hat jemand die Nachrichten gesehen?

Austausch persönlicher Erfahrung mit der Depression/Psychose vor und nach der Geburt

Moderator: Moderatoren

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Kate

hat jemand die Nachrichten gesehen?

Beitrag von Kate »

Hallo zusammen,

ich weiß nicht genau, ob es in Ordnung ist hier darüber zu schreiben. Aber es bewegt mich so sehr und ich habe keinen mit dem ich darüber sprechen könnte.
Gestern habe ich in den Nachrichten gesehen, dass eine Mutter von zwei Kindern, wo das jüngste drei Monate alt war, sich und ihre Kinder umgebracht hat!!
Ich war so schockiert, habe wie erstarrt vor dem Fernseher gesessen und geheult. Es wurde gesagt, dass sie wahrscheinlich unter einer postpartalen Depression litt.
Ich glaube es macht mich so fertig, weil ich genau weiß, in welche Verzweiflung einen diese schreckliche Krankheit treibt und wie es dazu kommt, dass man als einzigen Ausweg nur noch den Tod sieht!
Aber die Kinder??? Warum die Kinder?? Ich weiß, dass das immer wieder passiert und das die Krankheit einen völlig durchdrehen lässt und man kann absolut nichts dafür. Und durch eine PPP oder eine Depression mit psychotischen Symptomen kann alles noch viel schlimmer sein, so dass alles total aus den Fugen gerät. Es ist so schrecklich und man kann nichts dagegen tun, wenn man drin steckt!
Ich möchte nicht, dass mich jemand falsch versteht. Mein Entsetzen gilt nicht der armen Frau, sondern unserer Gesellschaft. Wie kann jemand in solcher Not so alleine gelassen werden?!
Da merkt man erst mal wie dringend die Aufklärung über diese gefährliche Krankheit ist und dass es sich keines falls, wie ich es immer wieder zu hören bekommen habe, um " reiss dich mal zusammen, du bist ja nur mit deinem Kind überfordert" handelt. Selbst in der Klinik gab es Menschen, die meinten mich nur ordentlich "erziehen" zu müssen und dass sich das Problem damit in Wohlgefallen auflöst.
Wahrscheinlich wusste die arme Familie gar nichts über die Erkrankung oder die Scham nach Hilfe zu suchen und zum Teil für Hilfe zu kämpfen, die man dann manchmal immer noch nicht bekommt, war zu groß, weil es so sehr stigmatisiert ist in unserer Gesellschaft.
Es tut mir so leid für die beiden Kinder und ihre Mutter!

Sorry für das heftige Thema. Ich wusste aber nicht wo ich sonst mit meinen Gefühlen hin könnte.

Traurige Grüße
Kate
Martina

Beitrag von Martina »

Hallo Kate,

ich finde sowas, aus meiner jetzigen Perspektive, auch immer ganz furchtbar und könnte heulen. Leider ist PPD immer noch eine Art Tabuthema, und irgendwie wird man noch belächelt. Kein Mensch, der nicht da gewesen ist, kann sich das Grauen dieser Krankheit vorstellen.

Ich habe ja auch oft über Selbstmord nachgedacht, was heißt oft, eigentlich pausenlos, und ich hätte Lydia nie mitgenommen. Allerdings denken manche Mütter auch, dass die Kinder nicht ohne sie überleben können.

Meine Urgroßmutter hat auch sich und ihren jüngsten Sohn erschossen :-(.

Finde ich schon ganz normal deine Gedanken!

Liebe Grüße aus Griechenland
Martina
sunshine

Beitrag von sunshine »

Liebe Kate,

ja, dir gehts gleich wie Marika, die auch zum gleichen Thema geschrieben hat. Es ist furchtbar, und oft Frage ich mich, was denn den Ausschlag dafür gibt, sowas nicht "nur" zu denken - sonder sogar auszuführen.
Aber ich denke das sind Situationen die in einem Blackout passieren, anders kann ich mir das gar nicht erklären.

Sei es wie es wolle, ich gebe dir so recht, unsere Gesellschaft weiss viel zu wenig darüber und ich selber ertappe mich manchmal dabei missionarisch zu handeln, sprich jeder der mir irgendwie näher kommt der wird informiert. So bin ich zbsp. schon bei einem anderen Friseur gesessen und ich hab der Friseuse alles erzählt, bis zum Ende der Geschichte hab ich gemerkt, dass der ganze Laden zuhörte. Aber wenigstens gehen diese Leute nach Hause und haben mal meine Perspektive/Leidensweg gehört und reagieren vielleicht anders wenn es jemanden aus ihrem Familien/Bekanntenkreis trifft.

Wir müssen vielleicht selber viel tun, dann wird die Öffentlichkeit früher oder später merken wie brisant dieses Thema ist.

Alles Liebe für dich Kate,
Christine
meiki

Beitrag von meiki »

Hallo zusammen!
Ich habe ja bei Marika schon meine Hilflosigkeit und Traurigkeit zu diesem Thema geschrieben. Es ist einfach nur furchtbar. Ich muß dauernd dran denken, wie diese Frau gelitten haben muß, in was für einer Not sie war. Niemand war da, der ihr zugehört hätte...
Ich muß noch zwei Sachen los werden:
Ich muß bei diesen Themen immer so aufpassen, daß ich nicht so arg ins Detail gehe; also ich meine, daß ich mir nicht diesen schrecklichen Leidensweg der Frau und letztendlich ja auch der Familie genau vorstelle. Ich bin versucht, mich in sie reinzuversetzen, was wohl in ihr los war; versteht ihr, was ich meine?

Es ist ein gesellschaftliches Problem und es gehört viel mehr Aufklärung her, das steht fest. Aber ich merke an mir selber, daß es mir schwer fällt, darüber zu reden; also ich habe es meiner Familie gesagt, meinem Mann und meinen drei wichtigsten Freundinnen. Aber ich möchte nicht, daß es öffentlicher wird. Ich bin hin und her gerissen: mir ist klar, daß man nur was gegen solche Tabuthemen tun kann, wenn man selber als Betroffene offen damit umgeht, aber gleichzeitig habe ich einfach Angst vor "Getratsche".
Wie geht ihr damit um?

@ Christine:ich habe gemerkt, daß du ja sehr offen damit umgehst. Was hast du für Erfahrungen damit gemacht?

Eigentlich hätte ich einen eigenen Text aufmachen sollen ...
meiki
valentina

Beitrag von valentina »

Liebe Kate
Wenn man so etwa hört oder liest, ist das noch schlimmer, als vor der PPD. Während meiner schlimmsten Phase hat es mich sowieso total runtergezogen. Heute denke ich auch immer "was hat diese Frau gelitten?"Ich glaube auch, dass man allgemein mehr über diese Krankheit wissen müsste und auch viele Ärzte wissen zuwenig darüber. Die Allgemeinheit denkt, na ja , die Frauen sind halt übersensibel und überfordert und erschöpt. Das triffts ja bei weitem nicht, wie wir alle wissen. Seit ich diese Krankheit zum grössten Teil überstanden habe, merke ich, dass ich ein grosses Bedürfnis habe, darüber zu reden, und auch Frauen, die darin stecken zu helfen. Ich glaube, wer diesen Schritt macht sich zu "outen" ist auf dem Weg zur Besserung.
Wenn man dann von solchen Frauen hört, die ihre Kinder und sich umgebracht haben, hat man plötzlich auch Mitleid mit der Frau. Das hatte ich früher nie, im Gegenteil. Vielleicht sind diese Frauen nicht in der Lage sich Hilfe zu holen, vielleicht weil sie sich schämen, weil sie Angst haben
man nimmt ihnen die Kinder weg, wenn sie von ihren schlimmen Zwangsgedanken erzählen,weil ihnen niemand gesagt hat, dass diese ein Symptom dieser Krankheit sind. Vielleicht hat einfach niemand ihre Hilfeschreie gehört, weil sie zu leise waren. So etwas sollte nich passieren müssen! Aber es ist halt doch noch ein Tabuthema. Keiner weiss so recht wie er damit umgehen soll. Vielleicht können ja Frauen wie wir das ändern. Wir müssen mit unseren Frauenärzten und Hebammen und Ärzten sprechen, damit sie sensibilisierter darauf werden. Die ersten Synptome sind ja bei allen Frauen sehr ähnlich. Vielleicht passieren solche Dinge später einmal nicht mehr, weil auch die leisen Hilferufe gehört werden.
Liebe Grüsse Valentina
Sas

Beitrag von Sas »

Hallo Kate,

ich finde solche Berichte auch immer sehr traurig. Mein erster Gedanke war: Mein Gott, warum ist sie mir nicht begnegnet. Sie kommt nämlich relativ aus der Nähe von mir. Du darfst das nicht zu sehr an Dich ranlassen. Es ist ja logisch, dass uns das berührt, wir sind ja schließlich alle Betroffene. Aber eines unterscheidet uns von dieser armen Frau. Wir nehmen Hilfe in Anspruch, die sie nicht bekommen hat. Ich verstehe auch nicht, warum die Umwelt nicht reagiert hat, aber das liegt wohl tatsächlich an der mangelnden Aufklärung über diese furchtbare Krankheit. Das ist sehr schade, denn diese Depression ist heilbar, wenn man sie erstmal erkannt hat.

LG, Saskia
Nora

Beitrag von Nora »

Hallo Kate,

ich habe diese Nachricht auch gesehen und sofort gedacht: Oh Gott, die arme Frau. Was muß sie gelitten haben und wie verzweifelt war sie, daß sie keinen anderen Ausweg gesehen hat. Ich dachte auch, Mensch, ich hätte der so gerne geholfen!!! Ich möchte gar nicht wissen, wieviele Frauen, die sich und ihre Kinder umbringen, an PPD erkrankt waren. Wahrscheinlich mehr als man weiß. Und eigentlich hätten diese Frauen "nur" erst einmal etwas Zuspruch, Unterstützung und Verständnis gebraucht - dann wäre das wahrscheinlich nicht passiert. Es ist so wichtig, daß endlich mehr Aufklärung betrieben wird und diese Frauen sich nicht mehr so verlassen fühlen. Ich hoffe so sehr, daß dies besser wird.

LG,
Nora
Sanne

Beitrag von Sanne »

Hallo,
hab es nicht gehört gestern und les grad hier davon, hatte grad eine Panikattacke bekommen und musste heulen deswegen.

Leide auch unter Zwangsgedanken und habe gedacht eigentlich man würde eben diese nicht ausführen. Ich denke aber auch das niemand gemerkt hat was mit der Frau los war.


Weiss jetzt auch gar nicht was ich schreiben soll, ausser das mir das auch sehr leid tut mit der Frau und den Kindern.

Liebe Grüsse
Sanne
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