Heute wollte ich aus dem Fenster springen!

Austausch persönlicher Erfahrung mit der Depression/Psychose vor und nach der Geburt

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Milla

Heute wollte ich aus dem Fenster springen!

Beitrag von Milla »

Hallo meine Lieben!

Heute habe ich persönlich und in meiner Ehe einen absoluten Tiefpunkt erlebt.

Es ging mir gestern relativ gut,mich haben aber im Laufe der Zeit die Bemerkungen und Gesten meines Mannes schon gekränkt.Z.B als wir einkaufen gegangen sind und er im Auto geblieben ist,weil unsere Tochter im Autositz schlief.Ich kam zurück mit meiner Plastiktüte und er merkte , dass ich 3 Porzelannschüssel gekauft hatte.Er brüllte dann gleich los:“Warum hast du das gekauft?Wir brauchen solche Schüssel nicht!Wir haben schon so viel Gerümpel im Haus!“Ich sagte nichts,sondern schluckte meine Kränkung runter.

Dann zu Hause angekommen,bat ich ihn, unsere Tochter ein wenig zu nehmen.Schliesslich kümmere ich mich 7 Tage über 7 um sie .Er machte das offensichtlich widerwillig,aber sagte nichts dazu.Eine halbe Stunde später ging ich ins Bad , um ein Bad zu nehmen.Etwas , was ich sonst in der Woche wegen der Kinder nicht machen kann.Kaum war ich im warmen Wasser und fing an,mich zu entspannen,kam er ,setzte die Kleine auf den Boden und sagte,er wolle unseren Sohn gleich von der Oma abholen.Ich protestierte und fragte,ob er ihn denn nicht eine halbe Stunde später abholen könnte (es war 17 Uhr),denn mit ihr daneben konnte ich mich nicht entspannen.Er grübelte etwas in seinen Bart ,nahm die Kleine mit Gewalt im Arm und ging mit ihr aus dem Haus.Mit dem schlechten Gewissen,dass er mir auf diese Weise eingeflößt hatte,konnte ich mich nicht mehr richtig entspannen und ging nach ein paar Minuten aus dem Bad heraus.

Eine halbe Stunde später war er wieder da,mit Tochter und Sohn,sichtlich schlecht gelaunt.
Wir aßen gemeinsam,dann brachte er unseren Sohn ins Bett,ich brachte unsere Tochter ebenfalls ins Bett.Wir verbrachten unseren Abend wie immer seit der Geburt unserer Tochter:getrennt.Ich vor dem PC,er vor dem Fernseher.Er ging dann ziemlich früh ins Bett, ich war dagegen überhaupt nicht müde,sogar hellwach,obwohl ich Baldriantabletten genommen hatte.Gegen 23-24 Uhr ging ich doch ins Bett.Unser Sohn kam dann kurz darauf in unser Bett und trennte uns, da ich gegen meinen Mann angekuschelt lag.Da ich nicht einschlafen konnte und ein großes Nähebedürfnis zu meinem Mann hatte,der ja tagsüber ziemlich abweisend und distanziert gewesen war,stand ich auf und ging an die Seite meines Mann,der mich aber ziemlich brutal zurückwies.Daraufhin fühlte ich mich sehr gekränkt und fing an zu weinen .Ich ging dann ins Schlafzimmer meines Sohnes,da ich immer noch nicht einschlafen konnte.Erst gegen 1-2 Uhr konnte ich endlich einschlafen,schlief aber ziemlich schlecht.

Am Morgen weckte uns unsere Tochter um 8Uhr30.Ich nahm sie und wir gingen ins Elternbett,um mit meinem Mann und meinem Sohn zu kuscheln.Wir waren alle gut gelaunt,bis mein Sohn wieder sein blödes Spiel anfangen wollte:er sagte , er sei ein Leopard und wolle auf die Amelie springen. Daraufhin packte eine große Wut meinen Mann und er nahm unseren Sohn gewaltig weg,um ihn am Springen zu hindern , schimpfte ihn rege und ging mit ihm in die Küche.Als ich selber runterging,merkte ich , dass etwas mit meinem Mann nicht stimmte,dachte aber nicht daran,dass er wegen meines Sohnes schlecht gelaunt war,sondern wegen mir.Er sprach nicht mit mir und ich weiß nicht mehr wieso, aber irgendwann fing ich an zu weinen und er kränkte mich noch mehr,indem er mir sagte,ich soll ihm seine Ruhe lassen,statt ihn zu fragen,warum er so kalt mit mir sei.Er nahm dann genervt die beiden Kinder mit, nachdem er mir die Anweisung gegeben hatte (Befehl!), um 11 Uhr30 fertig zu sein,um ins Restaurant gehen zu können.Ich stand regelrecht neben mir,dachte,was habe ich noch falsch gemacht,damit er mich so schlecht behandle.Ich ging dann ins Elternzimmer und schrieb ihm einen langen Brief,wo ich ihn um Erklrärungen bat und ihm meine Sicht der Situation erklärte.

Ich ging dann ins Bad und brach dann unter der Dusche wieder in Tränen aus,als er gerade kam.Er sah mich in diesem elenden Moment an , schüttelte den Kopf und ging mit der Kleine wieder runter.

Ich weiß nicht mehr , was danach genau passierte,aber ich war so verzweifelt,dass ich überlegte,aus dem Fenster zu springen,um diesem entsetzlichen psychichen Schmerz ein Ende zu machen.Ich dachte aber an die Kinder und tat es deswegen nicht.Ich ging deswegen wieder runter und griff in meiner Not zum Telefon,um eine Seelsorgenummer anzurufen.Ich ging dann wieder hoch, um in Ruhe anrufen zu können, aber mein Mann lief mir nach und ich sperrte mich ins Bad ein.Ich rief dort statt die Seelsorgenummer den Rettnungsdienst,weil ich wieder Angst bekam,aus dem Fenster zu springen.Mein Mann schrie in der Zeit,ich soll endlich öffnen,aber ich tat es nicht,weil ich kein Vetrauen in ihm hatte.Ich glaubte,er schämte sich vor den fremden Leuten,deswegen fuhr er gleich mit meinem Sohn los.

Ich ging wieder runter,um auf den Rettungsdienst zu warten.Sie kamen zu dritt,aber keinen Artz darunter,nur Sanitäter,1 Mann und 2 Frauen.Sie waren sehr nett,hörten geduldig meine Geschichte an, wussten aber nicht,was sie tun sollten.Der Mann fragte mich,ob ich einverstanden sei,in die nächste psychiatrische Klinik eingeliefert zu werden.Ich sagte zu,nachdem er mir versichert hatte,dass meine Tochter mitkommen konnte.Dann warteten wir auf den Arzt,der die Überweisung unterschreiben sollte.Es war der Arzt, den ich kurz vor Weihnachten wegen eines schlimmen depressiven Anfalls nach einem Streit mit meinem Mann besucht hatte.Er redete mit mir,versuchte mich durch Scherze zum Lachen zu bringen.Er sagte schliesslich,es gäbe keinen Sinn, mich in die Psychiatrie einzuliefern,denn mit mir konnte man vernünftig reden,ich sah nicht im Moment selbstmordgefährdet aus.Er bat mich darum,meinen Mann am Handy anzurufen und ihn zu bieten,gleich heimzukommen.Zum Glück konnte ich meinen Mann erreichen, der eine Viertelstunde später kam.Mein Mann zeigte sich vor dem Arzt auf einmal ganz fürsorglich und mitleidend,exakt das Gegenteil von seinem Verhalten 1 Stunde früher.Wir fingen einen Streit vor dem Arzt an, der Stellung zu meinem Mann plötzlich bezog,was mich aufregte und daraufhin ging dieser auf meine Bitte weg.

Ich fuhr dann mit dem Auto los,machte bei einer Tankstelle halt,um mir Schnaps und Zigaretten zu besorgen.Ich fuhr dann zur Kirche unseres Dorfes,um dort etwas Halt zu finden.Die Kirche war aber bitterkalt und leer,dort fand ich nur die Statue von Jesus als kleiner Strost.Ich fuhr dann gleich wieder heim,trank noch im Auto das Fläschen Schnaps, weil ich die Kehle vor Kummer wie zugeschnürrt hatte und ging auf die Terrasse, um eine Zigarette zu rauchen.

Ich ging dann wieder heim.Wir fingen dann wieder an zu streiten.

Irgendwann erzählte er mir, dass er heute Morgen nicht wegen mir,sondern meines Sohnes schlecht gelaunt war.Ich staunte viel, denn ich überzeugt war,daß er mir böse war.

Und im Laufe eines weiteren Gespräches sagte er mir unter Tränen,dass er sich schämte,weil der Krankenwagen bei uns war,dass er seinen Chef angerufen hätte,um zu kundigen,weil er sich nicht mehr traute,in die Arbeit zu gehen,jetzt wo jeder wissen wird,was los mit seiner Frau war.
Ich antworte ihm, daß er sich nicht schämen soll,daß ich krank sei,aber , antwortete er mir,er sei so,er konnte nicht über seinen Schatten springen.

Dann plötzlich fiel es mir wie Schuppen aus den Augen:er wollte eigentlich die heile Fassade der lieben kleinen Familie aufrechterhalten,niemand sollte erfahren,wie es mir und unserer Ehe schlecht geht.Deshalb wollte er nicht,dass ich den Rettungsdienst anrufe und deswegen war er mir so böse nachher und ging weg,um dem Schamgefühl zu entfliehen.

Jetzt verstehe ich,dass er die Denkweise seiner Mutter übernommen hat:man soll die Pb unter dem Teppich kehren,die lieben Nachbarn sollen nichts davon erfahren.

Und es ist eine Schande,depressiv zu sein,Eheprobleme zu haben.Darum soll niemand davon erfahren.

Wenn ich recht verstanden habe,soll ich jeden Ärger mit den Kindern und dem Haushalt herunterschlucken,das heißt mich nie beschweren,immer die liebe , brave und zufriedene Ehefrau spielen,damit Mann nach der Arbeit seine wohlverdiente Ruhe haben kann.Er habe meine Beschwerden und meine Vorwürfe satt.

Und ich merke plötzlich,wie dieses Leben,das ich seit der Geburt meines Sohnes lebe,Hausfrau,was für mich gleichbedeutend wie Haussklavin ist (kein Lohn,keine Anerkennung,kein Lob,Arbeiten rund um die Uhr), dieses Leben mich jetzt nach 3,5 Jahren regelrecht ankotzt.Ich habe es satt, die liebe Mutter und Ehefrau zu sein,die sich für anderen opfert,ohne von ihnen den kleinsten Dank zu bekommen.Einfach satt!!!!

Wir haben von Trennung und Scheidung gesprochen,er möchte morgen zum Anwalt gehen.

Ich habe ihm gesagt,ich will von ihm kein Geld,das Haus und das Auto darf er behalten.Ich möchte nur einen Unterhalt für die Kinder,selber bin ich bereit,von der Sozialhilfe zu leben.

Ich weiß nicht wie meine Zukunft nach der Trennung/Scheidung wird,ich bin 35 Jahre alt,arbeitslos,Ausländerin,habe hier keine Verwandten,die mich finanziell und moralisch unter die Arme greifen könnten.Ich kann nicht zurück nach Frankreich,wo ich keine Berufsausbildung habe (habe hier Kinderpflegerin gelernt,nachdem ich mein Studium in Frankreich wegen meines Mannes aufgegeben habe) und ich darf meine Kinder wahrscheinlich nicht dort bringen.

Ich stehe vor den Scherben meiner Ehe.Ich bin müde,traurig,verzweifelt,resigniert und frage mich,warum ich vor 11 Jahren so dumm war,um zu glauben,dass ich den charmanten Prinz getroffen hatte.Ich wollte nie einen Mann wie meinen Vater heiraten,der einem immer befehlte,was man zu denken und zu tun hatte,der eine heile kleinbürgerliche Fassade aufrechterhalten wollte,obwohl drinnen alles kaputt war.Und genau so einen Mann,einen kleinen Bürger,habe ich geheiratet.

Ich wünsche mir,das alles wäre nur ein Alptraum gewesen,ich hätte ihn nie kennengelernt,ich wäre jetzt 23 Jahre alt und Grundschullehrerin,jung,schön und leicht.

Morgen gehe ich zum Nervenarzt.Der Arzt hat mir heute Nachmittag versprochen, einen Termin für morgen auszuhandeln.Er denkt,dass eine Haushaltshilfe wegen der Depression auch möglich wäre und riet mir zu mehr Abstand zu meinem Mann, indem ich zu meiner Mutter mit den Kindern gehen sollte und vielleicht eine Mutter-Kind-Kur beantragen sollte.

Ich denke nicht,dass das Antidepressivum,das er mir verschrieben wird,mir helfen wird.Ich werde es aber trotzdem probieren,weil es mir nichts Anderes übrig bleibt.

Ich wünsche mir im Moment nur noch,das Recht zu haben,eine einzige Pille zu nehmen,die mein Leben und damit dieses ganze Leid,diesen ganzen Dreck,auf einmal und für immer löschen würde.Einfach einschlafen und nie wieder aufwachen.

Um nie wieder die Befehle,Vorwürfe,Schuldzuweisungen meines Mannes zu hören.

Sorry,wenn es so lange wurde.Ich wollte mich diesen tiefen Kummer aus der Seele reden,was ich sonst hier nur mit meinen Wänden machen kann.
Liebe und traurige Grüsse
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Marika
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Beitrag von Marika »

Meine liebe Milla!

Deine Geschichte ist unendlich traurig und ehrlich gesagt, bin ich ziemlich erschüttert, so dass mir ein bissl die Worte fehlen. Lass dich erstmal in den Arm nehmen.... :cry:

Aber eines kann ich dir doch sagen: das Antidepressivum WIRD dir helfen, ganz sicher. Und zwar insofern, dass dein momentaner, unermesslicher Schmerz gelindert wird und du wieder Lebensmut bekommst. Auch ich kenne dieses Gefühl: Einfach einschlafen und nie mehr aufwachen müssen. Das ist die Depression und da wird dir das Medikament wieder raus helfen.

Liebe Milla, dein Arzt hat Recht, wenn er sagt, du sollst ein wenig Abstand zu deinem Mann gewinnen und zu deiner Mutter gehen. Wenn ein wenig Zeit vergangen ist, könnt ihr sicher nochmal über alles reden - egal ob es zu einer Trennung kommt oder nicht. In eurer BEIDER momentanen Verfassung, könnt ihr nicht mehr miteinander reden - das habt ihr eh schon gemerkt. Versuch zur Ruhe zu kommen - am besten bei deiner Mutter, wenn das geht. So bekommt auch dein Mann Gelegenheit über alles nachzudenken. Diese Chance würde ich ihm geben, denn es ist sicher auch für ihn schwer. Männer reagieren nur leider dann oft komplett unverständlich mit Vorwürfen und Ablehnung.

Ach Milla, versuch dein ein bissl zu beruhigen und geh morgen erst mal zu deinem Arzt - Termin. Ich bin sicher, dass er dir helfen kann. Vielleicht kannst du ja ein bissl schlafen und schreib uns doch morgen, wie dein Termin war, ja!!!

Fühl dich ganz fest umarmt - ich denk morgen an dich! :wink:
Liebe Grüße von
Marika

Diagnose:
schwere PPD 2005
heute völlig beschwerdefrei mit 10 mg Cipralex
Milla

Beitrag von Milla »

Danke vielmals meine liebe Marika!

Ich bewundere dich sehr.Du hast immer ein nettes Wort für uns alle,auch wenn es dir gerade nicht so gut geht,ich finde dich klasse! :D

Ja,unsere Ehegeschichte ist echt zum Heulen.Gestern kamen Gedanken von ihm durch unsere Gespräche zu Tage,die mich richtig erschüttert haben.Er hat mir schlichtweg zu verstehen gegeben,daß er meine Depressionen, daß heißt im Klartext meine schlechten Launen die ganzen Jahren "ertragen" habe,daß heißt ich war für ihn keine Glücksquelle , sondern nur eine Last! :cry:

Ich habe ihm geantwortet,daß ich durch meine Ängste und meinen Perfektionnismus keinen einfachen Menschen bin,daß es mir also durchaus bewußt bin,daß es nicht immer leicht , mit mir zu leben,aber da ich selber die Macken der anderen (also seine,die seiner Mutter,seiner Familie) ziemlich gut vertragen kann,kommt es ihnen vor,daß ich die schwierige Person bin .Obwohl mir die anderen oft auf die Nerven gehen,aber ich sage meistens nicht dazu,ich lächle weiter schön und versuche,drüber hinwegzuschauen.

Jetzt verstehe ich,daß er den Ärger , den er einmal mit mir erlebt hat , nicht vergessen hat, daß alles sich in ihm angestaut hat und daß er mir für alles nach und nach immer mehr böse dafür ist.Z.B.während unserer Hochzeit,machte er ein Beerdigungsgesicht,ich wußte lange nicht warum.Vor kurzem sagte er mir, es sei wegen meines Streites mit meiner Schwester, ich hätte einen Teller vor Wut im Bad kaputt gemacht.Meine Schwester und meine Mutter waren an diesem Vormittag zu uns in die Wohnung gekommen und meine Schwester wollte unbedingt meine Frisur zurechtmachen,bzw. mir vorschreiben,wie sie aussehen sollte.Ich war total genervt, daß die beiden am Tag meiner Hochzeit nicht die Dezenz hatten,meine Privatsphäre zu respektieren und mich selber entscheiden lassen, wie ich mich friesieren wollte.Ich habe sie einfach rausgeschmissen, ich konnte diese Bevormundung,die ich meine ganze Kindheit und Jugendzeit in meiner Familie gekannt hatte, nicht mehr ertragen.

Und das Problem ist,daß mein Mann jetzt auch immer mehr diese Attitüde hat,versucht,in allen Bereichen meines Lebens , mich zu bevormunden,mir vorzuschreiben,wie ich zu leben habe.

Ich darf z.B. nicht den Sofabezug kaufen,der mir gefällt.

Ich MUß um 22 Uhr im Bett sein, weil er sonst nicht einschlafen kann.

Ich MUß um 11Uhr30 fertig sein, damit wir ins Restaurant fahren können.

Neulich berichte ich ihm ganz begeistert von meinen Plänen,mein Psychologiestudium wieder aufzunehmen,weil mich dieses Fach einfach begeistert.Seine Reaktion hat mein Selbstvertrauen auf einmal zunichte gemacht:"Ach, so ein Schmarrn!Du hast nicht die Kraft, einen solchen Beruf auszuüben,da wirst du noch mehr krannk sein.Und du wirst keine Arbeitsstelle finden!Studiere Lehramt,das ist viel vernünftiger und du kannst dann gut verdienen!"

Voila, das Einzige, was ihn interessiert, ist das liebe Geld (davon kann er nie genug kriegen,er träumt immer von der nächsten Gehaltserhöhung,ist nie damit zufrieden,was er gerade hat).Was mich selber glücklich machen würde-anderen helfen-das hat keine Bedeutung.Ich soll VERNÜNFTIG sein, was so viel bedeutet wie:ich soll meine echte Wünsche unterdrücken, mich an seine Träume/Lebensvorstellungen anpassen.

Er ist GENAU wie mein Vater!

Das alles habe ich , als ich gearbeitet habe, nicht gemerkt,weil ich über eine gewisse finanzielle Unabhängigkeit verfügte,auch wenn ich als Kinderpflegerin nie viel verdient habe.Aber ich fühlte mich frei und seine Vorwürfe hielten sich in Grenzen, bzw. kränkten mich nicht so sehr,denn ich konnte Kraft und Selbstbewußtsein anderswo tanken.

Jetzt wo ich 100% von ihm abhängig bin,nimmt er sich anscheinend das Recht,mich zu bevormunden.Es ist wirklich seit der Geburt meines Sohnes und vor allem meiner Tochter schlimmer.

Ich stelle mir die Frage,ob diese postpartale Depression nicht von dieser neuen Abhängikeit der Frau dem Mann gegenüber abhängt.Ich habe das Gefühl,seitdem ich zu Hause bin,verfällt er immer mehr in dieses uralte Verhaltensmuster des Mannes,der seine Frau bevormundet,weil sie von ihm finanziell abhängig ist.

Ich habe irgendwo einmal gelesen,daß Depression eine Art Anpassung sei,wenn jemand unterdrückt sei und nicht rebellieren kann, weil diese Rebellion sonst durch schlimme Reaktionen (Gewalt) bestraft wird.

Genau dieses Gefühl habe ich zur Zeit,wie damals, als mein Vater mich unterdrückte.

Ich bin nicht mehr ICH selbst,ich bin nur noch einen Untertanen,der die Träume eines Anderen erfüllen soll,sich also anpassen soll.

Ach,wenn ich denke, daß dieses gemeinsame Haus,diese gemeinsame Kinder "unser" großer Traum waren.Ich habe gedacht,wenn wir das erreicht haben, dann sind wir endlich glücklich,wir sind eine glückliche Familie.Es ist genau das Gegenteil.Dies alles war nur eine Falle,wir sind BEIDEN damit überfordert,überhaupt nicht glücklich.Diese Kinder und dieses Haus bedeuten kein Glück,sondern noch mehr Arbeit,moch mehr Verantwortung,noch mehr das Gefühl,angebunden zu sein.Mein Mann-das sagt er oft-ist wegen unserer Schulden (Haus+Auto) sehr unglücklich.Er hasst seine Arbeit , weil sie sehr stressig ist (Er ist Vertriebsingenieur) und sagt,ohne die Schulden,könnte er allen Scheiße sagen und sich eine andere Stelle aussuchen.Statt dessen muß er in der FA das Maul halten und weiter brav gehorchen und arbeiten.

Ich glaube,er ist selber so unter Druck, so überfordert mit all diesen Verantwortungen,daß er mich mit meinen Problemen nicht unterstützen kann.Und ich bin für ihn eine Art Ventil, um seinen Ärger in der Arbeit rauslassen zu können.Darum verlangt er von mir auch, daß ich still meine Pflichten erfülle (Kinder und Haushalt), auch wenn ich damit totunglücklich bin,denn mit meinem Beschwerden ist er überfordert.Er will seine Ruhe haben,wenn er von der Arbeit kommt,um sich von den Strapazen erholen zu können.Statt dessen erwarten ihn 2 anstrengenden und anhängliche Kinder und eine Frau, die es satt hat, sich den ganzen Tag um die Kinder und den Haushalt gekümmert zu haben, die gerne den Abend für sich allein hätte.Statt dessen muß sie das Abendessen vorbereiten,die Küche aufräumen,die Kleine füttern und ins Bett bringen,und oft ist es 21-22 Uhr bis alles fertig ist.Und das 7 Tage die Woche!


:cry:

Er ist gerade zur Arbeit gegangen .Er hat die Tür geöffnet und gesagt:
"Ich bitte dich den Johannes zum KIGA zu bringen,zum Arzt zu gehen und ...(weiß nicht mehr)."Ich habe ihm geantwortet:"Gibt es sonst andere Befehle?Wenn nicht,dann bitte ich dich,mit mir heute nicht mehr zu sprechen und mittags nicht zu kommen.Ich will meine Ruhe haben."Ja, dann hat er die Tür zugeknallt! :evil:

Ich wäre so froh,ein Radiergummi zu haben und alls zu löschen.Für immer!

Ich erhoffe mich vom Arzt nicht viel.Ich habe Angst, da er einen alten Mann ist (hat der Arzt gestern gesagt) und mir einreden will,ich hätte keinen Grund,unglücklich zu sein.

Danke ,daß du mir geantwortet hast! :P
Zuletzt geändert von Milla am 30:01:2006 8:40, insgesamt 1-mal geändert.
InaK

Beitrag von InaK »

Liebe Milla,

ich las Deinen Text und wurde ganz traurig. Es tut mir leid, daß es Dir momentan so schlecht geht und ich hoffe, daß Du Deinen Lebensmut so bald wie möglich wieder hast. Das AD wird Dir dabei helfen, Du darfst Dich nicht aufgeben!

Die Probleme mit Deinem Mann sind schlimm ... ich habe auch so ein verständnisloses Exemplar hier zuhause und weiß wie es ist, wenn man(n) die Augen zu macht oder nur blöde Sprüche kommen. Frauen mit PPD nehmen sich auch immer alles gleich sehr zu Herzen und beziehen jede Kritik auf sich selbst, ich bin da auch keine Ausnahme und das führte schon zu so manchem Streit.

Ich denke auch, daß es für euch besser wäre wenn ihr eine zeitlang getrennte Wege geht. Dafür müßt ihr euch nicht trennen oder scheiden lassen, aber ein kurzzeitiger Auszug zu Deiner Mutter wird Dir (und Deinem Mann) sicher gut tun.

Du mußt jetzt Kraft tanken, damit Du die Krankheit besiegen kannst!

Ich wünsche Dir alles Liebe!

Ina
Nora

Beitrag von Nora »

Liebe Milla,

ich bin wirklich entsetzt über die Raktionen Deines Mannes. Ich finde, er macht es sich echt einfach, indem er alles auf Dich schiebt. Ich glaube, er ist in sich selbst gefangen und nicht stark genug, da rauszukommen. Du bist nämlich die Starke in Eurer Beziehung! Laß Dich nicht mehr bevormunden und niederdrücken! Dazu hat er kein Recht. Wenn er eine Fassade in seinem Leben braucht - bitteschön. Aber er kann nicht verlangen, daß Du das alles mitmachst. Löse Dich davon, geh raus und fang wieder an zu atmen! Du brauchst für Dich und Deine Kinder alle Kraft dieser Welt und ganz bestimmt keinen Mann, der eine Lebenslüge aufrechterhält. Ich finde auch, daß Du Dich vorerst auch räumlich von ihm trennen solltest. So könnt Ihr eh nicht mehr miteinader reden. Geh raus aus dem bürgerliche Mief und gibt Dir Zeit, zur Ruhe zu kommen und Kraft zu schöpfen.
tut mir leid, wenn ich mich jetzt so aufgeregt habe, aber ich finde es einfach zum k..... wenn Männer sich so verhalten. Ich weiß, es sind nicht alle so und cih habe Glück, das meiner mir immer eine große Stütze ist. Aber ich kenne viele Frauen, auch ohne PPD, die in so gruasigen Beziehungen stecken und das macht mich immer sehr wütend.

Du bist gut, so wie Du bist. Geh weg da, fang Deine Studium wieder an, etc. - egal. hör auf Deine innere Stimme und tu Dir Gutes! Du hast es verdeint.

LG,
Nora
Patricia

Beitrag von Patricia »

Oh man.. das tut mir so leid!

Als ich Deine Geschichte las konnte ich immerzu nur den Kopf schütteln und nun habe ich sogar Tränen in den Augen :cry:

Du führst ein Leben mit so wenig Liebe das tut mir so leid.

Ich kann verstehen dass Du Dich trennen möchtest. Ich bin auch ein Scheidungskind und ich kann nur sagen liebe eine zufriedene Mama als einen so schlimmen Streß zwischen den Eltern.

Dein Mann erscheint mir so herzlos aber wahrscheinlich ist er selbst total verzweifelt und unglücklich.

Oh mein Gott.. das vermittelt mir das Gefühl eines Eispalastes. Ich denke ehrlich gesagt dass eine Mutter Kind Kur für Dich wirklich gut wäre! Ablenkung, Ruhe, andere Umgebung, andere Leute. Das solltest Du tun und Du wirst auch andere mit ähnlichen Problemen treffen!

Mein Gott, Du musst wirklich stark sein! Allein die Tatsache dass Du das alles aufschreiben konntest..

Es tut mir sehr leid und ich drück Dich mal!
valentina

Beitrag von valentina »

Liebe Milla
Warum sind wir Frauen immer bereit, die Schuld zuerst bei uns zu suchen?
Du bist aber jetzt auf einem guten Weg! :P Auch wenn du dir im Moment nicht vorstellen kannst, dass es dir irgendwann wieder besser geht, es wird besser. Du nimmst jetzt das AD, und das ist dir eine Stütze, um alles, was auf dich zukommt, besser zu ertragen. Es ist wirklich so, auch Menschen können uns krank machen. Wenn man über längere Zeit von einem Menschen lieblos und demütigend behandelt wird, und das immer schluckt, und die Schuld sogar noch bei sich selber sucht, dann staut sich das auf und irgendeinmal ist es dann einfach zuviel. Aber du bist ja jetzt daran deine Situation zu ändern, und das ist gut so! :!: Irgendwo habe ich mal gelesen, wenn eine Depression aus einer Situation entstanden ist, und man diese ändert, sei auch die Depression vorbei. Es wird dir auf jeden Fall besser gehen, wenn du dich von deinem Mann vorerst für eine gewisse Zeit vielleicht, trennst. Dann kannst du zu dir selber kommen und merkst dann auch, welches der richtige Weg für dich ist! Ich wünsche dir viel Kraft und Mut ! Alles Liebe Valentina
Ava

Beitrag von Ava »

Liebe Milla,

was Du schreibst, ist so traurig und ergreifend, und doch ist da in Dir so viel Eigenes! Du wirst diese schwere Zeit durchstehen, und danach geht es Dir besser, ganz bestimmt, dann wirst Du Dich um so freier wieder entfalten können und sein dürfen, wie Du bist, ohne Bevormundungen!
Das, was Du beschreibst, kenne ich aus eigener leidvoller Erfahrung. Bei mir war es auch so, dass die PPD nahtlos in eine Ehekrise überging, die wiederum die PPD nährte, und dadurch alles immer schlimmer wurde.
Ich habe es mittlerweile geschafft, meinen eigenen Weg zu gehen, und dem spießigen und egoistischen petit bourgeois, der mein Ex-Mann durch und durch ist, zu entkommen - durch Trennung, und bald auch durch Scheidung. Es ist ein harter Weg und ich bin auch nicht stolz darauf, dass alles so gekommen ist, aber es geht mir seit einiger Zeit besser damit, und wenn eine Ehe so am Ende ist, dass da nur noch Verlogenheit und Hass ist, dann sollte man sich diesen großen und schweren Schritt wirklich überlegen. Danach hast Du zwar nicht das reine Glück, aber Du kannst wieder mehr Du selbst sein.
Nur eins, das tue nicht, ihm jetzt irgendwelche Zusagen zu machen, dass Du verzichtest auf Unterhalt für Dich, oder auf das Haus, das ist Wahnsinn!! Ich sage Dir, das Scheidungsrecht ist nicht unbedingt auf Deiner Seite, und es wäre deshalb wirtschaftlicher Wahnsinn, auf das, was Dir zusteht, auch noch zu verzichten!!! Macht aber nichs, wenn Du das mal so dahingesagt hast, nur unterschreiben darfst Du nichts!

Bon courage pour toi et je t´embrasse

Ava
Milla

Beitrag von Milla »

Hallo meine Lieben!

Vielen Dank allen für euere Antworten! :P

Er war gerade mittags da, obwohl wir ausgemacht hatten,daß er mittags anderswo essen sollte (ich koche sonst mittags immer), ich bin auf ihn zugegangen,habe ihn zärtlich umarmt und wir haben gesprochen,bis wir uns schliesslich heftigst gestritten haben.Schuldzuweisungen seinerseits, wie immer,der Stress der Baustelle , wegen meiner Krisen , sei für ihn schlimm gewesen und zum Schluß , der Höhepunkt:"Du hast gestern den Bogen überspannt,du hast mich vor all meinem Kolleguen und den anderen Leuten lächerlich gemacht, indem du den Rettungsdienst angerufen has,du hast mir dadurch unendliches Leid getan..."Wir waren innerhalb einer Viertelstunde wieder zerstritten!

Ich habe ihn dann gefragt:"Was hätte ich sonst machen sollen?Ich habe um Hilfe gebeten und habe sie auch bekommen.Ich war kurz davor aus dem Fenster zu springen!", seine Antwort:"Du hättest die Tür öffnen sollen,ich hätte dich daran gehindert!"Ich sagte ihm dann :"Unmöglich!Du warst die Ursache für meinen Zustand,ich habe keine Sekunde gedacht, daß du mir helfen konntest und wolltest!"

Tja, da leben wir wohl auf 2 verschiedenen Planeten:ich habe durch meine offene Tat-ein Hilferuf, da er mir nicht helfen konnte-seinen guten Ruf unwiederbringlich geschadet,das zählt mehr als mein eigener Schmerz!
Ich hätte meinen eigenen Ärger runterschlucken müssen,meinen Schmerz verdrängen müssen und versuchen wollen,unsere Eheprobleme in der Privatsphäre zu lösen, was uns aber nicht gelungen ist.

Ich werde ihm jetzt aber sagen,daß er mir in der Tat diese langen Jahren,wo ich regelmäßig Depressionen hatte, nicht geholfen hat, wie er mir gestern, nicht geholfen hat.Er hätte gestern den Notdienst selber anrufen sollen, da hätte er mir wirklich helfen können.Konnte er nicht,weil ich selber das Tel hatte, aber er hätte es sicher nicht gemacht,wegen diesem guten Ruf eben.

Tja,die heile Fassade ist ihm wichtiger als Hilfe in Anspruch zu nehmen.

Und er kann mir nicht dafür vergeben, daß ich ihm "das" angetan habe.
Weil er nämlich meint, daß ich den Notdienst angerufen habe,um ihn absicchtlich weh zu tun."Du wolltest mich damit erpressen!"

Tja, meine Versuche, ihn vom Gegenteil zu überzeugen,daß ich es getan habe, weil ich Hilfe brauchte und diese Hilfe nicht von ihm zu erhoffen war
(deswegen ist er mir unbewußt böse,weil ich anderen Menschen mehr zugetraut habe, mir helfen zu können,aber nicht ihm?), und nicht um ihn zu ärgern oder seinen Ruf zu schädigen, haben nichts gefruchtet.Vermeintliche Liebesmühe! :(

Ich glaube, es bleibt uns nichts Anderes übrig als uns zu trennen, denn so können wir nicht weiter leben! :cry:

Liebe und dennoch sehr traurige Grüsse

Milla
Zuletzt geändert von Milla am 30:01:2006 15:00, insgesamt 1-mal geändert.
Milla

Beitrag von Milla »

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Zuletzt geändert von Milla am 30:01:2006 16:58, insgesamt 1-mal geändert.
TKKT

Beitrag von TKKT »

man, wenn ich dene geschichte so lese, werd ich unsagbar traurig.

Gut, dass manche Männer es nicht nachvollziehen können, was wir da durchmachen is das eine.

Aber dir böse zu sein, weil du dir Hilfe s uchst,w eil du damit nicht fertig wirst allein, dass ist echt hart. Da scheint mir echt nicht mehr viel Basis da zu sein.

ich emein, mein Mann und ich hatten auch Probleme, aber seidem ich sehr offen mit meiner Krankheit umgehe und er weiß was in mir vorgeht, entdecken wir, dass es oft einfach nur Fehlinterpretationen sind, er mich eigentlich gar nicht verletzen möchte.

Aber bei dir hört sich das anders an.

Lass dich einfach mal in die Arme nehmen und ich hoffe, dass dir geholfen werden kann, damit es dir besser geht.
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