Ein Tief zu Weihnachten

Austausch persönlicher Erfahrung mit der Depression/Psychose vor und nach der Geburt

Moderator: Moderatoren

Sternschnuppe2023
power user
Beiträge: 214
Registriert: 24:06:2023 12:42

Ein Tief zu Weihnachten

Beitrag von Sternschnuppe2023 »

Huhu und erstmal frohe Weihnachten an alle 🌲. Ich hoffe ihr könnt den Tag mit euren Lieben verbringen.
Ich liebe eigentlich die Weihnachtszeit, weil sie für mich schon immer was magisches hatte. Jetzt fällt es bei uns aber leider flach, weil uns alle eine fette Erkältung erwischt hat. Ich war schon die Woche davor von einigen Terminen, auch wenn es schöne waren, gestresst. Da mein Freund aber wegen Elternzeit eh noch daheim ist, wollte ich mich nach den Terminen die Tage bis zu Weihnachten entspannen. Dann wurde er aber krank und ich hab mich zwei Tage und nachts alleine um unseren Kleinen gekümmert, dass er sich nicht ansteckt. Nach den 2 Tagen brauchte ich dann dringend eine Pause, dann wurden allerdings der Kleine und ich vorgestern Nacht auch krank. Er hat Fieber über 39 Grad bekommen und bei mir hat das direkt Unruhe und Sorge ausgelöst. Wir waren dann gestern noch beim kinderarzt und die Ruhe, die ich so dringend gebraucht hätte, blieb wieder aus. Die Nacht hat dann zwar wieder mein Freund übernommen, aber ich war irgendwie so aufgewühlt, meine Nase lief und ich hab den Kleinen nebenan schreien gehört, weil er dazu wohl auch noch zahnt. Ich hab also kein Auge zu bekommen, trotz meiner Mirta und einem Viertel Tavor. Um halb 6 habe ich dann meinen Freund abgelöst, dass er wenigstens Schlaf findet, wenn ich sowieso nicht schlafe. Jetzt ist die Angst wieder total da, dass alles wieder von vorne beginnt und ich wieder nicht mehr schlafen kann. Dabei ging es mir soweit schon echt gut 😭. Was mache ich denn jetzt nur. Wenn man Freund nachher aufsteht und wieder übernimmt, kann ich mich eigentlich hinlegen. Aber wenn ich dann wie in der schwangerschaft wieder nur schlaflos da liege..
Liebe Grüße
alibo79
power user
Beiträge: 1025
Registriert: 16:06:2021 11:15

Re: Ein Tief zu Weihnachten

Beitrag von alibo79 »

Hallo liebe Sternschnuppe, ich möchte dir sagen, es ist alles gut und du brauchst gar keine angst haben. Du wirst nicht wieder in so ein ganz tiefes Loch fallen, da bin ich mir zu 100 Prozent sicher.
Du hattest eine stressige Zeit die letzten Tage und dann auch noch kind krank, selbst krank ist eine echt gemeine Kombination. Und ganz ehrlich die Zeit vor Weihnachten ist zwar sehr schön, ich mag diesen Zauber auch sehr gerne, aber leider ist mit Ruhe und Besinnlichkeit oft nicht viel zu fühlen, da es einfach auch viele Termine und Verpflichtungen gibt. Auch wenn es schöne Momente sind, es ist trotzdem ein Termin der sich an den nächsten reit.
Mir ging es letztes Jahr ähnlich, erst hatte die ganze Familie corona, nachdem wir dann gerade mal 1 Woche fit waren bekamen wir alle nacheinander Grippe, das hat mich auch an meine Belastung Grenzen gebracht. Und Weihnachten ging es mir nicht so wirklich gut. Zumal sich meine Erkrankung da zum 2. Mal gejährt hat. Ich war auch in einem Gefühl der Angst, dass alles wieder von vorne los geht. Dem war aber definitiv nicht so und als wir nach und nach wieder fit wurden und die Feiertage vorbei waren, konnte ich merken, dass auch das tief nachlies. Und noch besser, ich konnte im laufe des Jahres meine Erkrankung weiter abschütteln und noch mehr Stärke gewinnen.
Liebe Sternschnuppe, warte mal paar Tage ab, halte bisschen Ruhe und Pause wenn möglich und ich bin mir sicher, dass es nach Weihnachten schon alles wieder freundlicher aussieht ❤️❤️
2014 schwere PPD mit Ängsten, 6 Monate Tagesklinik
2015- 2019 mirtazapin, erst 45mg ab 2017 langsam reduziert
Zwischendurch versuch mit citalopram, nach 2 Monaten abgesetzt, da starke Verschlimmerung der Depression
Anfang 2021 erneut schwere Depression wieder 45 mg mirtazapin zusätzlich noch quetiapin 150mg
Über Jahre zusätzlich noch psychotherapeutische Behandlung
Sternschnuppe2023
power user
Beiträge: 214
Registriert: 24:06:2023 12:42

Re: Ein Tief zu Weihnachten

Beitrag von Sternschnuppe2023 »

Ich danke dir so sehr für deine aufbauenden Worte, liebe Alibo 🩷. Das macht mir Hoffnung, dass es wieder besser wird, wenn wir wieder gesund sind und nicht alles wieder vom vorne los geht. Das Thema Schlaf ist halt so ein großer Trigger bei mir. Weil ich die Nacht jetzt wegen Sorgen, um den Kleinen und meiner zunen Nase nicht schlafen konnte.
Liebe Grüße
alibo79
power user
Beiträge: 1025
Registriert: 16:06:2021 11:15

Re: Ein Tief zu Weihnachten

Beitrag von alibo79 »

Ja, ich weiß, ich kenne die Angst um den Schlaf ja auch und diese Angst hat mich immer wieder begleitet, aber auch da kann ich dich beruhigen, es mit nach und nach weg gegangen. Und wenn das tief nachlässt geht auch diese Angst vor dem nicht schlafen zurück, das war bei mir auch jedes Mal so. Es hat auch eine Weile gedauert bis ich erkannte, dass es ein Symptom ist diese Sorge zu haben und daß es tatsächlich wieder weg war, sobald das tief weg war. So konnte ich es etwas entspannter sehen und mir deswegen nicht mehr so einen Druck machen.
2014 schwere PPD mit Ängsten, 6 Monate Tagesklinik
2015- 2019 mirtazapin, erst 45mg ab 2017 langsam reduziert
Zwischendurch versuch mit citalopram, nach 2 Monaten abgesetzt, da starke Verschlimmerung der Depression
Anfang 2021 erneut schwere Depression wieder 45 mg mirtazapin zusätzlich noch quetiapin 150mg
Über Jahre zusätzlich noch psychotherapeutische Behandlung
Sternschnuppe2023
power user
Beiträge: 214
Registriert: 24:06:2023 12:42

Re: Ein Tief zu Weihnachten

Beitrag von Sternschnuppe2023 »

Das heißt bei dir ist das mit dem nicht schlafen, aber schon ab und zu in den Tiefs aufgetreten und dann hat sich das gelegt, sobald das Tief wieder vorüber ging? Wie lange hattest du mit dem nicht schlafen noch zu tun? Echt schlimm, wie mich dieses nicht schlafen jedes mal wieder einholt.
Liebe Grüße
alibo79
power user
Beiträge: 1025
Registriert: 16:06:2021 11:15

Re: Ein Tief zu Weihnachten

Beitrag von alibo79 »

Also, ich muss eben überlegen wie das war, ist ja ansich ein gutes Zeichen, dass ich überlegen muss, zeigt ja, dass ich es gut hinter mir gelassen habe.
In der ppd hatte ich schon ordentlich schlafstörungen, aber ich würde sagen, dass es in der 2. Episode noch deutlich schlimmer war. Anfangs war es so, dass ich wenn ich ins Bett ging, bekam ich ganz stark Herzrasen. Ich hatte so einen hohen puls dass ich wackelte. Gerade in solchen Nächte war an schlafen nicht wirklich zu denken. Ich musste schon eine ordentliche Portion Bedarf nehmen, damit bin ich dann nach 1 bis 2 Stunden etwas weg gedöst. Aber oft um 2 Uhr wieder wach geworden und konnte dann fast immer nicht mehr schlafen. Mit der Zeit nahmen diese ganz grauenvolle Nächte etwas ab, und auch dieses extrem unruhig sein.
2014 schwere PPD mit Ängsten, 6 Monate Tagesklinik
2015- 2019 mirtazapin, erst 45mg ab 2017 langsam reduziert
Zwischendurch versuch mit citalopram, nach 2 Monaten abgesetzt, da starke Verschlimmerung der Depression
Anfang 2021 erneut schwere Depression wieder 45 mg mirtazapin zusätzlich noch quetiapin 150mg
Über Jahre zusätzlich noch psychotherapeutische Behandlung
alibo79
power user
Beiträge: 1025
Registriert: 16:06:2021 11:15

Re: Ein Tief zu Weihnachten

Beitrag von alibo79 »

Wenn ein tief sich ankündigte, dann kamen wieder erst unruhe, unruhiger schlafen und dann auch zb wieder Herzrasen und frühes erwachen, aber dann nicht mehr um 2,3 sondern 5,6 Uhr. Also alles etwas milder.
In den tiefs war ich immer sehr erschöpft und das habe ich natürlich gemerkt und es hat mich dann richtig unter Druck gesetzt, weil ich das Gefühl hatte ich muss schlafen, denn ich bin ja total erschöpft. Und die Angst war wieder da vor dem nicht schlafen.
Und das gedankenkreisen darüber ging los. Aber sobald das tief nachgelassen hat normalisiert sich der Schlaf und auch die Angst ging weg. Das war so ein Hand in Hand. Oft merkte ich, dass ich wieder tiefer und entspannter schlief und die Angst weniger wurde, da ich besser schlief.
2014 schwere PPD mit Ängsten, 6 Monate Tagesklinik
2015- 2019 mirtazapin, erst 45mg ab 2017 langsam reduziert
Zwischendurch versuch mit citalopram, nach 2 Monaten abgesetzt, da starke Verschlimmerung der Depression
Anfang 2021 erneut schwere Depression wieder 45 mg mirtazapin zusätzlich noch quetiapin 150mg
Über Jahre zusätzlich noch psychotherapeutische Behandlung
alibo79
power user
Beiträge: 1025
Registriert: 16:06:2021 11:15

Re: Ein Tief zu Weihnachten

Beitrag von alibo79 »

Das erste Jahr hat mich das schlafen schon immer wieder stark belastet , im zweiten Jahr war es ab und an ein Thema, aber im großen und ganzen für mich zu handhaben und nicht wirklich dramatisch im Nachhinein betrachtet. Und jetzt nach drei Jahren ist es kein Thema mehr. Es gibt natürlich auch mal eine schlechte Nacht, wenn es stressig ist oder mich etwas belastet. Aber es macht mir keine Angst mehr, da ich jetzt weiß wie ich damit umgehen muss und wie ich meine Reserven auffüllen kann. Ein guter Schläfer war ich nie, und seit ich depressionen habe mache ich regelmäßig Mittagspause und am liebsten schlafe ich dann kurz, das gleicht eine schlechte Nacht für mich gut aus.
2014 schwere PPD mit Ängsten, 6 Monate Tagesklinik
2015- 2019 mirtazapin, erst 45mg ab 2017 langsam reduziert
Zwischendurch versuch mit citalopram, nach 2 Monaten abgesetzt, da starke Verschlimmerung der Depression
Anfang 2021 erneut schwere Depression wieder 45 mg mirtazapin zusätzlich noch quetiapin 150mg
Über Jahre zusätzlich noch psychotherapeutische Behandlung
Sternschnuppe2023
power user
Beiträge: 214
Registriert: 24:06:2023 12:42

Re: Ein Tief zu Weihnachten

Beitrag von Sternschnuppe2023 »

Danke, liebe Alibo, dass du dir die Zeit genommen hast, mir zu antworten, obwohl Weihnachten ist. Das hört sich auch nach einer sehr heftigen Zeit bei dir an in der zweiten Episode. Umso schöner, dass dir auch mal eine schlechte Nacht keine Angst mehr macht. Das lässt mich erstmal hoffen. Jetzt versuche ich es weiter entspannter angehen zu lassen, dass das Tief hoffentlich bald vorbei geht. Wir wurden gestern mit leckerem Essen von unseren Familien versorgt. Diese liebe Geste tat irgendwie schon gut 🙂.
🩷
Liebe Grüße
alibo79
power user
Beiträge: 1025
Registriert: 16:06:2021 11:15

Re: Ein Tief zu Weihnachten

Beitrag von alibo79 »

Liebe Sternschnuppe, wie geht es dir denn heute und konntest du ein wenig besser abschalten? Es tut gut zu wissen, wenn Menschen da sind , die es gut meinen und schön, dass du es siehst und Wertschätzung dafür empfindest, daß hat mir in den tiefs auch immer sehr geholfen, ein Umarmung oder ein liebes Wort war dann immer Balsam für meine Seele.
Gib dir ein wenig Zeit, ich finde du bist in den letzten Wochen so viel stärker geworden und das wird auch wiederkommen, da bin ich mir ganz sicher :D
2014 schwere PPD mit Ängsten, 6 Monate Tagesklinik
2015- 2019 mirtazapin, erst 45mg ab 2017 langsam reduziert
Zwischendurch versuch mit citalopram, nach 2 Monaten abgesetzt, da starke Verschlimmerung der Depression
Anfang 2021 erneut schwere Depression wieder 45 mg mirtazapin zusätzlich noch quetiapin 150mg
Über Jahre zusätzlich noch psychotherapeutische Behandlung
Sternschnuppe2023
power user
Beiträge: 214
Registriert: 24:06:2023 12:42

Re: Ein Tief zu Weihnachten

Beitrag von Sternschnuppe2023 »

Liebe Alibo,
Danke, dass du fragst :). Ich hatte vorgestern dann abends eine Schlaftablette genommen, vor denen ich riesen Respekt habe und sie nur im Notfall nehme. Hatte die direkt nach der Geburt vor dem AD mal bekommen. Damit habe ich dann gut geschlafen und jetzt geht es auch mit der Erkältung bergauf. Der kleine ist auch wieder gesund. Jetzt werde ich die Nacht wieder ohne schlafen. Ich merke, dass ich gerade einfach wieder total verunsichert und ziemlich erschüttert bin. Ich hatte im Oktober und November nämlich nur mal leichte Durchhänger und dachte, so ein heftiges Tief wird nicht mehr kommen. Dass es doch so schnell wieder gehen kann, hat mich jetzt echt verunsichert.
Danke, ich war tatsächlich wieder etwas stärker geworden. Eure lieben Worte und Zuversicht bringt mir immer wieder Hoffnung 💚 dafür bin ich euch so unglaublich dankbar.
Liebe Grüße
alibo79
power user
Beiträge: 1025
Registriert: 16:06:2021 11:15

Re: Ein Tief zu Weihnachten

Beitrag von alibo79 »

Hallo Sternschnuppe, die Feiertage sind vorbei und ich denke es ist bei dir ein bisschen Normalität eingetreten. Ich wollte mich erkundigen wie es dir inzwischen geht, ob das tief etwas abgeklungen ist?
2014 schwere PPD mit Ängsten, 6 Monate Tagesklinik
2015- 2019 mirtazapin, erst 45mg ab 2017 langsam reduziert
Zwischendurch versuch mit citalopram, nach 2 Monaten abgesetzt, da starke Verschlimmerung der Depression
Anfang 2021 erneut schwere Depression wieder 45 mg mirtazapin zusätzlich noch quetiapin 150mg
Über Jahre zusätzlich noch psychotherapeutische Behandlung
Sternschnuppe2023
power user
Beiträge: 214
Registriert: 24:06:2023 12:42

Re: Ein Tief zu Weihnachten

Beitrag von Sternschnuppe2023 »

Hallo Alibo,

wie lieb, dass du fragst. Es ist tatsächlich etwas besser. Ich hatte jetzt wieder zwei Nächte nur das Mirtazapin und es ging soweit. Heute konnte ich auch etwas entspannen und auch das Schöne wieder sehen. Es ist aber noch die Angst im Hintergrund da, dass es ja wieder schlimmer werden kann. Und auch die Angst, dass mein kleiner ja jetzt öfter Krank sein könnte und die Nächte dadurch häufiger so schlimm werden könnten. Naja 😬 ich hoffe, dass es sich wieder weiter stabilisiert. Habe jetzt auch für nächste Woche sehr sehr wenig vor und hoffe das mir das gut tut.
Ich hoffe, du hattest schöne Tage ☺️🎄
Liebe Grüße
Anne 861
power user
Beiträge: 839
Registriert: 19:11:2021 14:59

Re: Ein Tief zu Weihnachten

Beitrag von Anne 861 »

Wie geht es dir ?
Sternschnuppe2023
power user
Beiträge: 214
Registriert: 24:06:2023 12:42

Re: Ein Tief zu Weihnachten

Beitrag von Sternschnuppe2023 »

Hallo Anne,

lieb, dass du fragst. Nach dem Tiefpunkt an Heiligabend ging es langsam wieder bergauf. Letzte Woche konnte ich dann auch wieder den Tagen eine Note 2 oder 3 geben.
Ich habe jetzt aber auch noch mehr drauf geachtet, mehr Ruhe Tage in der Woche einzubauen. Das ist total schwer, weil irgendwie gefühlt oft was ansteht 🙈 versuche dann abzuwägen, was mir wirklich wichtig ist zu machen.
Aber was ich aktuell noch öfter in der Woche habe ist, dass ich mich Frage, woher weiß ich, dass das gerade wirklich alles so statt findet. Und ich mir so Gedanken mache, wie, was fühlt man, wenn man irgendwann nicht mehr da ist. Also wenn man zum Beispiel auf Grund von Alter oder Krankheit irgendwann stirbt. Irgendwie finde ich es seltsam diese Gedanken 🙄. Hatte das von euch auch jemand?
Liebe Grüße
Antworten