2. Kind nach postpartalen Depression beim 1. Kind ???

Austausch persönlicher Erfahrung mit der Depression/Psychose vor und nach der Geburt

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Heide

2. Kind nach postpartalen Depression beim 1. Kind ???

Beitrag von Heide »

Hallo,

3 Monate nach der Geburt meiner Tochter bin ich langsam und schleichend immer tiefer in eine ppD hineingerutscht. Ich bekam nie eine Diagnose, aber ich denke, es war eine:
Angstzustände, Panikattacken, heftiger Schwindel, viele Tränen, unglaubliche Müdigkeit und Erschöpfung, große Mühe etwas zu Essen, .... - es war ziemlich heftig und ich denke immer noch mit großem Respekt an diese Zeit zurück (Anfang 2002).
Ich hatte das Glück eine sehr fähige Hebamme, einen sehr guten Homöopathen und eine kompetente Psychodramatikerin zur Seite zu haben.
Und trotzdem das Gefühl knapp an der Psychatrie vorbeigeschlittert zu sein ...
Für mich war klar, dass ich das nicht nochmal durchleben möchte - also kein weiteres Kind denkbar wäre.

Nun bin ich doch am Überlegen und möchte gerne auf diesem Wege mal nachfragen, ob es jemand von euch gewagt hat und mit welchen Erfahrungen?

Ich würde mich sehr freuen über eure Rückmeldungen
Heide


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Melanie W.
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Meine Erfahrungen nach dem zweiten Kind

Beitrag von Melanie W. »

Hallo Heide,

deine Sorge kann ich sehr gut nachvollziehen. Ich hatte nach der Geburt meines ersten Kindes (Februar 2003) eine PPD, die mich auch erst mal völlig aus der Bahn geworfen hat. Meine Symptome waren ganz ähnlich wie deine, nur von den Panikattacken bin ich weitgehend verschont geblieben. Da ich erst mal nicht wusste, was überhaupt mit mir los war, und damals leider auch keine "fähige" Hebamme zur Seite hatte, hat es ziemlich lange gedauert, bis ich mir überhaupt Hilfe gesucht habe. Geholfen hat dann letzten Endes ein Mix aus Beratungsgesprächen, Selbsthilfegruppe, Mutter-Kind-Kur mit psychologischer Betreuung - und viel Verständnis, Geduld und Unterstützung durch meinen Mann. Trotzdem hat es ein Jahr gedauert, bis es mir wirklich wieder richtig gut ging. In der Zeit konnte ich mir überhaupt nicht vorstellen, irgendwann nochmal ein zweites Kind zu bekommen.

Als es mir wieder besser ging, kam aber doch der Wunsch nach einem weiteren Kind auf und wurde stärker - und so haben wir uns auf das "Wagnis" eingelassen. Ich bin dann ziemlich schnell schwanger geworden, und so ist dieses Jahr im Juni meine Tochter auf die Welt gekommen.

Natürlich hatte ich von Beginn der Schwangerschaft an riesengroße Angst, die Depression könnte zurückkommen. Ich habe mich entschieden, diese Angst nicht zu "verdrängen" (das hätte wahrscheinlich sowieso nicht funktioniert, denn dazu war sie viel zu groß), sondern mich damit auseinanderzusetzen. Ich habe - unter anderem auch auf der Mitgliederversammlung von Schatten & Licht im Frühjahr - mit Frauen gesprochen, die nach einer PPD ein weiteres Kind bekommen haben (manche mit "Rückfall", manche ohne). Dadurch ist mir klar geworden, dass ich zwar vieles anders machen kann (und auch will) als beim letzten Mal, dass es aber trotzdem keine Garantie gibt, dass es mich nicht nochmal "erwischt". Aber es ist auch die Zuversicht gewachsen, dass ich, falls ich nochmal an einer PPD erkranken sollte, diesmal viel früher wüsste, was mit mir los ist, mir früher und bessere Hilfe würde suchen können, mein "Umfeld" schon Bescheid wüsste und entsprechend reagieren könnte - und dass ich es deshalb eher als beim letzten Mal auch wieder aus dem Tief heraus schaffen würde.

Trotzdem habe ich natürlich alles versucht, es erst gar nicht so weit kommen zu lassen. Nachdem die Geburt meines Sohnes im Krankenhaus nicht besonders gut gelaufen ist und in den anschließenden sechs Tagen auf der Wochenbettstation in Sachen Stillunterstützung, Umgang mit dem Babyblues, "Bonding" usw. so ziemlich alle Fehler gemacht wurden, die man machen kann, haben wir uns diesmal für eine Hausgeburt entschieden. Ich habe mir eine Hebamme gesucht, die ab Mitte der Schwangerschaft die komplette Vorsorge übernommen hat und die sich unendlich viel Zeit für mich genommen hat. In stundenlangen Gesprächen haben wir auch ausführlich über die Depression nach der ersten Geburt gesprochen - und darüber, wie ich mir die Zeit nach der Geburt vorstelle, was mir wichtig ist, was ich anders machen möchte, wie sie mich dabei unterstützen kann.

Die Hausgeburt selbst war ein absolut wundervolles Erlebnis - ich kann das mit Worten kaum beschreiben. Und so hatten wir diesmal einen ganz ruhigen und entspannten "Start". Außerdem hatte ich mir für die erste Zeit ganz viel Hilfe organisiert - erst war meine beste Freundin eine Weile da, dann eine Zeit lang meine Mutter, mein Mann nahm erst anschließend seinen Urlaub, so dass ich über eine möglichst lange Zeitspanne wirklich 24 Stunden am Tag nicht nur praktische Unterstützung hatte, sondern auch die Sicherheit, nie auf mich alleine gestellt zu sein. Zusätzlich ging mein Sohn weiterhin an drei Tagen pro Woche zu seiner Tagesmutter - dass ich mir auch ein paar einzelne blöde Kommentare anhören musste, warum ich weiterhin auf "externe Kinderbetreuung" zurückgreife, obwohl ich jetzt doch wegen des Babys sowieso zu Hause bin, war mir völlig egal.

Trotzdem lief die erste Zeit natürlich auch nicht völlig reibungslos ab - das tut sie mit einem Baby wahrscheinlich nie. Um den Babyblues pünktlich zum Milcheinschuss kam ich auch diesmal nicht ganz herum (er dauerte aber zum Glück wirklich nur einen Tag). Neun Tage nach der Geburt fing ich mir eine richtig böse Brustentzündung mit großen Schmerzen und hohem Fieber ein. Diese und viele andere "Krisenmomente" in den ersten Wochen jagten mir immer sofort eine Heidenangst ein, weil ich immer gleich dachte, das Schreckgespenst PPD lauert schon hinter der nächsten Ecke und wird mich jeden Moment überfallen. Ich kann mich erinnern, wie ich ganz oft den Satz dachte "Das Eis unter mir ist so dünn, ich kann jeden Moment einbrechen". Aber gottseidank kam es nicht so. Meine Hebamme hat sich weiterhin endlos viel Zeit genommen, war über Wochen fast jeden Tag zwei Stunden bei mir, hat mich mit homöopathischen Mitteln (auch für die Psyche) gestärkt, mit mir zwei Brustentzündungen durchgestanden und ganz viel mit mir gesprochen. Die Telefonnummer der Therapeutin, die ich bei einem PPD-"Rückfall" sofort anrufen wollte, hing die ganze Zeit neben dem Telefon - aber ich habe sie nicht gebraucht.

Es hat einige Wochen gedauert, bis ich die Angst verloren habe, die PPD könnte immer noch zurück kommen. Jetzt ist meine Tochter fünf Monate alt, und die Angst ist ganz weg. Ich fühle mich wie befreit und sogar ein bisschen versöhnt mit den schrecklichen Erfahrungen nach der ersten Geburt. Die Babyzeit - auch wenn sie teilweise ziemlich anstrengend ist, meine Tochter ist nicht unbedingt eines der "pflegeleichten" Babys wie die aus der Pampers-Werbung... - kann ich diesmal richtig genießen. Alles ist anders als damals - inklusive meines Zeitempfindens. Während der PPD sind die Tage quälend langsam vorbei gegangen, ich dachte, es wird nie anders, ich habe mir nur gewünscht, dass mein Sohn endlich schnell älter wird und dass dann hoffentlich alles einfacher wird - diesmal habe ich das Gefühl, die Zeit rast nur so vorbei, meine Tochter wird so schnell größer, immer wieder wünsche ich mir, die "Babyzeit" noch ein bisschen festhalten und auskosten zu können. Manchmal habe ich mich sogar schon bei dem Gedanken an ein drittes Kind ertappt... Das alles hätte ich nach den Erfahrungen nach der ersten Geburt NIE für möglich gehalten!

- So, jetzt muss ich mal Schluss machen, sonst sprenge ich noch das Forum hier... ;-) Natürlich weiß ich, dass alles auch ganz anders hätte laufen können und dass ich diesmal sehr viel Glück gehabt habe. Aber vielleicht macht dir meine Geschichte ja trotzdem ein bisschen Mut...

Ich wünsche dir alles Gute -
Melanie
Heide

Beitrag von Heide »

Hallo Melanie,
Herzlichen Dank für deine ausführliche Antwort.

Ich hatte auch nach einem knappen Jahr das Gefühl wieder ganz stabil zu sein, obwohl ich denke, dass ich eine bestimmte Grundangst in mir trage, die auch immer mal wieder aufflackert. Aber in einem Rahmen, den ich "normal" finde, mit dem ich gut leben kann.

Das Ding ist die Sache mit der Garantie, die es nicht gibt und die ich sehr gerne hätte.
Was für eine Belastung für uns alle, wenn es mich wieder erwischen würde? Für meine Tochter, meinen Mann, das Baby, ... und mich.
was wenn ich Psychopharmaka nehmen müßte, drin hängen bliebe?
Die Beziehung zerbräche?

Meine Schwangerschaft hatte ich mir sehr gewünscht und ich konnte sie voll genießen
Wir hatten auch eine Hausgeburt gemacht, mit Freundin, Hebamme und meinem Mann - ohne Komplikationen und ein unglaubliches Erlebnis, sehr geborgen und große Nähe.

... und trotzdem !
Ich denke, dass meine Bedingungen eigentlich ganz gut waren (außer der Wohnsituation, die war echt eine psychische Belastung)
und ich relativ schnell Hilfe bekam.

Dein Satz "das Eis ist so dünn unter mir" - könnte ich sofort unterschreiben für eine nächste Schwangerschaft.


Aber Du hast dich trotzdem getraut, das war mutig!
das muß ich noch eine Weile in mir bewegen...

Danke für deine offenen Worte und
auch für dich und deine Familie Alles Gute und ganz besonders für deine kleine Tochter!

Heide
Ava

Beitrag von Ava »

Liebe Heide,

ich möchte Dir von ganzem Herzen - abraten von einer zweiten Schwangerschaft. Ich hatte nach meiner ersten Tochter eine schwere PPD, die nach neun Monaten völlig abgeklungen ist. Ich war vier Wochen in einer kleinen Privatklinik, wo mir Gespräche und ein kleines Antidepressivum, das ich nach drei Monaten wieder absetzen konnte, aus der Depression heraushalfen. Danach ging es mir sechs Jahre sehr gut. Ich konnte alles machen, ich brachte Job und Kind und Mann und Freunde unter einen Hut und konnte mein Leben genießen.... Bis nach dem zweiten Baby alles ganz dick kam. Also wie Du ja selbst schon vermutest, es gibt keine Garantie.
Jede Geschichte ist anders, und natürlich kann es sein, dass Du keine PPD bekommst beim zweiten Kind, oder eine leichtere, es kann aber auch wieder kommen - leider. Bei mir war die PPD nach zweieinhalb Jahren (!)gerade weg, da ging die Ehe kaputt, bin mittlerweile alleinerziehend mit zwei Töchtern, das ist nicht das Leben, das ich mir gewünscht habe, wie Du Dir sicher denken kannst. Also verspiele bitte nicht das kleine Glück, dass Du hast! Das ist mein ehrlicher Rat!
Aber ich will Dich nicht weiter mit meiner persönlichen Geschichte belasten. Ich will Dir einfach nur sagen, dass jede neue Schwangerschaft eine neue Belastung nicht nur für Dich ist, sondern auch für Dein Kind, Deinen Partner, für alle, die Dich und Euch nahe stehen! Und Psychiatrien und Medikamente können, wie ich heute weiß, auch belasten, vor allem dann, wenn Du viel ausprobieren mußt und nichts so richtig greift. Das finde ich toll, dass Du das erste Mal daran vorbeigeschlittert bist, bei mir war es im Grunde auch so, denn das Antidepressivum nach der ersten Schwangerschaft mußte ich nicht lange nehmen und es hat mich auch nicht belastet, sondern mir geholfen.

Herzliche Grüße und alles Gute, wie auch immer Du Dich entscheidest!

Ava
Christina

Beitrag von Christina »

Hallo Heide,
ich möchte dir gerne auch meine Erfahrungen erzählen. Ich habe zwei Kinder,leider auf zwei PPD/PPP. Aber ich werde dir trotzdem nicht abraten und ich würde es auch immer wieder so machen. Ich bereue es nicht trotz PPP ein zweites Kind bekommen zu haben. Die Geburt meines ersten ndes ist nun fast sechs Jahre her. Im Februar 2000 kam mein Sohn zur Welt und im Juni 2002 meine Tochter. Die PPD wurde erst ca. ein Jahr nach der ersten Geburt festgestellt da ich nicht zum Arzt ging und auch danach ließ ich mich nicht gehandeln da ich es icht zugeben wollte das ich krank bin. So schleppte ich mich halt weiterhin durch die Tage. Da wir nicht wollte das unser Sohn allein aufwächst und der Altersunterschied nicht zu groß sein soll entscheiden wir uns für ein zweites Kind. Natürlich war die Angst sehr groß vor dem was kommt nach der Geburt. Also sorgte ich vor. Ich informierte mich schon während der Schwangerschaft, sprach mich der Ärtzin, Hebamme und meiner Familie. Leider kam das was ich fürchtete auch schon eine Woche nach der Geburt. Ich stützte schon tief ab das ich eigentlich in die Klinik gehen sollte aber mit Hilfe der Medikamente, meines Mannes und meiner Mutter konnte ich zuhause bleiben. Die Medikamente stabilisierten mich von Woche zu Woche mehr und nach sechs Wochen war ich über den Berg. Okay, ich war nicht gesund aber ich hatte die schlimmste Krise überstanden. Ich konnte wieder alleine die Kinder versorgen und den Alltag alleine bewältigen. Und mit Hilfe der Behandlungen und Therapie die ich bekam wude ich dann auch wieder ganz gesund. Heute bin ich seit ca. 1,5 Jahren gesund. Obwohl es eine wirklich sehr schlimme Zeit war die ich durchmachen musste bereue ich es nicht zwei Kinder bekommen zu haben. Die beiden lieben sich sehr und hängen aneinander. Und auch ich kann die Kinder heute so lieben wie es bei einer Mutter normal ist. Ich würde dir gerne nochmehr schreiben aber das würde sonst zu lange dauern. Wenn du mehr wissen willst kannst du mir ja schreiben. Wie gesagt trotz der schweren Krankheit nach beiden Geburten bereue ich es nicht zwei Kinder bekommen zu haben, ich würde es jederzeit wieder so machen.

LG

Chris
Mara

2. Kind

Beitrag von Mara »

Meine größte Sorge wäre, dass eine PPD nicht erst nach der Geburt anfängt, sondern schon in der Schwangerschaft. Eine Bekannte von mir, die mich erst auf dieses Forum aufmerksam gemacht hat, hatte nach der ersten Geburt eine PPD und beim 2. Kind schon die selben Symptome in der SS. Ich hatte auch eine Schwangerschaftsdepression und fande das sehr schlimm, weil es mit Medikamenten ja ncht so einfach ist, wenn das Kind doch alles abbekommt.
Ich werde deshalb kein Kind mehr bekommen, so gerne ich noch eins hätte.
Michi

zwei Kinder, zweimal PPD und trotzdem

Beitrag von Michi »

Liebe Heide,

ich habe zwei Söhne geb. im Dezember 2000 und im Juni 2003.
Ich hatte bei beiden massive Probleme mit PPD und habe es auch jetzt noch - zumindest so, daß ich mir nicht zu sagen getraue es ist ganz vorbei. Und trotzdem denke ich über ein drittes Kind nach.

Man wird nie Gewissheit haben, ob man wieder an PPD/PPP erkrankt oder nicht. Aber so war es ja auch beim ersten Mal mit dem Unterschied, daß Du jetzt weißt, was auf Dich zukommt, allerdings auch weißt, um was es sich handelt. Das war mir beim ersten Mal lange Zeit nicht klar. Ich dachte wirklich ich würde verrückt oder schizophren werden.

Die Angst war auch beim zweiten Kind da, das ist klar. Und ich habe mich dann auch blauäugig an die Sache heranbegeben, auch das weiß ich jetzt.

Ich würde mich einfach wirklich sehr gut informieren, viel darüber lesen und beim geringsten Anzeichen einer Depression, auch schon in der Schwangerschaft, eine Behandlungsform suchen, die mir gut tut. Ich würde bereits vor oder ganz am Anfang der Schwangerschaft nach einer Hebamme und vielleicht sogar schon einen Therapeuten suchen, die mit PPD Erfahrung haben. Bei mir war es die Akkupunktur und Bachblüten und der Beistand und die Hilfe meiner Hebamme und meines Mannes, die mir über die schlimmste Zeit geholfen haben.

Das wäre meine Vorgehensweise - natürlich habe auch ich Angst, daß es wieder ganz schlimm kommen würde.
Aber ich muß Christina rechtgeben, daß das "Danach" so einiges vergessen läßt und ich keines meiner zwei missen möchte. Der Weg dorthin war eben etwas schwerer als bei Mamas ohne PPD/PPP.
Aber das ist ja auch etwas, auf das man in gewisser Weise stolz sein kann - die Krankheit über- und durchgestanden zu haben.
Ich habe durch meine Krankheit auch viele positive Erfahrungen sammeln können. Mein Seelenleben hätte mich niemals so beschäftigt - und ich hätte auch alle Zusammenhänge meines Lebens niemals so durchdacht - wäre ich gesund geblieben.
Also war es doch in gewisser Weise wichtig für meine Persönlichkeit.


Ich wünsche Dir alles Liebe und Gute

Michi
Christina

Beitrag von Christina »

Hallo Michi,
ganz genau so ist es. Die Krankheit war sehr sehr schlimm für mich, aber ich habe dadurch, durch die Therapie, sehr viel gelernt. Konnte mich, meine Kinder und meine Mitmenschen besser verstehen lernen. Und das macht das ganze weniger schlimm. Das ist der positive Aspekt dabei. Und ich beobachte meine Kinder und meine Mitmenschen intensiver, die Gefühle sind einfach intensiver. Und deshalb bereue ich nichts.Auch wenn es sehr schlimm war. Ganz ehrlich muss aber auch sagen das ich kein drittes Kind mehr bekommen möchte. Ich habe zwei gesunde, aufgeweckte Kinder und das reicht mir. Auch den finanziellen Aspekt muss man überlegen.

Kurz zusammen gefasst. Es ist nicht gesagt beim zweiten Mal wieder krank zu werden. Es muss nicht sein, kann aber natürlich wieder kommen. Aber man kann sich vorbereiten so das es nicht mehr so schlimm wird. Man darf es nicht als Schreckgespenst sehen. Ich habe akzeptiert das die Krankheit und was sie aus mir gemacht hat zu mir und meinem Leben gehört. Und wenn man so denkt, dann macht das vieles leichter. Auch wenn sie beim zweiten Mal wieder kommt, auch das geht vorbei und man kann positives raus ziehen.

Alles Gute für Deine Entscheidung

LG
Chris
Heide

Beitrag von Heide »

Hallo an alle, die ihr geschrieben habt!

Es tut so gut zu hören, wieviele sich mit diesen Fragen ebenfalls beschäftigen oder beschäftigt haben - aus eigener Erfahrung.

Ich halte mit meiner ppD -Erfahrung nicht hinterm Berg und erzähle offen davon, wenn es passend ist.
Zum einen, weil ichdazu beitragen will, dass die ppD aus der Verborgenheit heraustritt - ich hatte keine Ahnung davon, nur vom Babyblues hatte ich schon gehört ...

Zum anderen, weil ich merke, dass ich mir selbst ein Austausch darüber sehr fehlt.
So finde ich mich in allen euren Antworten wieder - sie spiegeln die eine oder andere Seite wieder, die ich kenne, mir erhoffe oder fürchte.

Wie Ava schreibt, bin ich gerade wirklich sehr glücklich mit meiner Tochter und Mann, genieße das Leben sehr und habe das Gefühl eine hohen Einsatz zu bringen, bei einer erneuten Schwangerschaft.
Wir haben gerade beide 50%-Jobs, leben nicht im Überfluß an Materiellem aber wir haben Zeit füreinander - was für ein Luxus!
Und beide haben wir Jobs, die wir sehr gerne machen, nette KollegInnen, Anerkennung, was eigenes, ...

Der Wunsch nach einem 2. Kind ist eigentlich der Wunsch nach einem Geschwisterchen für Mascha, damit sie nicht allein ist.

Unsere Finanzielle Situation würde eng werden, wenn meine sichere halbe Stelle wegfallen würde, die Wohung schnell zu klein. Mein Mann hat eine befristete Stelle und dann würde da im Hintergrund die ppD lauern...

Manchmal wünsche ich mir nicht selbst immer planen und überlegen zu müssen, sondern mich vom Leben überraschen zu lassen und zufrieden zu sein was passiert mit und ohne 2. Kind.

Auch ich kann nach der ersten Erfahrung sagen, dass ich viel gelernt habe über mich und was das Leben auch ausmachen kann.
Ich habe großen Respekt vor Menschen, die es lernen mit bleibenden psychischen Krankheiten und ihren Symptomen zu leben.


So danke ich euch allen und werde wenn ich zu einer Antwort für mich gefunden habe, sie auch weitergeben.

Herzliche Grüße
Heide
susi69

Beitrag von susi69 »

Hallo Heide,

ich möchte mich auch noch kurz einreihen.

Ich bin in einer ähnlichen Situation. Bei mir war es aber so:

Ich hatte 2000 eine mittelschwere Depri-Angststörung. Da dachte ich, laß
´ uns` schwanger werden. Ein Kind bringt Leben in die Bude, Zeit ist es eh`. Mir ging es von Mal zu Mal besser, bis auf gewisse Schwankungen. Es dauerte nicht lange und alles war wie weggeblasen. Nach der Geburt hatte ich nur wirklich leichte Hänger, aber das hängt mit dem Kleinen zusammen. Er machte ziemlich Probleme, aber wir haben alles bewältigt. Also keine Depri da gewesen.

Jetzt bin ich wieder in ein Loch gefallen - aus dem Urlaub (ohne Kind) mit einer Angststörung heimgekommen.
Ich habe nun auch ständig den Gedanken an eine Schwangerschaft. Ich bin Einzelkind und kenne zu gut, wie man sich einsam fühlen kann. Der Kleine zeigt auch ganz deutlich die gleichen Anzeichen von einem Einzelkind und wünscht sich ein Geschwisterchen. Ich wollte immer 2 Kinder haben, weil ich dachte, dies tust du Deinem Kind nicht an....

Mann ich dachte auch vielleicht geht ja meine Störung durch die Schwangerschaft wieder weg. Bin jetzt zu dem Ergebnis gekommen:

.........abwarten und Tee trinken. Laß es mal auf mich darauf zukommen.

Kannst ja mal über Deine Entscheidung berichten.

lg Susi
Antworten