Kontaktliste Betroffener

Austausch persönlicher Erfahrung mit der Depression/Psychose vor und nach der Geburt

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scaramouch

Kontaktliste Betroffener

Beitrag von scaramouch »

Huhu Mädels

wer von euch hat sich auf die Liste aufnehmen lassen?

Und ist es tatsächlich vorgekommen, das sich jemand bei euch gemeldet hat?

Ich möchte so gerne anderen betroffenen Frauen helfen...

Grüsse
scara
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Marika
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Beitrag von Marika »

Hey du,

ich bin zwar nicht auf der Telefonliste, kenne aber einige Mädels. Wenn du das auch möchtest, solltest du dich mal an Anke oder Melanie (unsere Moderatorinen) wenden.

Die Mädels die diesen Job machen, haben eine Menge zu tun - es rufen wirklich teils viel Betroffene an. Von daher mußt du dir auch sicher sein, dass du das alles aushälst, Süße. Ich mache ja auch ab und an Tel. Beratung ein bissl mit, aber auch ich merke, dass so manche Geschichte an die Substanz gehen kann und man sich dann wieder aktiv abgrenzen muss. Daher stehe ich auch nicht öffentlich in der Liste, sondern gebe halt nach Absprache hier im Forum meine Tel. Nr. weiter.

Es ist wunderbar, anderen zu helfen, aber sei dir auch im klaren, dass es sehr, sehr anstrengend sein kann.

Ich drück dich!!!
Liebe Grüße von
Marika

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scaramouch

Beitrag von scaramouch »

Hallo Marika

danke für deine Antwort. Ich sehe das total ein was du schreibst und genau das ist es auch, was mich zögern lässt.
Ich bin stabil bis auf die üblichen Tiefs, aber ich bin natürlich auch immer noch sehr empfindlich und dünnhäutig, weswegen ich nicht sicher bin, ob ich eine schlimme Geschichte von jemandem objektiv betrachten kann. Und ob ich mich da abgrenzen kann weiss ich auch nicht.
Ich merke das es mir gut tut, anderen Betroffenen Starthilfe zu geben, Ratschläge im Umgang mit der Depression und auch den Angehörigen vieles zu erklären.
Nur mag ich auch ehrlich gesagt nicht, dass sich wieder mein ganzes Leben um die Krankheit dreht.
Ich finde es halt so schrecklich, dass so vielen nicht geholfen wird und möchte mich wirklich von Herzen gerne engagieren. Aber wie und wo, ich hab keinen Schimmer....

Liebe Grüsse
scara
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Melanie W.
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Möglichkeiten Betroffenen zu helfen

Beitrag von Melanie W. »

Hallo Scara,

dass du dich für betroffene Frauen engagieren möchtest, finde ich klasse!

Ob du dir die Anrufe "zutraust", musst du selbst entscheiden. Hier im Forum bist du ja fast schon eine "alter Hase", ich kann mir das bei dir sehr gut vorstellen, aber auf mich kommt es nicht an - du musst ein gutes Gefühl dabei haben. Was Marika geschrieben hat (dass die Mädels, die Telefondienst machen, recht viele Anrufe bekommen), bezieht sich meiner Erfahrung nach vor allem auf die Frauen, die sich als Telefonberaterinnen auf den Schatten & Licht Flyer setzen lassen und deren Nummern auf dem zentralen Anrufbeantworter des Vereins durchgesagt werden. Wer "nur" auf der Betroffenenliste steht, bekommt sicher nicht so viele Anrufe, denn um diese Nummern zu bekommen, muss man ja erst mal die Liste bei Schatten & Licht anfordern. Wenn du dich da draufsetzen lässt, hilfst du anderen Frauen, ohne gleich befürchten müssen, dass ab nun täglich das Telefon bei dir klingelt.

Und falls du noch nach anderen Ideen suchst, wie du Betroffenen helfen kannst, gibt es sicher auch noch weitere Möglichkeiten. Du könntest zum Beispiel die Entbindungskliniken, Frauenärzte und Kinderärzte in deiner Gegend abklappern und sie überzeugen, dass sie die Schatten & Flyer auslegen (die kannst du dir vom Verein zuschicken lassen).

Herzliche Grüße
Melanie
scaramouch

Beitrag von scaramouch »

Hallo Melanie

toll, dankeschön. Ich freue mich sehr über deine Antwort. Es ist mir wirklich eine Herzensangelegenheit, Betroffenen zu helfen. Ich weiss selbst, wie dankbar ich vielen bin, die mir in der dunkelsten Zeit das Leben gerettet haben und ich möchte das weitergeben und mit/für andere kämpfen.
Es darf nicht sein, dass so viele Frauen und Familien alleine damit sind... :roll:

Es ist so schwer, als "nicht professionell geschulte" Person, zu helfen. Ich will ja, aber ich kann kein Ersatz sein für eine Therapeutin oder einen Arzt...

Wie ist denn das, könnte ich mich auch wieder aus der Liste entfernen lassen, wenn ich merken würde, es wird mir zu viel???

Grüsse
scara
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Melanie W.
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Betroffenen-Liste

Beitrag von Melanie W. »

Liebe Scara,

natürlich kannst du dich auch jederzeit wieder von der Liste streichen lassen, wenn dir das zuviel wird!

Dass du den Arzt oder Therapeuten nicht ersetzen kannst, ist richtig, aber betroffene Frauen brauchen eben auch noch anderes, was Arzt oder Therapeut ihnen lange nicht so gut vermitteln können wie andere (ehemalige) Betroffene: das Gefühl, nicht alleine zu sein; echtes Verständnis von jemandem entgegengebracht zu bekommen, der das selbst erlebt hat; aus erlebter Erfahrung bestätigt zu bekommen, dass man aus dem Tief wirklich wieder rauskommt, auch wenn man es im Moment nicht glauben kann. Und mit alldem kannst du anderen Frauen wunderbar helfen!

Viele liebe Grüße
Melanie
ubure

Beitrag von ubure »

Hallo scara,

ich möchte Dir auch kurz schreiben. Ich bin seit einiger Zeit auf der Betroffenenliste und bisher hatte ich nur einen "Fall", es ist also gar nicht sooo schlimm. Mag aber sein, dass es in Städten anders aussieht als auf dem Land. Bei diesem Fall hatte ich auch mehr mit den ganz anderen Nebenwirkungen der PPD zu tun: die Frau wollte sich von ihrem Mann trennen und hatte nun furchtbar Angst, ihr würde das Kind genommen (der Mann hatte dann schließlich auch in diese Richtung gearbeitet, um seiner Frau das Kind zu nehmen). Das Ganze ist noch nciht vorbei, aber ich konnte ihr doch in manchen Dingen, sei es organisatorischer Art beim Vorgehen bei Jugendamt etc. helfen als sie auch beruhigen, dass sie keinesfalls ihr Kind wegen einer PPD, noch dazu einer abgeschlossenen, verlieren würde.

Sie war immer so froh, dass ich ihr helfen konnte mit den vielen Fragen, die ihr sonst keiner beantworten konnte, und ich denke, auch für's Zuhören. ich tu das gerne und es könnten ruhig mehr Frauen sein, denen ich etwas Hilfe anbieten kann, aber natürlich ist es sehr gut, dass es nicht soviele Frauen mit PPD gibt, dass hier telefonischer Dauerdienst herrscht.

LG,
inez
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Marika
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Beitrag von Marika »

Hallöle,

ich habe zeitweise echt viele Telefonate, obwohl ich nirgends öffentlich stehe. Da muss ich ab und an richtig "Termine" vergeben, weil ich auch noch arbeite usw. Aber es ist wirklich eine wunderbare Tätigkeit, anderen Betroffenen zu helfen, auch was die längerfristige Betreuung angeht, wenn man miterleben darf, wie es jemandem Stück für Stück immer besser geht.

Daneben mach ich viel Beratung per PN - auch eine sehr schöne Art zu helfen!!!
Liebe Grüße von
Marika

Diagnose:
schwere PPD 2005
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00julchen

Beitrag von 00julchen »

Hi,
ich stehe schon seit 4 Jahren auf der Liste und hatte komischerweise noch KEINEN Anruf. Ich hatte damals selbst die Liste angefordert und es stand auch nur 1 Frau aus Heidelberg auf der Liste, die mir dann leider kaum helfen konnte, da ihre PPD schon 8 Jahre her war und nach 2 Monaten vorbei war. Wunder mich schon, daß hier keine anruft, aber hier gibt es mit meiner Hilfe auch schon seit Jahren eine Selbsthilfegruppe und auch eine Mutter-Kind Station in der Psychiatrie. Außerdem wissen jetzt wohl auch mehr Hebammen und PEKIP-Leiterinnen Bescheid.
schnecke

Beitrag von schnecke »

Huhu,

ich arbeite ja seit 1.April in einer Frauenarzt-Praxis. Meine Chefin weiß über meine PPD bescheid und hat mich nun leider schon einige Male gerufen, damit ich mit der jungen Mutter reden kann.
Ich kann einen Therapeuten niemals ersetzen, dass will ich auch nicht. Aber ich möchte ihr den Mut geben, den ich sehr lange nicht hatte, mich zu öffnen.

Seit einigen Tagen denken wir (meine Chefin und ich) darüber nach, eine SHG zu gründen. Derzeit klapper ich hier die anderen Gyns durch und gehe auch auf Hebammen zu um evtl auch von anderer Seite noch Unterstützung zu erhalten. Für mich ist es einfach eine große Hilfe, schon einmal meine Chefin an meiner Seite zu haben. Evtl. schafft sie es sogar, eine Therapeutin mit ins Boot zu holen. Mal sehen wie es weitergeht.

Liebe Scara,

es ist manchmal wirklich anstrengend, vor allem, wenn es mir selbst nicht so gut geht. Aber es gibt mir andererseits auch Auftrieb. Ich habe mich so lange gequält, bis ich mir hilfe geholt habe. Ich arbeite nun "an der Quelle" und kann helfen, Frauen Mut zu machen, kann sie oft ein Stück begleiten und bekam auch schon positive Resonanz *freu*
Ich wünsche Dir jedenfalls gaaaaanz viel Mut und Erfolg. Manchmal glaube ich, es kann vielleicht auch einem selbst helfen, anderen Frauen aus der PPD zu helfen.

Alles Liebe, schnecke
herzerl

Beitrag von herzerl »

Hallo, ich dachte die flyher bekommt man nur wenn man eine Selbsthilfegruppe hat? ich würde die bei uns auch sehr gerne auslegen, wenn das geht!?
Grüsse Herzerl
mici

Beitrag von mici »

Mir fällt gerade ein, dass meine Mutter mal ein Sprichwort für mich parat hatte: "Wenn es einem selbst schlecht geht, soll man anderen eine Freude machen", so nach dem Motto, dass die Freude des anderen dann das eigene Leid lindert. Ganz so blumig würde ich die Tätigkeit als Beraterin für S & L nicht einschätzen, aber dennoch denke ich, dass es einem auch eine Stütze sein kann, wenn man merkt, dass man für andere da sein kann und damit Gutes tut!

MICI
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