Grübelzwang und Zwangsgedanken nach der Geburt
Verfasst: 05:09:2023 17:43
Vorab: Sorry, für den langen Text
Hallo zusammen,
ich wende mich an dieses Forum, da ich mich seit der Geburt meiner Tochter im Dezember 2022 mit Zwangsgedanken und einem recht ausgeprägten Grübelzwang herumquäle und es raubt mir, wie ihr euch bestimmt vorstellen könnt, unheimlich viel Kraft und Lebensqualität. Über einen Austausch hier würde ich mich sehr freuen.
Alles fing ca. in der 2./3. Woche, also direkt zu Beginn des Wochenbetts an. Meine Tochter benötige zu Beginn eine Hüftschiene (meinem Gefühl nach war das Ding immer falsch eingestellt und die Kleine hat schlimm gebrüllt bei jedem Anlegen, hab es auch als sehr belastend empfunden) und dann hat sie leider auch generell abends sehr viel geweint und geschrien. Eine sichere Schlafumgebung zu finden, war sehr schwer. Die ersten Wochen konnte sie nur in meinen Armen schlafen. Ich habe dann immer heftig Panik geschoben, weil ich ja immer mit eingeschlafen bin. Hatte Angst, das was hätte passieren können und dann kamen Fragen auf, ob sie vielleicht kurzzeitig Atemnot/Sauerstoffmangel erlitt, weil sie sich irgendwie blöd ins Stillkissen gedreht haben könnte etc. Ich habe also den ganzen Tag gegrübelt, ob was passiert sein könnte nachts und ob sie jetzt einen Schaden davon getragen haben könnte…total irrational, aber ich war einfach so fertig. Irgendwann machten mir auch Dinge im Alltag Angst, zum Beispiel, ob beim Laufen zur Tür, wenn der Postbote klingelte und ich die Kleine auf dem Arm hatte, ihr Kopf zu stark geschüttelt wurde.
Tja, und hier wären wir jetzt bei meiner Hauptangst, die mich seit Monaten nicht loslässt: „Schütteln/Schütteltrauma“.
Der letzte Tropfen Öl fürs Befeuern der Angst und der Zwangsgedanken in meinem Fall war ein Flyer vom Kinderarzt nach der U3 zum Thema „Schreien und Schütteln“. Dieses Bild auf dem Flyer hat sich so eingebrannt und hat mich seitdem fest im Griff bzw. der Zwangsgedanken zu diesem Bild drängt sich mir ständig auf. Es ist aber weniger so, dass dieser Gedanke plötzlich, wenn ich z.B. gerade das Essen mache, aufkommt, sondern immer dann, wenn ich meine Kleine in den Arm nehmen möchte oder sie irgendwie umpositionieren möchte oder so. Es ist eine Zeit so schlimm gewesen, dass ich sie fast nicht mehr auf den Arm nehmen konnte. Mein Hauptproblem dabei ist: Meine Gedanken vermischen sich quasi mit der Realität und ein paar Minuten später denke ich, ich könnte sie geschüttelt haben. Das liegt wahrscheinlich an dem Grübeln hinterher: „Könnte nicht doch was passiert sein?“
Der Höhepunkt war im Juli erreicht. Ich bin dann fix und fertig zu meiner Kinderärztin, da ich echt dachte, ich habe in den vielen Monaten irgendwann meiner Tochter wirklich was angetan. Völlig irrsinnig, aber dieses Gedankenkarussell, was sich dann auftut, spuckt ja die schrägsten Sachen aus. Ich dachte, dass ich sie vielleicht in einem Blackout-Moment geschüttelt haben könnte und kann mich nun einfach nicht daran erinnern…
Meine Kinderärztin war richtig verständnisvoll und brachte das Thema postnatale Depression ins Gespräch. Sie untersuchte die Kleine und versicherte mir, dass sie kerngesund sei.
Ich habe mich in der Zwischenzeit um psychologische Hilfe bemüht (leider privat und gerade in Elternzeit eine finanzielle Belastung), habe mich auch selbst eingelesen und sowohl die Psychologin als auch ich sind zu dem Schluss gekommen, dass es Zwangsgedanken sind. Ich habe nicht das Gefühl, depressiv zu sein. Es ist wirklich diese überbordende Angst, die starken Zweifel (ist wirklich alles gut?) und diese schlimmen Gedanken vom Schütteln, die mir das Leben schwer machen.
Im August habe ich mit der Gesprächstherapie begonnen und es tut mir sehr gut. Ich habe vor einigen Tagen damit begonnen, was Angstlösendes zu nehmen. Ist ein pflanzliches Präparat, wollte es erst einmal damit probieren.
Manchmal habe ich Tage, da kann ich gut mit den Gedanken umgehen und ich weiß, dass nichts passiert ist. Heute zum Beispiel ist aber so ein Tag, da waren wieder 2-3 Situationen, die mich aus der Bahn geworfen haben. Vorhin saß ich auf dem Bett und hatte meine Tochter gestillt. Irgendwann wollte sie vom Stillkissen runterkrabbeln und war mit dem Rücken zu mir, da kam der Gedanke sie von hinten zu packen und zu schütteln. Dann war ich wieder erschrocken und habe mir gesagt, dass das einfach ein sich aufdrängender Gedanke ist, aber ein paar Momente später, war ich plötzlich davon überzeugt, dass ich das, was ich gedacht habe, wirklich getan habe. Ich habe mich beruhigt, dass sie dann doch geschrien hätte, sie wäre dann doch volle Pulle mit ihrem Kopf gegen mein Gesicht bzw in meinen Schoß gefallen. Das hat sie aber nicht…nur kommen diese Zweifel: „Ist sie wirklich nicht?“
Ich weiß es ist nicht förderlich, aber für Ende September habe ich mir erneut einen Termin bei meiner Ärztin geben lassen zum Durchchecken. Sie meinte, ich könne immer kommen. Natürlich möchte ich das eigentlich nicht. Mein Mann findet das auch nicht gut
Es ist echt zum Verrücktwerden.
Gibt es hier auch Mamas mit aggressiven Zwangsgedanken gegen das eigene Baby? Wo steht ihr aktuell im Prozess gegen diese schlimmen Gedanken? Was hat euch geholfen?
Über Rückmeldungen würde ich mich sehr freuen <3
Liebe Grüße
Rosmarin
Hallo zusammen,
ich wende mich an dieses Forum, da ich mich seit der Geburt meiner Tochter im Dezember 2022 mit Zwangsgedanken und einem recht ausgeprägten Grübelzwang herumquäle und es raubt mir, wie ihr euch bestimmt vorstellen könnt, unheimlich viel Kraft und Lebensqualität. Über einen Austausch hier würde ich mich sehr freuen.
Alles fing ca. in der 2./3. Woche, also direkt zu Beginn des Wochenbetts an. Meine Tochter benötige zu Beginn eine Hüftschiene (meinem Gefühl nach war das Ding immer falsch eingestellt und die Kleine hat schlimm gebrüllt bei jedem Anlegen, hab es auch als sehr belastend empfunden) und dann hat sie leider auch generell abends sehr viel geweint und geschrien. Eine sichere Schlafumgebung zu finden, war sehr schwer. Die ersten Wochen konnte sie nur in meinen Armen schlafen. Ich habe dann immer heftig Panik geschoben, weil ich ja immer mit eingeschlafen bin. Hatte Angst, das was hätte passieren können und dann kamen Fragen auf, ob sie vielleicht kurzzeitig Atemnot/Sauerstoffmangel erlitt, weil sie sich irgendwie blöd ins Stillkissen gedreht haben könnte etc. Ich habe also den ganzen Tag gegrübelt, ob was passiert sein könnte nachts und ob sie jetzt einen Schaden davon getragen haben könnte…total irrational, aber ich war einfach so fertig. Irgendwann machten mir auch Dinge im Alltag Angst, zum Beispiel, ob beim Laufen zur Tür, wenn der Postbote klingelte und ich die Kleine auf dem Arm hatte, ihr Kopf zu stark geschüttelt wurde.
Tja, und hier wären wir jetzt bei meiner Hauptangst, die mich seit Monaten nicht loslässt: „Schütteln/Schütteltrauma“.
Der letzte Tropfen Öl fürs Befeuern der Angst und der Zwangsgedanken in meinem Fall war ein Flyer vom Kinderarzt nach der U3 zum Thema „Schreien und Schütteln“. Dieses Bild auf dem Flyer hat sich so eingebrannt und hat mich seitdem fest im Griff bzw. der Zwangsgedanken zu diesem Bild drängt sich mir ständig auf. Es ist aber weniger so, dass dieser Gedanke plötzlich, wenn ich z.B. gerade das Essen mache, aufkommt, sondern immer dann, wenn ich meine Kleine in den Arm nehmen möchte oder sie irgendwie umpositionieren möchte oder so. Es ist eine Zeit so schlimm gewesen, dass ich sie fast nicht mehr auf den Arm nehmen konnte. Mein Hauptproblem dabei ist: Meine Gedanken vermischen sich quasi mit der Realität und ein paar Minuten später denke ich, ich könnte sie geschüttelt haben. Das liegt wahrscheinlich an dem Grübeln hinterher: „Könnte nicht doch was passiert sein?“
Der Höhepunkt war im Juli erreicht. Ich bin dann fix und fertig zu meiner Kinderärztin, da ich echt dachte, ich habe in den vielen Monaten irgendwann meiner Tochter wirklich was angetan. Völlig irrsinnig, aber dieses Gedankenkarussell, was sich dann auftut, spuckt ja die schrägsten Sachen aus. Ich dachte, dass ich sie vielleicht in einem Blackout-Moment geschüttelt haben könnte und kann mich nun einfach nicht daran erinnern…
Meine Kinderärztin war richtig verständnisvoll und brachte das Thema postnatale Depression ins Gespräch. Sie untersuchte die Kleine und versicherte mir, dass sie kerngesund sei.
Ich habe mich in der Zwischenzeit um psychologische Hilfe bemüht (leider privat und gerade in Elternzeit eine finanzielle Belastung), habe mich auch selbst eingelesen und sowohl die Psychologin als auch ich sind zu dem Schluss gekommen, dass es Zwangsgedanken sind. Ich habe nicht das Gefühl, depressiv zu sein. Es ist wirklich diese überbordende Angst, die starken Zweifel (ist wirklich alles gut?) und diese schlimmen Gedanken vom Schütteln, die mir das Leben schwer machen.
Im August habe ich mit der Gesprächstherapie begonnen und es tut mir sehr gut. Ich habe vor einigen Tagen damit begonnen, was Angstlösendes zu nehmen. Ist ein pflanzliches Präparat, wollte es erst einmal damit probieren.
Manchmal habe ich Tage, da kann ich gut mit den Gedanken umgehen und ich weiß, dass nichts passiert ist. Heute zum Beispiel ist aber so ein Tag, da waren wieder 2-3 Situationen, die mich aus der Bahn geworfen haben. Vorhin saß ich auf dem Bett und hatte meine Tochter gestillt. Irgendwann wollte sie vom Stillkissen runterkrabbeln und war mit dem Rücken zu mir, da kam der Gedanke sie von hinten zu packen und zu schütteln. Dann war ich wieder erschrocken und habe mir gesagt, dass das einfach ein sich aufdrängender Gedanke ist, aber ein paar Momente später, war ich plötzlich davon überzeugt, dass ich das, was ich gedacht habe, wirklich getan habe. Ich habe mich beruhigt, dass sie dann doch geschrien hätte, sie wäre dann doch volle Pulle mit ihrem Kopf gegen mein Gesicht bzw in meinen Schoß gefallen. Das hat sie aber nicht…nur kommen diese Zweifel: „Ist sie wirklich nicht?“
Ich weiß es ist nicht förderlich, aber für Ende September habe ich mir erneut einen Termin bei meiner Ärztin geben lassen zum Durchchecken. Sie meinte, ich könne immer kommen. Natürlich möchte ich das eigentlich nicht. Mein Mann findet das auch nicht gut
Es ist echt zum Verrücktwerden.
Gibt es hier auch Mamas mit aggressiven Zwangsgedanken gegen das eigene Baby? Wo steht ihr aktuell im Prozess gegen diese schlimmen Gedanken? Was hat euch geholfen?
Über Rückmeldungen würde ich mich sehr freuen <3
Liebe Grüße
Rosmarin