Schlafmittel Abhängigkeit

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Astrid77

Schlafmittel Abhängigkeit

Beitrag von Astrid77 »

Ich bin's nochmal. Ich hab monatelang kein AD genommen, dafür aber abends zum schlafen Zoldem. Seit ich denken kann tue ich mir schwerer mit dem Schlafen als andere. Ich nahm nie Schlafmittel weil diese ja verschreibungspflichtig sind. Jetzt im Alter von 38 nahm ich sie das erste mal und hab wirklich das erste mal so geschlafen wie es die meisten normalen Menschen tun! Nachts aufstehn, Fläschchen geben und dann wieder einschlafen war auch kein Problem, klappte Super. Einzig mein schlechtes Gewissen hat mich immer mal wieder dazu gebracht, 1-3 Tage pause einzulegen. Jetzt wollte ich ganz aufhören, hab es sogar ausgeschlichen statt radikal aufzuhören - und hatte jetzt 1 Woche ohne alles. Doch die letzten 3 Nächte ging es wieder so los wie zu Beginn der PPD: ich schlafe normal ein aber nach dem ersten mal füttern ist es aus. Ich hab nur einen Gedanken"wie schlafen wenn sie doch gleich wieder weint?". Dann höre ich meinen Herzschlag und bin von 1:30-5:00 wach. Und dann kommen wieder horrorgedanken. Ich stehe im dunklen Zimmer neben ihrem Bett und hab sie auf dem Arm und das düstere Gefühl der Depression ist so schlimm dass ich denke ich muss sie hinlegen und mir im Bad die Pulsadern aufschneiden denn ich halte das nicht aus.
Also nehme ich ab heute mit Freuden doch wieder Zoldem. Ist eine von euch auch abhängig von Schlafmitteln? Würde gern mal Erfahrungen hören.
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Marika
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Re: Schlafmittel Abhängigkeit

Beitrag von Marika »

Hallo,

näheres zu Schlafmitteln kann ich aus meiner Erfahrung nicht sagen, dass sie abhängig machen können ist allgemein bekannt - leider. Das Probleme ist halt auch, dass du mit der Zeit immer mehr brauchst, um schlafen zu können. Rede vielleicht da mal mit deinem Arzt.

Allerdings hatte ich zu PPD Zeiten arge Schlafprobleme - ähnlich wie du konnte ich aus Angst den Kleinen nicht zu hören nicht schlafen und glaubte ihn schon schreien zu hören, obwohl er friedlich schlief. Ich habe dafür ein schlafanstoßendes AD bekommen, dass mir einige Wochen sehr gut geholfen hat. Ich konnte es dann ohne Probleme absetzen, danach hat mein 2. Haupt-AD gegriffen und ich konnte wieder schlafen - auch ohne "Hilfe". Damit möchte ich sagen, dass deine Schlafprobleme mit der Einnahme deines AD´s welches du glaub ich gerade verschrieben bekommen hast, aber noch nicht nimmst, besser werden können. Denn sehr oft sind diese Schlafprobleme Symptome der PPD bzw. natürlich auch mit den nächtlichen Aufstehen für das Baby verbunden. Da kommt vieles durcheinander ... (Angst das Kind zu überhören, wozu schlafen wenn ich eh gleich wieder raus muss ... ) - das macht enormen Druck und dann klappt das Schlafen erst recht nicht. Ich würde auch nicht mehr ewig mit dem AD Beginn warten... :wink:

Eine weitere Möglichkeit: Entspannungsübungen, geführte Meditationen oder auch Tiefenentspannung (gibt's super CD´s oder Aps zum runterladen) - das macht insgesamt ruhiger und kann zum besseren Schlafen beitragen. Mir haben sie ebenfalls sehr geholfen.
Liebe Grüße von
Marika

Diagnose:
schwere PPD 2005
heute völlig beschwerdefrei mit 10 mg Cipralex
Glu

Re: Schlafmittel Abhängigkeit

Beitrag von Glu »

Hallo Astrid,

Ich hatte auch über Monate Schlafprobleme, ohne zu wissen, was los ist.
Ich war total kaputt und bin irgendwann mal zusammengeklappt. Logisch, wenn man über Monate nicht schläft. Als ich mit dem AD angefangen habe, würde es erstmals schlimmer. Ich habe dann zusätzlich was zum Schlafen bekommen, Promethazin. Das ist kein klassisches Schlafmittel, es macht nicht abhängig und wirkt zusätzlich beruhigend. Ich habe es nur paar mal gebraucht und konnte es abrupt absetzen ohne NW. Meine Ärztlich hat extra gesagt, dass sie kein klassisches Schlafmittel verschreibt, es macht abhängig und wie Marika schon geschrieben hat, man braucht immer mehr.
Sprich lieber nochmal mit deinem Arzt, es gibt andere Möglichkeit als das klassische Schlafmittel. Mir hat Promethazin sehr geholfen. Es war so erleichternd endlich schlafen zu können. Ich habe meinen Sohn Nacht trotzdem versorgt und konnte schnell wieder einschlafen.

VG Glu
Astrid77

Re: Schlafmittel Abhängigkeit

Beitrag von Astrid77 »

Danke für eure Antworten. das mit dem Promethazin ist eine gute Idee, werde es bei der Ärztin mal erwähnen. Andererseits habe ich auch schon Seroquel ausprobiert und schon bei nur einer tablette (25mg) habe ich mich gefühlt wie in anderen Sphären, musste morgens vor lauter Beklemmung ein tavor nehmen und habe an diesem Tag bis 4 Uhr nachmittags weitergeschlafen. Das weiß ich noch so genau weil dies einer der beiden einzigen Tage der PPD war, an denen ich im Bett bleiben "durfte" weils mir so schlecht ging. Ich hab dem Seroquel ein paar Wochen später eine zweite Chance gegeben, mit dem Wissen, was passieren könnte, aber ich war dann auch schon viel tapferer. Versuch 2 ergab dass ich ebenfalls am nächsten Tag uuuuunendlich müde war! Ich hab den tag aber normal erledigt und bin dann Abends erst ins Bett. Also Seroquel ist für mich zu hart :) Und an nächtliches Baby-versorgen wäre damit nicht zu denken. Hoffe das Promethazin wäre anders. Trittico habe ich auch bekommen (Trazodon) aber ich finde das hat gar nichts gebracht, weder gegen Depression noch zum schlafen...
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Marika
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Re: Schlafmittel Abhängigkeit

Beitrag von Marika »

Seroquel ist ein Neuroleptikum - gut möglich, dass es zu stark für dich war. Trittico hat den Ruf eher "zu mild" zu wirken. Ich bekam damals ein AD mit dem Wirkstoff Mirtazapin, was hier recht viele kennen. Damit konnte ich sehr gut schlafen. Einziges war zu berücksichtigen: Wenn ich es genommen habe, bin ich innerhalb von 15 min. im Land der Träume gewesen, mit einem Film anschauen o.ä. war da dann nix mehr. Ist aber ja nicht unbedingt ein Problem, wenn man das weiß. Alleine mit dem Mirtazapin wäre ich aber gegen die Depression nicht angekommen, in dem Punkt war es "zu leicht", zum Schlafen aber ideal. Wie gesagt habe ich damals ein 2. AD in der Zeit ebenfalls begonnen, dass dann nach absetzen des Mirtazapins alleine sehr gut gewirkt hat.
Liebe Grüße von
Marika

Diagnose:
schwere PPD 2005
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Glu

Re: Schlafmittel Abhängigkeit

Beitrag von Glu »

Ja, es ist morgens schon ein Unterschied, ob man mit Promethazin oder ohne schläft.
Zumindest habe ich es arg gemerkt, ich habe länger gebraucht um richtig fit zu sein.
Das stimmt schon. Allerdings habe ich gleich 50 mg bekommen und habe dann 25 mg probiert und es war viel besser.

Du hast halt leider allgemein viele Nebenwirkungen gehabt, oder.
Und deshalb schon einiges ausprobiert.. Das ist natürlich echt blöd, aber es gibt sicherlich was passendes für dich.
Graureiherin
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Re: Schlafmittel Abhängigkeit

Beitrag von Graureiherin »

Hallo Du,

ich habe in der akuten Zeit auch Mirtazapin genommen. Mir ging es wie Marika. Zum schlafen war es sehr gut, alleine gegen die Zwangsstörung hat es nicht geholfen. Es war auch überhaupt keine Problem es abzusetzten und ich hatte keine Nebenwirkungen.

Zudem bin ich auch eine von den Personen die schon immer mit dem Schlafen Probleme hatte. Ich bin irgendwann einmal auf die sogenannte Schlafkompression gestoßen (das Buch dazu heißt "Schlaf erfolgreich trainieren"). Da setzt Du Dir ein Bettliegezeitfenster von sechs Stunden z. B. 24.00 bis 6.00 Uhr. Egal ob Du in der Nacht schläfst oder nicht Du gehst erst wieder ins Bett, wenn 24.00 Uhr ist. Nach einiger Zeit ist der Schlafdruck so hoch, dass man schläft.

Ich denke aber, dass Dir in der momentanen Situation ein Medikament besser hilft!!! Die Schlafkompression kannst Du mal ausprobieren, wenn es Dir insgesamt besser geht und Du nachts nicht sowieso raus musst wegen der Kiddis. Aber evtl. ist es für die Zukunft ja eine Überlegung wert, gerade weil Du schreibst, dass Du schon immer Probleme hattest.

mit Grüßen
die Graureiherin
postpartale Zwangserkrankung 10/2012
Cipralex bis 2014
Rückschlag 2015, wieder Escitalopram bis 15mg
langsame Reduzierung auf 5 mg Escitalopram seit Juli 2017
Verhaltenstherapie beendet seit September 2017
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