Familie gluecklicher ohne mich

Austausch persönlicher Erfahrung mit der Depression/Psychose vor und nach der Geburt

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Uli W.
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Selbstwertgefühl

Beitrag von Uli W. »

Liebe Stefanie,

ich will Dir schon seit Tagen antworten und heute schaffe ich es endlich mal.
Ich möchte jetzt nicht auch noch was zu Deinem Mann sagen, denn da hast Du schon viele Antworten bekommen, das einzige, was mir noch dazu einfällt: Sag ihm einfach öfter, dass Du nur in den Arm genommen werden möchtest. Die Männer merken meist leider nicht, was sich ihre Frau am meisten wünscht und müssen erst dazu aufgefordert werden. Oft glauben sie, sie müssten eine "Lösung" finden, wenn es ihrer Frau schlecht geht und sind damit natürlich überfordert. Habe ich damals bei meinem Mann auch erlebt. Erst als ihm in einer Angehörigengruppe erklärt wurde, was sich biochemisch bei einer Depression oder Psychose abspielt, war ihm klar, dass ich mich nicht "zusammenreißen" kann.

Zum Thema "Haushalt" kann ich mich allen nur anschließen, der ist wirklich zweitrangig, lass Dich da nicht runterziehen, Du tust so viel für Deine Kids, trotz Deiner ( vom Arzt bestätigten) "Major Depression", da soll er absolut nicht meckern. Hast Du Deine Schwester geholt? Ich würd mir da nicht reinreden lassen, wenn Du weißt, dass sie Dir guttut, dann hol sie und nutze diese 14 Tage dazu, Dir selbst viel Gutes zu tun (Spaziergänge, Gespräche mit Deiner Schwester, ein schönes Bad, Lieblingsmusik hören, mal ins Kino gehen, wenn Deine Schwester die Kids betreut....).

Dein Selbstwertgefühl ist im Moment ganz unten, ich kenne das sehr gut, das kommt fast unweigerlich durch eine Depression. Aber: Du kannst dagegen angehen und das ist sehr wichtig! Lob Dich jeden Tag für das, was Du geschafft hast - auch morgens aufstehen, duschen und anziehen ist eine Leistung, wenn man depressiv ist. Vielleicht magst Du Dir jeden Tag aufschreiben, was Du gemacht hast, auch wenn Du z.B. bei einem Fernsehfilm mal wieder lachen konntest und kurz Deine Sorgen vergessen hast. Man vergisst das so schnell, dabei ist das ganz wichtig. Markier Dir solche Dinge am besten rot, damit Du sie nachlesen kannst, wenns Dir mal wieder schlecht geht. Klopf Dir jeden Tag symbolisch auf die Schulter und lob Dich einfach dafür, dass Du diesen Tag geschafft hast. Und Du wirst sehen, Du schaffst eine ganze Menge! Und, auch ganz wichtig: Sei liebevoll und geduldig mit Dir selbst. Wenn Du mal schlechte Tage hast, dann akzeptier das, verurteile Dich nicht dafür, es kommen wieder bessere Tage, das ist so bei einer PPD. Je mehr wir uns dafür runtermachen, desto schlechter geht es uns. Und je liebevoller wir zu uns selbst sind, desto eher ziehen wir Liebe und Verständnis der anderen an!
Vielleicht hast Du Lust, mal ein Buch von LOUISE HAY zu lesen, das ist eine amerikanische Heilerin, die viel zum Thema "Sich selbst lieben" geschrieben hat. Ihre Affirmationen ( das sind Sätze, die man sich immer wieder vorsagt oder aufschreibt und z.B. an den Spiegel hängt) wirken wie ein Selbstheilungsprogramm. Je öfter Du sie sagst, desto mehr werden sie Realität für Dich und können nach außen wirken. Eine solche Affirmation wäre z.B. " Ich mag mich, so wie ich bin" oder "Ich tue mein Bestes. Jeder Tag wird einfacher" oder "Alles ist gut angelegt in meiner Welt". Sich solche Sätze vorzusagen, ist auch mit einer Depression machbar und Du wirst sehen, sie wirken. Wenn Du Dich bei einem "Rückfall" in negative, Dich selbst verurteilende Gedanken ertappst, dann ärgere Dich nicht oder sei nicht böse, sondern ersetze diese Gedanken einfach durch ein paar positive.

Ich hoffe, ich konnte Dir und ein paar anderen ein bisschen weiterhelfen. Ich habe selbst nur gute Erfahrungen mit dieser Art des positiven Denkens gemacht und habe heute weitaus mehr Vertrauen ins Leben als noch vor ein paar Jahren, kann mich recht gut so annehmen wie ich bin und vertraue darauf, dass jede "schlechte Erfahrung" auch ihre guten Seiten hat.

Ganz ganz liebe Grüße und eine liebe Umarmung von Uli
Steffy

Beitrag von Steffy »

Liebe Uli!

Lieben Dank fuer Deine antwort und deine umarmung. Meine Schwester ist nicht gekommen. Sie muss morgen und Freitag wieder arbeiten und sonntag auch nochmal in die arbeit. Hat net ganz so hingehauen mit den ueberstunden abbauen. Leider. Ist aber glaub ich besser so, weil das wetter momentan so mies ist hier. Sie hat ja selbst noch keinen Fuehrerschein und ich mag net so autofahren bei solch ein Wetter.

Letztens beim Duschen habe ich immer wieder eine kindermelodie gesummt. Ich weiss nicht ob ihr das kennt. Row, row, row you boat....
Ploetzlich habe ich zu singen angefangen (ist mir etwas peinlich jetzt)

Down, down, down the drain
going all the thoughts
nothing gonna bother me
na na na na

Ich habe gar nicht grossartig nachgedacht. Kam wie von selbst aus meinem mund. Nach der DUsch fuehlte ich mich richtig gut. Vielleicht ist das ja auch sowas in der art, positives denken (lach sorry. Das erinnert mich jetzt irgendwie an Daniel Kueblboeck. Sorry). Weiss nicht. Seitdem geht mir das halt nicht mehr aus dem kopf.

lg

Stefanie
sunshine

Beitrag von sunshine »

hahahaahahha,

hast mich grad angesteckt mit deinem down, down, down.... hihihi!
ist doch super, hättest dus texten wollen wärs sicher nicht besser geworden!

Es steckt also schon drin, vorallem Lieder sind so einprägsam - vielleicht auch fürs Unterbewusstsein?

In diesem Sinne, spül die miesen Gedanken weg!

Alles Liebe
Christine
Steffy

Beitrag von Steffy »

Danke Christine!

Obwohl mir das eigentlich megapeinlich ist. Ich weiss nicht. Ist eigentlich total doof. :) Aber da ist was das mir schoen oefters aufgefallen ist. Gehoert wahrscheinlich nicht hier her. Seit ich mit meinem Mann zusammen bin, und naja, mein englisch besser ist, denke ich oefters mal in englisch. Auch das mit meiner Therapeutin. Sie ist auch amerikanerin und fuer mich ist es sowas von "einfach" fuer mich mit ihr zu reden. Bei nem deutschen Therapeuten wuerde ich mich nicht wohlfuehlen. Ich kann in deutsch nicht ueber probleme reden. Schreiben ist ein bisschen was anderes aber naja. In englisch ist es fuer mich so einfach. Ich stotter zwar immer rum, aber es fuehlt sich so gut an. Vielleicht ist deutsch fuer mich ein problem. In englisch kann ich mich besser ausdruecken. Ich verstehe es ja selber nicht. naja. Wie gesagt gehoert wahscheinlich nicht hierher. Egal.

lg

Stefanie
sunshine

Beitrag von sunshine »

Hallo du,

kann dich gut verstehen, war mit 17 für ca. 16 Monate in England, da fängst du an in englisch zu denken, und was mir aufgefallen ist, es gibt für eine ausdrucksmöglichkeit etliche Begriffe, mehr als bei uns zbsp.
Drum kann ich verstehen, dass du dich bei ihr besser ausdrücken kannst!!!

Nochmals alles liebe (und übrigens - peinlich ist das nun wirklich nicht!)

Alles Liebe,
Christine
meiki

Beitrag von meiki »

Hallo zusammen!

Das mit dem Singen ist mir nicht mehr aus dem Kopf gegangen.

Mir ist aufgefallen, daß ich manchmal den ganzen Tag am Singen bin - ist so ne Art "Therapie" für mich. Ich kommuniziere manchmal auch mit meinen Kindern singend(DAS ist mir jetzt peinlich) - die findens toll.

Habe mal gelesen, daß häufiges Singen Infekte abwehren kann ...
Ich bin recht selten krank...

meiki
Steffy

Beitrag von Steffy »

Hallo nochmal!

Mmh. Wenn ich jetzt mal so nachdenke, kann das stimmen. ALexis singt den ganzen Tag irgendwas zusammen. Macht nicht mal halt im supermarkt. :) Jetzt im moment singt sie auch. Ich finde es schoen wenn sie singt. Ich hoere ihr gerne zu. Manchmal singen wir auch zusammen. Jetzt zur weihnachtszeit haben wir besonders viel gesungen.

lg

Stefanie
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Uli W.
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Singen

Beitrag von Uli W. »

Hallo, liebe Stefanie,

Da hast Du ja ganz von selbst eine tolle Therapiemöglichkeit gefunden. Über die heilende Kraft des Singens haben kluge Leute ganze Bücher geschrieben. Also, das darf Dir nicht peinlich sein, sondern soll Dich stolz machen! Das "row row row" kenne ich auch, das haben wir im Englisch-Unterricht gesungen, die Melodie hatte ich jetzt gleich im Kopf. Mach das doch immer beim Duschen, sing das Lied und FÜHL ES, eine bessere innere und äußere Reinigung kannst Du gar nicht machen!

Was mir noch eingefallen ist: Wenn das mit dem Englisch so gut klappt bei Dir, dann besorg Dir doch ein Buch von Louise Hay im Original. Dann kannst Du Dir Deine Lieblings-Affirmation auf Englisch vorsagen. Ich versteh das auch gut, dass Du leichter englisch über Deine Probleme reden kannst, ich finde die Sprache ( vor allem den amerikanischen Slang) viel unkomplizierter. Das fängt schon damit an, dass es im Englischen kein "Sie" gibt, man ist gleich per Du und das macht vieles barriereloser.

Ich sing übrigens auch oft, mein Kleiner hat jetzt Keyboardspielen angefangen und "komponiert" jetzt selber (total süß), da singen wir oft die Lieder, die er spielt ( "Summ summ" oder "Kuckuck"). Mir tut es auch immer gut, meine Lieblingslieder auf CD zu hören und mitzugrölen, manchmal protestieren meine zwei Wellensittiche dann lauthals!

Ganz liebe Grüße an alle "Sänger"
von Uli
Steffy

Buecher

Beitrag von Steffy »

Ein singendes Hallo!

grins. Also das mit dem buch von Louise Hay werd ich mal machen. Ich schau mal ob es die bei uns in der buecherei gibt. Ich bin momentan eh viel am ausleihen da drin. Broole shields "Down came the rain", Marie Osmond "Behind the smile" und momentan lese ich "This isn't what I expected". Ist irgendwie Komisch. Im amerikanischen habe ich so viele buecher ueber ppd gefunden. Auch viel biographien und so. Im maerz kommt ein support buch raus. Es heisst The Mother-To-Mother: ppd support book. Das werde ich mir auf jedenfall holen. Obwohl ich eigentlich bis jetzt probleme hatte mit dem lesen in english. Es ist immer noch nicht leicht, aber ich arbeite mich durch.

Oh ja. Uli. Das stimmt. Da gibt es kein Sie. UNd da ist es auch nicht so dass man sagt Frau so und so. Man wird meist mit dem Vornamen angsprochen, aber der respekt bleibt vorhanden. Was ich aber auch schoen finde, ist, das man als Ma'm (schreibt man doch so. Hilfe. Also das Madam?halt) angsprochen wird. Sowas gibt es gar nicht im deutschen. Im englischen hat man halt viel mehr ansprechungsmoeglichkeiten. Naja. Nur mal so geaeussert. Sorry

lg

Stefanie
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