Meine Angst lähmt mich

Austausch persönlicher Erfahrung mit der Depression/Psychose vor und nach der Geburt

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Januarkind
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Re: Meine Angst lähmt mich

Beitrag von Januarkind »

Danke für eure Antworten, bin so dankbar, euch gerade zu haben. 🙏

Mein Hausarzt würde mir nur etwas zum schlafen verschreiben.
Hab auch solche Angst vor den Medikamenten aber ich denke mir gerade, was habe ich für eine Alternative? Ich erhoffe mir einfach, dass ich bald wieder rational denken kann, so geht’s ja nicht weiter. Habe schon wieder in einer Woche 4kg abgenommen. Das schlägt alles so sehr auf den Magen …

Anne: ja dort steht Trigger Warnung aber ich kann das gar nicht verhindern es zu lesen. Was stimmt denn da nicht mit mir? Man macht so viel dafür, dass es einem dann noch schlechter geht 🙄
alibo79
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Re: Meine Angst lähmt mich

Beitrag von alibo79 »

Ich glaube ich habe diese Geschichte auch mal gelesen. Ja das war schlimm. Und ich neige auch manchmal dazu schlechte Nachrichten zu lesen. Aber ich habe inzwischen ein gutes Gefühl dafür was mir gut tut und was nicht, dann lasse ich da auch lieber die Finger von.
4 kg abgenommen ist natürlich nicht ohne, dass schlaucht den Körper ja noch mehr.
Schlafst du denn schlecht? Vielleicht wäre es da trotzdem schon eine Option da etwas zu nehmen um darüber wieder kräftiger zu werden.
Es wird ja viel das mirtazapin verschrieben zum schlafen. Das würde dir auf jeden Fall helfen zur Ruhe zu kommen und auch wieder essen zu können.
Vielleicht wäre das ja schon einmal ein Anfang. Um die Zeit bis zum Termin beim Psychiater zu überbrücken.
Meist wird es ja dann mit einem ssri kombiniert.
2014 schwere PPD mit Ängsten, 6 Monate Tagesklinik
2015- 2019 mirtazapin, erst 45mg ab 2017 langsam reduziert
Zwischendurch versuch mit citalopram, nach 2 Monaten abgesetzt, da starke Verschlimmerung der Depression
Anfang 2021 erneut schwere Depression wieder 45 mg mirtazapin zusätzlich noch quetiapin 150mg
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alibo79
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Re: Meine Angst lähmt mich

Beitrag von alibo79 »

Mirtazapin ist übrigens ein sehr gut verträgliches AD , was wenig heftig Nebenwirkungen hat. Außer die Appetit Steigerung, aber das ist ka erwünscht in deinem Fall.
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Anne 861
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Re: Meine Angst lähmt mich

Beitrag von Anne 861 »

Mirtazapin hat mir auch sehr geholfen .Ich konnte weder schlafen ,noch essen.mit dem mirtazapin wurde es besser .aber das musst du mit deinem arzt besprechen. Ich hatte so schiss vor Medikamenten aber ich hatte keine wahl bzw was hatte ich noch zu verlieren.Habe nur noch abgenommen, weil die Angst mein täglicher Begleiter war ,egal wer was sagte ,egal wo ich hin musste ,die Angst lähmte mich .Ich habe innerlich so ein hohen Puls gehabt und trotzdem irgendwie Funktioniert .Mein Magen zog sich immer mehr nach innen..ja das habe ich mich auch gefragt wo ich es gelesen hatte ..ich musste es auch lesen aber ich habe gelernt ,dass die Angst dich beschützt ,denn wenn man keine Angst vor zg hätte ,wäre es vielleicht anders .generalisierte angststörung, sagte mir mal ein Therapeut,das heißt dauerangst ..
Januarkind
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Re: Meine Angst lähmt mich

Beitrag von Januarkind »

Darf ich fragen was ihr so für Zg hattet oder darf man das hier nicht so genau schreiben ? Würde so gerne jemanden finden , der auch solche komischen Gedanken hatte, um wirklich glauben zu können , dass es wirklich irgendwann gut wird.

Habe manchmal sogar Angst, meine Angst zu verlieren. Denn wenn ich keine Angst mehr habe, dann wünscht man es sich dann doch oder ?
Januarkind
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Re: Meine Angst lähmt mich

Beitrag von Januarkind »

Anne was hast du für AD bekommen ? Oder ausschließlich das Mirtazapin?
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Marika
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Re: Meine Angst lähmt mich

Beitrag von Marika »

Ich hatte ZG meinem Kind Gewalt anzutun... die schlimmsten Gedanken hatte ich plötzlich in meinem Kopf. Es war der absolute Horror. Und ja, ich hatte auch Angst die Angst zu verlieren, weil ich dachte dann tue ich das wirklich. Aber das ist nicht der Fall, denn ohne Angst keine ZG, sie entstehen nämlich aus der Angst. Deshalb muss eben die Angst angegangen werden.
Liebe Grüße von
Marika

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schwere PPD 2005
heute völlig beschwerdefrei mit 10 mg Cipralex
alibo79
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Re: Meine Angst lähmt mich

Beitrag von alibo79 »

Ich hatte keine ZG. Nur sehr oft Suizid gedacht durch die schwere Depression.
In der ppd hatte ich Gedanken bzw wünsche dass meine Kinder tot sein sollten, weil ich den ganzen Zustand bzw meine Situation so ausweglos empfunden habe. Da hatte ich Gedanken wie ich meine Tochter mit einem Kissen ersticken würde.
Das ist natürlich sehr schlimm so zu fühlen, aber es war die Krankheit und nicht ich. Meine Kinder und ich sind inzwischen ein prima Team. Ich liebe sie und kann nur noch schwer vorstellen so gedacht zu haben.
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Anne 861
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Re: Meine Angst lähmt mich

Beitrag von Anne 861 »

Meine zg - immer wieder tag und Nacht an Suizid gedacht ,im kopf durchgespielt und dadurch war die angst kaum.noch aushaltbar .das zeugte mir das es die angst war ,die dies machte ..Dazu kamen Gedanken, wer bin ich ,warum bin ich ein Mensch, warum leben wenn man eh wieder stirbt usw .

Marika ,bitte -kannst du mir nochmal sagen woe du deinen rückfall nach Reduzierung gemerkt hast ? Ging es erst ein paar Monate gut ..Mir geht's von Tag zu Tag schlechter ,bin unheimlich kraftlos ,meine magenschmerzen werden mehr, Unwohlsein, diese Anspannung an den Schultern, der Druck im kopf dadurch kriege ich noch mehr Angst, beim auto fahren ist die Angst noch größer, ich kann mich kaum konzentrieren und ich empfinde kaum noch Freude, mag nicht alleine sein und habe kaum lust auf meine kleine ..alles ist zur zeit nur Abfertigung. Ich kann ja selber entscheiden ob ich wieder hoch gehe und wie weit aber soll ich das entscheiden .Therapeutin sind bei uns ganz schlecht zu finden..Alle sind so extrem voll ..und gerade heute wird die Angst immer mehr .war vorhin mit der kleine los ,7 km bis in die stadt aber ich dachte ich kippe um ,angst usw ..die blutwerte sollen i.o. sein..der Eisen ist wieder runter ..was soll ich tun ? Nochmal diese Hölle, bitte nicht
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Marika
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Re: Meine Angst lähmt mich

Beitrag von Marika »

Hey Anne...

Bei mir hat sich der Rückfall genau so angefühlt... nach etwa 6 Monaten ging es schleichend los. Ich habe dann noch 3 Monate "durchgehalten" bis ich nur noch ein Schatten meiner Selbst war.

Ganz stark waren bei mir die Magenprobleme, die ich zuerst mit Magenmedikamenten und sogar einer Magenspiegelung behandeln ließ...ich wollte einfach nicht wahrhaben, dass es ein Rückfall war. Aber nichts hat geholfen. Dann die Kopfschmerzen, jeden Tag Schmerzmittel, Migräne, der Nacken... ich ging sogar zu einer Wunderheilerin... nichts hat geholfen. Dann nicht mehr schlafen, nicht mehr essen, Angst und wieder ZG... dann kam der Tag der Wende, ich habe mich aus Verzweiflung das erste und einzige Mal selbst verletzt, ich habe mir Kratzer im Gesicht zugefügt und bin zusammengebrochen... da kam im Hinterkopf diese Erinnerung: ich hätte noch ein paar Tabletten Escitalopram da. Und irgend "ein Engel hat mich an die Hand genommen" und ich habe wieder mit dem AD gestartet. Das Wunder passierte: nach nur 2 Wochen war der Spuck vorbei, keine Beschwerden mehr, nichts, gar nichts als wäre nie was gewesen. Es ist heute noch ein Wunder für mich... und ich bin dankbar dass mir meine innere Stimme doch noch das richtige geraten hat.

Ich hoffe, ich konnte dir bei deiner Entscheidung helfen. Ich habe mich so unendlich gequält, mach nicht den gleichen Fehler...😘😘😘
Liebe Grüße von
Marika

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Re: Meine Angst lähmt mich

Beitrag von alibo79 »

Anne, ich habe ja auch schon einen Rückfall gehabt, ende 2020. Bei mir ging das wahnsinnig schnell. 2 bis 4 Wochen, dann ging es mir richtig schlecht. Davor war ich schon länger mit einer ganz niedrigen dosierung über Monate. Aber eigentlich trotzdem fit.
Bei mir war es dann leider so, dass es wieder lang gedauert hat bis ich fit war. Deswegen zögern nicht zu lange, denn du möchtest dich ja nicht wieder aus einem ganz tiefen Loch dich raus ziehen müssen.
Übrigens ich nehme seitdem das AD immer noch in höchster dosierung und das NL ist auch noch nicht reduziert worden. Es fühlte sich nicht richtig an für mich zu reduzieren. So langsam denke ich bin ich soweit ein bisschen runter zu gehen. Und ich muss sagen, dass meine Genesung immer noch weiter voran geht. Deswegen möchte ich so erstmal weiter machen um noch stärker zu werden. 💪💪
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Re: Meine Angst lähmt mich

Beitrag von Januarkind »

Ich mache mich jetzt mal nackig hier..

Die Angst keine gute Mama zu sein und Angst vor psychischen Krankheiten ging ja bereits in der SS los. Als ich dann gegoogelt habe bin ich auf ZG gekommen. Habe eine Liste gesehen, welche ZG bei Müttern so vorkommen - u.a. Missbrauch beim Windeln wechseln. Habe nur noch geweint. Die anderen ZG habe ich gar nicht mit Angst aufgenommen.
Tag der Geburt- alles war vergessen, habe nie wieder darüber nachgedacht. 10 Monate später ging der Schrecken auf einmal los. Ich habe wirklich manchmal Angst auf mein eigenes Kind zu stehen oder die Kontrolle zu verlieren. Habt ihr sowas schlimmes schon mal gehört?

An machen Tagen kann ich über mich lachen, aber manchmal bin ich einfach nur noch gelähmt vor Angst.

Selbst wenn es mal wieder gut werden sollte, ich werde diese Zeit doch niemals vergessen, die Gedanken schon mal gar nicht. Was ist das dann bitte für ein Leben ?
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Marika
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Re: Meine Angst lähmt mich

Beitrag von Marika »

Ich kenne diese Art von ZG. Mehr Horror geht nicht... Dieser ZG ist übrigens sehr weit verbreitet.

Doch, du vergisst die ZG zu 99 %. Ich denke nur selten dran, wenn ich z.b wie jetzt darüber schreibe. Es geht nämlich hier wie bei allen ZG um die Angst. Der Gedanken Inhalt ist nämlich normal, viele Menschen denken sich wie das wohl ist, wenn man z.b. in den Medien von Missbrauch hört. Ich weiß aus Gesprächen mit Gesunden dass sie auch solche Gedanken und Fragen im Kopf haben, nur haben sie keine Angst. Das wiederum befähigt sie dazu den Gedanken als absurd zu sehen und sie haben die Sicherheit dass sie niemals so was tun könnten. Bei uns aber feuert ständig die Angst, der Gedanke wird somit als wichtig im Gehirn gekennzeichnet und kommt ständig wieder. Es geht also darum die Angst zu verlieren und genau da greift das AD ein am besten in Kombi mit einer Therapie.

Glaub mir, ich habe ein wunderschönes Leben, ich bin so dankbar und einfach glücklich. Die Inhalt der ZG kenne ich natürlich, denke aber selten darüber nach und weiß einfach dass ich das nie tun könnte, würde oder wollen würde. Die Angst ist weg und so kam die Sicherheit!
Liebe Grüße von
Marika

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Re: Meine Angst lähmt mich

Beitrag von alibo79 »

Januar, die Gedanken über Kindes Missbrauch hatte ich auch schon, aber nicht als ZG sondern einfach als Gedanke, der kommt wie andere Gedanken auch und wieder geht, ohne Beachtung oder Bewertung, dass ist der Unterschied.
Die Angst vor psychische Erkrankungen die kenne ich zu gut. Ich musste da ja schon einiges durchmachen und bin dementsprechend natürlich ein gebranntes Kind. Meine beiden depressionen waren wirklich schlimm und unsagbar lange. Aber je stabiler ich wurde, desto weniger Angst habe ich davor. Es verblasst mit der Zeit und man verliert so nach und nach das Gefühl daran wie schlimm es wirklich war. Vielleicht wie bei einer Geburt, wo mit der Zeit der Schmerz auch vergessen wird.
Und ich kann ein gutes leben führen, zwar mit der Erinnerung und der Erfahrung die ich gemacht habe und dem Wissen, dass die Depression wieder kommen kann. Aber ich habe das Gefühl, ich genieße mein Leben dadurch umso mehr, ich habe das Gefühl ich sauge diese gute Zeit richtig ein, schätze es so sehr, dass so vieles wieder gut läuft und ich versuche natürlich viel dafür zu tun, dass ich lange Zeit gesund bleiben werde.
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Re: Meine Angst lähmt mich

Beitrag von Januarkind »

Danke für eure Antworten. Obwohl es so verbreitet ist, liest man ja kaum etwas darüber.
Habe auch so Angst, diese Angst zu verlieren und vielleicht doch zu merken, dass ich ein Monster bin. 😭 Ein ewiger Kreislauf …
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