagen, und dann nicht mehr. Vor allem das Venlafaxin hat bei mir eher motivierend gewirkt.
Ich hab im internen Forum kurz beschrieben, wie es mir geht. Ich finde, ich trete auch auf der Stelle. Es gibt gewisse Punkte in meinem Gefühlsleben, die sich irgendwie nicht lösen. Ein großes, riesengroßes Problem ist, dass mir die Kinderbetreuung einfach am Wochenende immer zu viel wird und mich dann in ein tiefes Lock stürzen lässt. Schon Donnerstags fürchte ich mich davor. Das ist ein wöchentlicher Horror und ich sehe da keinen Ausweg. Mein Mann schlug vor, immer am Wochenende eine Babysitterin fix anzustellen für 7-8 Stunden jeweils Sa und So, und ich meinte dazu nur "Dann passe ich ja gar nie selbst auf meine Kinder auf.". Andererseits, so weitergehen wie jetzt ist auch nicht möglich. Ich meine, es geht immer weiter, aber es ist einfach schrecklich. Ich hab das Gefühl kein Medikament der Welt kann mir das ermöglichen, dass ich Freude an der zeit mit meinen Kindern habe, und mir nicht immer gleich alles zu viel wird.
LG Astrid
Julikeks

Re: Wo bleiben die Gefühle?

Beitrag von Julikeks »

oh man, oh man, da hat es Euch beide ja ganz schön erwischt.

Liebe Kathi: Ich bin ganz sicher, dass in der Zukunft noch tolle Muttergefühle auf Dich warten, Du brauchst halt einfach mehr Zeit um gesund zu werden. Ich merke selbst auch noch an schlechten Tagen, dass ich Probleme habe Freude an meiner Tochter zu haben, wenn es mir gut geht ist die ganze Bandbreite an Gefühlen aber wieder da.
Schau einfach auf Dich und das Du gesund wirst. Hast Du genug Entlastung im Alltag?

Und Astrid: Warum wäre es so schlimm einen Babysitter anzustellen? Ihr könntest ja auch nur vier Stunden buchen, dann hättest Du noch genug Zeit mit Deinen Kindern. Sich jede Woche am WE zu überlasten macht ja auch keinen Sinn. Unterstützt Dich Dein Mann denn?

Lg, Julikeks
Sanna
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Re: Wo bleiben die Gefühle?

Beitrag von Sanna »

Liebe Kathi,

die Gefühle werden noch kommen! Du brauchst einfach noch ein bisschen Zeit. Weißt du, neun Monate sind überhaupt nicht lang für eine schwere PPD, auch wenn es dir wie eine Ewigkeit vorkommt. Es wird auch nicht der Tag kommen, an dem du morgens aufwachst und alles ist wie weggeblasen. Die Heilung erfolgt langsam. Schritt für Schritt. Das weißt du doch aber eigentlich alles.

Ich glaube, du hast längst Muttergefhle, nimmst sie aber nicht als solche wahr. Denn du machst dir jede Menge Gedanken, ob es deinem Kind auch gut geht mit einer depressiven Mutter und was du tun kannst, damit es ihr besser geht. Das SIND Muttegefühle!! Klar, du wartest auf die ganz große Liebe, die dich übermannt und alles ist rosarot. Glaub mir, solche Momente werden kommen. Sie sind aber auch bei gesunden Müttern nicht rund um die Uhr da. Es gibt auch die Momente. in denen man sein Kind am liebsten erwürgen möchte. :wink: Da ist dann von der rosaroten Brille erstmal nicht viel übrig.

Gedulde dich noch ein bisschen. Ich kann dir versprechen, dass du nach überstandener PPD ganz anders mit deinen Gefühlen umgehen wirst, als jemals zuvor. Mein Leben hat eine Qualität erreicht, die ohne PPD nie da gewesen wäre. Heute sehe ich die Erkrankung eher als Segen, denn als Fluch. Das war ein langer, harter Weg, aber er hat sich so gelohnt. Bis du soweit bist, gehst du eben in Babyschritten zum Ziel. Freu dich, dass es schon besser geworden ist. Denn das ist es doch, oder?

LG, Sanna
schwere PPD 2012, heute komplett symptomfrei
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