Ist das eine Depression ? Vorsicht lang !

Austausch persönlicher Erfahrung mit der Depression/Psychose vor und nach der Geburt

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Clueless

Ist das eine Depression ? Vorsicht lang !

Beitrag von Clueless »

Hi,
Ich wende mich an diese Forum, da sich die Leute hier sicher mit Depressionen auskennen und ich bitte Euch um Eure Meinung.
Unsere Tochter wird im Februar ein Jahr alt, sie war von Anfang an ein Engelchen, weinte kaum, alles klappte super – natürlich hatte ich den üblichen Baby-Blues und hab 2-3 Wochen lang öfter geheult, aber es ging vorbei.
Im Sommer hatte ich ein paar Schwierigkeiten mit meiner Mutter bezüglich der Kleinen und verbrachte mehrere Stunden am Tag mit innerlichen Zwiegesprächen mit ihr, malte mir schlimmste Szenarien aus und was ich ihr gerne sagen würde, aber nie sagen werde – es ging vorbei, wir verstehen uns seit 6 Wochen wieder gut, aber allein die Tatsache wie oft ich mir darüber den Kopf zerbrochen hab und was ich mir alles ausgedacht hab gibt mir zu denken.
In letzter Zeit wurde alles etwas schwieriger, mein Mann ist nicht halb so begeistert von unserer Tochter wie ich und er hat auch schon zugegeben, daß die Umstellung für ihn ein Schock war und das das Spielen mit ihr ihn langweilt – was ich ihm sehr übel nehme. Ich fühle mich vor allem in den letzten 4 Wochen sehr allein gelassen, da die Kleine z.Zt. etwas anstrengend ist und in ihrer wachen Zeit nur von mir getragen werden will und / oder heult.
Ich habe das Gefühl das mein Mann mich nicht mehr richtig liebt, von uns nur genervt ist, nicht mehr gerne nach Hause kommt und unsere Ehe ohnehin nicht lange halten wird. Ich habe ihn oft (zu oft?) darauf angesprochen, da ich grundsätzlich nichts für mich behalten kann und er streitet es immer ab. Auch in diesem Fall kann ich Stunden damit zu bringen mir zu überlegen was ich ihm alles sage wenn ich dann irgendwann rausfinde das er mich betrügt (was er realistisch überlegt momentan sicher nicht tut – aber wenn wir nicht bald mal bessere Zeiten zusammen haben – wer weiß) und wie wir uns trennen, wie alles geregelt wird usw.
Sind solche Gedanken normal oder weist das schon auf eine Depression hin ? Meine Oma hat Depressionen und anders als meine Mutter die immer sagte sie könne das überhaupt nicht verstehen hab ich schon immer insgeheim gedacht das mir das sehr wohl verständlich ist und befürchtet ich könnte einen Hang dazu haben – ich hab mir den Namen dieser Homepage schon im Geburtsvorbereitungskurs gründlich notiert.
Versteht mich nicht falsch, ich will keine Depression bescheinigt kriegen, aber wen soll ich sonst schon fragen ob solche Gedanken „normal“ sind. Und wenn das wirklich der Anfang einer Depression sein könnte – vielleicht kann man gleich was dagegen machen.
Dazu kommt momentan, daß ich mich so oft als schlechte Mutter fühle, weil die Kleine so viel weint (obwohl ich alles versuche und liebevoll mit ihr bin, sie wirklich viel rumschleppe, schmuse, singe und was nicht alles – aber manchmal ist mir auch schon der Geduldsfaden gerissen und ich hab sie angeschrien oder einfach ins Bett gepackt und die Tür zugemacht und mir die Ohren zugehalten) – ich bin es einfach nicht gewöhnt – ich hatte immer einen super Draht zu ihr und konnte sie immer problemlos beruhigen.
Was meint ihr zu all dem ?
Liebe Grüße
Clueless
Carlotta

Beitrag von Carlotta »

Hallo Clueless,
erstmal herzlich willkommen hier bei uns :))) Ob das bei Dir nun eine Depression, oder PPD, ist, kann ich nicht so gut einschätzen. Fakt ist, dass mir vieles was Du schreibst, bekannt vorkommt. ZB dass Du bei Problemen nicht offen mit deinen Mitmenschen redest (siehe deine Mutter), sondern das alles mit Dir ausmachst. Hast Du Angst vor der Reaktion der anderen, wenn Du wirklich sagst, was Du willst? Das gleiche mit Deinem Mann. Also klar ist es eine Umstellung, wenn ein Kind kommt, wobei ich seine Antwort, dass es ihn langweilt, schon nicht gut finde. Vielleicht solltest Du trotzdem - oder gerade deswegen - mal ausprobieren, ihm die Kleine öfter mal zu geben, damit er auch einen echten Zugang zu ihr findet. Du hast dann eben abends mal was anderes vor, so dass ihm gar nichts anderes übrigbleibt, als sich zu kümmern. So wie Du es jetzt beschreibst, machst Du alles, was das Kind betrifft - wie viele Frauen hier - alleine und "wunderst" Dich dann, dass Dir verständlicherweise die Geduld reisst. Übrigens ist es ganz normal, dass 1-jährige auch mal nicht zu beruhigen sind, weil sie zahnen, Angst haben, einen Entwicklungsschub durchmachen etc. Also, das musst Du Dir nicht anziehen, diesen Schuh, von wegen, ich kann sie nicht mehr beruhigen. Ich würde erstmal das Gespräch mit Deinem Mann suchen und ihm wirklich sagen, was Dich beschäftigt. Wenn´s geht, nicht mit diffusen Vorwürfen, von wegen, die Ehe hält eh nicht mehr lang, da machen Männer einfach dicht. Sag ihm ehrlich, was Du willst/fühlst. Parallel dazu kannst Du ja auch mal Deinen Hausarzt/Frauenarzt auf deinen Verdacht einer Depression ansprechen. Eine Therapie hilft auch oft, alte Verhaltensmuster aufzudecken und daran zu arbeiten, wieder ein Mensch zu werden, der seine Bedürfnisse offen aussprechen kann. So, ich hoffe, ich konnte für den Anfang ein wenig helfen. Komm ruhig wieder, wir haben hier immer ein offenes Ohr. LG Charlotte
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