Venlafaxin

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Gänseblümchen

Venlafaxin

Beitrag von Gänseblümchen »

Hallo ihr lieben.

Ich war jetzt längere zeit nicht mehr im forum. Es gibg mir richtig gut die letzte zeit.
Aus diesem grund habe ich am montag mit meiner psychiaterin entschieden, das venlafaxin abzusetzen.
Das abilify hab ich vor ein paar monaten erfolgreich und ohne probleme abgesetzt.

Ich würde gerne wissen ob jemand unter euch ist der das venlafaxin schon mal abgesetzt hat (oder auch ein anderes ad) und wie es funktioniert hat.

Ich nahm bis jetzt 150mg. Seit dienstag hab ich auf 75mg reduziert.
Meine psychiaterin meinte das venlafaxin setzt sie immer ganz langsam ab. Ich soll einen monat bei 75mg bleiben, dann einen monat 37,5mg und dann weglassen.
Mir kommt das jedoch ziemlich schnell vor?!

Es ging mir die letzten 2 wochen so super wie noch nie. Ich hatte sehr viel antrieb und war sehr gut gelaunt, manchmal sogar ein bisschen zu viel, so dass ich abends so überdreht war dass ich schwer einschlafen konnte. Ein grund mehr für mich das ad zu reduzieren.
Nun geht es mir seit gestern eher mäßig. Ich hatte gestern wieder leichte symptome wie kein zeitgefühl, keine motivation, als wär ich ferngesteuert. Und auch heute hab ich wieder so komische blitze im kopf. Als würde mein gehirn zeitweise kurz zusammenzucken.
Hatte ich schon öfter.

Nachdem ich jetzt reduziert habe hab ich natürlich angst dass es wieder schlimmer wird.
Ist es überhaupt möglich nach 3 tagen die reduktion schon zu spüren?

Würde mich sehr freuen wenn mir jemand seine erfahrungen schildern könnte 😊
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Marika
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Re: Venlafaxin

Beitrag von Marika »

Hallo Gänseblümchen (ein wunderschöner Name),

es ist möglich, dass du schon nach so kurzer Zeit Absetzsymptome merkst. Mit Venlafaxin habe ich keine Erfahrung, aber mit dem Reduzieren meines AD´s (Cipralex). Als ich das erste mal ans Reduzieren/Absetzen dachte, war ich zu ehrgeizig und schnell - habe innerhalb von 2 Monaten fast meine ganze Dosis runter gefahren. Das Ergebnis war, dass es mir plötzlich wieder sehr schlecht ging und ich wieder um einiges auf dosieren musste. Danach bin ich es gaaaaaaaaaaaaaaaaanz langsam angegangen, habe Mini-Mini Schritte gemacht und zwischen diesen immer 3-4 Monate Abstand gelassen. Das ging viel, viel, viel besser - fast keine Absetzsymptome.

So habe ich zuerst Tavor, dann Mirtazapin komplett abgesetzt (bei diesen beiden Medis hatte ich gar keine Probleme!) und später dann mein Cipralex um 2/3 der Dosis reduzieren können. Hier bin ich dann meine ganz persönliche Grenze gestoßen: Ganz auf 0 mg geht anscheinend bei mir nicht, dann kommen die Symptome wieder (ich war mal 9 Monate ganz ohne irgendein AD), leider erlitt ich dann einen Rückfall - bei mir ist die Depression anscheinend rezidivierend, also "chronisch". Das ist aber bei jedem anders - es ist nur meine ganz persönliche Erfahrung und Geschichte, mit der ich aber wunderbar lebe.

Generell kann ich sagen: je langsamer beim Reduzieren - umso besser kann sich der Körper darauf einstellen und umso weniger Absetzsymptome hatte ich. Alles Gute dir!
Liebe Grüße von
Marika

Diagnose:
schwere PPD 2005
heute völlig beschwerdefrei mit 10 mg Cipralex
Astrid77

Re: Venlafaxin

Beitrag von Astrid77 »

Hallo,
ich hab vor 3 Wochen angefangen Venlafaxin zu nehmen, nehme gerade 37,5mg und werde es maximal auf 75 schaffen, denn es treibt mich extrem an.
Ich habe vor Monaten Cymbalta ausgeschlichen, das ähnlich wirkt, daher hier meine Erfahrung: ich hab es auch schnell gemacht, sogar binnen zwei wochen (habe aber auch davon nur die kleinste Dosis vorher genommen). Ich hab nämlich die nebenwirkungen und das ständige Überdreht sein nicht mehr ausgehalten, daher hatte ich es eilig. Ich hab die Kapsel aufgemacht und die Kugeln gezählt, es waren glaub ich 200 drin. ich hab dann die ersten Tage ein drittel der kugeln rausgenommen, später dann zwei drittel, bis ich es ganz weggelassen habe. Absetzsymptome hatte ich schon nach dem zweiten Tag, aber am schlimmsten war es, als ich dann nichts mehr nahm. Da war es als wollten die Nerven "etwas haben" und solange ich was genommen hab, egal wie wenig, war es noch ok, aber dann gar nichts mehr kam, wurde es schwer. Jedenfalls, ja, diese "Brain zaps" hatte ich auch! ich war während der ganzen Zeit des Absetzens total benebelt, daher hab ich es dann schnell hinter mich bringen wollen. Es hat leider nach dem absetzen 2 wochen gedauert, bis alle symptome weg waren. Aber wie gesagt, ich wollte einfach nur aufhören, und ich wusste, es sind nur absetzsymptome und hatte daher keine Angst vor diesen Zaps oder Schwindel etc.. Es ging mir körperlich nicht gut, aber seelisch ok, weil wie gesagt, ich wusste, es sind nur symptome, sonst nichts. Und ich zählte wie immer die Tage, und nach 2 Wochen hab ich mich wirklich fit gefühlt, sogar wieder sport machen können. Einen Rückfall in die Angst gabs dann leider oft, daher nehme ich jetzt wieder Venlafaxin.
Ich wünsch dir alles gute beim Ausschleichen, und keine Sorgen machen - dein Körper passt sich der Verringerung an!
Gänseblümchen

Re: Venlafaxin

Beitrag von Gänseblümchen »

Vielen dank für eure antworten. Das macht mir wieder mut 😊

Ich bin auch sehr ungeduldig mit dem absetzten weil ich mich schon so freue wenn ich endlich kein ad mehr nehmen muss.
Hab im letzten jahr 20 kg zugenommen, was mir sehr zu schaffen macht und hab so viel hoffnung mein gewicht wieder in den griff zu bekommen wenn ich das ad nicht mehr nehme.
Dazu kommt das der wunsch nach einem zweiten kind immer größer wird und ich erst wieder schwanger werden will wenn alle medis zur gänze weg sind.
Sollte sich mein zustand in der ss verschlechtern bin ich nicht abgeneigt wieder ein ad zu nehmen, aber versuchen will ich es auf jeden fall zuerst mal ohne.

Ich wollte eigentlich auch langsamer absetzen, in 37,5er schritten, aber nachdem meine psychiaterin meinte zu halbieren wäre langsam genug hab ich mich erst mal rießig gefreut das es so schnell gehen wird. Wobei ich ihr nicht immer zu 100% vertraue, aber aus vorfreude hab ich das diesmal getan.

Ich werde jetzt mal noch bis montag abwarten, und wenn es sich verschlechtert bzw nicht bessert werde ich wieder etwas erhöhen und es langsamer angehen.

Was mich so nervös macht ist nicht direkt die angst vor einer verschlechterung, weil ich ja weiss dass ich jederzeit erhöhen kann bzw noch mein bedarfsmedi habe (praxiten - hab ich gott sei dank noch nie benötigt) sondern eher die angst davor dass der absetzversuch scheitert und ich weiterhin das medi nehmen muss.

Meine ärztin hat auch gemeint ich soll bei einer verschlechterung nicht zu lange warten und wieder erhöhen damit ich nicht wieder zu tief reinrutsche. Aber ich neige da eher dazu es "auszuhalten" und alles dafür zu tun das ad endlich los zu werden 😐

Hach, ich hab mir das ganze einfacher vorgestellt 😞
Gänseblümchen

Re: Venlafaxin

Beitrag von Gänseblümchen »

astrid:

gibt es diese "brain zaps" wirklich oder nennst du sie so?

dachte mir wiedermal das bilde ich mir wieder ein 😛

das komische ist nämlich, dass sie bei ablenkung weg sind.
hab mich gestern überwunden und bin abends zur spielgruppe gefahren, da ging es mir plötzlich wieder gut, auch der restliche abend war super.
Astrid77

Re: Venlafaxin

Beitrag von Astrid77 »

Ich hab das Wort Brain zap auch von Wikipedia übernommen, google mal den Ausdruck, der taucht auf bei absetzsymptomen. Fand es passend für das, was ich auch erlebt hab. Bei mir war es rein Körperlich, ich glaub nicht dass es durch Ablenkung weg ging, aber ist ja Super wenn es bei dir so klappt!
Gänseblümchen

Re: Venlafaxin

Beitrag von Gänseblümchen »

Das ist ja witzig. Hab mich gestern noch durchs net geklickt und dieser ausdruck taucht ja total oft auf.
Auch in anderen foren sind diese brain zaps sehr bekannt.

Bei uns kennt das scheinbar niemand. Hatte als ich die das erste mal hatte sogar eine mr und ein eeg weil niemand wusste was ich da habe 😛

Naja ist ja schon mal gut zu wissen das es die öfter gibt.

Danke 😊
Gänseblümchen

Re: Venlafaxin

Beitrag von Gänseblümchen »

Hallo mädls,

Ich möchte euch gerne berichten wie es mit dem absetzen vorangeht 😊

Also die absetzsymptome verschwinden langsam wieder.
Die brain zaps sind so gut wie weg und der antrieb wieder da.
Seit gestern geht es mir wieder richtig gut.
Das einzige das mir etwas zu schaffen macht sind extreme stimmungsschwankungen und aggressionen.
Da ich keine unterstützung und verständnis von meinem partner habe (wie auch schon während der ppd) hoffe ich unsere beziehung übersteht auch diese zeit jetzt.

ich werde auf jeden fall stark bleiben und dran bleiben, auch wenn die versuchung einer erhöhung manchmal ziemlich stark ist. 😉
Astrid77

Re: Venlafaxin

Beitrag von Astrid77 »

Bei wieviel mg bist du jetzt?
Ach, dein Mann packt das. Wenn ich merke dass ich unausstehlich werde, versuche ich meinem Mann ein bisschen aus dem Weg zu gehen. Dann merkt er schon das etwas nicht passt und lässt mich auch in Ruhe.
Ich hab seit ich Venlafaxin nehme übrigens nur noch die Hälfte Kapazität zum Essen irgendwie. Auch wenn ich totalen Hunger habe, schaffe ich meistens nur ne halbe Portion und bin dann pappsatt. Sogar Kekspackungen, welche ich sonst in einem Rutsch leergemacht habe, bleiben einfach liegen und ich vergesse sogar, dass ich sie gekauft habe. Gings dir auch so?
Gänseblümchen

Re: Venlafaxin

Beitrag von Gänseblümchen »

Naja ich muss sagen seit der ss ist in unserer beziehung einiges kaputt gegangen was mir erst jetzt so richtig bewusst wird.
Mein freund hatte wärend der gesamten ss kein bisschen verständnis für mich, bin sogar bis 3 tage vor der geburt in den stall gegangen und als es mir die ersten 3 monate schlecht ging lief es so nach dem motto "schwangerschaft ist keine krankheit".
Auch nach der geburt hatte ich absolut keine unterstützung. 1 h nach der geburt (als ich vom kreissaal ins zimmer gebracht wurde) ist er gleich abgehauen weil er ja in den stall musste. Daheim war ich dann vom ersten tag an alleine mit kind, haushalt und musste auch noch für die gesamte familie inkl schwiegereltern und schwägerin kochen.
Nach ca 5 wochen machte er mir schon druck wann ich denn endlich wieder am hof mithelfe.
Als es mir dann so schlecht ging (was mich mittlerweile nicht mehr wundert) bekam ich immer wieder zu hören ich soll mich zusammenreissen, "was hast du denn heute schon wieder", das redest du dir nur ein etc.
Das er in dieser zeit rein garkein verständnis für mich hatte und mir nur noch mehr druck gemacht hat kann ich ihm einfach nicht verzeihen.
Und jetzt, wo es mir gut geht entwickeln sich dadurch immer mehr aggressionen gegen ihn.

Naja, mal schauen wie sich alles entwickelt bis ich ohne medis bin und wieder ganz ich selber bin.

Sorry fürs auskotzen, musste grad einfach sein 😕

Oh das wäre schön, bei mir ist das gegenteil der fall. Ich hab seit ich venlafaxinnehme ca 20kg zugenommen. Weiss garnicht wieviel ich momentan wiege, trau mich nicht mehr auf die waage. Ich esse zwar nicht wirklich mehr als vorher also hoffe ich das ich die kilos nach dem absetzen wieder los werde.
Die zunahme macht mir sehr zu schaffen, da ich immer eine super figur hatte. Mag garnicht mehr fortgehen und bin immer in der hoffnung das mich niemand sieht der mich von früher kennt.
Frustrierend ist das 😖
Gänseblümchen

Re: Venlafaxin

Beitrag von Gänseblümchen »

Achja bei 75mg bin ich momentan und werde ich noch 3 wochen bleiben
Astrid77

Re: Venlafaxin

Beitrag von Astrid77 »

Oh das tut mir leid, tja dein Mann ist ja wirklich gnadenlos. In einer Selbsthilfegruppe hier in Wien haben wir uns mal ausgetauscht und die Gruppenleiterin meinte, dass es in den Beziehungen immer dann kracht, wenn die Frau wieder gesund wird. Weil man dann wirklich erst sieht, was alles gelaufen ist. Mein Mann beginnt oft Sätze mit "Wenn du wieder gesund bist, dann..." - dann stellt er sich immer vor, ich würde wieder so werden wie früher. Aber ich habe mich so verändert, das wird nie wieder so. Ich bin eine ganz andere Person, ich finde das ist auch ein schwieriger Punkt in der Depression. Alle anderen und man selbst müssen sich irgendwie damit abfinden, dass man sich verändert hat...
Super, dass das Verringern der Dosis bis jetzt so gut geklappt hat!
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Marika
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Re: Venlafaxin

Beitrag von Marika »

Zur "Veränderung": Schon alleine das "Eltern - Werden" bringt für uns Frauen eine Veränderung mit sich, die man sich davor gar nicht vorstellen kann. Wenn dann noch die PPD dazu kommt, dann ist das fast eine 360 Grad Wendung!
Liebe Grüße von
Marika

Diagnose:
schwere PPD 2005
heute völlig beschwerdefrei mit 10 mg Cipralex
Gänseblümchen

Re: Venlafaxin

Beitrag von Gänseblümchen »

das mit der veränderung fällt mir im moment sehr auf.
ich bin in den letzten 2 jahren sehr gewachsen.
vorher war ich eher beeinflussbar, hab nie gesagt wenn mich etwas stört und es immer allen recht gemacht.
hatte auch nicht viel vertrauen in mich selbst.
aber jetzt fühle ich mich richtig stark weil ich die letzte zeit so gut gemeistert habe, das muss erst einmal jemand durchmachen.

hab gerade auch eine freundin verloren weil sie mit meinem neuen, stärkeren ich nicht zurechtkommt. hab ihr einmal dagegen geredet und gesagt dass ich nicht ihrer meinung bin und schon war sie schockiert und konnte sich nicht anders helfen als mir vorwürfe zu machen wie gemein ich nicht bin.
naja, muss sie sich wohl eine andere "beste freundin" suchen.
Gänseblümchen

Re: Venlafaxin

Beitrag von Gänseblümchen »

hallo,

so die zweite woche ist um, würd euch gern an der absetzgeschichte teilhaben lassen da ich selber sehr wenig zu dem thema gefunden habe 😊

also grundsätzlich geht es mir gut.
gestern abend kam plötzlich wieder ganz leicht dieses angstgefühl hoch und ich denke sehr viel nach im moment. unter anderem auch über eine trennung von meinem freund. hab deswegen manchmal rießen schuldgefühle meiner tochter gegenüber, zum einen wenn ich hier bleibe und sie diesem "zustand" in dieser familie (schwiegereltern und mein partner) aussetze und zum anderen wenn ich sie aus ihrer gewohnten umgebung reisse wo sie sich ja eigentlich recht wohl fühlt. sie tut mir dann so unendlich leid das ich heulen könnte. 😐
heute morgen ging es mir auch nicht besonders, druck im kopf, etwas neben der spur und unwirklich und sehr unzufrieden.
während ich gekocht habe hat sich das dann gelegt und es geht mir bestens.

bin gespannt auf die nächsten 2 wochen und ob ich mich danach stabil genug fühle um wieder zu reduzieren.
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