Re: werde ich jemals wieder normal?
Verfasst: 26:02:2018 11:43
Du Liebe,
ich bin froh, dass du es geschafft hast dem Arzt die richtigen Infos zukommen zu lassen. Ich weiss es ist schwer sich einzugestehen Hilfe zu brauchen. Schwach und hilflos zu sein, fühlt sich furchtbar an. Aber gerade dass du dir Hilfe suchst in dieser Situation ist ein Zeichen von ungeheurer Stärke. Du hast geschrieben:
"Von meiner Krankheit weiß außer mir und meinem Freund niemand etwas.
Ich fühle mich schon schwach genug und dieses Mitleid und Unverständnis von außerhalb, kann ich schlicht und ergreifend nicht gebrauchen.
Da heißt es dann "man muss sich auch mal zusammenreißen können" usw usw... Die Nummer kenn ich leider schon zur Genüge."
Ich kann das so gut nachfühlen... . Auch ich wollte es unbedingt alleine schaffen, ich war doch immer eine starke, unabhängige Frau gewesen, die alles schaffen konnte. Und jetzt war ich ein Wrack, ein Looser, ein Haufen Elend, eine schlechte Mutter... . Das das alles durch die Krankheit kam, war mir lange nicht klar. Warum darf man, wenn man krank ist keine Hilfe bekommen, oder annehmen. Wünscht sich nicht jeder jemanden, der einem über den Kopf streichelt bei Schmerzen, oder der einem eine Hühnersuppe kocht, wenn man Elend ist? Oder einfach nur für Ruhe sorgt? Mitleid ist nicht negativ! Jemand leidet mit, heisst, er fühlt deinen Schmerz oder deine Angst mit. Wenn dir das keine große Hilfe ist, kannst du das sagen. Danke für deine Anteilnahme, aber ... kannst du mir nicht lieber aktiv helfen? Z.B. Kind abnehmen wenn ich zum Arzt möchte? Fenster putzen, einkaufen... .
Der Leidensdruck wird leider immer höher, je länger man wartet. Ich habe gute Erfahrungen damit gemacht, offen mit meiner Krankheit umzugehen. Es kommt viel mehr Hilfe, als man denkt. Und oft findet man auch andere Betroffene. Die, die von "Sich zusammenreißen" sprechen, sind leider nicht gut informiert und wissen nichts von Depressionen. Man kann auch Durchfall nicht durch Willenskraft stoppen... . Dass dein Freund meint, dass ihm die Kraft ausgeht, ist natürlich verständlich, wenn der ganze Druck auf nur euch Beiden lastet. Ich glaube, dass es sich sehr große Sorgen um dich macht. Und er fühlt eine große Verantwortung für Dich und euer Kind. Dadurch, dass Du den Kontakt mit dem Arzt jetzt nochmal gesucht hast, hast du schon etwas für eure Beziehung getan. In dieser Krankheitsphase ist das eine riesen Leistung. Wenn dein Freund möchte, kann er hier auch Kontakt zu einem anderen Vater aufnehmen. Vielleicht möchte er ja mal mit ihm sprechen. angehoerigen-beratung@schatten-und-licht.de
Ich wünsche dir einen guten Termin am 2.3.. Und wünsche dir viel Kraft
Astrid
ich bin froh, dass du es geschafft hast dem Arzt die richtigen Infos zukommen zu lassen. Ich weiss es ist schwer sich einzugestehen Hilfe zu brauchen. Schwach und hilflos zu sein, fühlt sich furchtbar an. Aber gerade dass du dir Hilfe suchst in dieser Situation ist ein Zeichen von ungeheurer Stärke. Du hast geschrieben:
"Von meiner Krankheit weiß außer mir und meinem Freund niemand etwas.
Ich fühle mich schon schwach genug und dieses Mitleid und Unverständnis von außerhalb, kann ich schlicht und ergreifend nicht gebrauchen.
Da heißt es dann "man muss sich auch mal zusammenreißen können" usw usw... Die Nummer kenn ich leider schon zur Genüge."
Ich kann das so gut nachfühlen... . Auch ich wollte es unbedingt alleine schaffen, ich war doch immer eine starke, unabhängige Frau gewesen, die alles schaffen konnte. Und jetzt war ich ein Wrack, ein Looser, ein Haufen Elend, eine schlechte Mutter... . Das das alles durch die Krankheit kam, war mir lange nicht klar. Warum darf man, wenn man krank ist keine Hilfe bekommen, oder annehmen. Wünscht sich nicht jeder jemanden, der einem über den Kopf streichelt bei Schmerzen, oder der einem eine Hühnersuppe kocht, wenn man Elend ist? Oder einfach nur für Ruhe sorgt? Mitleid ist nicht negativ! Jemand leidet mit, heisst, er fühlt deinen Schmerz oder deine Angst mit. Wenn dir das keine große Hilfe ist, kannst du das sagen. Danke für deine Anteilnahme, aber ... kannst du mir nicht lieber aktiv helfen? Z.B. Kind abnehmen wenn ich zum Arzt möchte? Fenster putzen, einkaufen... .
Der Leidensdruck wird leider immer höher, je länger man wartet. Ich habe gute Erfahrungen damit gemacht, offen mit meiner Krankheit umzugehen. Es kommt viel mehr Hilfe, als man denkt. Und oft findet man auch andere Betroffene. Die, die von "Sich zusammenreißen" sprechen, sind leider nicht gut informiert und wissen nichts von Depressionen. Man kann auch Durchfall nicht durch Willenskraft stoppen... . Dass dein Freund meint, dass ihm die Kraft ausgeht, ist natürlich verständlich, wenn der ganze Druck auf nur euch Beiden lastet. Ich glaube, dass es sich sehr große Sorgen um dich macht. Und er fühlt eine große Verantwortung für Dich und euer Kind. Dadurch, dass Du den Kontakt mit dem Arzt jetzt nochmal gesucht hast, hast du schon etwas für eure Beziehung getan. In dieser Krankheitsphase ist das eine riesen Leistung. Wenn dein Freund möchte, kann er hier auch Kontakt zu einem anderen Vater aufnehmen. Vielleicht möchte er ja mal mit ihm sprechen. angehoerigen-beratung@schatten-und-licht.de
Ich wünsche dir einen guten Termin am 2.3.. Und wünsche dir viel Kraft
Astrid