Mirtazapin abgesetzt, brauche Eure Meinung

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mondkind0511

Mirtazapin abgesetzt, brauche Eure Meinung

Beitrag von mondkind0511 »

Hallo Ihr Lieben!

Ich bräuchte mal wieder einen oder gerne mehrere Ratschläge.

Nach der Geburt unseres Sohnes im Juli 2014 hatten mich ja Schreikind und PPD ziemlich heftig erwischt. Mein größtes Problem bei dem ganzen waren vor allem üble Schlafstörungen. Nach 5 Monaten fand ich in Eigenregie eine tolle MuKi-Tagesklinik, wo ich zunächst 15mg Mirtazapin und dann später dazu 20mg Citalopram bekam und es ging Stück für Stück ganz langsam wieder aufwärts.

Geschlafen hab ich seitdem wie ein Stein, auch bei unruhigen Nächten mit dem Kleinen.
Letzten Sommer habe ich dann Mirta auf 7,5 mg reduziert ohne irgendwelche Probleme.

Nun hab ich insgesamt 12 kg zugelegt, und nachdem ich ein halbes Jahr mit 7,5 mg super gefahren bin aber stetig weiter zugenommen habe, vor 1,5 Wochen in Absprache mit der Ärztin ganz abgesetzt.

Die Ärztin hat mir Mut gemacht, mit ihren Segen gegeben und mir auch angeboten erstmal einen Tag mit und einen Tag ohne Mirta ins Bett zu gehen.

Motiviert wie ich war, hab ich dann gleich ganz aufgehört damit.
Eine Woche lang trotz krankem Kind, unruhigen Nächten und ordentlich Dampf im Büro (arbeite Teilzeit in leitender Funktion), hatte ich ein super Gefühl und trotzdem gut geschlafen. Dann fing letzten Freitag nach genau einer Woche ein komisches Hautjucken an (Kopf, Arme, Beine, Rücken). Ich dachte erst es liegt am neuen Shampoo :P bis ich gegoogelt habe. Dort stand, dass das Hautjucken eine Absetzerscheinung sein kann. Und auch ohne weiter zu lesen stand in nahezu allen Google-Ergebnissen in der Überschrift "Mirtazapin Horror beim Absetzen".

Seitdem bin ich total verunsichert, ob ich doch wieder anfangen soll. Dabei schlafe ich weiterhin ok. Der Kleine hat letzte Nacht seit 4 Uhr gehustet und ich lag wach mit dem ersten leichten Gedankenkarussel seit der schweren Zeit :?

Das Schlimme ist, dass ich seither mein Vertrauen in die Fähigkeit gut zu schlafen gänzlich verloren habe und mich bei jedem Aufwachen (Klo oder so) als erstes Frage, ob ich es wohl wieder schaffe einzuschlafen, das macht mich echt kirre.

Nur mit dem Jucken könnte ich leben, habe aber Bedenken, ob da noch andere Erscheinungen dazu kommen, aber deswegen aufgeben?

Was meint Ihr?
Welche Erfahrungen habt ihr gemacht?

Es dankt herzlich
Das Mondkind
Astrid77

Re: Mirtazapin abgesetzt, brauche Eure Meinung

Beitrag von Astrid77 »

Bei mir sind schlaflose Nächte ja auch eins der Hauptprobleme. Hat mich früher nicht so gestört (ich kenne es nicht anders, seit Kindheit an), aber jetzt schon. Nimm doch eine Alternative, z.B. Melatonin oder ein müde machendes Heuschnupfenmittel (meins heißt Dibondrin). Ich hab Mirtazapin seit gestern abgesetzt, und habe vor es jetzt so zu machen dass ich 1 Abend eine Dibondrin nehme, den nächsten Abend Melatonin, eben immer im Wechsel. Melatonin wirkt bei mir nicht so toll zum Durchschlafen, aber man kann, wenn man nach einem nächtlichen Toilettenbesuch wach ist - ich kenn das nur zu gut - dann eine nachnehmen, hang over gibt es dabei nicht. Ich habe auch null Vertrauen in meine Einschlaffähigkeiten, ich weiß genau dass ich nach dem Fläschchen geben 2 Stunden wach liege, oder manchmal nachts einfach gefühlte hundert mal aufwache :( Das war ich wie gesagt bisher gewohnt, aber als ich zu Beginn der ppd zum ersten mal in meinem Leben eine Schlaftablette genommen habe, da habe ich am nächsten morgen das Gefühl gehabt, zum ersten Mal in meinem Leben so geschlafen zu haben, wie es wohl "normal" ist.
Theresia

Re: Mirtazapin abgesetzt, brauche Eure Meinung

Beitrag von Theresia »

Hallo,
Ich hatte auch mit schweren Schlafstörungen zu tun. Ich konnte einfach nicht einschlafen, vor allem wenn ich nachts noch die Flasche geben musste. Da ich beim Zopiclon ständig Ängste hatte, dass ich abhängig werden würde und nie wieder ohne würde schlafen können, hatte mir meine Psychiaterin damals Mirtazapin 7.5mg zum schlafen verschrieben. Das wirkte sofort gut. Leider habe ich dann auch recht bald gut was zugenommen, so dass ich es absetzen wollte. Meine Psychiaterin riet mir auch, es einfach nicht einen Tag nicht zu nehmen und dann wieder schon etc. Hat bei mir in schlaflosen Nächten geendet, sogar als ich das Mirtazapin noch im Nachhinein genommen habe konnte ich einfach nicht schlafen. Hatte das vertrauen in den Schlaf verloren und mich total reingesteigert. Meine Psychiaterin hat dann gemeint ich solle den Druck etwas rausnehmen. Dann habe ich angefangen, das mirtazapin so lange zu teilen, bis nur noch Brösel übrig geblieben sind. Meine Psychiaterin meinte schon, dass es sich um Homöopath Dosen handelt:-) aber es hat mir auf diese Weise geholfen, das Mirtzapin auszuschleichen. Ich bin der Meinung dass es gar keine körperlichen absetzsymptome gegeben hat, alles war nur die Angst vor der Angst. Irgendwann hab ichs nicht mehr genommen und das Vertrauen im Schlaf blieb. Bis heute:-) les bitte nix im Internet. Dasstehen echt nur Horrorsachen drin. Red besser mit deinem Arzt. Du nimmst eine niedrige Dosis, da werden wenn ja dann nur geringe Symptome oder gar keine aufkommen.

Liebe Grüße
Theresia
mondkind0511

Re: Mirtazapin abgesetzt, brauche Eure Meinung

Beitrag von mondkind0511 »

Danke für Eure Feedbacks!
Hab mich heute den ganzen Tag verrückt gemacht, und mir nur deswegen geschworen es heute Abend wieder zu nehmen. Aber nach 10 Tagen einfach wieder nehmen? Oder nur 3,75 mg? Oh Mann, immer dieses Drama :oops: ...

Theresia: Toll, dass Du schon so weit bist! Das macht Mut!
Theresia

Re: Mirtazapin abgesetzt, brauche Eure Meinung

Beitrag von Theresia »

Hallo nochmal,

Ich würde dir raten, dir weniger Gedanken zu machen:-) ich weiß dass es schwer ist. Finde es eine gute Idee, heute Nacht die normale Dosis zu nehmen da du wie du schreibst dich heute verrückt gemacht hast. Und morgen schaust du einfach wie es dir geht. Dann nimmst du morgen oder übermorgen odrr noch später eine halbe etc. Finde für dich selber einen Plan bei dem du dich wohlfühlt und keinen Druck hast. Es geht auf jeden Fall bald ohne mirtazapin:-) drücke dir ganz fest die Daumen:-)

LG
Anke
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Re: Mirtazapin abgesetzt, brauche Eure Meinung

Beitrag von Anke »

Hallo mondkind0511,

ich kann Dir nur ganz dringend raten, Dich bei solchen Fragen ausschließlich an Deine Ärztin zu wenden.
Sie kennt Dich und weiß, was im Moment für Dich das Beste sein wird.
Niemand von uns hier kann Dir hinsichtlich Medikation etwas "raten" oder "empfehlen".

Hier im Forum kann nur jede Frau über ihre eigene Erfahrung berichten.

Alles Gute!
Viele Grüße von Anke

"Die Zeit heilt alle Wunden..."
Theresia

Re: Mirtazapin abgesetzt, brauche Eure Meinung

Beitrag von Theresia »

Da gebe ich Anke vollkommen Recht. Mach alles in Absprache mit deiner Ärztin. das habe ich auch gemacht. Vielleicht hilft dir die strategie die bei i geholfen hat. Druck raus und so lange teilen bis nichts übrig ist:-) alles gute nochmal:-)

LG
Theresia
Graureiherin
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Re: Mirtazapin abgesetzt, brauche Eure Meinung

Beitrag von Graureiherin »

Hallo Du,

ich habe Mirtazapin genauso ausgeschlichen wie Theresia, also bis zu einem homöopathischen Bröckele. Natürlich in Absprache mit der Ärztin.

Zusätzlich habe ich mich mit Schlaf- bzw. Schlafstörungen beschäftigt und kam auf die sogenannte Methode der Schlafkompression. Allerdings hatte ich mein Leben lang Schlafstörungen und nicht "nur" in der Krise. Trotzdem haben mir die Methoden der Schlafkompression geholfen daran glauben zu können, dass ich wieder schlafen kann... und ich kann es so gut wie noch nie in meinem Leben. Falls Dich ein gutes Buch zum Thema Schlaf interessiert "Schlaf erfolgreich trainieren".

Allerdings denke ich, dass die Schlafproblematik bei Dir Krisenausgelöst ist und das Thema Druck rausnehmen sicher ansteht.

mit Gruß
die Graureiherin
postpartale Zwangserkrankung 10/2012
Cipralex bis 2014
Rückschlag 2015, wieder Escitalopram bis 15mg
langsame Reduzierung auf 5 mg Escitalopram seit Juli 2017
Verhaltenstherapie beendet seit September 2017
mondkind0511

Re: Mirtazapin abgesetzt, brauche Eure Meinung

Beitrag von mondkind0511 »

Guten Abend Zusammen,

ich hab gestern Abend nochmal davon abgelassen, wieder Mirtazapin zu nehmen und dann von 11 bis 7 Uhr durchgeschlafen.
Heute morgen bin ich ganz stolz aufgestanden, aber über den Tag immer wieder "Flashbacks" zur schweren Zeit, die Angst es geht wieder los oder könnte wieder losgehen - ich glaube wirklich auch es ist inzwischen mehr "hausgemacht", also der Druck den ich mir selbst mache. Aber wie soll man das abstellen?

Es fühlt sich einfach an, als wenn eine Krücke auf dem Weg zur Heilung, wenn es die denn jemals voll und ganz geben wird, weggefallen wäre und ich habe einfach Angst vor dem was jetzt kommt. Das Mirtazapin hat mich buchstäblich gerettet damals, wenn es auch alleine nicht ausgereicht hat, um wieder auf die Füße zu kommen. Ich nehme ja immer noch morgens das Citalopram, aber das Mirtazapin war damals doch das erste Mittel, dass mir überhaupt wieder Hoffnung gegeben hat.

Inzwischen habe ich mit meiner Ärztin gemailt, die mir geschrieben hat, dass ich nicht an eine Art Entzugserscheinungen denken soll, denn ich war nicht abhängig. Ich soll versuchen, die eventuell körperlich auftretenden Symptome nicht so groß, sondern eher kleiner zu sehen und nicht vergessen, dass ich von einer relativ geringen Dosis komme. Ich weiß, dass sie immer ansprechbar ist, und unterm Strich das zählt, was sie mir rät, dennoch haben mir Eure Erfahrungsberichte schon in der schwersten Zeit viel gegeben und ich freue mich, wenn ich von Euch höre :)

Danke Euch Allen!
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Marika
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Re: Mirtazapin abgesetzt, brauche Eure Meinung

Beitrag von Marika »

Hallo,

ich habe auch mal Mirtazapin zum schlafen genommen und konnte es nach einer gewissen Zeit ohne Probleme absetzen. Der Schlaf hat sich danach etwas verändert, aber das ist normal - denn: Weißt du, dass "Durchschlafen" gar nicht richtig stattfindet? Die Schlaftiefe variiert in jeder Nacht zwischen den einzelnen Rhythmen (Tiefschlaf, REM - Traumphase, oberflächlich). Wir wachen jede Nacht ganz kurz immer wieder auf, nämlich nach jeder REM Phase, nur merken wir das im Idealfall gar nicht, weil wir sofort wieder einschlafen.

In meinem Fall ist es so, dass ich jede Nacht mindestens 2x aufstehen muss, weil ich aufs Klo muss. Hab das schon untersuchen lassen, ist aber alles in Ordnung und eine "Laune der Natur". Nicht immer, kann ich dann sofort wieder gut einschlafen, wobei das mittlerweile fast sehr gut geht. Als es mir noch schlechter ging wegen der PPD, kam das öfter vor. Ich habe das dann nicht tragisch gesehen und bin bewusst aufgestanden, hab mich an den PC gesetzt, was gelesen usw.... Seltsamer Weise bin so dann doch wieder sehr schnell müde geworden. Der Trick besteht darin - jedenfalls bei mir - mich NICHT zum schlafen zu zwingen, sondern etwas zu tun, das ich eigentlich am Tag täte, also ganz BEWUSST Dinge zu tun die mit Schlafen nichts zu tun haben. Dahinter steckt auch die Akzeptanz meinem Körper gegenüber, dass er seinen eigenen Schlafrhythmus hat. Und wenn der dann einfach nicht jede Nacht so ist, wie ich das gerne hätte, dann handle ich danach. Ich hole mir dann wenn möglich und nötig den Schlaf tagsüber nach - z.b. in einem Nachmittagsschlaf. Das geht natürlich nur, wenn man nicht oder Teilzeit arbeitet oder auch das Kind am Tag ein Schläfchen macht, sonst wird's schwierig. Zum Glück war mein Sohn lange Zeit ein Nachmittagsschläfer und heute arbeite ich Teilzeit - da geht sich sehr oft ein "Tagschläfchen" aus. 8)

Das ist aber nur meine Erfahrung, die nicht für jeden klappt. Denn das was Graureiherin schreibt ist ebenfalls eine super Methode um zu schlafen, ist aber genau das Gegenteil von dem was mir geholfen hat. Da muss jede einfach ausprobieren, was für sie ganz individuell passt. Jeder Mensch ist anders und daher hilft auch nicht jedem das gleiche. Kann gut sein, dass die meisten mit meiner Methode gar nicht mehr einschlafen.... :wink: Ich habe ja dann in schlaflosen Nächten sogar noch einen Kaffee getrunken.... und der hat mich erst recht müde gemacht - das würde ich jetzt wirklich sonst nicht empfehlen, denn der macht ja munter!!!! Mich hat er in der Nacht aber müde gemacht.... da sieht man es wieder: jeder ist anders. :roll:
Liebe Grüße von
Marika

Diagnose:
schwere PPD 2005
heute völlig beschwerdefrei mit 10 mg Cipralex
Sanna
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Re: Mirtazapin abgesetzt, brauche Eure Meinung

Beitrag von Sanna »

Ah, Mirtazapin absetzen...mein Thema. :wink:

Ich habe in der Höchstdosis 45 mg genommen. Ich konnte dann ohne Probleme auf 22,5 reduzieren. Beim Schritt auf 15mg habe ich dann aber heftige Absetzsymptome gehabt. Ich glaube, einfach nur weil ich wusste, dass ich reduziert habe. Ich bin dann wieder rauf und alles war gut. Ich habe auch gegoogelt und das hat mich so verunsichert, dass als Konsequenz direkt Symptome aufgetreten sind. Ich bin mir sicher, dass sie keinen körperlichen Ursprung hatten, sondern meine Unsicherheit sich in Symptomen manifestiert hat. Versuch auf deinen Bauch zu hören. Das ist, glaube ich, der beste Ratgeber.

Ich mache jetzt auch nochmal den Versuch weiter zu reduzieren. Ich will in diesem Jahr das Mirta ganz ausschleichen. Dafür lasse ich mir aber Zeit. Ich nehme jeden zweiten Tag 15mg und sonst 22,5mg. In Absprache mit dem Arzt. Mal gucken.

LG, Sanna
schwere PPD 2012, heute komplett symptomfrei
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