Tief

Austausch persönlicher Erfahrung mit der Depression/Psychose vor und nach der Geburt

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Fipsie81
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Tief

Beitrag von Fipsie81 »

Guten Morgen ihr Lieben,
Nach acht grünen Tagen in meinem Kalender hab ich ein mieses Tief (Eisprung kommt). Hab e bescheiden geschlafen und steh völlig neben mir, habe Angstgefühle . Nach 8 Tagen ganz normal gefühlt, glücklich und scheinbar stabil…
Das macht mich so traurig! Wie gehe ich mit so einem Tief um? Wie schaffe ich es nicht wieder in das Loch zu fallen.
Natürlich Zweifel ich jetzt gerade an allem, an den Medikamenten, meiner Therapeutin…
Ich habe solche krassen Tiefs bisher in keiner Episode erlebt und bin damit sehr überfordert.
Was mache ich wenn es gar nicht mehr besser wird und es so bleibt oder gar wieder schlechter wird…? :cry:
Erste depressive Episode 2010
Nach Geburt meiner Tochter 2014 PPD mit Angststörung und starken ZG
Das Ganze wieder nach Geburt meines Sohnes 2018. Nehme in all der Zeit Citalopram, mal mehr mal weniger, versuchte immer auszuschleichen, einmal habe ich es sogar geschafft, und dann doch wieder nehmen müssen.
Letzte Reduktion vor einem Jahr auf 10mg was aktuell ziemlich in die Hose geht. Seit ein paar Wochen wieder auf 20mg und hoffentlich auf dem Weg in eine Stabilität
Fipsie81
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Re: Tief

Beitrag von Fipsie81 »

Ich muss auch hinzufügen dass ich mich in der letzten Woche völlig übernommen habe. Wir hatten vier Tage Besuch da, mein Sohn hatte Geburtstag und ich bin wieder nur rum gerannt. Ich hatte Spaß mit ging es gut, aber scheinbar ist das im Moment noch ziemlichen Raubbau an meinem Körper. Ich hab mal gelesen dass wenn der Körper viel Cortisol verbraucht, geht er irgendwann ans Östrogen, weil daraus kann auch cortisol gebildet werden. Das ist ja ein ziemlicher Zusammenhang finde ich.
Ach ich wünschte ich würde diesen kompletten Hormon Zusammenhang verstehen, einen Arzt der so alles auf dem Schirm hat findet man ja irgendwie nicht :(
Erste depressive Episode 2010
Nach Geburt meiner Tochter 2014 PPD mit Angststörung und starken ZG
Das Ganze wieder nach Geburt meines Sohnes 2018. Nehme in all der Zeit Citalopram, mal mehr mal weniger, versuchte immer auszuschleichen, einmal habe ich es sogar geschafft, und dann doch wieder nehmen müssen.
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alibo79
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Re: Tief

Beitrag von alibo79 »

Hallo fipsie, du gibst dir die Erklärung ja eigentlich schon selbst und schreibst dass letzte Woche viel los war. Ich finde 4 Tage Besuch ist echt nicht ohne. Mir würde das definitiv nicht gut tun. Mein Therapeut hat immer gefragt wenn es mir nicht gut ging, was in der Woche davor los war. Oft konnte man da mehrere Dinge zusammenstellen die anstrengend waren. Und es ist immer noch so bei mir. Es gibt Zeiten, da kann ich mehr anstrengende Dinge machen und es macht mir nicht so ganz viel aus und dann gibt es Zeiten, da bin ich eh schon wackelig und da braucht es nicht viel, und ich rutsch in ein tief ( eigentlich nicht sehr stark aber ich merke es trotzdem).
Was kann man dagegen tun, das ist eine Frage, die mich auch immer wieder beschäftigt. Ich versuche immer wieder gut für mich zu sorgen und Balance zu halten. Aber das ist im Alltag als Mutter mit Familie und Job nicht immer möglich und auch nicht einfach.
Wie versuchst du da die Balance zu halten?
2014 schwere PPD mit Ängsten, 6 Monate Tagesklinik
2015- 2019 mirtazapin, erst 45mg ab 2017 langsam reduziert
Zwischendurch versuch mit citalopram, nach 2 Monaten abgesetzt, da starke Verschlimmerung der Depression
Anfang 2021 erneut schwere Depression wieder 45 mg mirtazapin zusätzlich noch quetiapin 150mg
Über Jahre zusätzlich noch psychotherapeutische Behandlung
Fipsie81
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Re: Tief

Beitrag von Fipsie81 »

Ja ich weiß dass es zu viel war… danach ist man ja immer schlauer :?
Ich versuche viel Zeit für mich zu haben, aber mein Mann hat inzwischen auch nicht mehr so viel Verständnis glaube ich. Er will das alles nicht mehr so abfangen und hat auch viel Stress auf der Arbeit.
Ich mache halt Yoga und versuche viel Ruhe zu bekommen. Außerdem mach ich viel Klopfakupressur.
Aber irgendwie hat man in so einem Tief nur das Gefühl dass man nicht weiter kommt. Es fühlt sich so hoffnungslos an
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Mammsie
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Re: Tief

Beitrag von Mammsie »

Dein Mann sollte dir helfen. Wenn er viel Stress auf der Arbeit hat, muss er eben gucken, dass es weniger wird. Ich denke auch immer an meinen Mann, und habe ein schlechtes Gewissen, wenn er wieder was übernehmen muss. Auf der anderen Seite ist das eben so in einer Partnerschaft. Du würdest ja das gleiche für ihn tun. Du bist eben krank, nicht faul oder unmotiviert. Das musst du dir immer wieder sagen. Du sagst selber, dass die Tage sehr voll waren. Da siehst du ja selbst, dass du schon Grenzen überschritten hast. Wenn dann noch eine schlechte Nacht dazu kommt, macht es ordentlich PENG und du bist da, was du jetzt beschreibst. Teile dir deine Kraft so ein, dass du nicht mehr die Grenze erreichst. Dann werden die Tiefs auch weniger bzw weniger intensiv. Du hast ja schon soviel Energie verpasst, dass jetzt nix mehr geht. Du kommst da wieder raus.
Fipsie81
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Re: Tief

Beitrag von Fipsie81 »

Es fühlt sich gerade alles wieder so an wir am Anfang, ich hatte heute sogar ein richtiges Morgentief… wo kommt das mit her?? Und die alte Hoffnungslosigkeit ist auch da. Das kann doch nicht wegen dem Eisprung sein.?!
Ich Zweifel gerade an allem. Helfen die Medikamente doch nicht? Aber warum ging es mir dann so gut?
Leute ich verzweifele echt hat gerade :cry:
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Fipsie81
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Re: Tief

Beitrag von Fipsie81 »

Danke Mammsie für deine Antwort! Du hast völlig recht mit allem was du sagst. Ich finde es mir so furchtbar frustrierend und beängstigend dass ein bisschen Stress mich so aus der Bahn wirft. Ist das jetzt mein Leben?
Lieg ich nur noch rum und versuche mich runter zu regulieren?
Ich hatte gestern auch eine Akupunktur Behandlung, ich weiß nicht ob es da eine erstverschlimmerung gibt…
Ich fühle mich so völlig in der falschen Welt gerade :(
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Sternschnuppe2023
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Re: Tief

Beitrag von Sternschnuppe2023 »

Liebe Flipsie,

Ich fühle so mit dir. Mir geht es gerade genauso, Unruhe und totale Zweifel, ob das Medikament doch nicht wirkt, obwohl es doch schon so gut war. Wie gestaltest du jetzt deine Tage, wo es wieder schlechter ist? Und wie war deine Nacht?
Ach mensch, es ist manchmal echt zum verrückt werden...
Liebe Grüße
Mammsie
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Re: Tief

Beitrag von Mammsie »

Es ist ja ein typisches Muster bei Depressionen immer erstmal vom Schlimmsten auszugehen. Es ging dir einige Zeit gut, jetzt kommt ein Tief! Bäm!! Es kann ja nur sein, dass es jetzt so bleibt, meint die Depression. Bestimmt wirkt das Medikament nicht. Es wird alles schlimmer. Usw. Das ist typisch Depression und Angst. Klar das Medikament hilft, aber es nimmt dir nicht die Arbeit an deinem Denken ab. Jetzt musst du gegensteuern und die depressiven Denkfallen austricksen. Dir sagen "Ok, ich habe ein Tief. Das ist normal. Ein Tief bedeutet nicht, dass mein Leben so bleibt. Ein Tief bedeutet, dass es gerade was schwerer für mich wird. Ich hole mir in einigen Bereichen Hilfe, damit ich genug Kraft habe, um den Depris den Garaus zu machen!" Mach dir bewusst, dass du nicht nur aus diesen Gefühlen bestehst. Und bald wird es wieder richtig gut laufen.
Fipsie81
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Re: Tief

Beitrag von Fipsie81 »

Danke Mammsie!! Danke für deine aufmunternden Worte. Kennst du auch Tiefs obwohl alles besser war?

Sternschnuppe, ich versuche mich viel auszuruhen, meditiere und schaue einfach aus dem Fenster. Mit zwei Kindern ist das natürlich nicht so einfach.
Die letzte Nacht hätte ich gut geschlafen aber wegen dem kommenden Vollmond waren beide Kinder unterwegs mit Albträumen und ich kam kaum zum schlafen. Das kommt dann heute noch dazu…
Was machst du so?
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Sternschnuppe2023
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Re: Tief

Beitrag von Sternschnuppe2023 »

Oh ja, ich danke dir auch für deine Worte Mammsie.
Ach wie schön, da versuchst du auch etwas in die Stille abzustauchen. Das hört sich gut an. Hm natürlich doof, dass du die Nacht kaum zum Schlafen kamst. Da kommt einem ja automatisch alles nochmal schlimmer vor.
Ich habe die ganze Zeit viel erledigt, um mich abzulenken. Denke, dass hat das ganze aber eher wieder verschärft. Versuche mir jetzt wieder mehr Zeit zum Lesen zu nehmen und so.
Liebe Grüße
alibo79
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Re: Tief

Beitrag von alibo79 »

Mammsie, das hast du sehr gut geschrieben, das war auch für mich mal wieder eine gute Gedanken stütze obwohl ich ja schon lange hier dabei bin.
Es ist manchmal einfach so schwer diese Gedanken umzulenken. Ich erkenne die Gefühle schon, aber trotzdem ist es nicht immer einfach diesen Gedanken aus dem Weg zu gehen.
Manchmal hilft es ein bisschen ruhiger zu machen, Manchmal hilft es mir auch nicht, weil es mich noch mehr in die negative Gedanken spirale rein bringt.
Und fühle ich mich gut, dann freue ich mich Teilweise so, dass ich gerade wieder Energie habe und am Leben teilhaben kann, dass ich das in allen Zügen auskosten möchte.
Wenn ich im negativen Gedanken bin und die Depression wieder nach mir greift, dann sage ich zur Depression, lass mich in ruhe, geh mir nicht auf die Nerven, das ist mein Leben und ich mache jetzt trotzdem etwas was mir eigentlich Freude macht, auch wenn ich mich gerade nicht danach fühle. Danach geht es mir eigentlich besser, weil ich der depression ein Schnippchen geschlagen haben.
2014 schwere PPD mit Ängsten, 6 Monate Tagesklinik
2015- 2019 mirtazapin, erst 45mg ab 2017 langsam reduziert
Zwischendurch versuch mit citalopram, nach 2 Monaten abgesetzt, da starke Verschlimmerung der Depression
Anfang 2021 erneut schwere Depression wieder 45 mg mirtazapin zusätzlich noch quetiapin 150mg
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Mammsie
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Re: Tief

Beitrag von Mammsie »

Ja, ich kenne diese Tiefs und ich weiß, wie schrecklich die sich anfühlen. Ich lerne immer mehr darüber, was mich triggert und wo ich dann Ruve oder Trost oder sonstwas brauche. Sei es noch so komisch von außen betrachtet. Z.B. letztens war ich einkaufen, alles war voll, es regnete, Kind lief immer voraus, machte sich schmutzig, ich hatte Pfandflaschen vergessen, davor schon 8 Stunden Arbeit ohne Pause....ich hab mich um den Einkauf kümmern wollen, merkte aber, ich bin schon am Anschlag. Hab die ganze Welt gehasst, gedacht, ich bin für alles zu dumm und unbrauchbar, da nicht belastbar. Ich wollte nur noch weg. Und das habe ich auch gemacht! Ich hab mein Kind geschnappt und gedacht "ich mach das heute nicht...ich nehme mir jetzt eine Auszeit". Bin dann am nächsten Morgen ganz in Ruhe gegangen und es war alles ok. Früher wäre ich in Tränen ausgebrochen.
Und die Depression ist sehr fies, sie kennt uns so gut, sie weiß genau, was sie sagen muss, damit wir auf sie hören. Es ist gut zu sagen"lass mich in Ruhe, du nervst", man bringt den Prozess dann auf eine andere Ebene. Das kann oft sehr helfen. Diese Phasen werden weniger. Man muss es aber immer üben. Auch wenn es einem gut geht. Das ist sowas, was ich auch oft vergesse.
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