Plazentainsuffizienz, meine Depression

Austausch persönlicher Erfahrung mit der Depression/Psychose vor und nach der Geburt

Moderator: Moderatoren

Antworten
safra99

Plazentainsuffizienz, meine Depression

Beitrag von safra99 »

Hallo,

erstmal muss ich echt schreiben: ich bin neu hier. Und wollte mal kurz 8eigentlich ist sie echt lang) meine Geschichte aufschreiben.

Seit kurzen habe ich eine Verhaltenstherapie angefangen, bei einer Psychologin, die in einem Arbeitskreis für Wochenbettdepressionen zusammenarbeitet. Seitdem ich über meinen Schatten gesprungen bin, geht es mir schon besser. Es ist gut, wenn ein "Profi" sagt, ich habe "Berechtigung" traurig zu sein. Komisch nicht?

Ich habe ein wundervolles Kind! Sie ist so stark und schön!!!

Alles fing schon in der Schwangerschaft an, ich hatte die 8./9. ssw Blutungen, ich hatte ein halbes Jahr lang Schnupfen (und Angst, sie könnte somit zu wenig Sauerstoff bekommen, weil ich auch noch viel Übelkeit hatte und selber nicht wusste, wie ich am besten atme). Dann fingen die Blutungen in der 20.ssw wieder an. Im KH wurde ich noch blöd angemacht: was will ich hier, Blutungen sind doch normal bei mir... meine FÄ hat mich dann als Risikoschwangerschaft eingestuft und nach hause verbannt. Wahrscheinlich war der Muttermund zu gut durchblutet. Ich hatte Angst ja, das war noch nicht das Schlimme. Die Blutungen hören (nach viel, viel Mg) in der 29. ssw auf.

Bei 31+1 wurde Sara nur auf 1600 g geschätzt. Schon da fragte ich warum so wenig. Ich bin eben klein uns schlank... (so schlank nun auch nicht und der Papa ist 1,87m und 105 kg).

Dann wars Mg alle und ich wieder bei der Ärztin, bekam wieder Mg und 3 Tage später ein Ziehen. Bei 36+1. Ziehen geht nicht unter Mg. Achja, ich muss noch sagen: mein Kind lag die ganze Zeit in BEL und ich dachte: sie soll entscheiden, ob sie sich dreht oder nicht. ich zwing sie nicht.

Also bin ich baden, Ziehen wurde stärker. Dann zum CTG, aller 10 min Wehen, ins KH. Die ganze Nacht Wehen, die halbe Nacht CTG. Dann ins Patientenzimmer, noch eine Nacht dableiben, die Wehen waren weg. Nächsten Tag meinte die Visite: och, entscheidet morgen die Ärztin. Erstmal 3x CTG, früh, mittag, abend. Sonntag (Donnertag rein) dann: na, sie sind ja noch da? heute mittag noch CTG, dann heim.

Ja, dann gings los: das letzte CTG: Herztöne fielen auf 88, ich hatte soviel Angst, wie noch nie in meinem Leben!!!!!!!!!!! Dann waren sie wieder normal und ich konnte nun nicht heim. Nächsten Tag Doppler und dieser pathologisch (hochgradig. Ich hab mich gehasst, das ich unbedingt vorher wegen meinem Job wusste, wie die aussehen).

Also an dem Tag passierte nix mehr. Außer pathologischen CTG´s. War ja anscheinend kein Grund, was zu unternehmen. Außerdem: 37+0 bedeutet kein Frühchen mehr, und das sie nur auf 2300 g geschätzt war - vielleicht spann der Ultraschall - ich weiß nicht, was die gedachten.

Dienstag hiess es: morgen, 37+0 holen wir sie.

Wegen BEl ja KS. Mit PDA, wo auch immer sie war. Der KS war der krönende Abschluss. ich hab Schmerzen gehabt!!! Ich hab alles gemerkt und eindeutig - es tat weh wie Sau!!!!

Dann hiess es: huch sie pullert ja, ich hab sie schreien hören und weg war sie.

2010 g, 43 cm und 35,6 °. Der Mutterkuchen war nicht mehr so fest, wie er sein sollte. Ich weiß definitiv: mein Kind wär gestorben!!! Entweder wär sie in mir verhungert oder ich wär verblutet (wenn sich die Plazenta ganz gelöst hätte) und sie deshalb gestorben.

Ich habe nicht stillen können (sie lag 7 Tage im Inkubator), sie hatte eine Trinkschwäche, sie war viel zu schwach, ich hab sie nie bei mir im Bett schlafen lassen, ich habe immernoch jeden Tag irrsinnige Angst, das irgendetwas passiert und sie doch fort ist! Die ersten 3 Monate waren der Horror, ich sass mit ihr zu Hause und musste sie zum Trinken zwingen - ein Fünftel vom Körpergewicht. Aller 3 Stunden (manchmal hab ich 90 min die Flasche gehalten) und nie, nie hab ich ein Wort gehört von meiner eigenen Mutter: das machst Du toll! Immer seh ich nur das Negative, nie irgendein Lob.

Mit 12 Wochen waren wir wieder im KH, diesmal zur Liestenbruch-OP. Seitdem verstehe ich Magersüchtige. Es stimmt, sehen sie in den Spiegel, sehen sie sich fett. Ich stand anch 12 Wochen auf der Station und starrte mein Kind an: das waren nicht mehr 1865 g, das waren 4440 g...

ja, das schlimmste ist: diese Nulleinsicht, dieses: was, das ist doch kein Frühchen, ist doch 37+0 (ist eins, wegen dem gewicht) und diese Gedanken abends, nachts im Bett: tat es weh in mir, musste sie leiden,. was wäre wenn nicht...
wenn ihr igendetwas passiert, dann kann ich nicht mehr.

LG Sandy + Sara Marie *29.06.05
valentina

Beitrag von valentina »

Liebe Safra
Was du alles erlebt hast, ist ja echt der Horror. Kein Wunder, dass es dir nicht gut geht! Ich finde es sehr gut, dass du in einer Therapie bist. Jetzt musst du nämlich auch einmal etwas an dich denken.
Ich gehöre auch zu den Müttern, die am Anfang nach der Geburt immer Angst haben, mit ihrem Baby könnte etwas nicht stimmen. Wenn eine Schwester mir sagte, das Kind habe etwas erhöhte Temperatut oder der Blutzucker sei etwas tief, war ich schon auf 180 und malte mir die schlimmsten Dinge aus. Mir gings jeweils erst richtig gut, wenn ich mit meinem Kind zuhause war und wusste alles ist gut. Aber was du durchmachen musstest......... das hätte ich auch nicht einfach so weggesteckt. So wie du es schreibst war die psychische Betreuung gleich null. Sehe ich das richtig? Da wären wir wieder beim Thema. Ich glaube einfach,Frauenärzte und Hebammen müssten psychisch mehr Beistand leisten können, oder Fachpersonal hinzuziehen in solch einem Fall. Wenn eine schwangere Frau Angst hat um ihr Kind muss das einfach ernst genommen werden. So eine Frau muss doch einfach psychisch betreut werden. Ich hoffe sehr, dass du dieses Trauma gut verarbeiten kannst. Deiner Kleinen geht es jetzt gut, und du musst einfach versuchen, dich daran aufzubauen. ( Ich weiss, theoretisch ist immer alles einfacher!) Liebe Grüsse Valentina
safra99

es glaubt ja keiner, das es so ist

Beitrag von safra99 »

Danke für Deine Antwort. Ja, die psychologische Betreuung für mich war gleich Null. Nunja, ich hatte es mal meiner Hebi gesagt und das war die Antwort: Du doch nicht! Du machst das alles ganz toll!!!!

Hm, weil ich echt auf Unverständis gestossen bin, hab ich es halt niemanden weiter erzählt. Meine Mutter stellte mich auch so hin: ein Geburtstrauma? na, das kann ja niemand verstehen... das hat mir irgenwie den rest gegeben (meine Psychologin meine ich habe eine sehr harte Mutter. ich denke eher, es muss an ihrem Leben liegen, das sie so ist. Aber es tut höllisch weh, auch wenn ich meine Mutter nicht anders kenne).

Ja, ich versuch das Positive zu sehen: meine Kämpferin ist in 6 Monaten 26 cm gewachsen!!! Also, sie hat fast 70 cm, da ist nix mehr Zwergenprinzessin. Und sie ist total normal, es hätten ja auch Schäden werden können... ja, und lieb ist sie! jetzt ist das Mamasein ein echter Traum, hätt ich nur nicht so viel Angst und diese Traurigkeit. Ich frag mich einfach nur immer wieder: warum ich??? Warum mien Kind??? Wir haben doch nix getan! ich mein, ich würds verstehen, hätte ich geraucht oder so. Hab ich aber nicht. Ja, und schon dreh ich mich wieder im Kreis.

Deshalb bin ich so glücklich über die therapie. Ich bräucht nur noch einen kleine Mann im Ohr, der den ganzen Tag und die ganze Nacht flüstert: Du hast keine Schuld. Du bist eine gute Mutter (sonst wär sie nicht so lieb)...

LG Sandy
sunshine

Beitrag von sunshine »

Liebe Sandy,

also ich bin jetzt mal der Mann in deinem Ohr:

du machst das toll, du bist eine SuperMutter.......
Manchmal kommt alles so zusammen, das kann man gar nicht so wegstecken. Die Sorgen in der Schwangerschaft, die Komplikationen, wie soll man da bitte ganz ruhig bleiben?!?!?

Natürlich sagt das deine Hebamme zu dir, sie will dich wahrscheinlich beruhigen, aber das klappt halt auch nicht immer so, weil einfach zu viel Angst angestaut ist in dir!!!

Du machst genau das richtige, du lässt dir helfen, du bist in dieses Forum gekommen, kannst dich über all deine Gedanken/Ängste etc. austauschen, das tut auch schon unendlich gut.

Liebe Sandy, ich wünsch dir nur das allerbeste für eure Zukunft
Christine
Antworten