Diffuse Angst

Austausch persönlicher Erfahrung mit der Depression/Psychose vor und nach der Geburt

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Vivi
Beiträge: 24
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Diffuse Angst

Beitrag von Vivi »

Hallo ihr Lieben!

Lange, lange Zeit habe ich nicht geschrieben, aber immer wieder gelesen. Das Forum ist sehr hilfreich, sich nicht alleine zu fühlen in dieser dunklen Blase..

In der Zwischenzeit ist sehr viel passiert bei mir:
Mittlerweile konnte ich alle Medikamente absetzen, seit nun schon vier Monaten und auch die Therapie habe ich beendet.
Es war ein grandioses Gefühl, ich wusste zwar, dass es noch nicht vorbei ist, jedoch dachte ich schon, dass soweit in Ordnung ist und ich auch mittlerweile viele praktische Tipps kenne, um alleine, bzw. Mit meinem Umfeld damit klarzukommen.


Mein Sohn ist noch mit mir Zuhause, weil ich in Elternzeit bin. Die ganzen Ängste zu Beginn, dass er mich nicht lieben wird, alles mitkriegt und es ihn in seiner Entwicklung hemmen wird, tragen alle nicht ein. Er sucht mich sehr, möchte immer bei mir sein, ist gesund und alle sagen mir immer, wie glücklich und zufrieden er wirkt. Ich könnte immer weinen bei diesen Worten, weil meine innere Stimme so hart und schrecklich zu mir ist. Da freut es mich natürlich sehr, so schöne Sachen zu hören!
Auch den Haushalt und Treffen bekomme ich gut hin, nehme mir auch mal Auszeiten.

Und dennoch ist da diese diffuse Angst, dieses große Trauma, diese schreckliche Erfahrung.
Ich habe das Gefühl, das nie loszuwerden.
Die Angst, dass es wiederkommt. Es mich immer prägen wird. Sobald ein schlechter Tag ist, hab ich Panik, dass es wieder losgeht. Ich fühle so sehr in mich hinein, wenn die Woche stressig war, habe ich Angst, mich übernommen zu haben.
Es ist einfach noch so sehr gegenwärtig. Es nervt mich so! Immer hinterfrage ich mich: ist das normales Mamasein oder Depression?


Ich bin einfach noch sehr, sehr ängstlich und habe mein Vertrauen in mich und meine Kraft verloren.
Oft bin ich so unendlich traurig darüber, dass ich es erleben musste. Ich habe das Gefühl, ich werde nie die alte sein können.
Ich hinterfrage so oft meine Beziehung zu meinem Kind- ob er nicht doch was mitbekommen hat, ob er sich von mir distanzieren möchte und und und…

Ja… aktuell steht meine Periode an und ich merke, dass die Schwankung wieder runtergeht..
habe ein großes Blutbild machen lassen, um meine Eisenwerte zu überprüfen, die sind oft am Boden und auch ein Hormonbild werde ich machen lassen beim Gyn.

Ich wollte mich einfach mal melden, etwas Ermutigung hören, hören, dass es aufhört ! Und mich nicht ein Leben lang begleiten wird..

Ich danke euch allen !!!🤍
Geburt 1. Kind im Juli 2022
Innerhalb kürzester Zeit Panikattacken, depressive Symptome
Seit September in psychologischer Behandlung / Diagnose schwere PPD
Seit Ende September 50mg Setralin / 50mg Quetiapin
Ende Oktober erhöht auf 100mg Sertralin / 150mg Quetiapin
Mittlerweile alles abgesetzt
Mammsie
Beiträge: 47
Registriert: 26:05:2023 11:05

Re: Diffuse Angst

Beitrag von Mammsie »

Hallo! Ich weiß nicht, was du erlebt hast. Aber es muss sehr schmerzhaft und schlimm gewesen sein. Da ist es normal, dass man befürchtet, nie mehr die alte sein zu können. Es prägt einen sehr. Mach dir bewusst, dass das nun ein Kapitel in deinem Buch des Lebens ist. Aber es ist nur eine spannende Wende, nicht das Hauptthema. Du bist nicht die Angst. Du hast schon viel geschafft. Therapie, Medis...du bist sicher eine tolle Mutter. Das alles zu schaffen, trotz der Umstände ist absolut hammer! Es wird wieder besser. Es wird Zeiten geben, da kommt dir die Angst vor wie ein Fremder, dann wieder ist sie ungeheuer vertraut. Stärke den Rest von dir, den Humor, die Liebe, die Zuversicht. Konzentriere dich darauf.
alibo79
power user
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Re: Diffuse Angst

Beitrag von alibo79 »

Hey vivi, ich möchte dir sagen du bist mit deiner sorge nicht alleine, es ging oder geht hier vielen so. Die Angst so eine furchtbare Zeit wieder durchstehen zu müssen ist völlig normal und darf auch da sein. Jemand der Krebs hatte oder einen Herzinfarkt dem würde es genauso gehen. Bei mir ist die neue Episode jetzt bald drei Jahre her und es gibt immer nochmal Momente oder Zeiten, wo ich sorge habe mir zuviel zu zumuten. Aber es ist von Jahr zu Jahr besser geworden, ich habe immer mehr Sicherheit bekommen und das leben fühlt immer mehr normal an. So eine Ausnahme Situation zu verarbeiten braucht Zeit, bei manchen länger, bei anderen geht es schneller.
Vielleicht kannst du in deiner Angst bzw sorge auch was gutes sehen. Es ist immer ein kleiner Hinweis für dich, gut für dich zu sorgen und achtsam mit dir umzugehen. Und sich doch einmal die Krankheit meldet, dann weißt du jetzt was zu tun ist und kannst schnell handeln. Das sind viel bessere Voraussetzungen als wenn man quasi ein neuling auf diesem Gebiet ist.
Liebe Grüße
2014 schwere PPD mit Ängsten, 6 Monate Tagesklinik
2015- 2019 mirtazapin, erst 45mg ab 2017 langsam reduziert
Zwischendurch versuch mit citalopram, nach 2 Monaten abgesetzt, da starke Verschlimmerung der Depression
Anfang 2021 erneut schwere Depression wieder 45 mg mirtazapin zusätzlich noch quetiapin 150mg
Über Jahre zusätzlich noch psychotherapeutische Behandlung
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