PPD, Schrei nach Liebe???

Austausch persönlicher Erfahrung mit der Depression/Psychose vor und nach der Geburt

Moderator: Moderatoren

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Hast Du (Frauen mit PPD) in deiner Kindheit zu wenig Liebe bekommen?

Umfrage endete am 25:01:2006 17:51

Ja
11
50%
Nein
11
50%
 
Insgesamt abgegebene Stimmen: 22

Annee

PPD, Schrei nach Liebe???

Beitrag von Annee »

Hallo Ihr Lieben!

Mir geht es heute mal wieder überhaupt nicht gut und ich bin ständig am grübeln... und heulen.
Meinen Mann habe ich mit den Kindern weggeschickt, sollen die sich einen schönen Sonntag machen, dann müssen sie wenigstens nicht unter mir leiden. (Das mache ich oft so, wir machen ganz selten alle zusammen etwas)
Geht es Euch auch so, fühlt ihr Euch auch so ungeliebt, einsam und kraftlos?
Ich kann einfach nicht mehr normal mit meinem Mann umgehen, bin ihm gegenüber immer so aggressiv, schrei ihn an etc.
Eigentlich will ich doch nur geliebt werden und er will mir alles recht machen und das bringt mich auf die Palme. (Er kann mich auch überhaupt nicht verstehen).
In 3 Wochen habe ich nun ein Erstgespräch bei einer Therapeutin.
Da hat mein Mann doch heute im Streit zu mir gesagt, dass es Zeit wird, dass ich dort hingehe und mein kaputtes Innenleben in Ordnung bringe.
Das kann man doch nicht einfach so sagen, oder was meint ihr, das macht micht so traurig, zornig und hilflos. Er versteht einfach nur Bahnhof und ich bin so einsam.

LG Annee
Carlotta

Beitrag von Carlotta »

Hallo Annee,
ja, in schlimmen Zeiten habe ich mich auch einsam gefühlt. Bis ich irgendwann begriffen habe, dass nur ich für mein Glück verantwortlich bin, und sich die anderen - sprich mein Partner - nicht 100% in mich hineinversetzen kann. Meiner versteht auch nicht alles, aber das muss und kann er nicht, denn nur, wer diesen Mist erlebt hat, weiss, wie schlimm es sich anfühlt. Ich denke, Du solltest seinen Kommentar nicht so überbewerten, ich weiss ja nicht, was Du ihm schon alles von Dir erzählt hast, wie es Dir geht etc. Vielleicht oder ganz sicher ist er auch mit der Situation überfordert. Wenn Du sonst einen guten Draht zu ihm hast, dann hake es ab. Ich weiss nicht, ob es ein Schrei nach Liebe ist, sicher habe auch ich zuwenig Urvertrauen genossen und mache mich oft kleiner als ich bin. Aber wie gesagt, irgendwann im Laufe meiner Therapie ist mir aufgegangen, dass nur ICH es in der Hand habe, auch das wieder glücklich sein. Du hast ja bald Dein Gespräch, das wird Dir sicher gut tun. Und bis dahin versuche Dich einfach so anzunehmen, wie Du gerade bist, traurig, einsam etc. Dein Mann kann allerdings nichts dafür, dass ist eben auch so ein Teufelskreis, wenn Du oft aggressiv bist, wie soll er da Liebe zeigen. Schreib mal, wie´s weitergeht, mit deiner Therapie, ja? Liebe GRüße Charlotte
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Marika
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Beitrag von Marika »

Hallo Annee!

Ich kenne es auch - dieses Gefühl der Einsamkeit und der völligen Hilflosigkeit. Das ist die PPD. Man sehnt sich so sehr nach Liebe und Verständiss und bekommt nix von alle dem - glauben wir zumindest.

Aber es ist echt so, dass Menschen, die das nicht erlebt haben, sich da einfach nicht richtig hinein fühlen können. Das ist ungmöglich. Auch für deinen Mann ist es mit Sicherheit eine Krise. Nur Männer zeigen es oft in solchen Komentaren. Tat meiner auch. Aber grad am Anfang der Krankheit ist das halt mega schmerzhaft. Erst mit der Zeit wird dein Mann sicher besser begreifen, was mit dir los ist. Meiner versteht heute noch nicht alles restlos, aber er hat sehr sehr viel "dazu gelernt" - und dafür liebe ich ihn!!!

Liebe Annee, diese Zeit ist jetzt ganz hart für euch alle. Aber du hast bald deinen ersten Termin, das bringt dann gleich schon mal Erleichterung wenn dich jemand versteht. Und du wirst sehen, in kleinen Schritten wird den Mann dich auch verstehen - versuch ihm ein bissl Zeit zu lassen.

Bis dahin trösten wir dich hier - denn wir verstehen zu 100 % wie es in dir aussieht.

Liebe Grüße
Liebe Grüße von
Marika

Diagnose:
schwere PPD 2005
heute völlig beschwerdefrei mit 10 mg Cipralex
meiki

Beitrag von meiki »

Hallo Annee!

Ich denke, im Grunde seines Herzens hat dein Mann es nicht so gemeint, wie es rüberkam. Unsere Männer können diese Krankheit nicht nachvollziehen und sie verlangt auch ihnen viel ab. In solchen Sätzen, die ich auch schon gehört habe, liegt ganz viel Hilflosigkeit und auch Angst, glaube ich.
Ich muß auch sagen, daß ich mich dann aber auch ziehmlich alleingelassen fühle, wenn ich merke, daß von meinem Gegenüber Unverständnis rüberkommt und dieses Gefühl ist dann wider Nährboden für Angst.
Aber ich glaube auch, daß man von Außnstehenden nicht zuviel verlangen darf.

Ich glaube, daß man an dieser Krankheit auch wachsen kann und dieses Gefühl der Einsamkeit gehört dazu.

meiki
TKKT

Beitrag von TKKT »

weiß er denn was mit dir los ist?????


Mein Mann war genauso und er hat mich sehr oft mit Worten verletzt. Inzwischen, wo ich sehr offen mit ihm rede über das was mit mir los ist, kommt das seltener vor, denn er versteht einfach einiges mehrt und kann dadurch anders reagieren.
Annee

Beitrag von Annee »

Danke Ihr Lieben!

Mein Mann kann nichts dafür, ich weiß (doch er kapiert einfach auch nichts, wenn ich ihm erkläre was mit mir los ist). Er geht mir dann lieber aus dem Weg, anstatt mich mal in den Arm zu nehmen. Doch leider, glaube ich, ziehen sich meine Stimmungsschwankungen (PPD) ja schon über 4 Jahre hinweg. D. h. es hat ja schon nach der Geburt meiner großen Tochter angefangen. Alles war damals schon sooo anstrengend und die ganze Lebensumstellung, ständig krank etc. Vor der zweiten Schwangerschaft ist es mir mal richtig gut gegangen.
Bei mir kam damals (schon in der Schwangerschaft) so viel von meiner eigenen Kindheit hoch und ich hatte damals auch schon in einer Gesprächstherapie einiges verarbeitet.
Mein Mann und ich sind einfach grundverschieden und wir führen ein sehr schwierige Beziehung. Er ist sehr positiv und sieht über viele Dinge hinweg, es ist nicht einfach mit uns und es gibt oft streit.
Ich habe schon sehr oft über Trennung nachgedacht, doch dazu fehlt mir die Kraft.
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