Bin ich mit den Gedanken wirklich allein? :(

Austausch persönlicher Erfahrung mit der Depression/Psychose vor und nach der Geburt

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Lisa_
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Bin ich mit den Gedanken wirklich allein? :(

Beitrag von Lisa_ »

Hallo ihr lieben, da bin ich mal wieder… Kleini ist Mittelweile fast 6 Monate alt und ich glaube, ich kann endlich sagen; „ich hab dich lieb“. Es fühlt sich immer noch nicht an als wäre es das Ende der Gefühlswelle der Muttergefühle und ich hoffe immer noch das ich irgendwann die komplette Breitseite abbekomme und endlich weiß, was alle damit meinen wenn sie sagen das sie vor Glück heulen könnten.

Naja, kommen wir zum eigentlichen Problem. Jeder um mich herum mit anderen Kindern erzählt mir das der Gedanke an den plötzlichen Kindstot oder an irgendwelche anderen Unfälle sie förmlich umbringt. Sie können nicht mal darüber nachdenken, allein das schon fällt ihnen schwer.
Ja und ich.. ich denke oft darüber nach aber es macht mich nicht so kaputt wie alle anderen. Ich denke eher so „ach wird schon“. „Das wird uns bestimmt nicht passieren“. Ich kann mich nicht in diesen Gedanken versetzen und diesen dann „schlimm“ finden. Das macht mir ein unglaubliches schlechtes Gewissen.. wieso gehe ich nicht auch kaputt bei dem Gedanken? :(
Versteht mich nicht falsch, meine kleine hat sich letztens ziemlich doll verschluckt und da wurde ich auch gleich ganz hibbelig und hatte richtig Sorge das ihr jetzt wirklich was passiert. Aber ich bin keine Person die sich irgendwie unnötig Sorgen macht.. das macht mich so nachdenklich das ich immer denke das etwas mit ihr nicht stimmt.

Ach man, ich wünschte ich wäre im allgemeinen einfach auch endlich im 7. Himmel wie alle um mich herum und würde mir auch bei jedem Pups wenigstens ein bisschen Sorgen machen.. :(
alibo79
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Re: Bin ich mit den Gedanken wirklich allein? :(

Beitrag von alibo79 »

Jey Lisa, ich würde es eher so sehen, du hast eine gute Erdung und viel Vertrauen ins Leben, dass es gut mit dir meint.
Und das finde ich richtig toll. Ich selbst kenne diese Ängste etwas von meinem ersten Kind, beim zweiten war das lange nicht so präsent bzw ich war viel gelassener. Aber ich glaube meine Angst war damals schon eine der ersten Anzeichen der ppd die dann irgendwann kam. Und es war ein Zeichen dass Ich mit der ganzen neuen Situation völlig überfordert war. Und nicht gut geerdet im allgemeinen.
Du wirst Angst oder Sorgen haben wenn sie angebracht sind, aber ansonsten sehe es als gutes Selbstvertrauen in das leben und in deine familie.
2014 schwere PPD mit Ängsten, 6 Monate Tagesklinik
2015- 2019 mirtazapin, erst 45mg ab 2017 langsam reduziert
Zwischendurch versuch mit citalopram, nach 2 Monaten abgesetzt, da starke Verschlimmerung der Depression
Anfang 2021 erneut schwere Depression wieder 45 mg mirtazapin zusätzlich noch quetiapin 150mg
Über Jahre zusätzlich noch psychotherapeutische Behandlung
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Marika
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Re: Bin ich mit den Gedanken wirklich allein? :(

Beitrag von Marika »

Hallo!

Also ich habe jetzt genau das selbe gedacht wie Alibo. Ich kenne tatsächlich auch viele Eltern, die solche Ängste nicht haben und somit - weil sie gar nicht über sowas nachdenken - auch nicht dieses vernichtende Gefühl was wäre wenn dem Kind was passiert, haben. Mein Mann ist so einer z.b und eine meiner Bekannten auch. Ich hatte das z.b. im Bezug auf den plötzlichen Kindstod auch nicht.

Wir denken immer, je mehr wir Angst um unser Kind haben, umso mehr lieben wir es. Aber das stimmt so nicht. Angst ist kein Gradmesser für Liebe.
Liebe Grüße von
Marika

Diagnose:
schwere PPD 2005
heute völlig beschwerdefrei mit 10 mg Cipralex
cwe
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Re: Bin ich mit den Gedanken wirklich allein? :(

Beitrag von cwe »

Hallo Lisa,

ich finde deine nicht vorhandenen Ängste bzgl. plötzlicher Kindstot eigentlich sehr gesund. Ja, es kann passieren und man kann so gut wie nichts dagegen tun, also lohnen sich auch keine Sorgen finde ich!

Alles Liebe!
Jen
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Re: Bin ich mit den Gedanken wirklich allein? :(

Beitrag von Jen »

Hallo Lisa,

ich bin die Frau auf der anderen Seite und trotzdem kenne ich dein ‚nicht Gefühl‘

Das war bei mir in der Anfangszeit sehr ausgeprägt. Ich hab mir auch vorgestellt, wie es wäre wenn er weg wäre oder Ähnliches. Da war nichts.
Bei mir lag es aber daran, dass mein großes Thema die Verlustangst ist.
Also mein System hat zu gemacht, weil ich große Angst habe meinen Sohn zu verlieren (bedingt durch die Geburt und Krankenhauszeit - Trauma)
Also ein Selbstschutz. Ich hoffe das ist verständlich für dich?!

Der 7. Himmel wird kommen - ganz sicher!
Es braucht Zeit und professionelle Begleitung, meiner Meinung nach.
12/20 1. Geburt PTBS / Ängste
Aktuell bei 10 mg Escitalopram
Lisa_
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Re: Bin ich mit den Gedanken wirklich allein? :(

Beitrag von Lisa_ »

Hallo ihr lieben, danke für eure Antworten. ♥️
Genauuuuuu so sieht’s aus und genau so rede ich es mir den ganzen Tag ein. „Desto mehr Angst du um dein Kind hast, desto mehr liebst du es“
Ich weiß, das ist Quatsch. Aber ich bekomme es einfach nicht aus meinem Kopf.

Ich habe selbst eine unglaublich schlechte Kindheit und dürfte nach meiner Erfahrung eigentlich keinem Menschen auf dieser Welt mehr vertrauen. Irgendwie ist das aber nicht so.

Ich denke auch das es irgendwie ein Selbstschutz ist. Früher, vor meiner kleinen war ich eigentlich ein emotionaler Mensch und nun bin ich komplett abgestumpft. Total „Leer“
Ich bin in Behandlung bei einer super tollen Therapeutin. Sie war vorher Hebamme und versteht alles so toll.

Wie sah deine Therapie aus? Was habt ihr gemacht damit du deine Gefühle wieder „anstellen“ konntest?
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Marika
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Re: Bin ich mit den Gedanken wirklich allein? :(

Beitrag von Marika »

Hallo!

Du hast zwar glaube ich Jen gemeint, aber ich antworte dir auch: bei mir war die Medikamentöse Therapie sicher der Hauptteil, damit meine Gedanken- und Gefühlswelt wieder "normal" wurden. Aber auch die Therapie war wichtig. Dort habe ich gelernt, wie ich Ängste überwinden kann - Schritt für Schritt. Bei mir waren es ja schon Ängste und Zwangsgedanken die im Vordergrund standen.
Liebe Grüße von
Marika

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