Kurz vor Rückfall?

Austausch persönlicher Erfahrung mit der Depression/Psychose vor und nach der Geburt

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Frän
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Kurz vor Rückfall?

Beitrag von Frän »

Hallo ihr Lieben,
lange war ich nicht mehr aktiv in diesem Forum, aber habe stets mitgelesen. Nun befürchte ich, dass ich kurz vor einem Rückfall stehe und wende mich an euch.
Ich habe vor gut 7 Monaten mein Fluoxetin von 40mg auf 20mg reduziert. Ich nehme seitdem jeden zweiten Tag eine 40er Tablette. Seit circa zwei Monaten haben starke und wirklich schlimme Panikattacken eingesetzt. Hinzu kommen Gefühle der Überforderung, Aussichtslosigkeit sowie diffuse Ängste. Diese Symptome gingen meist mit dem Eisprung einher, sodass ich versucht habe, mir gut zuzureden, dass sich nach der Reduktion einfach alles erstmal einpendeln muss. Aber seit ein paar Tagen ist der Zustand nicht mehr auszuhalten. So will und kann ich nicht weitermachen.

Heute Morgen war es direkt nach dem Aufstehen so schlimm, dass ich zu Tavor greifen musste, was mein absolutes Notfallmedikament ist. So konnte ich mich etwas beruhigen. Ich habe auch seit heute wieder hoch dosiert und werde zu meinen 40mg zurückkehren. Wisst ihr vielleicht, wie lange es dauern kann bis die höhere Dosis wieder greift? Und vermutlich ist auch jetzt mit Nebenwirkungen zu rechnen?

Liebste Grüße und ein frohes und vor allem gesundes neues Jahr!
Mit 30 Jahren Geburt 1. Kind, anfänglich Ängste&ZG, mit Therapie und ohne Medikamente aushaltbar.
2018 Fehlgeburt, daraufhin immense Panik, ZG, schwere Depression.
2019 4 Monate Tagesklinik, erstmalige Medikation Fluoxetin.
Erster Absetzversuch 2019 scheiterte. Zweiter Absetzversuch im Sommer 2020 schien zuerst geglückt, im Januar 2021 kam der Rückfall. Aktuell erneutes Einschleichen von Fluoxetin.
Anne 861
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Re: Kurz vor Rückfall?

Beitrag von Anne 861 »

Hallo frän ,dieses blöde morgen tief ist kaum aushaltbar ,ich kann es so gut nach empfinden. Bei mir ist es zurzeit ähnlich, zum Abend hin wird es besser . Ich habe deine Geschichte noch nicht gelesen .Wie lange nimmst du das ad schon .Ich hatte meins auch schon abgesetzt weil wir glaubten ich bin stabil aber nach einiger zeit kam es dann noch heftiger zurück .kurz vor der periode merke ich es noch besonders. Hast du hilfe ? Oder kannst du Rücksprache mit dem Arzt halten ? Bei meiner Erhöhung hatte ich leider immer wieder mit starken Nebenwirkungen zu kämpfen aber ich nehme escitalopram. Liebe grüße
Frän
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Re: Kurz vor Rückfall?

Beitrag von Frän »

Vielen Dank für deine Antwort, liebe Anne. An ein klassisches Morgentief hatte ich noch gar nicht gedacht, aber du hast total recht! Ich habe zwischendrin immer wieder wirklich gute Phasen seit der Reduktion des AD‘s, aber wenn Symptome auftreten dann sind sie jedesmal stärker und schlimmer als beim vorherigen Mal. Für mich ist das eine ganz klare Abwärtsspirale, wobei meine Erwartungsangst, dass es wieder eine waschechte Depression wird, natürlich auch dazu beiträgt.

Ich hoffe sehr, dass mein Hochdosieren schnell anschlägt und die NW nicht allzu horror sind. Ich muss schließlich meinen Vollzeitjob, unsere Tochter und das Leben im Ausland unter einen Hut bekommen. Zudem muss mein Mann in nächster Zeit viel reisen und ich fühle mich immer sehr unwohl so ganz alleine zuhause.. Wie gehst du denn mit den NW und dem Hochdosieren um? Hast du ein Notfallmedikament?
Ich habe morgen zum Glück einen Termin bei meinem Therapeuten!
Mit 30 Jahren Geburt 1. Kind, anfänglich Ängste&ZG, mit Therapie und ohne Medikamente aushaltbar.
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Marika
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Re: Kurz vor Rückfall?

Beitrag von Marika »

Hallo Frän!

Lass dich mal lieb aus der Ferne drücken. Ich sehe es wie du, da ist eine Abwärtsspirale eingetreten. Das tut mir sehr leid. Ich kenne das auch, war bei meinem Absetezen vor einigen Jahren leider auch so, es kam zu einem Rückfall.

Bei mir hat das AD (Escitalopram) sehr schnell wieder angeschlagen und das ohne wirklich große Nebenwirkungen. Ich war etwas müde, leichte Kopfschmerzen aber nach 2 Wochen ging es mir wieder richtig gut. Es ist natürlich bei jeder Betroffenen anders, aber ich drück dir die Daumen, dass es dir schnell wieder besser geht. Sehr gut auch, dass du so zeitnah einen Termin bei deinem Therapeuten hast.

Ich lese, du hast einen Vollzeitjob, daneben deine Tochter und dein Mann ist viel auf Reisen. Wie machst du das? Ich stelle mir das wahnsinnig stressig vor. Hast du Hilfe?
Liebe Grüße von
Marika

Diagnose:
schwere PPD 2005
heute völlig beschwerdefrei mit 10 mg Cipralex
Anne 861
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Re: Kurz vor Rückfall?

Beitrag von Anne 861 »

Hallo frän ,wie geht's dir heute morgen .Mein Magen dreht sich .Werde heute zum Arzt, mit ihm besprechen was ich tun kann .morgens ist es seid 2 Tagen kaum aushaltbar .
alibo79
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Re: Kurz vor Rückfall?

Beitrag von alibo79 »

Hallo frän,
Ich habe mir deine letzten Beiträge nochmal angesehen. Im Mai hattest du ja auch schon mal geschrieben, dass es dir nicht so gut geht. Bzw du zwischendurch gute zeit hast aber auch dann wieder Einbrüche. Ich denke die Konstellation bei dir war wahrscheinlich ungünstig. Du hast das AD reduziert und gleichzeitig arbeitest du vollzeit mit der meisten Verantwortung für euer Kind. Das sind 3 große Punkte die da zusammen kommen. Für mich erklärt es eigentlich schon alles, dass es dir nicht gut geht. Wenn ich es hier im Forum so verfolgt habe, war es oft bei einigen so, dass nach 6 Monaten ohne AD oder mit weniger AD es unter Umständen schlecht wurde.

Du hast die Medikamente jetzt wieder erhöht, dass ist schon mal ein Anfang. Vielleicht kannst du ja generell überlegen ob du deinen Alltag etwas anders gestalten kannst mit mehr selbstfürsorge?
2014 schwere PPD mit Ängsten, 6 Monate Tagesklinik
2015- 2019 mirtazapin, erst 45mg ab 2017 langsam reduziert
Zwischendurch versuch mit citalopram, nach 2 Monaten abgesetzt, da starke Verschlimmerung der Depression
Anfang 2021 erneut schwere Depression wieder 45 mg mirtazapin zusätzlich noch quetiapin 150mg
Über Jahre zusätzlich noch psychotherapeutische Behandlung
Frän
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Re: Kurz vor Rückfall?

Beitrag von Frän »

Hallo ihr Lieben,
ich danke euch sehr für eure Antworten. Es tut so gut, auf Verständnis und Zuspruch zu stoßen ❤️

Meine Tage sind derzeit sehr durchwachsen. Meist starten sie mit Panik und Magenkrämpfen und zum Abend hin wird es oft besser (der Klassiker), aber manchmal macht mir abends die Dunkelheit Angst und ich kann mich gar nicht so richtig runter regulieren. Dann ist aber plötzlich auch ein recht guter Tag dazwischen. Ich hoffe, durch die Erhöhung des AD‘s pendelt sich das bald wieder ein. Und mein Therapeut meinte, dass es an sehr schwierigen Tagen ruhig mal Tavor sein darf.

Ihr habt vollkommen recht, dass es derzeit generell eine Kombination von zu vielen „Stressfaktoren“ auf einmal ist. Zudem muss mein Mann diesen und nächsten Monat auch noch sehr viel reisen und das alleine sein mit Kind ist leider auch schwierig für mich… Ich muss jetzt irgendwie durchhalten! Wenn ich doch nur wüsste, wann das AD wieder mehr Stabilität bringt. Ich hatte wirklich nicht erwartet, dass es mich nach mehr als sechs Monaten seit der Reduzierung doch wieder so erwischt 😔
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Marika
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Re: Kurz vor Rückfall?

Beitrag von Marika »

Hallo meine Liebe!

Ja es ist bitter, wenn man nach dem Reduzieren oder Absetzen merkt, dass es doch nicht geht. Kenne ich von mir auch, ganz Absetzen geht nicht, ich brauche eine kleine Erhaltungsdosis. Mittlerweile habe ich das aber sehr gut akzeptieren können und sehe das AD als meinen Freund, der mich gesund hält. Es kommt öfter vor, dass nach einer PPD (vor allem wenn man schon mal eine hatte) und nach erfolglosem Absetzen, das AD eine Dauermedikation bleibt.

Deine Stressoren machen das ganze natürliche nicht besser, im Gegenteil. Aber das ist im Moment wohl nicht zu ändern. Hast du Aussicht, dass es nach diesen Reisemonaten deines Mannes leichter wird? Ich kann mir das gar nicht vorstellen mit Kind ohne Mann vor Ort Vollzeit zu arbeiten...
Liebe Grüße von
Marika

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Re: Kurz vor Rückfall?

Beitrag von alibo79 »

Hey frän, ich musste das auch leider sehr schmerzhaft erleben, dass das absetzen der Medikamente mit Streß und fallen in alte Verhalten Muster zu einem Rückfall führten.
Ich bin jetzt nach drei Jahren immer noch auf voller dosierung und evtl soll im Frühjahr bisschen reduziert werden, wenn ich mich dafür bereit fühle.
Ich werde sehr wahrscheinlich das ganze leben jetzt Medikamente nehmen müssen. Das ist für mich total okay. Ich denke dass mein Körper da ein Defizit hat und ich auch dazu neige schnell überaktiv zu werden. So dass ich einfach ein höheres Risiko habe wieder zu erkranken.
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Frän
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Re: Kurz vor Rückfall?

Beitrag von Frän »

Hallo ihr Lieben,
vielen Dank für eure lieben Nachrichten. Ich versuche mich derzeit von Tag zu Tag zu hangeln. Die Medikamente haben, glaube ich, relativ schnell wieder angeschlagen, aber ich befürchte, dass mein System doch ganz schön durcheinander geraten ist, da ich starke ZG habe und mich generell recht down/depressiv fühle. Ich sitze zB den lieben langen Tag fast nur auf dem Sofa und gucke aus dem Fenster. Das kenne ich noch von meinem letzten Einbruch…

Mein Therapeut fängt mich zum Glück super auf und nach vielen Gesprächen mit meinem Mann habe ich mich dazu entschieden, bei der Arbeit zu kündigen. Ich werde ab Juni, also zum Sommer, dort aufhören und habe HR davon bereits in Kenntnis gesetzt. Ich bin nicht sicher, ob es wirklich die richtige Entscheidung ist, aber ein so fordernder Vollzeitjob ist mit unserem Lebensmodell (und meiner Erkrankung) auf Dauer wohl leider einfach nicht möglich.

Ich hoffe sehr, dass es euch allen gut geht und ich nehme euch fest in den Arm! Vielen Dank noch einmal für all eure Unterstützung ❤️
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Re: Kurz vor Rückfall?

Beitrag von alibo79 »

Hey frän,
Ich will dir ,, gratulieren,, zu deiner Entscheidung. Das war bestimmt nicht so einfach und ob es die richtige Entscheidung ist, kann ich aus der Entfernung natürlich nicht beurteilen. Aber ich finde es gut, dass du diese Entscheidung für dich und deine Familie getroffen hast. Ich bin mir ziemlich sicher, dass du und deine Gesundheit davon profitieren wird. Ich weiß nicht ob ihr finanziell auf zwei vollzeit Jobs angewiesen seid, aber wenn dem nicht so ist, dann gibt es bestimmt in Zukunft durch weniger stress letztendlich mehr Lebensqualität.
Hast du schon einen Plan für die Zukunft?
Und was sagt dein Therapeut zu dieser Entscheidung?
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