Venlafaxin/Trevilor während Schwangerschaft

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0610engel

Venlafaxin/Trevilor während Schwangerschaft

Beitrag von 0610engel »

Hallo zusammen,
bin neu hier im Forum und noch etwas planlos :wink:
Werde mich heute abend auch in der Vorstellungsrunde ausführlich einmal vorstellen, aber hier schon einmal mein Anliegen schildern.
Aufgrund Jahrerlanger Panikattacken und meiner persönlichen Geschichte wurde ich vor 8 jahren auf Trevilor/Venlafaxin eingestellt.
Habe dann 3 Jahre die Dosis von 150mg bekommen und bis auf 75mg nun reduziert. Eine Reduzierung auf 37,5 scheiterte sehr schlimm letztes Jahr und brauchte lange, bis ich mich wieder gefangen hatte.
Unser Babywunsch bestand, aber in Abhängigkeit, das ich keine AD mehr nehme.
Für mich aktuell scheint das noch nicht sichtbar zu sein. Nun werde ich 39 und wir denken es muss wohl auch mit Medis.
Nach schon einigen Recherchen habe ich herausgelesen, das es nicht sinnvoll ist umzustellen auf ein anderes. Hatte mir aber überlegt nochmals auf 37,5 runter zu gehen sobald wir "aktiv" planen, um dem Kind so wenig wie möglich an Medis zu geben. Sollte es dann während der Schwangerschaft garnicht mehr gehen, dann wieder zu erhöhen.

Soooooo nun meine Frage: :oops:
Wer war/ist mit Venlafaxin schwanger?
Kann mir zu Reduzierung extra kurz davor usw etwas sagen.
Die Seite embryotox kenne ich.

Gibt es spezielle Frauenärzte/Neurologen die sich damit besonders gut auskennen? Mein Frauenarzt hat keine Erfahrung mit Medis und Schwangeren, wobei er sonst wirklich toll ist

Vielen Dank euch erstmal
Sabine

Habe diesen Text auch bei aktuellen Schwangerschaften drin stehen, wobei ich gerade gesehen habe, das dort nicht viel aktivität ist, daher doppelt gepostet
suzilizzy

Re: Venlafaxin/Trevilor während Schwangerschaft

Beitrag von suzilizzy »

Hallo erstmal,
ich hatte zwar keine AD in der Schwangerschaft, weiss aber, dass die von Embryotox mit Ärzten telefonische Beratungen machen. Vielleicht kann deine Frauenärztin sich da für dich schlau machen?!
Ansonsten vielleicht einfach in einer für PPD spezialisierten Klinik anrufen und sich da durchfragen?!

LG
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Marika
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Re: Venlafaxin/Trevilor während Schwangerschaft

Beitrag von Marika »

Hallo,

hätte jetzt auch geraten, dass dein Doc sich mit Embryotox berät!

Und: Ob es eine gute Idee ist, diese Reduzierung nochmal zu wagen, wenn du schon mal extrem schlecht darauf reagiert hast und das dann noch in dem Moment wo ihr "aktiv plant"? Ich meine ehrlich gesagt: sehr schlechte Idee! Dein Kind bekommt dann vielleicht weniger Medis ab, aber dafür eine heftige Extraportion Stresshormone, falls es dir wieder schlecht geht. Und die haben ebenfalls gravierende negative Wirkungen auf das Ungeborene. Wäre eine stressfreie und schöne Schwangerschaft mit ausreichend AD Dosis nicht besser?
Liebe Grüße von
Marika

Diagnose:
schwere PPD 2005
heute völlig beschwerdefrei mit 10 mg Cipralex
0610engel

Re: Venlafaxin/Trevilor während Schwangerschaft

Beitrag von 0610engel »

danke euch für die antworten.
ich selber wäre auch dafür alles so zu lassen wie es ist, denn mir geht es so sehr gut.
doch viele Ärzte raten eben dazu, entweder so wenig als möglich, wie auch gar keine medis zu nehmen.
eine bekannte darf noch nicht mal Paracetamol nehmen, wenn sie Migräne hat in der Schwangerschaft....
Möchte eben für das Baby das aller Beste. Und für mich aber auch eine angenehme Schwangerschaft.
Ich werde einmal versuchen bei embryotox nachzufragen.
Habe aber auch gelesen, man solle sich nicht auf diese verlassen, denn sie würden auf der Seite der Pharmakologie stehen und nicht unbedingt immer auf der des Patienten.
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Marika
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Re: Venlafaxin/Trevilor während Schwangerschaft

Beitrag von Marika »

Selbstverständlich sind Medis so wenig wie möglich, das beste - ganz klar. Aber wenn es dir schlecht in der Schwangerschaft, dann nützt das niemandem!!!!

Ja - wem kann man heute noch vertrauen... gute Frage. Am ehesten seinem ganz eigenen Bauchgefühl - somit DIR selber! Hier muss dann tatsächlich jeder für sich sein ganz eigenes "Nutzen - Risiko - Verhältnis" finden. Mach es so, wie DU dich gut dabei fühlst!
Liebe Grüße von
Marika

Diagnose:
schwere PPD 2005
heute völlig beschwerdefrei mit 10 mg Cipralex
Bienenelfe

Re: Venlafaxin/Trevilor während Schwangerschaft

Beitrag von Bienenelfe »

Hallo Sabine,

ich nehme kein Venlafaxin/Trevilor, sondern ein atypisches Neuroleptikum (Aripiprazol 5 mg/d) und möchte dir kurz von meinen Erfahrungen in meiner aktuellen (2.) Schwangerschaft und meiner ersten Schwangerschaft berichten.

Gut drei Jahre vor meiner ersten geplanten Schwangerschaft hatte ich eine erste psychotische Episode, das war im Sommer 2008. Ich habe dann Aripiprazol bekommen und war als ich schwanger wurde (Juli 2011) bei 2,5 mg jeden 2. Tag. Embryotox riet mir, die Medikation nicht abzusetzen bzw. sagte, dass sei jedenfalls nicht gefährlich für das ungeborene Kind (einzig zu beachten, dass ein qualifizierter Organultraschall um die 20. SSW rum gemacht wird und die Entbindung in einer Klinik mit Kinderstation stattfindet). Meine betreuende Psychiaterin sagte mir, ich solle absetzen. Fazit: Ich habe in der 5. SSW abgesetzt. Es ging mir sehr lange gut, bis ich in der 35. SSW eine zweite psychotische Episode hatte. Das führte zu einem achtwöchigen Krankenhausaufenthalt mit Akutmedikation (Benzodiazepine plus Aripiprazol), einem vorzeitigen Kaiserschnitt in der 38. SSW, Trennung von meinem neugeborenen Sohn, weil er auf die Kinderstation verlegt werden musste und ich zurück in die psychiatrische Klinik kam.

Nun bin ich letztes Jahr wieder geplant schwanger geworden und habe das NL beibehalten. Dem Baby (ET in vier Wochen) geht es prächtig und mir geht es gut, weil ich mich einfach "abgesichert" fühle. Am Montag haben wir ein Geburtsplanungsgespräch in der Entbindungsklinik (mit Perinatalzentrum) und ich bin guter Dinge.

Mein Fazit: Viele niedergelassene ÄrztInnen raten meines Erachtens vorschnell zum Absetzen, weil sie einfach Angst haben und sich nicht gut auskennen. Ebenso Apotheker oder Hebammen. Die "echten" Spezialisten sitzen bei Embryotox; das sind Ärzte und Ärztinnen, die sich eben (fast) ausschließlich und tagtäglich mit Fragen wie unseren auseinandersetzen und über einen exzellenten Überblick über Literatur und Forschung verfügen.

Ich habe mich vor der zweiten Schwangerschaft auch noch im Uniklinikum Bonn bei Frau Prof. Rohde beraten lassen. Das kann ich auch noch empfehlen.

Ich will dir hier keinen abschließenden Rat geben, ich kann nur sagen wie es bei mir einmal ohne Medikation mit Rückfall in der Schwangerschaft und einmal mit bewusster Entscheidung für die Medikation lief und läuft. Aus meiner Erfahrung vertraue ich Embryotox sehr und habe auch in anderer Hinsicht sehr gute Erfahrung mit deren Beratung gemacht.

Viele Grüße

die Bienenelfe
0610engel

Re: Venlafaxin/Trevilor während Schwangerschaft

Beitrag von 0610engel »

danke euch nochmals für die antworten.
Ja ich habe kein gutes gefühlt beim absetzten und Angst, zurückzufallen und dadurch die Schwangerschaft nicht mehr zu genießen.
Da ich aus der Nähe von Köln komme, wäre dein Rat Bienenelfe mit Uniklinikum Bonn bei Frau Prof. Rohde auch sehr gut.
Wie bist du gerade auf diese Klinik/Ärztin gekommen?
Wo wirst du entbinden?
Habt ihr spezielle Frauenärzte, die damit anders umgehen?
Ich hätte gerne, Ärzte, die hinter mir stehen, und mir nicht noch zusätzlich Angst machen sondern Erfahrung damit haben.
Werde mich nun auf jeden fall mit Embryotox in Verbindung setzen.
Mein Partner vertraut leider eher der Person, die vor ihm sitzt mehr, als dem Internet/oder jdm der "nur" am Telefon sitzt. Toll wäre daher, wenn wir irgendwo hin könnten, sie uns dann persönlich weiter helfen. z.b. Bonn..

Es ist wirklich schwer, denn für viele, die mit solchen Erkrankungen keine Berührung haben, wird man sehr schnell als nicht taugliche Mutter abgestempelt, da man ohne Medis nicht leben kann. Wobei, wenn ich mich so im Leben umgucke, ich mich manchmal Frage, ob andere nicht dringender eine Therapie notwendig hätten...nur bei denen wird nichts diagnostiziert. Ich führe in ganz normales tolles Leben, und stehe sonst mit beiden Beinen fest auf der Erde...
Bienenelfe

Re: Venlafaxin/Trevilor während Schwangerschaft

Beitrag von Bienenelfe »

Hallo Sabine,

auf Frau Prof. Rohde bin ich durch eigene Recherchen und ihre Bücher gekommen.

Ich war gerade 30 Jahre alt, als ich das erste Mal erkrankte und für mich und meinen Mann war klar, dass wir irgendwann mal Kinder haben möchten. Also habe ich alles an (Fach-)Büchern durchforstet, was es zum Thema Psychopharmakotherapie bzw. psychische Erkrankung und Kinderwunsch gibt und mich informiert.

Schnell hatte ich erkannt, dass sich die meisten Psychiater und auch Gynäkologen nicht mit dem Thema auskennen. Meine aktuelle und supertolle (!) Frauenärztin gehört meines Erachtens zu den wenigen, die sich Zeit und Mühe machen für eine einzelne Patientin detailliert zu recherchieren. Sie ist keine "spezielle" Ärztin, sonder einfach als Mensch so, dass sie sehr gewissenhaft ist und Wert auf gute Beratung und Betreuung legt. Gerade jetzt hat sie in Sachen Stillzeit noch mal für mich bei Embryotox angerufen und sich umfassend schlau gemacht. Ich habe allerdings auch schon andere ÄrztInnen gehabt, die sich gar nicht auskannten und keine Ambitionen hatten, das zu ändern.

Wenn du aus Köln bist, dann würde ich auf jeden Fall zu Frau Prof. Rohde. Wir sind auch aus NRW - da liegt das im wahrsten Sinne des Wortes nahe. Man kann durchaus mehrere Monate auf einen Termin bei ihr warten müssen - aber meiner Meinung nach ist es das hundertmal wert. Mein Mann hat ebenfalls sehr von der Beratung bei ihr profitiert.

Vielleicht helfen dir folgende zwei Bücher auch weiter:

1) Psychopharmakotherapie in Schwangerschaft und Stillzeit: Arzneisicherheit - Beratung - Entscheidungsfindung (von A. Rohde und C. Schaefer), 3. Auflage 2010, Thieme Verlag

2) Psychisch krank und schwanger - geht das? (von A. Rohde, V. Dorsch und C. Schaefer), 1. Auflage 2015, Kohlhammer Verlag

Kurz noch zwei Sachen. Zum einen habe ich noch nie gehört, dass Embryotox "auf Seiten der Pharmakologie" steht, wie du schreibst. Ich hatte diesen Eindruck nie und habe - wie geschrieben - mehrmals die Beratung durch sie in Anspruch genommen. Falls ihr die Reise nach Berlin auf euch nehmen wollt, kann man da bestimmt auch persönlich hin und ist nicht auf's Telefon angewiesen (falls das für deinen Partner angenehmer und überzeugender wäre).

Zum zweiten ist die Frage, ob man mit einer bestehenden psychischen Erkrankung (ggf. noch mal) schwanger wird eine, die man nur ganz individuell mit sich und seinem Partner/Ehemann beantworten kann. Für mich war die Antwort klar, denn die Umstände sprachen dafür (gesunder, supportiver Ehemann, gute soziale Integration, beruflich gut angekommen etc.) und ich stehe absolut hinter der Entscheidung.

Wenn du das möchtest, können wir uns gerne mal per PN austauschen. Ich wohne auch nicht weit von Köln und kann dir gerne noch mehr berichten.

Viele Grüße

die Bienenelfe
0610engel

Re: Venlafaxin/Trevilor während Schwangerschaft

Beitrag von 0610engel »

Danke dir Bienenelfe...
wir kommen von Erftstadt und haben nicht so weit nach Bonn.
Werde mir erstmal jetzt die beiden Bücher anschauen und dann wohl einen Termin vereinbaren. Kein Problem, wenn es Wartezeit gibt. Noch muss meine Spirale ihre "Dienste" tun und hab Zeit bis wir ggf. wechseln müssen.
Da ich hier neu bin, muss ich mal schauen wie das mit PN geht. Wäre auch interessant woher du kommst...
Vielleicht kennt Frau Dr. Rohde auch Frauenärzte, die sie empfehlen kann aus meinem Umfeld.
Sowohl mein Therapeut, wie auch mein Umfeld incl. mir und meinem Partner sind sicher, das es keine Probleme mit Nachwuchs geben würde. Nur eben, meine Psyche/Ängste sollten stabil bleiben. Bin so froh über die ganzen Infos, nun hab ich eine Wochenendbeschäftigung :mrgreen:
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