Verarbeitung der Depression

Austausch persönlicher Erfahrung mit der Depression/Psychose vor und nach der Geburt

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SaraGossa
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Verarbeitung der Depression

Beitrag von SaraGossa »

Hallo ihr starken Frauen,
Ich war mal länger nicht aktiv, da es mir zeitweise wirklich sehr gut ging und ich einfach Abstand zum Thema brauchte
Jetzt seit ein paar Tagen ist es wieder schlimmer, aber anders...hab das Gefühl ich bin jetzt an dem Punkt, wo ich die PPD aktiv anfange zu verarbeiten. Mehrmals am Tag kommen mir schlimme Szenen in den Kopf von meinen absoluten Tiefpunkten...wie ich weinend und schreiend auf dem Divan saß, wie ich nichts als Leere empfand wenn ich meinen Kleinen ansah...usw. es macht mich dann unfassbar traurig, dass das so war...aber ich versuche mir zu sagen, dass diese Traurigkeit gut und wichtig ist...dass ich es so aufarbeite und nicht von mir weg schiebe.

Habe aber schon Angst, dass mich diese Erinnerungen immer verfolgen werden und ich sie nie richtig als Teil meiner Geschichte annehmen kann. Hat da jemand ähnliche Erfahrungen gemacht?
Ich hatte auch ein paar Albträume in der letzten Woche bzw träume sehr viel und intensiv
Sehr traumatische Geburt meines 1. Sohnes Nov. 2021
Seit Januar 2022 PPD
Anfangs Mirtazapin, inzwischen abgesetzt
Seit Oktober 22 Vortioxetin 20mg
Januar 23 noch Duloxetin 120mg dazu

Aktuell ziemlich stabil🤞
Januarkind
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Re: Verarbeitung der Depression

Beitrag von Januarkind »

Hallo Sara,

das mit den Albträumen kenne ich sehr gut. Meist ist es in einer unruhigen Phase, bzw. in einer Zeit, in der ich mich nicht so wohl fühle.

Auf jeden Fall weinen weinen weinen, dann fließt die ganze Energie raus. Das machst du schon mal gut.

Die Frage stell ich mir auch oft: Wie akzeptiert man diesen Teil seines Lebens? Wenn ich so darüber nachdenke, glaube ich dass auch diese Situation mir etwas aufzeigen wollte. Damit ich eben richtig zuhöre, passiert es dort, wo es am meisten weh tut.

Denn es ist ja nichts, wo ich den Finger gehoben habe und gerufen habe „Depression, komm unbedingt zu mir“. Aber irgendein Teil schützt mich und will das ich jetzt Dinge verändere.
alibo79
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Re: Verarbeitung der Depression

Beitrag von alibo79 »

Hallo sara, erstmal freue ich mich, dass es dir gut ging für längere Zeit. Das ist doch ein mega Fortschritt.
Und ja ich denke auch, dass was wir erleben mussten war wirklich schlimm und das wird auch immer mal wieder thema sein, was verarbeitet werden muss. Ich träume in unruhigen Zeiten auch noch viel mehr als sonst. Auch viel von der depression bzw von den Gefühlen die ich dann hatte. Der Verzweiflung, die Hilflosigkeit, sich überfordert fühlen. Ob ich damit alles verarbeite kann ich nicht sagen, aber wahrscheinlich ist es so.
Je länger es mir gut geht, desto mehr Abstand Gewinne ich zur Depression.
Vor ein paar Tagen kam das Thema depression im Gespräch mit meiner Tochter auf. Wir haben auf die Zeit zurück geblickt, wie es vor 2 Jahren war und hatten beide das Gefühl es ist schon weit weg. Auch meine Tochter stellte das für sich fest, dass es mir schon lange recht gut geht und sie lange nicht mehr die Depression bei mir gemerkt hat.
Es ist eben ein Teil von meinem Leben und der war nicht schön und manchmal schäme ich mich dafür, fühle mich minderwertig, bin traurig darüber, wütend oder auch enttäuscht. Aber ich versuche nach vorne zu schauen und mich zu freuen, dass es jetzt gut ist, und natürlich war es bestimmt auch schlimm für meine Kinder, aber die Zeit ist vorbei, wir sind alle daran gewachsen, zusammen geschweißt und ich habe mich weiter entwickelt und das hat sich auch wirklich positiv auf die Beziehung zu meinen Kindern ausgewirkt. Vielleicht musste es so sein, damit wir jetzt ein noch viel besseres Verhältnis zueinander haben.
2014 schwere PPD mit Ängsten, 6 Monate Tagesklinik
2015- 2019 mirtazapin, erst 45mg ab 2017 langsam reduziert
Zwischendurch versuch mit citalopram, nach 2 Monaten abgesetzt, da starke Verschlimmerung der Depression
Anfang 2021 erneut schwere Depression wieder 45 mg mirtazapin zusätzlich noch quetiapin 150mg
Über Jahre zusätzlich noch psychotherapeutische Behandlung
Jen
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Re: Verarbeitung der Depression

Beitrag von Jen »

Hallo Sara,

das kann einem richtig Angst machen, solche Gefühle und Bilder im Kopf.
Ich vergleiche das oft damit, wenn jemand stirbt.
Es bleibt schmerzhaft. Trauer hört nie auf, aber sie verändert sich. Sie wird weniger kraftvoll. Die Wucht lässt nach, wenn man Dinge integriert, annimmt und Verarbeitet.

Wozu es gut war, wird sich dir sicher aufzeigen.
Ich denke auch so oft, mein Gott. Wie leid mir das für mich tut. Wie ich leiden musste und teilweise noch leide. Es ist wirklich schmerzlich.
Aber es hat mir gezeigt, dass ich Bedürfnisse habe und dafür einstehen darf.
Ich wichtig bin in dieser Welt und ich überlebt habe.

Es ist schön, dass dein Körper bereit ist Schmerz loszulassen/zuzulassen. So kann er abließen.

Alles Liebe Jennifer
12/20 1. Geburt PTBS / Ängste
Aktuell bei 10 mg Escitalopram
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